Gottes Neue Offenbarungen

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 3 -

Hiob beklagt seine Geburt

1
Endlich tat Ijob seinen Mund auf und verwünschte den Tag seiner Geburt.
2
Und Ijob hob an und sprach:
3
"Oh, daß ausgelöscht wäre der Tag, an dem ich geboren, die Nacht, da man sprach: Ein Knäblein ist da!
4
Dieser Tag - wäre er doch in Finsternis verblieben! Hätte Gott da droben nie um ihn sich gesorgt! Hätte nie über ihm aufgeleuchtet das Licht des Tages!
5
Hätten statt seiner Nacht und Todesschatten gewaltet! Hätte dunkles Gewölk sich gelagert auf ihn! Hätte ihn doch Düsternis erschreckt!
6
Jene Nacht - wäre sie doch geworden der Dunkelheit Raub! Hätte sie nie sich vereint mit den Tagen des Jahres! Wäre sie nie getreten zu der Monde Zahl.
7
Wäre doch unfruchtbar geblieben jene Nacht! Wäre doch nie ein Jubelruf in ihr erklungen!
8
Hätten die Verflucher auch sie verflucht, die, die selbst den Leviátan aufzuschrecken verstehen.
9
Wären im Finstern verharrt ihrer Dämmerung Sterne! Hätte umsonst sie gewartet auf Licht! Hätte nie sie geschaut der Morgenröte Wimpern!
10
Sie verschloß mir ja nicht des Mutterschoßes Pforten, verbarg nicht meinen Augen die Trübsal!
11
Was starb ich nicht gleich weg vom Mutterschoß? Was verschied ich nicht gleich, als ich kam aus dem Leib meiner Mutter?
12
Was haben sich Knie mir dargeboten, wozu Brüste, daß ich sie sog?
13
Läge ich im Grab, so könnte ich ruhen! Wäre ich entschlafen, hätte ich Frieden,
14
wie die Könige und die Ratsherren des Landes, die Grabkammern sich erbauten,
15
gleich den Fürsten, reich an Gold, die ihre Grabstatt füllten mit Silber,
16
wie eine Fehlgeburt, die man verscharrt, die niemals ins Dasein trat, wie ein Kind, das niemals das Licht sah!
17
Dort lassen ihr Toben die Frevler, dort dürfen ruhen, deren Kraft sich erschöpft.
18
Dort rasten sorglos die Gefangenen, hören nicht mehr des Fronvogts Ruf.
19
Sich gleich sind dort Kleine und Große, ledig des Herrn ist der Sklave.
20
Was nur leiht er dem Leidenden Licht, den Tiefbetrübten das Leben?
21
Sie sehnen sich nach dem Tod - doch er kommt nicht, nach ihm suchen sie mehr als nach Schätzen.
22
Jauchzenden Jubels wären sie voll, sie frohlockten, wenn das Grab sie fänden.
23
So steht es mit dem Mann, dessen Pfad sich verhüllt, dem Gott jeden Ausweg versperrte.
24
Nun ist Seufzen mein tägliches Brot, wie Wasser ergießt sich mein Klagen.
25
Denn der Furchtbare, den ich fürchte, fiel über mich her; über mich kam der, vor dem mir graut.
26
Nicht Ruhe finde ich, noch Rast, noch Frieden, da gekommen der Zorn."

Hiob beklagt seine Geburt

1
Darnach tat Job seinen Mund auf und fluchte seinem Tage
2
und sprach:
3
Untergehe der Tag, an dem ich geboren, und die Nacht, in der man sprach: Ein Mensch ist empfangen!
4
Dieser Tag möge sich in Finsternis verwandeln, es frage Gott nicht nach ihm in der Höhe und nicht erhelle ihn Licht!
5
Finsternis und Todesschatten mögen ihn verdunkeln, Nachtgewölk umlagere ihn und Bitterkeit hülle ihn ein!
6
Jene Nacht möge ein finsterer Wirbelwind erfassen, nicht werde sie unter die Tage des Jahres gerechnet und nicht unter die Monde gezählt.
7
Einsam sei jene Nacht und keines Lobes gewürdigt;
8
es sollen ihr fluchen, die den Tag verfluchen, die bereit sind, den Leviathan aufzureizen.
9
Durch ihr Dunkel mögen die Sterne verfinstert werden, sie harre auf Licht und schaue es nicht noch auch den Aufgang des emporsteigenden Morgenrots;
10
weil sie die Pforten des Mutterleibes nicht verschlossen, der mich getragen, und nicht das Unglück von meinen Augen weggenommen.
11
Warum starb ich nicht im Mutterleibe, verschied ich nicht sogleich, als ich hervorging aus dem Mutterschoße?
12
Warum ward ich auf Knien aufgenommen, warum an Brüsten gesäugt?
13
Denn so schliefe ich nun in Stille und ruhte sanft in meinem Schlafe
14
mit Königen und Ratsherren der Erde, welche sich einsame Stätten bauen,
15
oder mit Fürsten, welche Gold besitzen und ihre Häuser mit Silber füllen;
16
oder ich wäre gleich einer verscharrten Fehlgeburt nicht mehr da, oder wie Kinder, die zwar empfangen waren, aber das Licht nicht erblickt haben.
17
Dort hören die Gottlosen auf zu toben und dort ruhen die, deren Kraft erschöpft ist.
18
Die einst in Fesseln lagen, sind allzumal unbelästigt, nicht hören sie die Stimme des Treibers.
19
Klein und Groß ist dort und der Knecht frei von seinem Herrn.
20
Warum ist das Licht dem Leidvollen gegeben und das Leben denen, deren Seele voll Bitterkeit ist?
21
Die auf den Tod harren, gleich als grüben sie nach einem Schatze, und er kommt nicht,
22
die sich überaus freuen, wenn sie das Grab finden;
23
dem Manne, dessen Weg verborgen ist und den Gott mit Finsternis umgeben hat?
24
Ehe ich esse, seufze ich und wie überströmende Wasser ergießt sich mein Stöhnen.
25
Denn das Schreckliche, das ich gefürchtet, ist über mich gekommen; und was ich besorgte, ist eingetroffen.
26
War ich nicht gelassen? Schwieg ich nicht? War ich nicht ruhig? Und dennoch ist ein Zorngericht über mich hereingebrochen!