Gottes Neue Offenbarungen

Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 2

- Kapitel 181 -

Bathianyi und Miklosch über diese Szene. Minerva macht den letzten Schritt. - Das Himmelsgewand als Lohn. Mögliche Folgen der vollen Erlösung Satanas

Sagt nun Graf Bathianyi, den diese Szene zu langweilen beginnt: ,,Freund Miklosch, du bist wahrlich ein prächtiger Wiedergeber des Geschauten, und es ist äußerst interessant dich anzuhören. Aber diese Geschichte zwischen dem Cado und der sogenannten Minerva, die besser Luziferina oder Satan hieße, wird etwas langweilig. Ich bewundere nur die ungeheuere Geduld des Herrn, wie auch die der Erzväter, Propheten und Apostel! Diese betrachten die höchst einförmig gewordene Szene, als läge da Gott weiß was für eine ungeheure Wichtigkeit darin! Für mich bekommt die ganze Geschichte mehr und mehr das Gesicht eines fadesten Romans, der eine ganze Ewigkeit fortspinnen kann. - Cado verdient wahrlich allen Respekt! Aber die Minerva ist ein feines Luder, die sich in alle Gestalten, Formen und Elemente verwandeln kann und somit auch nie zu fangen ist. Sie stellt sich zwar hie und da blöde, aber von ihrem innersten, verborgenen Plan läßt sie wohlweislich nichts merken. Oh, das ist eine Canaille! - Gib jetzt nur wieder acht, Freund Miklosch! Du wirst sehen, daß ich recht habe!"
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Sagt Miklosch: ,,Lassen wir das alles nur dem Herrn über! Ich meine, daß da am Ende schon alles recht werden wird." - Sagt Bathianyi: ,,Ja, das meine ich auch; es wird am Ende alles gut werden! Aber wann wird dies Ende kommen?! Wir werden es wohl sicher erleben, weil wir ewig leben werden. Aber es ist unsereinem zu verzeihen, wenn man bei der ersichtlichen Lumperei der schönen Minerva notgedrungen auf die Idee gerät, daß diese Geschichte zwischen dem Cado und ihr wohl schwerlich je zu einem Ende kommen werde."
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Spricht Miklosch: ,,Weißt du, Bruder, was mich betrifft, so kümmert mich das im Grund wenig. Im übrigen interessiert mich diese Sache außerordentlich, denn das ist sicher keine Alltagsgeschichte! Zwei allerdurchtriebenste Geister der Hölle liegen sich in den Haaren, und es wird sich bald zeigen, welcher von ihnen den Sieg davonträgt. Ich halte es noch immer mit Cado." - Spricht Bathianyi: ,,Ich auch! Denn so es überhaupt ein Ende gibt, soll doch hoffentlich die gute Sache obenauf zu stehen kommen. Jetzt steht die Geschichte noch verzweifelt schiefrig da! - Sieh du aber nur wieder hin und erzähle uns weiter, was dort vor sich geht."
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Miklosch schaut hin und sagt: ,,Schaue auch du gleichfort hin, und du wirst ebenfalls ersehen können, wie Minerva nun freundlich dem Cado die Hand reicht, und dieser jedoch zu ihr sagt: ,Das nützt dir nichts. Alles, was du mir aus deinem Wollen zur Annahme anträgst, darf ich nicht eher annehmen, bis du auch den letzten Schritt gemacht haben wirst! - Hebe den Fuß an den meinigen her, dann hast du deine Aufgabe gelöst und bist wieder zu deiner Freiheit gelangt! Von da an werde ich dann auch manches tun können, was du von mir wünschen wirst!`
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Spricht Minerva: ,Nun denn, um zu erfahren, wie du dein Wort halten wirst, hebe ich meinen rechten Fuß vom Boden und setze ihn an den deinigen hin! Alle Himmel und Höllen sollen mir ein Zeugnis geben, ob ich jemandes Willen je so weit nachgekommen bin wie dem deinigen! Aber wehe dir, Cado, so du mich im geringsten hintergangen haben solltest, da ich dich liebe! Ich müßte an dir eine Rache nehmen, wie sie noch nie da war!`
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Minerva hebt nun ihren rechten Fuß im Ernste vom Boden, setzt ihn zum Fuße Cados hin und sagt: ,Nun habe ich erfüllt, was du von mir verlangtest! Was wirst du jetzt wohl tun?`
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Spricht nun Cado: ,Hebe auch den andern! Dann erst hast du die Bedingung ganz gelöst, und ich werde dir dann sagen, was ich tun werde! Im Grunde habe ich es dir schon ohnehin gesagt, was danach geschehen wird. Aber da du ein sehr kurzes Gedächtnis zu haben scheinst, so werde ich das Gesagte kurz wiederholen. Aber zuvor muß der letzte Schritt ganz und nicht nur zur Hälfte gemacht werden! Darum also noch mit dem andern Fuß aus der Gefangenschaft, und es wird sich dann sogleich alles andere in bester Ordnung befinden!`
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Spricht Minerva: ,Nun mir scheint, daß deine Forderungen an mich nimmer ein Ende nehmen. Aber weil ich schon so viel getan habe, so will ich auch das noch tun! Aber sieh dich vor, daß ich dich dann nicht verlasse! Denn du weißt, daß mir dann der freieste Rücktritt in meinen vorigen Zustand gestattet ist als eine Hauptbedingung zu dieser meiner mich entwürdigenden Handlung nach deinem Willen.`
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Nun hebt die Minerva auch den zweiten Fuß nach und sagt: ,Jetzt ist es vollbracht! Ich habe deinen Willen ganz erfüllt! Nun, was geschieht jetzt?` - Spricht Cado: ,Endlos Holdeste! Hier löse das Bündel auf! Nimm das Gewand heraus und bedecke deine mein ganzes Wesen mächtig erregenden Reize!`
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Minerva beugt sich nieder und löst das Bündel auf. Als sie darin ein karminrotes, mehr als die Sonne hellstrahlendes Kleid, besetzt mit einer schweren Menge strahlendster Diamanten und Rubinen erschaut, erschrickt sie vor dieser ungeheuern Lichtmasse so, daß sie förmlich zu Boden sinkt und in einer Art Betäubung beinahe ohne Regung vor Cado liegt.
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Cado fragt sie: ,Nun, Minerva, wie ist dir? Gefällt dir das urkönigliche Gewand? Habe ich dich angelogen, oder habe ich dir die Wahrheit gesagt? Was hältst du nun von mir?`
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Minerva, vor lauter Staunen kaum der Sprache mächtig, sagt mit bebender Stimme: ,Cado, das ist zu viel, zu groß, zu herrlich!! Ich kenne doch alle Himmel und deren Bewohner - aber mit solch einem Kleid habe ich da noch nie jemanden angetan gesehen, nicht einmal die Gottheit in ihrem unzugänglichen Licht! Wie soll ich nun - aus meiner ärgsten und tiefsten Verworfenheit kaum ein wenig auftauchend - solch ein Feuergewand anzunehmen und am Ende gar zu tragen imstande sein! Ich habe daran zwar eine unbeschreibliche Freude, aber anzuziehen wage ich es wahrlich nicht! Denn das Tiefste der Hölle kann nicht so bald mit dem Höchsten der Himmel einen zu schnellen Bund eingehen! Dazu gehört noch eine lange Zeit, in der ich über mein höllisch-grundböses Wirken nachdenken muß, um mich über es mehr und mehr hinaussetzen zu können. Denn bedenke, daß ich der Urgrund alles Bösen und alles Gerichts bin! Wie und wann ich mich aber über meine urböse Stellung werde erheben können - o Cado, wie ferne noch ist eines solchen Zeitraums Herbeikommen!`
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Spricht Cado: ,Törin, zähle die Sonnen im endlosen Raume! Zähle die Planeten alle, die nicht selten zu Trillionen wie Atome im Äther um eine einzige und letzte Zentralsonne kreisen, die noch lange keine Haupt-Zentralsonne ist! Zähle den gerichteten Sand nur eines kleinsten Planeten! Summiere alle Materiepartikel, die im Äthermeer des ewigen Raumes gerichtet rasten und über ihren kleinen Rücken das Licht von einer Unendlichkeit zur andern tragen müssen! Sieh, alles das ist arg gerichtet aus deinem höchsteigenen Gericht! Wie lange wohl müßtest du da zählen und wie viel denken, bis du den Grund eines jeden gerichteten Atoms der ganzen Unendlichkeit durchdächtest? Sieh, das wäre im höchsten Grad töricht! Daher tue du das, was ich dir zu deiner wahren Freiwerdung anrate, und du wirst der ganzen Großrechnung nicht bedürfen, um wahrhaft frei und dadurch auch der allmächtigen Gottheit in ihrer Jesus-Menschheit wohlgefällig zu werden!`
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Spricht Minerva: ,Geliebter Cado, du hast wohl recht! Aber nur den gewissen Namen sprich mir nicht mehr aus, denn dieser ist für mich im höchsten Grad unerträglich. Ich kann dir zwar nicht sagen, warum, aber es ist einmal so: der Name brennt mich mehr als alles Feuer der Hölle!`
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Spricht Cado: ,Sieh, das ist schon wieder im höchsten Grad töricht von dir! Gerade in diesem Namen wie in keinem anderen ist für dich und mich ein ewig wahres Heil zu erringen. Deshalb lobe und preise du in Zukunft lieber diesen Namen, so wirst du vollkommen siegen über alles Böse in deinem Herzen! Du wirst dann einen wahren Triumph feiern über alles, was dich je zu solch einem großen, fortlaufenden Abfall von der ewigen Gottheit mag verleitet haben!`
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Spricht Minerva: ,Guter Cado, du hast viel leichter reden als ich. Bedenke, wie viele Äonen ärmster Wesen schmachten noch in größter Qual, die ich ihnen bereitet habe. Wie soll ich überhaupt je frei und wahrhaft glücklich werden können, solange die zahllosen durch mich unglücklich Gemachten in aller Qual schmachten müssen? Ich soll nun glänzen in diesem Kleid, und zahllose Kinder aus mir sollen meinetwegen ewig schmachten! Nein, das geht nicht, das kann nicht sein!`
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Spricht Cado: ,Kümmere dich um etwas anderes! Seit die Gottheit zum Körpermenschen ward, hat sie auch die ganze materielle Schöpfung auf ihren Namen genommen und damit jeden Menschen von dir unabhängig und dem eigenen Gewissen zinsbar gemacht! Alle Welt ruht nun auf der Schulter Gottes und auf denen der freien Menschen. Und du stehst mit der Gottheit schon lange in keiner Verrechnung mehr. Tue daher, was ich dir sage, und du wirst frei sein in allem!`"

Fußnoten