Das Grosse Evangelium Johannes: Band 6
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg
(Ev. Joh. Kap. 8)
- Kapitel 191 -
Vom Zweiten und vom Dritten Gesicht
Der Römer bedankte sich sehr für diesen Meinen Rat und ging abermals hin zu dem Engel und sagte zu ihm: ,,Mein lieber Engelsgeist, ich bin dir zwar sehr verbunden für alle deine Lichtworte, die ich von dir vernommen habe, - aber wir Bürger dieser Erde und respektive sein sollende oder werdende Kinder Gottes können uns mit eurer überirdischen Weisheit durchaus nicht befreunden! Was wissen denn wir von noch anderen Erden im endlos weiten Raume, da wir doch diese unsere Erde noch lange nicht gut genug kennen! Sei sonach so gut und gib mir handgreifliche Beweise für deine Aussage, ansonst du mit aller deiner Weisheit bei uns wahrlich keine große Wirkung machen wirst!"
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Sagte der Engelsgeist: ,,Du verlangst vieles von mir, das ich dir nun wohl gewähren muß, da es der Herr also haben will. Deine Sehe ist dir nun wohl so weit aufgetan, daß du mit dem Auge deiner Seele uns reine Geister schauen kannst, - aber auch das nur also, weil wir uns aus eurer Lebensaußensphäre gewissermaßen einen substantiellen Leib an uns gezogen haben.
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Wären wir als pure Geister bei euch, so würdet ihr uns trotz eures nunmaligen Zweiten Gesichtes dennoch nicht sehen. Wenn ihr aber dereinst im reinen geistigen Schauen sein werdet - was ihr das Dritte Gesicht oder die innerste Sehe des Geistes nennen möget -, dann könnet ihr uns wohl als reine und purste Geister sehen. Eben dieses Dritte Gesicht aber ist auch notwendig, damit du, gleich uns, alle die anderen Weltkörper schauen kannst, die in der Entsprechung im kleinsten Maßstabe auch in dir sind, aber von deiner Seele nicht eher bemerkt werden können, als bis sie mit dem Geiste aus Gott eins wird.
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Mit der Zulassung des Herrn aber können wir bei euch Menschen schon auch auf eine kurze Zeit das bewirken, daß ihr vollwachen Geistes werdet und also ins dritte und somit ins höchste und reinste Schauen verzückt werdet.
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Ich werde euch denn zuerst zwischen den Mond und diese Erde stellen, auf daß ihr da werdet merken können, daß diese Erde auch nur ein Ball ist, gleichwie ihr den Mond und die Sonne mit den Augen eures Fleisches sehen könnet. Darauf erst werde ich euch ganz in den Mond, dann in die Sonne und darauf erst in mehrere andere Welten und Erden bringen. - Seid ihr mit diesem meinem Antrage zufrieden?"
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Sagte der Römer: ,,Allerdings; aber die Sache wird etwa doch nicht einer zu langen Zeit bedürfen? Denn so jene Sterne lauter Welten, größer denn diese Erde, sind, so müssen sie wohl ungeheuer weit von dieser Erde entfernt sein, weil sie gar so klein erscheinen, und da versteht es sich schon von selbst, daß eine noch so schnelle geistige Reise dahin eben nicht gar zu kurz dauern dürfte."
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Sagte der Engel: ,,Für den reinen Geist gibt es weder eine Zeit, noch einen Raum. Hier und dort in einer endlosen Ferne von hier ist eins, und ,jetzt` und ,vor Äonen Jahren` ist auch eins. Daher könnet ihr in einem rein geistigen Zustande auch in einem Augenblick mehr sehen und erfahren, als ihr in eurem Fleische kaum in etlichen tausend Jahren nur dunkel auf dem Wege des Wortunterrichtes erfahren könntet, wozu aber freilich des Menschen Lebenszeit auf dieser Erde eine viel zu kurze ist. Das hat aber auch darin seinen großen Vorteil, weil die Seele bei uns dann auch in einem Augenblick um vieles mehr und reiner und wahrer erlernt und erfährt, als sie hier auf dieser Erde in einer langen Reihe von Jahren imstande wäre. Denn hat sich eine Seele nur einigermaßen in ihrem Leibe verselbständigt, so ist es ihr von einem großen Lebensvorteile, wenn ihr das schwere und leidende Fleisch abgenommen wird und sie dann in unsere Gesellschaft tritt und von uns den wahren Lebensunterricht völlig lebendig überkommt.
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Aber nun gebet alle acht; denn ich werde euch nun alsogleich frei stellen in eurem Geiste, der da ist das eigentliche Liebeleben aus Gott, und dessentwegen ihr auch Kinder Gottes seid oder doch ganz sicher werden könnet, so ihr nach dem Willen Gottes also lebet, wie er euch gar sehr umständlich geoffenbart wird. Es sei! Werdet frei, und schauet nun die euch verwandte ewige Schöpfung Gottes!"
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Nach diesem Ausrufe des Engels nach Meinem Willen verfielen alle dem Leibe nach in einen Schlaf, konnten aber dabei doch mit dem Munde reden, obwohl sie in diesem Zustande aller Leibessinne völlig beraubt waren.