Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 2
- Kapitel 256 -
Die heilige Gesellschaft verläßt Wien und zieht den Alpen zu. Am Semmering. Der Herr über Grenzsteine und über Land und Volk der Steiermark
Nach diesen Worten ordnet sich alles und der Weitermarsch beginnt sogleich, und zwar auf der Straße nach Steiermark. In kurzer Zeit kommen wir an den Fuß des Berges Semmering. Die ganze Gesellschaft, die nun die Fähigkeit besitzt, die naturmäßige Erde zu sehen, macht hier Halt.
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Es tritt Kaiser Joseph hervor und sagt zu Mir: ,,Herr, diesen Berg habe ich einigemal überfahren und habe für eine bessere Straße manches angeordnet; denn vor mir war so manche Straße zu Wagen ohne Lebensgefahr nicht zu befahren. Damals schlugen die Leute ihre Hände über dem Kopf zusammen und schrien sich darob heiser. Die weise sein Wollenden sagten: ,Ja, ja, nur die Straßen schön eben, glatt und breit machen, damit der Teufel eine leichtere Mühe habe, auf solch höllischer Straße einherzufahren!` Man sah nämlich zu meiner Zeit eine breite Straße noch sehr stark als eine zur Hölle führende an. Es gab sogar in Wien Menschen, die in einer breiten Straße keine Wohnung genommen hätten, so sie dafür auch noch bezahlt worden wären.
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Es genügt, diese Dummheit der Menschen berührt zu haben, um anzuzeigen, welche Mühe es mich gekostet hat, die Menschheit zu geläuterteren Begriffen zu erheben. Ich will die Sache übergehen, daß sogar Priester von der Errichtung bequemer und breiter Straßen nichts hören und wissen wollten und mich samt den Straßen in die unterste Hölle verdammten. Nun aber, was sagen denn die Pfaffen und die Menschen jetzt zu den sogenannten Eisenbahnen, besonders zu dieser hier über den Berg Semmering? Wahrlich, Herr, so etwas hätte vor hundert Jahren noch keinem Menschen im Traum vorkommen können!"
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Sage Ich: ,,Zu deiner Zeit waren die Menschen zwar wohl sehr dumm, aber sie waren gläubiger als jetzt. Sie faßten zwar alles grobmateriell auf und wußten vom Geistigen sozusagen nichts. Aber um was nun die Menschen weiser geworden sind, um das sind sie auch ungläubiger. Mir aber ist der Glaube, und wäre er noch so blind, dennoch lieber als die sogenannte Weltgelehrtheit. Denn im Glauben ist der irdische Mensch frei und hat seine Seele nicht in irgendetwas gerichtet; aber in der irdischen Wissenschaft liegt schon ein Gericht.
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So schreien die Menschen nun nicht mehr über solche Bauten, denn sie sehen deren Natur ein. Aber dafür schreien sie desto mehr über die Teuerung und Geldnot, und der Glaube ist ganz rar geworden. Wohl weiß die Welt nun bedeutend mehr als zu deiner Zeit, aber sie ist darum nicht besser und nicht reicher geworden, weder naturmäßig noch viel weniger geistig. Daher lassen wir nun diese Straßen das sein, was sie sind und begeben uns weiter!"
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Die Wanderung wird nun fortgesetzt, und in kurzer Zeit wird des Berges Höhe erreicht, wo das bekannte Grenzmonument steht. Hier wird wieder eine kleine Pause gemacht. Und Kaiser Karl tritt hervor und sagt: ,,Herr und Vater, siehe dieses Zeichen an! Es ist ein Werk aus meiner irdischen Zeit. Der Grund davon waren stete Grenzreibungen. Um solchen ein Ende zu machen, habe ich an besonders strittigen Punkten Grenzsteine setzen lassen. Und hie und da hat man sie dann auch mir zu Ehren gesetzt. Sage mir armem Sünder, ob ich da wohl recht gehandelt habe?"
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Sage Ich: ,,Mein Freund, Grenzsteine sind nichts als Aushängschilder der Härte menschlicher Herzen! Es ist traurig genug, so ein Bruder dem anderen sagen muß: ,Bis hieher und nicht weiter!` Aber sind die Menschen einmal vom bösen Geist der Selbstsucht besessen, da werden sanktionierte Grenzsteine eine Notwendigkeit, weil sie der unersättlichen Habgier gewisse Schranken ziehen. Auch sind Marksteine zwischen Provinzen eine Notwendigkeit geworden. Das ist aus dem Gesichtspunkt der Notwendigkeit betrachtet gut, obschon an und für sich schlecht, weil der Grund, der sie notwendig macht, schlecht ist.
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Lebten die Menschen nach Meiner leicht verständlichen Lehre und pulsten in ihrer Brust wahre Bruderherzen, dann wären auf der ganzen Erde keine Grenzsteine vonnöten. Die Habsucht, Herrschgier, der Geiz, der Neid und der Hochmut aber sind grundböse Dinge. Daher müssen ihnen Grenzen gezogen werden, auf daß sie nicht wie ein Krebsschaden stets weiter um sich greifen. Aus dem kannst du nun leicht beurteilen, ob deine Grenzmarken gut oder schlecht waren. Sie sind beides zugleich, so wie ein Gericht und der Grund des Gerichts, nämlich das Gesetz. Aber weder das Gesetz noch das Gericht sind gut, weil beide eine Folge des Bösen des menschlichen Herzens sind.
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Siehe, in Meinem Reiche gibt es kein Gesetz und somit auch kein Gericht mehr. Denn Gesetz und Gericht sind nur Wächter und halten das Falsche und Böse in bestimmten Schranken. In den Himmeln aber können weder Gesetze noch Gerichte Platz haben, außer das Gesetz der reinen Liebe, welches aber eigentlich die höchste Freiheit selbst ist. - Ich sehe daher Grenzsteine sehr ungern an, weil sie nichts als Denksteine der Härte und Lieblosigkeit des Menschenherzens sind. Nun weißt du, lieber Freund, alles und brauchst daher über solche Nichtigkeiten nicht weiter nachzudenken.
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Seht dafür lieber alle hin gegen Süden - das schöne Land, das da ist wie ein Kanaan. Es heißt die Steiermark! Die Bewohner dieses Landes sind zum größten Teil noch sehr dumm. Denn wo der Mensch von der Not nicht zu sehr geplagt wird, gleicht er einem Faultier und kümmert sich nicht viel ums Leibliche und noch weniger ums Geistige. Und das ist eben in diesem schönen Lande der Fall: Es nährt seine wenigen Bewohner zu gut; daher sind sie träge und tun nur so viel, als gerade zur Befriedigung ihrer Haut vonnöten ist. In den Städten ist hie und da wohl etwas mehr Leben anzutreffen, dafür auch desto mehr Bosheit und Sünde aller Art. Nur einige wenige leben in den Städten dieses Landes, derentwegen wir dies Land besuchen. Und so setzen wir unseren Weg wieder fort!"