Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
In Kapernaum und Nazareth
- Kapitel 128 -
Heilung eines andern blutflüssigen Weibes. Die Evangelisten Markus und Lukas. Der Herr im Hause des Obersten Kornelius. Erweckung der Tochter des Kornelius
Und nun in der Geschichte des Evangeliums wieder weiter!
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Als wir vom Hause des Matthäus zogen, schon ziemlich spät des Nachmittags, und auf halbem Wege nach Kapernaum uns befanden, da kam, ebenfalls von rückwärts Mich eiligst verfolgend, ein Weib, das, so wie schon früher ein anderes griechisches Weib, bei zwölf Jahre am Blutgange litt, und niemand konnte ihr helfen. Dies Weib, das von der früheren Griechin Kunde erhielt, rührte bloß den Saum Meines Obergewandes an () und ward im Augenblick gesund. Denn sie sagte zu sich selbst nach dem Drange ihres innersten Gefühls: ,,Wenn ich nur anrühren werde Seines Gewandes Saum, so werde ich genesen!" () Und so geschah es ihr denn auch augenblicklich also, wie sie es geglaubt hatte. Und sie verspürte es auch sogleich, daß durch die gläubige Berührung Meines Gewandes die Quelle ihrer zwölfjährigen Leiden versiegt war.
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Ich aber wandte Mich um und sprach zu dem Weibe: ,,Sei getrost, Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen! Ziehe hin im Frieden!" Und das Weib zog unter vielen Dankes- und Freudentränen nach Hause und blieb fortan gesund. ()
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Es war dies Weib eine Jüdin und keine Griechin; aber sie hatte ihre Behausung unfern von einer griechischen Ansiedlung, kam oft zu den Griechen und erfuhr vieles von ihnen und sogestaltig auch die Heilung der früheren Griechin, von der Markus und der Maler und Dichter Lukas späterhin Erwähnung tun, wodurch die beiden sich höchst ähnlichen Begebenheiten für eine und dieselbe sogar von den gelehrtesten Theosophen gehalten werden, was aber durchaus nicht der vollen Wahrheit gemäß richtig ist und für die Zweifelsüchtigen ein gut Wasser auf ihre Mühlen gibt.
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Es fragte Mich aber auch sogleich Matthäus der Schreiber, ob er nun auch diese Tat anmerken solle und was von all den Taten dieses Tages.
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Und Ich sagte zu ihm: ,,Du sollst alles aufzeichnen, was heute geschah, bis auf die Versorgung des Hauses deines Namensgefährten sowie die vielen Reden auch nicht, die da sind gewechselt worden. Kurz, heute noch kehren wir wieder nach Hause, und morgen werden wir zur Genüge Zeit bekommen, alles genau zu bestimmen, was vom heutigen Tage soll aufgezeichnet werden."
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Matthäus der Schreiber gab sich damit vollends zufrieden, und wir erreichten auch bald darauf das Haus des Obersten und begaben uns allda sogleich in den Saal, wo die verstorbene Tochter auf einem nach römischer Weise gezierten Bette lag.
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Es waren aber darin eine Menge Pfeifer und andere Lärmmacher; denn es war da Sitte, um die Verstorbenen einen großen Lärm zu schlagen, auf daß sie entweder wieder erwachen sollten, oder um, so das nicht mehr geschehen mochte, nach der Meinung des gemeinen blinden, zum größten Teile heidnischen Volkes, das eben hier sich am meisten zu schaffen machte, die Abgesandten ihres Höllenfürsten Pluto zu verscheuchen.
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Als Ich mit den Jüngern aber in das große Zimmer trat und ihr unsinniges Lärmen sah und vernahm (), gebot Ich, daß sie vor allem mit Ihrem Lärmen verstummen und aus dem Zimmer und vollends aus dem ganzen Hause weichen sollten, indem die Tochter nicht gestorben sei, sondern nur schlafe.
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Da fingen die gedungenen Lärmmacher (natürlich ums Geld; denn ohne Geld ward niemandem ein Lärm gemacht!) an, Mich zu verlachen, und einer aus ihnen sagte im Vertrauen zu Mir: ,,Da wird's dir schwerlich wie beim Jairus gelingen! Sieh sie nur näher an, und du als Arzt mußt es sogleich erkennen, daß ihr der vollkommenste Tod nach der Lehre des berühmten alten griechischen Arztes Hippokrates auf der Nase sitzt, und du behauptest, daß sie schlafe!?"
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Der Oberste aber sah, daß die Tumultuanten nicht weichen wollten; da gebot er ihnen bei scharfer Ahndung, daß sie weichen sollten, und gebot den wachhabenden Kriegsknechten, das Volk hinauszutreiben. So ward darauf das Zimmer bald frei von all den Lärmmachern.
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Und als das Zimmer wie auch das ganze große Haus frei war von den lästigen Gästen, da ging Ich erst vollends in das Zimmer mit Meinen Jüngern und den Angehörigen des Oberst'schen Hauses, trat da sogleich an das Totenlager, faßte die Tochter, ohne dabei ein Wort zu reden, bloß nur bei der Hand, und die Tochter stand im Augenblick also völlig gestärkt und gesund auf, als ob ihr nie etwas gefehlt hätte. ()
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Als die Tochter aber sah, daß sie auf dem ihr wohlbekannten Bett, darauf nur die Toten gelegt werden, lag, fragte sie sobald, was denn das bedeute, daß sie sich auf dem Totenbett befände.
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Der Oberste aber trat zu ihr und sagte zu ihr, übervoll von der höchsten Freude: ,,Meine übergeliebte Kornelia! Du bist sehr krank geworden und bist auch an solcher bösen Krankheit vollends gestorben, warst tot und wärest unrettbar tot geblieben, so dich nicht dieser wahrlich allmächtige Heiland aller Heilande erweckt hätte mit Seiner göttlichen Kraft, gleichwie Er vor etlichen Tagen auch das dir wohlbekannte Töchterchen des Schulobersten Jairus erweckt hat. Darum freue dich nun des schönsten Lebens wieder und sei fortan überdankbar diesem Freund der Freunde, der allein dir das verlorene höchste Gut, das teuerste Leben, wiedergegeben hat!"