Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 39 -
Über Geisterspukruinen
30.11.1860
1
() ,,Du, Mein schriftgelehrter Freund, hast Mir in deiner Frage von gar entsetzlich polternden Geistern in alten Burgen und Meierhöfen Erwähnung getan, und Ich sage es dir, daß sich die Sache auch - besonders in diesen Zeiten - also verhält; aber Ich kann dir da auch die vollste Versicherung geben, daß dies durchaus keine gefährlichen Geister, wohl aber oft recht sehr gefährliche und grundschlechte Menschen sind, die im Vereine mit heidnischen Magiern, auch jüdischen Expriestern und abgedankten oder so durchgegangenen Essäern ihr arges Spiel treiben. Diese Menschen haben allerlei böses Gesindel im guten Solde und sammeln sich durch Raub, Mord und allerlei andere echt teuflische Trugkünste große Schätze, und die alten Burgen mit ihren unterirdischen Gängen dienen ihnen zu den für ihr Handwerk bequemsten Werkstätten.
2
Will ein harmloser Mensch sich diesen wahren Höllennestern nahen, so wird er, damit der Betrug nicht ans Tageslicht kommt, ja nicht in die Nähe gelassen, aber durch ihre bösen Künste so in Angst versetzt, daß er dann selbst der beste Beschützer und Verteidiger eines solchen Höllennestes bleiben muß; denn er erzählt das tausend andern Menschen von Mund zu Mund, und alle halten das für etwas erschrecklich Übernatürliches, und keiner von Tausenden wagt sich dann je mehr auch nur in einige Nähe eines solchen wahren Höllennestes. Aber, wie Ich das schon gleich einleitend in dieser deiner Frage bemerkt habe, lassen wir nur ein wohlgerüstetes römisches Kriegsheer sich solch einer verrufenen Spukgeisterburg nahen, und die Geister werden sich nicht rühren, sondern durch ihre geheimen, unterirdischen Gänge schleunigst die Flucht ergreifen.
3
Ich sage es dir: In solchen von dir angeführten Burgen und Meierhöfen halten sich wenige der eigentlichen verteufelten Menschenseelen auf, die ihre Leiber schon lange abgelegt haben, aber dafür oft eine desto größere Menge solcher, die noch im Fleische ihren überteuflisch schlechten Lebenswandel führen und gewöhnlich um vieles ärger sind als die jenseitigen absoluten Teufel! Ich meine, daß dir aus dieser Meiner Darstellung nun diese Sache auch sehr anschaulich klar sein dürfte! Oder hast du noch irgendeinen Zweifel, so lasse ihn uns hören!"
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Hierauf trat der Römer Agrikola wieder auf und sagte: ,,Ah, so geht es in solchen Nestern zu? Gut, daß ich nun auch dieses aus dem Munde des allerwahrhaftigsten Zeugen erfahren habe! Diese Art Spukgeister werde ich schon auszutreiben verstehen! Auch bei uns in Europa kenne ich eine Menge solcher berüchtigten Nester, und es wird solchen Geistern mit Fleisch und Blut bald das Handwerk gelegt werden!"
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Sage Ich: ,,Es wird dir dabei aber um ein bedeutendes schwerer ergehen, als das hier in den Judenlanden der Fall wäre; denn bei euch steht eure effektive Heidenpriesterschaft besonders interessiert mit im argen Spiel. Solange dort Meine euch nun gegebene Lehre nicht einmal einen bedeutenden Vorsprung genommen haben wird, wird sich mit den europäischen Spuknestern mit irgendeiner Gewalt nicht viel anfangen lassen. Aber das beste Mittel gegen solch einen großbetrügerischen Unfug ist die Aufklärung des besseren Volksteiles; denn weiß dieser einmal so recht verläßlich, wie sich der vollen Wahrheit nach diese Sachen verhalten, so erfährt es von ihm auch bald der Pöbel, und der ist dann ehest der Hauptaustreiber solcher bösen Geister mit Fleisch und Blut.
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Wer die Vögel fangen will, muß nicht gleich mit Prügeln in den Stauden herumzuschlagen anfangen, sondern er muß zuvor die Garne legen und dann erst mit dem Werfen der Prügel nach den Stauden anfangen, und die Vögel werden sich dann haufenweise selbst in den Garnen fangen.
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Wo gewisse Weltregierungsmaximen zu eng mit dem betrügerischsten Priestertum verbunden sind, da läßt sich mit offener Gewalt vorderhand eben nicht viel ausrichten; aber nachderhand wird sie schon recht wohl zu gebrauchen sein.
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Doch hier im Judenlande, und namentlich in Galiläa, habe Ich Selbst schon ein paar solcher Trugstätten zerstört, wovon dir Cyrenius etwas wird erzählen können. Es bestehen aber noch welche, und mit denen werde Ich auch noch bald fertig werden, so wie Ich auch mit den bösen Götzentempeln in Samosata am Euphrat fertig geworden bin.
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Aber bei euch im noch tief heidnischen Europa läßt sich jetzt eben nichts anderes gegen solche Spukwerke unternehmen als nur das, was Ich dir früher angezeigt habe.
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Es wird Europa einst im Glauben Asien bei weitem übertreffen; aber für jetzt ist es im allgemeinen noch sehr roh und unreif, weil es noch zu tief im allerfinstersten Heidentum steckt und dasselbe auch nach vielen Hunderten von Jahren nicht völlig wird fahren lassen können. Aber es werden dort auch viele in Meinem Namen in der vollsten Wahrheit stehen, aber von den Heiden auch gleichfort mehr oder weniger verfolgt werden. Aber Ich werde dann einmal ein größtes Gericht über alle wie immer gearteten Heiden ergehen lassen, und das wird dann allen Heiden den vollkommenen Rest geben. - Aber nun lassen wir noch den Schriftgelehrten reden.
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Sage nun du, Mein schriftgelehrter Freund, was du noch irgend nicht verstehst! Denn als ein wahrer Schriftgelehrter mußt du auch die Schrift vollends verstehen, und so gebe Ich nun dir und den andern Gelegenheit, euch über alles, was euch noch unklar ist, bei Mir sicher das rechte Licht zu verschaffen."
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Sagte der Schriftgelehrte: ,,Herr und Meister, ich bin nun schon über alles, was mir am wichtigsten schien, vollends aufgehellt worden durch Deine Güte und Gnade; aber da Du Selbst ehedem von einem allergrößten Gericht über alle Heiden Erwähnung gemacht hast, so könntest Du uns ja auch die Zeit näher bestimmen, wann das alles eintreffen wird.
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Es haben davon wohl auch Daniel und Jesajas in dunklen Bildern geredet, und Du Selbst hast zwei volle dahin deutende Kapitel des Jesajas erklärt, wie auch den sicheren Untergang Jerusalems; aber von einer bestimmten Zeit hast Du darin nichts Besonderes angedeutet. Da wir nun aber von Dir schon so vieles erfahren haben, so könntest Du darüber, und namentlich über das letzte Gericht über die Heiden allerorten, auch etwas Bestimmtes kundtun, wie auch, wie solches Gericht geartet sein wird, und welche Zeichen ihm vorangehen werden. Denn ohne gewisse Mahnzeichen läßt Du niemals ein Gericht über die Menschen ergehen."
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Sagte Ich: ,,Mein lieber schriftgelehrter Freund! Du hast wahrlich eine ganz gute Frage nun gestellt, und Ich werde sie euch allen auch beantworten; aber ihr müßt euch das Heidentum in jener Zeit, deren Ich Erwähnung tat, nicht also vorstellen, wie da nun beschaffen ist das Heidentum in der Jetztzeit. Es werden die Götzentempel der Jetztzeit wohl schon lange zerstört sein; aber an ihre Stelle werden vom Widerchristen eine Unzahl anderer, und das sogar unter Meinem Namen, erbaut werden, und ihre Priester werden sich als Meine Stellvertreter auf Erden überhoch ehren lassen und werden alle Weltschätze an sich zu ziehen am allermeisten bemüht sein. Sie werden sich mästen; aber das Volk wird in großer Not sein geistig und leiblich.
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Seht, wenn jenes Heidentum wird überhandgenommen haben, dann wird auch ehest das große Gericht über die neue Hure Babels ausgegossen werden! Ein Näheres werde Ich euch später sagen, jetzt aber lasset uns zuvor etwas Wein zu uns nehmen!"