Gottes Neue Offenbarungen

Die Geistige Sonne
Band 1

Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits

- Kapitel 86 -

Der Herr ist auch in der Hölle pur Liebe

Unser Prior hat bereits in dieser neuen kurzen Frist alle Winkel seines Wesens durchsucht und hat, wie ihr bald aus seinem Munde vernehmen werdet, glücklicherweise eine Entschuldigung für seine Sache gefunden. Wir wollen ihm daher auch sogleich die Gelegenheit bieten, in welcher er sich seiner vorgefundenen Befürwortung entäußern soll, und somit spreche ich zu ihm: Lieber Freund und Bruder! Ich sehe, daß du einen Fund gemacht hast und hast somit deine Frist weise benützt. Laß daher deinen günstigen Fund offenkundig werden.
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Der Prior spricht: Ich habe im Ernste einen Fund gemacht, der im günstigsten Falle wohl ein allerredlichstes Beichtwesen entschuldigen kann; ob aber dieser Fund auch mir zu Gunsten gerechnet werden kann, das ist eine himmelhoch andere Frage. Ich muß zwar hier auch ebenso aufrichtig wie in allem anderen über diesen Punkt für meine Person gestehen, daß er besonders hinsichtlich der Beichte mir auf der Welt zuallermeist tröstend war. Ob aber diese Tröstung von mir aus rechtlich oder widerrechtlich angenommen war, das ist wieder eine andere Frage.
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Der Punkt selbst aber ist das ,,Gleichnis vom ungerechten Haushalter", der sich in seiner Stellung, wenn man es recht genau betrachtet, fast gerade so verhält, wie ein Beichtvater zu seinen Beichtkindern. Der Herr lobte den ungerechten Haushalter und sagte sogar zu Seinen Jüngern, daß auch sie sich auf gleiche Weise Freunde machen sollten am ungerechten Gute, damit diese dann, wenn der Herr von seinem Haushalter Rechenschaft fordern wird, ihn in ihre himmlischen Wohnungen aufnehmen möchten.
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Siehe, das ist aber auch alles, was ich zu meinen Gunsten habe finden können. Ich denke auch, daß viele von meinen Beichtkindern vom Herrn aufgenommen worden sind und sich in den himmlischen Wohnungen befinden werden. Ich war freilich ein ungerechter Haushalter: am ungerechten Gute des göttlichen Wortes habe ich mich versündigt, zum Nachteile des großen Hausherrn habe ich mit diesem unschätzbaren Gute gewirtschaftet, welches für mich im höchsten Grade als ein ungerechtes Gut betrachtet werden kann, da ich es im buchstäblichen Sinne des Wortes in den schändlichsten Mammon verwandelt habe.
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Wie oft habe ich den allerbarsten Schuldnern gegen den Herrn ihre Schuld auf der Beichttafel ausgelöscht, ließ ihnen das Hauptkapital völlig nach und nur das läßliche kleine Kapital ließ ich den Schuldnern noch übrig, als welches bloß die läßlichen Sünden als zurückgebliebene Makel von den großen betrachtet werden. Diese allein wurden einer eigenen Bußläuterung überlassen, nebstbei aber dennoch auch an läuternde Mittel angewiesen, durch welche der läßliche Schuldner gar leicht ohne alle Mühe seiner läßlichen Schuld loswerden konnte.
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Daß die Kirche eigenmächtig solche Mittel angeordnet hat, welche nicht nur ich, sondern ein jeder Priester in ähnlichen läßlichen Schuldfällen zu gebrauchen streng angewiesen ward, dafür kann ich wohl so wenig als jeder andere meinesgleichen. - Hier hast du nun alles, was ich dir geben kann: Deine Weisheit wird besser denn all mein Verstand diese Sache beurteilen.
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Nun spreche ich: Nun, lieber Freund und Bruder, ich habe deine Entschuldigung vernommen und sage dir, daß sie für die Sache der Ohrenbeichte wohl taugt, aber wie? Das ist eine ganz andere Frage, und dieses will ich dir alsogleich kundgeben.
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Wenn der Beichtiger im wahren Sinne in seinem Herzen voll Liebe ist und benützt die Gelegenheit der Beichte also, daß er dem Beichtenden zeigt, wann und auf welche Weise ihm allein vom Herrn die Sünden nachgelassen werden, und zeigt ihm, daß die Beichte an und für sich ohne die Beachtung der freundlichst angeratenen Mittel und deren völlige Beobachtung gänzlich wirkungslos ist und im Gegenteile einen Sünder, wenn er in der Beichte an die völlige Nachlassung seiner Sünden glaubt, nur noch verstockter und unverbesserlicher macht. Und wenn der Beichtiger dem Beichtenden noch dazu allerfreundlichst und liebevollst den Rat erteilt, daß er allersorgfältigst und vollernstlichst dahin trachten solle, daß er durch Vermeidung all seiner bekannt gegebenen Sünden sich auf den Wegen, welche das Evangelium vorzeichnet, unabwendbar fortbewegen solle, auf welchen Wegen er allein zur Wiedergeburt des Geistes gelangen kann, - und der Beichtende dem Beichtiger darauf die aufrichtigste Versicherung gibt, daß er alles Mögliche aufbieten wird, um dem Rate des Beichtigers vollkommen zu genügen, und der Beichtiger dem Beichtenden auf solch eine ersichtlich lebendige Zusicherung im Namen des Herrn die bekanntgegebenen Sünden nachläßt, - so ist er ein rechter Beichtiger, und kann in dem Falle als ein ungerechter Haushalter angesehen werden.
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Du fragst hier freilich wohl bei dir selbst, wie in diesem Falle ein Beichtiger noch ein ungerechter Haushalter sein kann? Solches kannst du zum Teil aus dem schon von mir kundgegebenen Verhältnisse ersehen, demzufolge niemand zwischen zwei gegenseitigen Schuldnern das Recht hat, die Schuld zu tilgen, außer so ein Dritter zwischen die Schuldner und Gläubiger tritt, sie mit der Lehre der Liebe wieder vereint und für einen armen Schuldner an einen Gläubiger aus seiner Kasse liebtätigst die Schuld bezahlt, aber wohlgemerkt mit dem Beisatze, wenn mit solcher liebtätiger Schuldtilgung beide Teile völlig brüderlich freundlich einverstanden sind.
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Und im zweiten Falle ist die ungerechte Haushalterschaft eines solchen redlichen Beichtvaters noch ganz vorzüglich aus dem Texte der Schrift zu ersehen, wo der Herr zu Seinen Aposteln und Jüngern spricht: ,,So ihr aber alles getan habt, da saget und bekennet: Wir sind unnütze Knechte!"
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Ich meine, daß es in dem Falle nicht mehr nötig sein wird, dich noch tiefer belehren zu müssen; denn wenn du an das Evangelium nur noch einen Funken lebendigen Glaubens hast, so muß dir das bereits von mir Gesagte als eine ewig unumstößliche Wahrheit völlig einleuchtend sein. Du sagst mir jetzt in deinem Gemüte: Mir ist dieses alles nun nur zu klar; aber was soll jetzt mit mir und uns allen geschehen, da wir samt und sämtlich nicht als ungerechte Haushalter angesehen werden können, indem wir, wie wir hier sind, wohl nie in diesem reinsten Sinne im Beichtstuhle gesessen sind? Ich sage dir aber: Der Weg ist schon geöffnet, und es soll dir gar bald die Gelegenheit werden, hier im Reiche der Untrüglichkeit einen besser gearteten ungerechten Haushalter zu machen, als du ihn auf der Erde gemacht hast, allwo dir Licht und der lebendigste Glaube im vollkommensten Maße fehlten.
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Siehe hinter uns den ganzen betrogenen Laientroß, siehe die große Menge der Laien in diesem Paradiese, dann siehe ferner die bedeutende Menge der ,,Seelenschläfer" in diesem Kloster eurer falschen Begründung! Gehe hin und predige ihnen das wahre Evangelium, bringe sie alle hierher, und du wirst dadurch den ersten Schritt tun, um ein wahrhaftiger ,,ungerechter Haushalter" im Reiche Gottes zu werden.
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Der Prior spricht: O du göttlicher Freund und Bruder! Wäre es denn wohl noch möglich, daß ich der Hölle entrinnen könnte?!
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Ich spreche: Wer hat dich denn zur Hölle verdammt? Meinst du, die Boten der ewigen Liebe werden solches tun? Wenn du dich selbst nicht verdammst durch deinen unbeugsamen Sinn, und wenn du, wie ich es sehe, Liebe zum Herrn in dir empfindest, wo ist wohl da derjenige, der über alles das die Macht hätte, dich zur Hölle zu verdammen? Meinst du, der Herr sendet Seine Boten der Verdammnis wegen? O da bist du noch in einer großen Irre!
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Der Herr sendet Boten nur der Erlösung, aber ewig nie der Verdammnis willen! Daher kümmere dich nicht mehr um Törichtes, sondern mache deine Liebe zum Herrn hell auflodern und gehe hin in solcher Liebe zu deinen Brüdern und führe sie alle aus ihren Gefängnissen hierher, und du wirst dann erst erfahren, wie der Herr Seine Kinder richtet.
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Glaube mir, der Herr ist auch in der Hölle pur Liebe; und nicht ein arger Geist ist darinnen, der nicht, so er nur will, berechtigt wäre, als ein verlorner Sohn zum Vater zurückzukehren! - Wenn aber solches der allergewisseste und untrüglichste Fall ist, so wirst du wohl auch aus deiner Liebe zum Herrn schließen können, daß dich Seine Allmacht nicht für die Hölle erschaffen hat. Daher gehe nun und tue, was ich dir gesagt habe, auf daß dir bald eine Löse werde! -

Fußnoten