Gottes Neue Offenbarungen

Die Geistige Sonne
Band 2

Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits

- Kapitel 114 -

Herrschsucht und Hochmut - Samen der Hölle

Es braucht einen geringen Grad psychologischer Kenntnis, um im allgemeinen herauszufinden, daß im weiblichen Geschlecht die Herrschsucht der vorherrschendste Charakterzug ist; denn Herrschlust und Eitelkeit sind Zwillingsgeschwister und haben somit eine und dieselbe Stammwurzel. Wo aber ist das Weib, das nicht irgendeinen Grad von Eitelkeit besäße, sei es in ihrem Kleiderwesen oder in ihrer Zimmereinrichtung oder in noch so manchem anderen?
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Prüfet den Zug dieser Eitelkeit und ihr werdet hinter ihm nichts finden als das lebendige Samenkörnchen des Hochmutes und der nachfolgenden Herrschsucht.
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Man wird hier sagen: Nein, das heißt die Sache zu tief und zu grob angepackt! Man sollte im Gegenteil einen gewissen Grad von Eitelkeit beim weiblichen Geschlecht eher loben als schonungslos an den Pranger des tiefsten Tadels stellen. Denn dieser gewisse Grad von Eitelkeit ist sicher nur ein Kind der weiblichen Scham und des damit verbundenen Reinlichkeitssinnes, was aber offenbar nur eine lobenswerte Tugend und nie ein Fehler des weiblichen Geschlechts ist. Gut, sage ich, es ist auf der Welt leider so weit gekommen, daß man das Gefühl der Scham für eine Tugend hält und mit der Ehre die Menschheit krönt, und das ist die beste Ernte für die Hölle; denn auf diesem Wege müssen die Menschen fallen, wo sie auf einem anderen höchstens fallen könnten.
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Man fragt: Wieso denn? Ich aber frage: Wessen Anteil ist des Menschen irdische Ehre? Ist sie ein Anteil seiner Demut oder seines Hochmutes? Der Demütige strebt nach der untersten Stufe, wo es keine Ehre und Auszeichnung mehr gibt, wie der Herr mit dem großen Beispiele vorangegangen ist und Seine Ehre in die allertiefste Demütigung und in das, was eigentlich die größte Weltschande ist, gesetzt hat.
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Eine ähnliche Ehre wurde allen Seinen ersten Nachfolgern zuteil. Ich aber frage: Was hat da das Schamgefühl zu tun, wo man verfolgt, verspottet und endlich nackt ans Kreuz geschlagen wird? Wieviel Ehre mag wohl der noch im Leibe haben, wieviel Schamgefühl, der auf den Galgen gezogen wird? Ich meine, bei dieser Gelegenheit dürften diese beiden so hochgeachteten Menschlichkeitsattribute in den Hintergrund gestellt sein.
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Wenn man aber schon etwas als eine Tugend aufführen will, so sollte man dasselbe doch wenigstens in einem oder dem andern Punkte auf Christum als den Zentralpunkt aller Tugend beziehen können. Ich aber frage: Wann hat Er je die Scham und das Ehrgefühl als eine Tugend des Menschen gepriesen? Im Gegenteil untersagte Er es Seinen Jüngern und Aposteln, nach irgendwelcher Ehre zu streben, indem Er zu ihnen sagte, daß sie sich nicht sollen grüßen und ehren lassen, wie es die Pharisäer verlangten und gerne sehen und haben, daß man sie auf den Gassen grüßt und Rabbi nennt.
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Demzufolge aber kann ich durchaus nicht begreifen, aus welchem Grunde man das Schamgefühl und die damit verbundene Ehrsucht, welche beim weiblichen Geschlechte ganz besonders vorherrschend ist, als eine Tugend bezeichnen kann.
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Man wird hier sagen: Man nehme dem weiblichen Geschlechte das Schamgefühl und man wird bald lauter Huren vor sich haben. Oho, sage ich, geht es auf diesem Wege? Dann sage ich ganz bestimmt hinzu: Es gibt in dieser Hinsicht kein besseres Reizmittel für das weibliche Geschlecht, als das Schamgefühl. Es braucht nichts als ein bißchen Gelegenheit dazu und ein jedes weibliche Wesen ist vermöge dieses Gefühles zur Unzucht reif; denn nichts ist leichter über den Daumen gedreht als eben ein solches Gefühl, das nichts anderes als seine eigene Eitelkeit zum Grunde hat. Das bißchen Ehre, das dem Schamgefühl gegenübersteht, ist eine so schwache Stütze für die Tugend, daß man über sie auch nicht den leisesten Wind kommen lassen darf, um sie nicht augenblicklich zu verwehen.
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Aus dem aber geht doch klar hervor, daß es mit dieser Art weiblicher Tugend einen außerordentlich verhängnisvollen Haken hat. Um aber dieses in ein recht scharfes Licht zu stellen, will ich euch aus eurem Leben gegriffene Beispiele vorführen.
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Ich setze den Fall, einer von euch gerät zufällig an einem Morgen in ein weibliches Ankleidekabinett, in welchem einige Jungfrauen noch im Negligé versammelt sind. Ein Zetergeschrei wird sich erheben, und die Jungfern werden nach allen Winkeln und hinter alle Vorhänge die Flucht ergreifen; natürlich aus lauter ,,Schamgefühl". Was aber habt ihr bei dieser Gelegenheit von all ihren weiblichen Reizen gesehen? Höchstens einen zerzausten Kopf, ein ungewaschenes, schläfriges Gesicht, einen kaum bis über den Ellenbogen bloßen Arm und allenfalls noch eine halbe Brust. Nun aber ziehen sich diese Jungfern an. Der Arm wird nicht selten bis unter die Achseln entblößt, Nacken und Busen, soviel es eine gewisse Dezenz gestattet, unbekleidet gelassen oder höchstens mit einem durchsichtigen Spitzenzeug bedeckt, um damit die Reize der nackten Teile zu erhöhen. Damit hat es mit dem Morgen-Schamgefühl ein Ende.
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Frage: Liegt hier das Schamgefühl in der Jungfrau oder im Negligékleide? Aber nur weiter! Dieselbe schamhafte Jungfrau, die beim Morgenbesuch aus lauter Scham beinahe vom Schlage getroffen wurde, und die sich in dieser Stunde um keinen Preis der Welt von einem Manne hätte anrühren lassen. - eben diese super-schamhafte Jungfrau wird abends in beinahe halbnacktem Zustande auf einen Ball geführt und läßt sich nun von ihrem Tänzer ungeniert angreifen und nicht selten, wie ihr sagt, kreuz und quer abdrücken. Frage: Wo bleibt hier das morgendliche Schamgefühl? Sicher auch zu Hause im unvorteilhaften Negligégewande. Aber nur weiter!
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Dasselbe schamhafte Mädchen hat entweder auf dem Balle oder bei einer anderen Gelegenheit, etwa bei einer ehrsamen Visite oder bei einem noch ehrbareren, unschuldigen Spaziergange eine ihr zusagende jungmännliche Augenbekanntschaft gemacht. Für diesen Gegenstand wird soviel als möglich bei jeder Gelegenheit dem Schamgefühle Lebewohl gesagt. Gar bald wird unsere Schamhafte den Blicken ihres erwählten Gegenstandes ablauschen, wohin diese am meisten gerichtet werden, und unsere schamhafte Jungfrau wird sobald alle Sorgfalt darauf verwenden, um diejenigen Teile so vorteilhaft als möglich öffentlich zu präsentieren.
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Wenn ihr Auserwählter unsere schamhafte Jungfrau aber in einer Gesellschaft treffen wird, in der sie sich gewisserart von der ehrbarsten Seite zeigen will, da wird er sich begnügen müssen, so sie ihm bei günstiger Gelegenheit ein paar verstohlene Blicke zuwirft, aber noch mehr wird sie bemüht sein, ihm ihre Königschaft in der Gesellschaft an den Tag zu legen. Wehe ihm, wenn er sich da vergäße und sich ihr zu viel nähern wollte. Wenn es aber eine Zusammenkunft gilt, besonders an einem Orte, wo die Strahlen der Sonne nicht direkt einfallen, auch die Schallwellen des Weltgetümmels nur gebrochen oder garnicht hingelangen, da wird das Schamhaftigkeitsgefühl völlig besiegt, und unsere am Morgen so schamhafte Jungfrau gibt sich ihrem geliebten Gegenstande, ich möchte sagen, von Angesicht zu Angesicht oder vom Scheitel bis zur Ferse zur Beschauung preis. Und ein freies Betasten wird bei solcher Gelegenheit durchaus nicht als ein Verstoß gegen das jungfräuliche Schamgefühl betrachtet.
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Auf diese Weise geht dieses gepriesene Tugendgefühl völlig unter; und ich frage: Wo ist nun die Wirkung dieses so hoch gepriesenen Gefühles? Es ist verflogen und hat seine wahre Gestalt bei Abnahme der Maske gezeigt. Und jeder Nüchterne kann so erschauen, wie es nichts anderes ist als eine Schlange in der weiblichen Brust, oder der untersten Hölle erstes Samenkorn, von welchem hernach, wenn es sich entfaltet hat, alle möglichen weiblichen Laster wie aus einem Füllhorne hervorsprudeln. - Wie aber dieses vor sich geht, wollen wir in der Folge so handgreiflich wie bis jetzt vor jedermanns Augen stellen. -

Fußnoten