Die Geistige Sonne
Band 1
Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits
- Kapitel 61 -
Das Mahl am Vatertische - Lamm, Brot und Wein
Ihr fraget nun: Sollen wir auch diese Einladung abwarten? - Das ist doch ganz in der Ordnung, denn solches alles geschieht hier ja zu eurer Unterweisung. Daher müsset ihr dieser Sache bis zum völligen Ausgange beiwohnen. Unter ,,völligem Ausgange" müßt ihr hier einen vollkommenen Eintritt in die göttliche Ordnung verstehen. - Aber nun sehet, der Herr kommt schon aus der Wohnung und winkt unserer Gesellschaft zu kommen.
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Ihr fraget hier: Werden wohl alle Platz haben in dieser Wohnung? - Ich sage euch: Sorget euch dessen nicht; denn da kommt euer Sprichwort: Friedliche Schafe haben viele Platz in einem Stalle - in eine buchstäbliche Anwendung. Also haben auch gut geordnete Dinge in einem engen Raume viel Platz. - Die Gesellschaft bewegt sich schon in die Wohnung; also folgen wir ihr nach.
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Sehet nun, wie sie alle recht bequem untergebracht sind, und zwar in einem Zimmer. Und der Herr, wie ihr sehet, hat Sich Selbst mit einer Schürze umgürtet und macht einen Tafeldiener! Was wird denn auf den Tisch getragen?
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Wir haben ja das Abendmahl vor uns; es ist ein gebratenes Lamm und Brot und Wein. Und nun sehet, wie auch hier der Herr ihnen das Brot bricht und einem jeden ein gutes Stück vorlegt, und ihr seht auch den Wein in einem Kelche, und sie alle trinken aus dem einen Kelche.
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Sehet aber nun auch, wie lebenskräftig unsere Gesellschaft auszusehen anfängt, und welch eine liebedankbare Freude aus dem Angesichte eines jeden Gastes dem Herrn entgegenlächelt! - Wie ihr aber zu sagen pflegt: Die kurzen Haare sind bald gebürstet, also wird auch hier keine ewige Tafelsitzung gehalten. Und der Herr spricht: Nun, Meine lieben Freunde, Brüder und Kinder, ihr habt euch nun zum ersten Male in Meinem Reiche gestärkt; ihr wisset nun auch, wie Ich allhier fortwährend, wie auch allenthalben wesenhaft kräftig zu Hause bin! So wollet denn nun mit Mir wieder hinaustreten, und Ich will euch völlig erwecken für eure wahre, ewige Bestimmung.
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Nun denn, wir sind hier vor dem Hause versammelt; also wollet denn vernehmen Meinen Willen:
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Ihr habt schon auf der Erde vernommen, daß Meine Ernte groß ist; aber es gibt noch wenig Arbeiter auf Meinem großen Erntefelde. Hier ist somit der Ort, wo ihr Meine wahrhaftigen Arbeiter und Mitarbeiter für die Einbringung Meiner Ernte werden sollet, und zwar auf die Weisung, wie es schon gar viele eurer Brüder geworden sind. Ihr werdet gar bald all die Gerätschaften, die zu einer guten Haushaltung gehören, erkennen: einen Pflug, eine Egge, Haue und Pickel, dahier Sicheln und Weingartenmesser. - Und da sehet auch hin nach allen Seiten die großen Äcker und dort die Weingärten. Da sehet mehr gegen den Morgen hin einen förmlichen Wald von lauter edlen Fruchtbäumen.
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Das ist das von euch zu bearbeitende Feld; aber nicht etwa auf die Art, wie ihr solches getan habt auf der Erde, sondern hier im inwendigsten und somit allerlebendigsten Sinne. Ihr werdet hier weder pflügen, noch eggen, noch werdet ihr das Getreide schneiden, noch den Weingarten bearbeiten und die Früchte einsammeln, sondern solches alles ist hier nur eine wahrhafte inwendige Entsprechung für das Liebewirken, das ihr von hier aus an den Brüdern auf der Erde verüben sollet.
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Aber nicht nur allein an den Brüdern der Erde, denn hier will Ich mit euch im weitergedehnten Sinne sprechen und sage daher: Ich habe noch gar viele Herden, die nicht im Schafstalle der Erde wohnen, sondern die da leben nach ihrer Art auf zahllos vielen anderen Erd- und Weltkörpern. Diese alle müssen in diesen Schafstall des ewigen Lebens geführt werden.
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Darum gebe Ich euch nun Meine Kraft in der Fülle, damit ihr durch diese allenthalben, dahin Ich euch beschicken werde, vollkommen also wirken könnet, als wirkte Ich Selbst. Ich könnte wohl alles dieses Selbst wirken; aber Ich teile euch alle solche Wirkung darum zu, damit sich dadurch eure Seligkeit an Meiner Seite fortwährend von Ewigkeit zu Ewigkeit mehren soll!
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Daher sollet ihr, wenn Ich einen oder den anderen von euch zu solch einem großen Zwecke dahin oder dorthin senden werde, auch Mir gleich vom innersten Grunde aus schauen können alle noch so auswendige naturmäßige Welt; und sollet sie beschauen können vom innersten Grunde aus bis zur äußersten Rinde, und also auch umgekehrt bis zum innersten Grunde vollkommen. Was ihr bei solch einer Sendung zu wirken habt, dessen werdet ihr allzeit vollkommen innewerden.
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Also habe Ich euch nun eure große Bestimmung angezeigt, in welcher ihr im vollsten Maße nach Meiner Liebe, Weisheit und Ordnung tätig sein könnet. Und somit berufe Ich euch auch und mache euch zu den wahrhaftigen Engeln Meines Reiches, und somit zu den wahrhaftigen Einwohnern Meiner heiligen Stadt, welche ist das ewige Jerusalem! Und so seien euch denn eure innersten Augen aufgetan, damit ihr sehet, wie groß und wie herrlich Der ist, der nun mit euch redet und Der bei euch bleiben wird ewig! - Sehet nun hin gegen Morgen und saget Mir, was ihr dort erschauet.
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Der Hauptredner spricht: O Herr! Du mein allergeliebtester Jesus Christus! Du wahrhaftiger, endlos liebevollster Vater, der du heilig bist, überheilig! Was erschauen da meine Augen?! Welche unendliche Glorie! Und in dieser Glorie eine unendliche Stadt! Und die Stadt scheint nimmer ein Ende zu haben; - und die Sonne, die herrliche Sonne, sie leuchtet mitten über der Stadt stehend, und die Stadt leuchtet selbst gleich wie die Sonne! Und nun sehe ich auch wieder meinen alten gestirnten Himmel und schaue, o mein Gott und mein Herr, in die endlosen Tiefen Deiner Schöpfungen. Ja, das will ich einen Himmel heißen! Dahier ist es wohl buchstäblich wahr:
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,,Solches ist nie in eines Menschen Sinn gekommen, was Du, o heiliger Vater, denen bereitet hast, die Dich lieben!" Ja, in welche endlosen Seligkeiten der Seligkeiten schaut nun mein unsterbliches Auge! O Du liebevollster, heiliger Vater! Darf ich Dich umarmen und Dich lieben nach aller möglichen Macht meines Herzens?
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Der Herr spricht: Mein lieber Freund, Bruder und Sohn! Siehe, hier bin Ich ja vor dir; liebe Mich, wie du Mich nur immer lieben kannst; denn darum habe Ich dich ja erschaffen, daß du Mich allerseligst lieben sollest, und damit du Mir seiest ein liebes, allerteuerstes Kind, das Ich nun auch in aller Meiner göttlichen Vaterfülle lieben kann! -
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Nun aber lasset uns hinziehen in Meine Stadt und fraget nicht, was mit diesen Wohnungen hier geschehen soll, denn diese Wohnungen sind Entsprechungen der wahren Demut, welche hervorgeht aus der reinen Liebe zu Mir. Diese Wohnungen werden bleiben, und wir werden sie gar oft besuchen. Aber da Ich Meine große ,,Amtskanzlei" in der Stadt habe, so müssen auch Meine Engel alldort sein, wo ihre große Haupt-Liebetätigkeits-Bestimmung ihrer harret.
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Ihr fraget Mich zwar noch, wer nun diese Hütten so ganz eigentlich bewohnen wird? Seht, Meine lieben Freunde, Brüder und Kinder, haben ja doch auch schon auf der Erde die Stadtbewohner zumeist eine oder mehrere Landwohnungen, welche ihnen zur Erholung gar wohl dienlich sind. Warum sollten denn wir solches nicht haben? Daher sage Ich euch: Wir werden hier allzeit, wenn wir große Taten vollzogen haben, uns eine gehörige Erholung gönnen. Und so denn ziehen wir zur Stadt! -
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Nun seht, der Herr Selbst führt unsere Gesellschaft in die heilige Stadt. Und wie man hier gewöhnlich unversehens sehr geschwind vorwärtskommt, so nähern auch wir uns schon dieser Stadt aller Städte in der ganzen Unendlichkeit.
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Sehet, wie aus dem Tore der heiligen Stadt Gottes eine zahllose Menge dem in die Stadt ziehenden Herrn entgegeneilt! - Sehet vorne die euch wohlbekannten Freunde des Herrn, nämlich Seine Apostel, und sehet auch vom Abraham abwärts alle Väter und Propheten! Höret den großen Jubel, welcher aus dieser seligen Schar dem Herrn entgegentönt, und seht, wie alle überselig ihre Arme ausbreiten, um den Herrn mit der heißesten Liebe zu empfangen, und welche Freude sich aus jedem Gesicht über die neu gewonnene Schar ausspricht!
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Die Scharen haben sich erreicht und werden nun allesamt von einer großen Glorie umflossen. Diese Glorie geht vom Herrn aus und teilt sich allen mit. -
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Was saget ihr wohl nun zu dieser Szene? Gehen wir aber jetzt nur weiter vorwärts. Sehet, der Herr läßt nun alle vor Sich in die Stadt eingehen, und Er folgt Seinen Kindern wie ein ganz einfacher Hirte seinen Lämmern! - Nun sind auch wir in der Stadt. Sehet nur die unendliche, durch kein menschliches Wort beschreibbare Majestät und Herrlichkeit, welche wir hier, diese Gasse entlang, links und rechts erschauen. Alles ist von der Glorie des Herrn umflossen. Heilige Lüfte wehen durch die Straßen und Gassen, und diese Lüfte sind das Leben, welches hier in der unendlichen Fülle ausgeht vom Herrn!
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Aber nun bleibt der Herr vor einer großen Wohnung stehen und spricht zu unserer Gesellschaft: Hierher, Meine Geliebten! Das ist die Wohnung und unser großes Amtshaus, hier wollen wir einziehen!
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Sie ziehen hier, wieder dem Herrn folgend, ein. Sehet die vielen großen und herrlichen Gemächer, sie sind vollkommen bereitet zum Empfange unserer neugewordenen Fürsten des Himmels!
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Und sehet nun, wie ihnen der Herr eine lichte Tafel zeigt und spricht: Auf dieser Tafel werdet ihr allzeit Meinen Willen erschauen! Und nun legt der Herr ihnen Seine Hände auf und erfüllt sie vollkommen mit dem allmächtigen Geiste Seiner Liebe. Sehet, wie sie nun miteinander über die unendlichen göttlichen Verhältnisse der Dinge sprechen wie die allerreinst vertrautesten Freunde und Brüder! -
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Nun habt ihr die wahre Bestimmung des Menschen geschaut in dem allereigentlichen, wahren, vollkommenen Himmel, und habt auch gesehen, welch ein Ende es mit unserer Gesellschaft nahm. -
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Doch müßt ihr euch nicht etwa denken, solches sei fortwährend der Fall mit jenen, welche sich in dem Scheinhimmel befinden, sondern nur mit jenen wenigen, welche den Herrn schon bei ihrem Leibesleben ihrem Inwendigen nach trotz aller irrigen Begriffe, die sie gelehrt wurden, einzig und allein über alles geliebt haben. -
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Wie es aber mit so manchen anderen ergeht, das wollen wir nach dem Willen des Herrn mit eigenen Augen betrachten, und daher verlassen wir nun diese heilige Stadt und begeben uns schnellreisend wieder in den römisch-katholischen geistigen Kirchenstaat. -
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Sehet, ich habe es kaum ausgesprochen, und wir stehen schon einem Kloster sehr nahe. Ihr fraget und saget: Lieber Freund, obschon es uns unendlich leid ist, daß wir so plötzlich die endlos herrliche Stadt Gottes haben verlassen müssen, so möchten wir aber dennoch, weil wir uns schon wieder hier befinden, erfahren, welch ein Orden in diesem Kloster zu Hause ist. Meine lieben Freunde und Brüder! Hier werden wir zuerst ein weibliches Kloster kennenlernen, und zwar eines der Karmeliterinnen. Ihr werdet dadurch so manches in die lebendige Erfahrung bringen, welch eine Bewandtnis es hier mit einem Kloster hat. Doch denket zuvor selbst über so manches dieses Ordens nach, damit ihr dann desto leichter erschauet, inwieweit dieser Orden dem Herrn angenehm und inwieweit unangenehm ist. - Und somit lassen wir es auch für heute gut sein!