Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 6

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg
(Ev. Joh. Kap. 8)

- Kapitel 243 -

Die Folgen der falschen Vorstellung vom Jenseits

Nur die Pharisäer waren noch nicht einig, und der Schriftgelehrte sagte: ,,Diese Sache klingt freilich ganz hoffnungsvoll; aber sie stimmt mit dem Begriff einer gegenüberstehenden ewigen Belohnung nicht zusammen. Denn so der gute Mensch für seine guten Handlungen, für seine Geduld in Schmerzen und Leiden aller Art und Gattung mit einer jenseitigen, ewigen Belohnung entschädigt wird, so sollte auch der im steten Wohlleben auf dieser Welt stehende Übeltäter ewig bestraft werden.
2
Und würde man den Menschen verkünden, daß am Ende auch noch aus der Hölle eine Erlösung möglich ist, dann wird es noch mehr Übeltäter auf der Erde geben! Jetzt hält doch noch die Furcht vor den ewigen Strafen in der Hölle gar viele Menschen von bösen Handlungen ab, und die Hoffnung zur Erreichung der ewigen Glückseligkeit treibt die Menschen zum Guten an! Nehmen wir aber das an, daß auch die Verdammten noch eine etwaige Aussicht haben, einmal selig zu werden, dann werden sich auch die Guten mehr und mehr zu ihnen kehren, und das reine Gute wird auf der Erde bald so selten werden wie die Diamanten. Es ist das für ein weiches Herz wohl sehr trostreich, - aber das Gefühl der Gerechtigkeit geht dabei unter! Das ist so meine ganz gerade Meinung."
3
Sagte Ich: ,,Für dich mag sie ja sehr gerade sein, für Mich aber ist sie sehr krumm! Wenn du glaubst, daß entweder die Hölle oder der Himmel als Beweggründe dienen sollen, durch die die Menschen vom Bösen abgehalten und zum Guten hingeleitet werden sollen, so bist du noch von einem ganz grundfalschen Glauben erfüllt; denn der ganz schlechte Mensch lacht über deine Hölle und über deinen Himmel, und der ganz Gute ist gut auch ohne deine Hölle und ohne deinen Himmel. Denn die Hölle und der Himmel, also gestellt, wie du dir die Sache vorstellst, sind erst recht geeignet, jeden Menschen so schlecht wie nur immer möglich zu machen.
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Denn wer das Gute nur des Lohnes wegen tut, der leiht sein Geld auf hohe Zinsen aus, und wer das tut, der hat keine Nächstenliebe, und noch weniger eine Liebe zu Gott. Denn wer seinen Nächsten nicht liebt, den er sieht, wie kann der wohl Gott lieben, den er nicht sieht?
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Nehmen wir aber den Himmel und die Hölle weg und sehen uns nachher deine frommen Menschen an! Die werden noch ärger zu wüten und zu toben anfangen als ein großgewinnsüchtiger Makler, dem sein Schuldner mit dem dargeliehenen Gelde durchgegangen ist; und weil sie keine Höllenstrafen mehr zu befürchten haben, so werden solche Menschen dann nur durch die sanktionierten Weltgesetze zu bändigen sein.
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Es ist also schon im Anfange von den Menschen dahin schlecht gehandelt gewesen, daß die Alten ihren Kindern die Hölle so heiß als möglich machten und den Himmel mit allen Farben des Lichtes und mit allen den Menschensinnen frönenden Annehmlichkeiten ausmalten. Dadurch bewirkten sie wohl eine Art Gottesfurcht, die aber wegen der gar zu leicht erreichbaren Hölle und wegen des zu schwer zu gewinnenden Himmels nie in eine wahre Liebe zu Gott und dem Nächsten überging, sondern bei den schwächeren Gemütern in eine stets größere Furcht ausartete und bei den stärkeren Gemütern von mehr inneren Lichtes in eine volle Gleichgültigkeit gegen Gott und gegen die Nebenmenschen überging. Denn diese stärkeren Menschen glaubten für sich gar nichts, doch machten sie die Sache pro forma mit, um das gemeine Volk bei dem Glauben zu erhalten, auf daß es sich nicht wider die empöre, für die es arbeiten mußte, damit sich diese für den verlorenen Glauben an Gott, Himmel und Hölle auf der Welt einen Himmel non plus ultra bereiten konnten.
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Die weitere Folge davon aber ist die nunmalige beinahe gänzliche Gottlosigkeit unter den Menschen, die schon lange in der größten Wut gegen die Herrenmenschen aufgestanden wären und sie sehr tatsächlich gefragt hätten, aus welchem Grunde sie ihnen dienen und untertänig sein müssen, wenn nicht die weltlichen Gesetze Roms sie mit dem Schwerte davon abgehalten hätten.
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Siehe, das alles ist eine Folge von solchem Gerechtigkeitsgefühl in der Menschen Seelen, die allzeit gleich dir mit den schärfsten Worten den Menschen predigten, daß Gott zwar die Guten im Himmel ewig belohne, aber infolge Seiner unerbittlichen Gerechtigkeit die Bösen auch ewig in der allerschrecklichsten Hölle mit den unerhörtesten Martern ewig ohne alle Linderung strafe!
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O ihr Narren! Gibt es wohl einen Vater von nur einiger Liebe zu seinen Kindern, der ein Kind, das gegen sein Gebot einen Fehler beging, auf lebenslänglich in einen Kerker werfen ließe und es dazu noch züchtigen lassen möchte alle Tage, solange es lebte?! Wenn aber das ein menschlicher Vater nicht tun wird, der im Grunde als Mensch doch schlecht ist, um wieviel weniger wird das der Vater im Himmel tun, der die ewige und purste Liebe und Güte Selbst ist!
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Oder denke dir nur auf der Erde einen wahrhaft weisen und sehr verstandesvollen Menschen! Wird der je eine ewig währende Bestrafung an einem Sünder billigen können, oder wird er jemandem eine solche Strafe zuerkennen? Sicher nicht, - und der höchstweise Gott um so weniger!
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Ich sage euch aber, daß in der Folge unter Meinen wahren Nachfolgern gar keine auch nur zeitlichen Strafen bestehen sollen, obschon es bisher hieß: Leben um Leben, Auge um Auge und Zahn um Zahn, - sondern so dir jemand einen Backenstreich versetzt, so gib ihm nicht wieder einen zurück, sondern halte ihm noch die andere Wange hin, daß er dir noch einen Streich geben möge, so er sonst mit dir nicht im Frieden sein kann, auf daß dann Friede und Einigkeit zwischen euch sei! So dir jemand ein Auge ausgeschlagen hätte, so tue ihm nicht auch dasselbe, sondern vergib ihm, und du wirst als ein Leidender bessern sein Herz. Vergeltet nimmerdar Böses mit Bösem, so werdet ihr als Meine wahrhaften Jünger Ruhe haben in der Welt und auch eben dadurch zeigen, daß ihr wahrhaft Meine Jünger seid!"

Fußnoten