Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 2
- Kapitel 252 -
Gleichnis vom streng-gerechten König, den die Liebe überwindet
Spricht der Offizier: ,,O Vater! Viel zuviel Gnade für uns arme Sünder! Wie können wir Dir je zur Genüge danken für solche Gnade? Wie sollen wir es denn anstellen, um solcher Gnade würdiger zu werden?" - Sage Ich: ,,Freund und Bruder! Ein mit Liebe zu Mir erfülltes Herz ist Mir der größte und vollkommenste Dienst, den ein Mensch Mir zu Gefallen tun kann. Ich sage dir, bei Mir kommt am Ende alles auf die Liebe hinaus!
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Es war einmal auf der Erde ein mächtiger König, in all seinem Tun und Lassen unerbittlich streng und gerecht. Sein Volk gehorchte ihm aus Furcht, aber von einer Liebe zu solch einem gestrengsten Herrscher war keine Rede. Man lobte wohl seine unbestechliche Gerechtigkeit, aber dennoch scheute sich alles vor ihm und bebte, wenn er den Richterstuhl bestieg. Wie aber dieser König beschaffen war, waren es auch seine Beamten. Sie übten das strengste Recht, aber von dem Nachlaß einer Strafe war nie die Rede.
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Es befand sich aber in der Stadt auch ein ganz einfacher Mensch, der sich mit allerlei nützlichen Wissenschaften abgab und hie und da so manches ans Tageslicht brachte, das den Menschen Nutzen bereitete. Ein Gebot des Königs aber bestand darin, daß ein jeder Künstler oder Gelehrte seine Werke zuvor dem König zur Prüfung unterbreiten solle, damit nicht irgend etwas unters Volk käme, was ihm einen Schaden bringen könnte. Dieser Mensch aber wußte kaum, daß ein solches Gesetz besteht und brachte daher ohne Vorwissen des Königs mehrere seiner nützlichen Werke unter das Volk, das nicht unterließ, den Künstler über alle Maßen zu loben.
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Das aber kam dem König zu Ohren, und er ließ den Künstler gefangennehmen und vor seinen Richterstuhl bringen. Nach der Diktierung der Strafe warf sich das anwesende zahlreiche Volk vor dem König nieder und bat ihn, bei diesem Manne, der durch seine Talente so viel Gutes ins Leben rief, Gnade für Recht ergehen zu lassen. Aber es half nichts, des Königs Wort war unbeugsam wie ein Fels.
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Da das Volk durch sein dringendes Flehen nichts ausrichtete, so fing es über die Härte des Königs laut zu murren an und bedrohte ihn gar in großer Masse.
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Da stand der einfache, zur Strafe bestimmte Mensch auf und sprach: ,Großer, gerechtester König! Bevor ich in meine wohlverdiente Strafe abgeführt werde, gestatte mir einige Worte an dein aufgeregtes Volk zu richten.`
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Der König gewährte dem der Strafe Verfallenen diese Bitte, und dieser sprach zum Volk: ,Liebe Freunde und Brüder! Murret nicht über euren für euer Bestes besorgten Vater! Meint ihr, daß er seinetwegen so strenge und gerecht ist, da irrt ihr euch darin mächtig! Aus zu großer Liebe zu euch ist er in allem so streng. Ich habe euch zwar Gutes erwiesen, hätte euch aber auch Gift für Balsam verkaufen können. War es bei mir auch kein böser Wille, des Königs heilsames Gesetz zu übertreten, so war es dennoch sträfliche Fahrlässigkeit, daß ich mich nach dem Gesetze so wenig erkundigt und dadurch nicht geachtet habe des weisen Vaters Liebe und Fürsorge. Und so trifft mich die Strafe ganz gerecht. Lobet und liebet darum den weisesten König, als den für euer Wohl ängstlich besorgten Vater, so werdet ihr ihm dadurch den besten Tribut in euren Herzen zollen!`
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(Sich zum Könige wendend:) ,Dir, du guter, weiser Vater deiner Völker, aber danke ich mit liebeerfülltem Herzen für diese gerechte Strafe. Erlaube mir, bevor ich den Kerker besteige und die verdiente Zuchtrute über meinen Schultern verkoste, den Saum deines Gewandes mit meinen Lippen zu berühren und mit den Tränen meiner großen Liebe zu dir zu benetzen!`
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Hier steht der König auf, öffnet seine Arme und sagt: ,Mein Sohn! In deinem Munde bewegt sich keine Schlangenzunge. Dein Auge und dessen sanfter Blick ist mir ein getreuer Bürge, daß du mich aus allen deinen Kräften liebst. Komm her in meine Arme! Die Liebe bedecket die Menge der Sünden! Mein Herz ist voll Freude, unter meinen vielen Kindern eins gefunden zu haben, das in mir den liebenden Vater erkannt hat. Weil du mir mit Liebe entgegenkamst, so sollst auch du bei mir Liebe finden! Anstatt Strafe zu leiden, sollst du mit königlichen Ehrenkleidern angetan werden und wandeln an meiner Seite!`
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Siehe nun, du Mein lieber Bruder, geradeso ist es auch bei Mir. Jedes Meiner Worte bleibt zwar ewig unwandelbar im Bereich Meiner Ordnung und Weisheit. Aber wer durch die Liebe zu Mir kommt, dem wird alles nachgesehen. Denn bin Ich schon in der Weisheit ein Diamant, so bin Ich aber in der Liebe weicher als Wachs und lasse sehr mit Mir handeln!"