Die Geistige Sonne
Band 1
Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits
- Kapitel 16 -
Die Sphäre des achten Geistes. - Die Weltenuhr und ,,die letzte Zeit". ,,Das neue Jerusalem" aus der Sphäre Swedenborgs
Unser gastlicher Freund ist schon hier; daher tretet nur sogleich in seine Sphäre. Diesen Geist sollet ihr auch wieder in seiner Sphäre sehen und von ihm ein wenig herumgeführt werden. Habt aber wohl acht auf das, was er euch zeigen und was er euch sagen wird, denn aus dem wird euch so manches bis jetzt noch unrichtig Aufgefaßte klar werden. - Ihr befindet euch schon in seiner Sphäre, so denn haltet euch auch an ihn; denn er ist ein tüchtiger Wegweiser und ist viel Weisheit in ihm aus Mir. Unterwegs werdet ihr schon noch erfahren, wer eigentlich dieser Geist ist. Und so denn höret ihn nun und folget ihm auch!
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Der Geist spricht soeben zu euch: Kommet, kommet liebe Brüder, nach dem Willen des Herrn; ich will euch führen in das Reich der Wahrheit und in das Reich der Liebe!
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Sehet dort gegen Morgen hin ein überaus majestätisch schönes Gebirge. Sehet, wie die göttliche Sonne, in welcher der Herr ist, schon hoch über dem Gebirge steht, und wie herrlich ihre Strahlen gleich denen einer lieblichen Morgenröte hereinfallen in die Täler und andere Vertiefungen der Welt!
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Sehet auch bei dieser Gelegenheit ein wenig zurück; da erblicket ihr ein großes Meer, welches gar viele und große Wogen auf seiner Oberfläche bewegt. Über den Wogen erblicket ihr viele Schiffe, da sind etliche groß und etliche klein. Ihr sehet, wie die Wogen sich dem Ufer zudrängen, um diese herrlichen Sonnenstrahlen in sich zu saugen. Die Schiffe auf dem großen Meere haben auch ihre Segel also gerichtet, daß sie gleich den Wogen dem erleuchteten Ufer zusegeln. Dadurch möget ihr die heimliche Kraft der Strahlen aus jener göttlichen Sonne erkennen, in welcher der Herr wohnt.
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Aber nun begeben wir uns auf jenes Gebirge dort. Da wollen wir Dinge von ganz anderer Art schauen und sehen, wie sich dort die göttliche Wahrheit artet. Ihr fraget und saget: Aber unser lieber geistiger Freund und Bruder! Jenes glänzende Gebirge scheint noch gar ferne zu sein; wie werden wir es sobald erreichen? O liebe Freunde und Brüder! Sorget euch dessen nicht, denn unser eigener Wille wird uns alsobald dahin bringen. Ihr wollet mit mir, und sehet, wir sind schon an Ort und Stelle!
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Ihr saget: O lieber geistiger Freund und Bruder, hier ist es unendlich herrlich, hier möchten wir wohl bleiben; denn so etwas Herrliches, wie die Aussicht von diesem hohen Gebirge ist, ist noch nie in unsere Sinne auch nur ahnungsweise gekommen.
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Ihr erblickt dort gegen Mittag etwas Sonderbares und wißt euch nicht zu raten, was es ist. Ihr sehet an einer vom hohen Firmamente herabhängenden Goldstange eine Sonne hängen, und diese bewegt sich ernst langsam gleich einem Uhrperpendikel hin und her. Da möchtet ihr wohl wissen, was das sei? - Ich sage euch: Bewegen wir uns nur näher hin, und ihr sollet der Sache alsbald auf die Spur kommen.
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Sehet ihr dort hinter diesem großartigen Sonnenperpendikel ein überaus großes viereckiges Gebäude, welches sich staffelartig und pyramidenförmig auch bis unter das hohe scheinbare Himmelsfirmament mit seiner Spitze erhebt? Dorthin wollen wir gehen und dieses Gebäude ein wenig näher beschauen. Die Inschrift auf der einen Seite wird uns vorerst sagen, was es damit für eine Bewandtnis hat. Ihr wollet, und sehet, wir sind auch schon an Ort und Stelle!
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Da sehet einmal hinauf. Auf der zehnten Staffel sehet ihr zwei große leuchtende Pyramiden stehen; leset, was auf einer jeden geschrieben steht. Ihr saget: Die Schrift ist uns unbekannt. Nun wohl denn, so will ich es euch vorlesen. Auf der Pyramide zu unserer linken Seite steht geschrieben: Das ist der große Zeitmesser für die geschaffenen Dinge. Und auf der anderen Pyramide steht: Einzig richtige Bewegung aller Dinge und Ereignisse nach der göttlichen Ordnung! Aus diesen beiden Inschriften werdet ihr schon leicht erraten können, was diese Erscheinung besagt.
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Nun aber erhebet euch mit mir wenigstens bis zur halben Höhe dieses Gebäudes, da werden wir das Zifferblatt dieser großen Weltenuhr erschauen, und ihr werdet daraus sehr leicht ersehen, um welche Zeit es nun ist!
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Sehet, wir sind schon wieder an Ort und Stelle. Ihr wundert euch, daß dieses Zifferblatt nur auf der einen Seite, auf der linken nämlich, mit Ziffern, und zwar ebenso wie eure Uhren von eins bis zwölf bezeichnet ist. Die Seite rechts, welche dem Morgen zugewendet ist, ist aber gänzlich zifferleer. Dies kommt daher, weil hier die abendliche Seite nur das Zeitliche besagt, die gegen Morgen aber das Ewige und somit Geistige.
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Als alle materielle Schöpfung gegründet ward, da stand dieser große leuchtende Zeiger abwärts auf der Zahl eins, welche ihr noch stark leuchtend erblicket.
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Wo steht aber dieser Zeiger jetzt? - Ihr saget: Er steht ja schnurgerade aufwärts, und zwar schon nahe am Ende der letzten Zahl. Zwei kleine Punkte hat er noch zu überschreiten, und seine Spitze ist draußen am zifferlosen leuchtenden Felde. Wißt ihr wohl, was solches bedeutet? - Sehet, das bedeutet ,,die letzte Zeit"!
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Aber ihr fraget: Werden denn hernach alle Dinge aufhören zu sein, wenn der Zeiger in das freie, weiße Feld hinaustreten wird? - Solches wird uns ein nächstes, höherstehendes Zifferblatt kundgeben. Gehet daher mit mir um einige Stufen höher!
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Sehet, da ist schon ein anderes Zifferblatt. Was erblicket ihr auf diesem? - Ihr saget: da erblicken wir ja gerade ein umgekehrtes Verhältnis; die Seite gegen Abend gewendet ist dunkel und zifferlos, die Seite gegen Morgen aber ist hier mit neuen helleuchtenden Ziffern bezeichnet. Da aber steht die Einheit zuoberst und die Zahl zwölf zuunterst. Der große Zeiger berührt ja schon die erste Spitze der Einheit, welche leuchtet wie ein heller Morgenstern. Jede Ziffer, die von der Einheit fort nach abwärts den großen Kreis steigt, leuchtet stets mehr und mehr, und der Glanz der letzten Zahl ist gleich dem der Sonne, die dort im Morgen so überaus herrlich strahlt! Ihr habt die Sache richtig befunden; aber was besagt sie?
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Solches sollet ihr sogleich erfahren. Sehet, so greift eine alte, finstere Zeit in eine neue, lichte. Darum also werden die Dinge nicht vergehen, sondern es wird ihnen nur ,,eine neue Zeit" gegeben werden. - Und wie die erste Zeit war eine Zeit des Unterganges, eine Zeit der Nacht, so wird diese kommende Zeit eine Zeit des Aufganges sein und eine Zeit des Tages! - Nun begreifet ihr dieses große Uhrwerk. Lasset uns darum unsere Blicke wieder von da hinweg wenden, und die Dinge näher betrachten, die noch um uns in einer endlosen Fülle wunderbarst zu schauen sind.
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Ihr sehet dort gegen Mittag hin ein außerordentlich großes viereckiges Gebäude, das einem überaus großen Würfel gleicht und eine Länge von nahezu zwölftausend Klaftern hat. Es ist so hoch und so breit, wie es lang ist. In der Höhe auf den vier Ecken erblicket ihr vier riesige Menschengestalten, und zu ihren Füßen seht ihr vier verschiedene Tiere. Wir wollen uns sogleich hinbegeben und sehen, was die ganze Sache ist. Ihr wollet, und so denn sind wir auch schon, wie ihr sehet, auf der glänzenden Fläche dieses großen Würfels. Da sehet hin, in der Mitte dieser glänzenden Fläche ist noch ein kleiner, überstark leuchtender Würfel, auf dem Würfel liegt ein vollends entsiegeltes Buch.
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Das siebente Siegel seht ihr ebenfalls schon entsiegelt; und aus diesem Siegel sehet ihr entsteigen allerlei riesenhaftes Gebilde. Viele Geister, mit weißen Kleidern angetan und mit großen Posaunen in ihrer Hand, fliehen nach allen Seiten hin. Sehet, dort stößt einer in die Posaune, und der Posaune entstürzen allerlei, als: Krieg, Teuerung, Hungersnot, Pest; - sehet, dort stößt ein anderer in seine Posaune, und dieser entstürzt ein verheerend Feuer; wo es hinfällt, verzehrt es alles, und die härtesten Steine macht es zerfließen wie Wassertropfen auf glühendem Eisen. Sehet wieder dort, ein anderer stößt in seine Posaune, und eine große Wasserflut, welche angefüllt ist mit allerlei Geschmeiß, entstürzt derselben; - und sehet, dort in der Tiefe unten die alte Erde, wie sie ersäuft in dieser Flut. - Und sehet dort, ein vierter stößt in seine Posaune, und ein großer feuriger Drache stürzt gebunden und geknebelt dort hinab, wo ihr sehet in endloser Tiefe ein unermeßliches Feuermeer wallen.
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Aber nun sehet die vier großen, riesigen Gestalten an den Ecken; auch sie sind mit großen Posaunen versehen. - Sehet, der gegen Mitternacht stößt gewaltig in dieselbe; und ein Geist entstürzt der Posaune, mit einer großen Geißel zu züchtigen die Erde; - und sehet, der gegen Abend stößt ebenfalls in seine Posaune, und derselben entstürzt ein anderer Geist, einen glühenden und feurigen Besen in seiner Hand tragend, zu fegen das Erdreich vom Unrate. - Und sehet, dort gegen Mittag stößt der große Geist ebenfalls in seine Posaune, und eine Menge Geister entstürzt derselben mit allerlei Samenkörben versehen, um zu legen eine neue Frucht in das gefegte Erdreich. - Und nun sehet, der Geist gegen Morgen hin stößt ebenfalls in seine Posaune; derselben entstürzt ein leuchtendes Gewölk. Zahllose Scharen erblicket ihr auf demselben. Zuoberst dieses Gewölkes erblicket ihr ein leuchtendes Kreuz, und auf dem Kreuze steht ein Mensch so sanft, so mild wie ein Lamm!
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Sehet, dieses ist das Zeichen des Menschensohnes. Und somit haben wir auch auf diesem Platze alles gesehen, was euch hier zu sehen und zu schauen zugelassen werden kann; - und das alles ist das Licht der Wahrheit, aus dem ihr diese Dinge schauet. -
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Aber ihr richtet soeben eure Blicke gegen Morgen hin und erschauet zu eurer größten Verwunderung eine überaus herrliche, große Stadt, welche leuchtet wie die herrliche Sonne über ihr! - Ihr möchtet wohl wissen, was diese Stadt ist und möchtet sie auch näher beschauen? Ihr wollet! - und sehet, die Stadt ist vor unseren Augen!
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Wie gefällt es euch hier? - Ihr saget: Unendlich, unaussprechlich wohl und gut, denn hier atmen wir ja lauter Liebe; und alles, was wir ansehen, hat einen überaus sanften, milden und liebeatmenden Charakter. Ihr sprechet weiter: Wie herrlich erglänzen die Mauern dieser Stadt; wie überaus erhaben und prachtvoll sind die Tore, und welch ein unbeschreiblich herrliches Licht strahlt uns aus jeglichem Tore entgegen! Welche zahllosen überseligen Engelsgeisterscharen wandeln da aus und ein! - Oh, da muß es sich wohl gut wohnen lassen!
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Ihr saget, daß ihr wohl auch das Innere dieser Stadt beschauen möchtet. Auch solches könnt ihr nun tun. Aber ich sage euch voraus: Diese Stadt ist so endlos groß, daß wir sie wohl in alle Ewigkeit der Ewigkeiten mit der größten Gedankenschnelligkeit nicht umfassend durchwandern können. Denn diese Stadt wird erst groß, ja stets unendlich größer und größer, je tiefer jemand in ihr Inneres dringt. Daher werden wir uns auch nur einem Tore nahen und durch dasselbe einen Blick in das Innere der Stadt tun.
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Ihr saget nun: Um des allmächtigen Herrn willen! Welch eine endlose Pracht und welch unübersehbare Häuserreihe! Diese Gasse, die wir hier erblicken, scheint ja nimmer ein Ende zu haben. Ja, ich sage es euch auch: Ihr dürftet durch diese Gasse ewig fortwandeln, und nimmer würdet ihr zu einem entgegengesetzten Ende gelangen; und solche Gassen und Plätze gibt es unzählbar viele in dieser Stadt. - Wollt ihr aber wissen, wie diese Stadt heißt, da leset nur die Inschrift über diesem Tore; sie lautet: Die heilige Stadt Gottes, oder das neue Jerusalem. -
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Ich aber, der euch hierhergeführt hat, bin der Geist ; und somit habt ihr auch alles das gesehen, was zu sehen euch vom Herrn aus in meiner Sphäre vergönnt war. - Und so kehren wir wieder zurück. Sehet, hier sind wir schon, von wo wir ausgegangen sind. Tretet nun aus meiner Sphäre zu Dem hin, der euer harret und dessen Name ist: Heilig, heilig, heilig!!! - Nun, ihr seid wieder hier; habt ihr euch alles wohl gemerkt?
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Ihr bejahet es. Ich aber sage euch: Was ihr noch nicht verstehet daran, das wird euch zu seiner Zeit, und zwar in der Sphäre des nächsten Geistes leuchtender werden. Und somit gut für heute!