Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 6

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und die Tempelpriester
(Ev.Joh. Kap.5)

- Kapitel 146 -

Die unzufriedenen Jünger ziehen allein nach Jerusalem zum Laubhüttenfest; der Herr folgt heimlich nach (Ev.Joh. 7,2-13)

Am Morgen aber kamen schon viele Juden von allen Gegenden, die hinter Kapernaum sich befanden, daher, um zu Schiff übers Meer nach Jerusalem zu ziehen, weil das Laubrüstfest der Juden ganz nahe herbeigekommen war. (Joh.7,2) Es waren auch zu dem Behufe von allen Seiten und Gegenden des Meeres Schiffe hierher gekommen, um die vielen Wallfahrer über das Meer zu befördern.
2
Ich aber ging nach dem Morgenmahle mit allen Jüngern auch hinaus an das Meer, und wir besahen uns die Schiffe und die vielen Wallfahrer.
3
Und es kam bald auch der Hauptmann zu Mir und sagte: ,,Herr, wie gefallen Dir denn diese vielen blinden Narren? Dorthin gehen sie mit vielen Unkosten und mit vieler Mühe Den suchen, der ihnen hier gar so nahe wäre!"
4
Sagte Ich: ,,Lassen wir das, es wird schon noch auch für sie die Zeit der Erkenntnis kommen! Aber doch ziehen auch mehrere Meinetwegen hinauf nach Jerusalem, weil sie der Meinung sind, Mich daselbst anzutreffen."
5
Als die Jünger, die nun auch die altgewohnte Reiselust anwandelte, das von Mir vernahmen, da sagten sie ganz laut zu Mir: ,,So mache Dich denn auf von dannen nach Jerusalem hin, und gehe dann auch wieder in Judäa umher, auf daß Deine dortigen vielen Jünger auch die Werke sehen, die Du tust. (Joh.7,3) Es tut aber niemand etwas im Verborgenen, von dem er will, daß es vor aller Welt offenbar werde; da Du aber das auch willst und auch danach tust und wirkest, so offenbare Dich nun auch vor der Welt!" (Joh.7,4)
6
Die Brüder aber redeten nun deshalb also, weil ihr Glaube an Mich ganz schwach geworden war. (Joh.7,5)
7
Da fragt freilich so mancher, wie das bei den vielen Zeichen und Lehren wohl möglich war. Oh, das ist bei jedem Menschen gar leicht möglich! Er darf sich nur irgend ein wenig überheben und sich auf seine Fähigkeiten etwas einzubilden anfangen, und seine Seele befindet sich dann sogleich in einem zweifelhaften Dunkel, aus dem ihr nur irgendeine kleine Demütigung helfen kann.
8
Und das war denn auch hier bei den Brüdern der Fall, aus welchem Grunde Ich ihnen auch keine Rüge gab, sondern nur sagte: ,,Ihr habt da ganz leicht reden! Meine Zeit ist noch nicht da, - eure Zeit aber ist allewege! (Joh.7,6) Die Welt kann euch nicht hassen, da ihr bis jetzt noch nicht irgend offen wider sie gezeugt habt, daß ihre Werke böse sind; darum habt ihr auch noch allerwege eine freie Zeit und einen gefahrlosen Weg. Mich aber haßt die Welt allewege, weil Ich offen zeuge, daß ihre Werke böse sind." (Joh.7,7)
9
,,So ihr alle aber schon so festdurstig seid, so gehet ihr allein hinauf auf dieses Fest! Ich aber will noch nicht hinaufgehen auf dieses Fest; denn Meine Zeit ist noch nicht erfüllt." (Joh.7,8)
10
Da sahen die Brüder einander an und wußten nicht, wie sie daran waren.
11
Einer sagte: ,,Gehen wir hinauf! Wegen 4-5 Tagen unseres Ausbleibens wird es nicht aus sein!"
12
Einige wieder meinten, daß Ich so etwas etwa doch übel aufnehmen und unterdessen irgendwohin gehen könnte, wo Ich nicht leicht wieder aufzufinden wäre; denn ihre Absicht war nicht, Mich zu verlassen. Wieder andere meinten, es wäre doch rätlich, hinaufzugehen, da man daselbst bei dieser Gelegenheit vieles vernehmen könnte, was jetzt so die Menschen über Mich redeten. Bei dieser Meinung kamen alle überein und beschlossen, ganz allein zum Feste hinaufzugehen.
13
Es kam aber gerade das Schiff des Simon Juda (Petrus) an, und er trat zu Mir hin und sagte (Petrus): ,,Herr, so lasse uns denn allein hinaufziehen! In längstens fünf Tagen sind wir wieder hier!"
14
Da sagte Ich: ,,Ich habe es euch schon gesagt, was ihr zu tun habt, und so ziehet denn alle hinauf!"
15
Als Ich solches zu ihm gesagt hatte, da bestiegen sie alsbald das Schiff und fuhren ab. Ich aber verblieb noch hier in Galiläa. (Joh.7,9)
16
Als aber alle die Brüder schon mehr als den halben Wasserweg hinter sich hatten, da wandelte sie plötzlich eine große Trauer und Reue an, so daß sie wieder umkehren wollten, um Mich um Vergebung zu bitten für die schnöden Reden, mit denen sie Mir entgegengekommen waren.
17
Und Petrus sagte laut: ,,Herr, Herr, welcher Teufel hat uns denn diesmal gar so verrückt, daß wir Dich verlassen konnten? Oh, lasse Dich nur noch einmal wiederfinden von uns, Du ewiger Sohn und Vater in einer Person, und wir werden Dich nimmer also verlassen!"
18
Johannes und Matthäus weinten und drangen ordentlich auf die Rückfahrt; aber es erhob sich ein starker Wind gerade hinter ihrem Rücken und trieb das Schiff mit großer Schnelle an das obere Ufer hinter Tiberias, wo der Jordan das Meer verläßt. Als sie da ans Land gestiegen waren, fühlten sie sich so verlassen, daß sie kaum den Mut hatten, den Weg nach Jerusalem weiter fortzusetzen.
19
Jakobus aber sagte: ,,Daß wir alle hoch gefehlt haben, daran liegt gar kein Zweifel; denn der starke Wind, der uns so schnell hierher trieb und sich gerade in dem Augenblick erhob, als wir reuig zu Ihm zurückkehren wollten, war ein sprechender Beweis, daß Er uns für immer von Sich verstoßen hat. Wir dummen und blinden Ochsen wollten Ihm, dem Allweisesten und dem Allmächtigen vorzuschreiben anfangen, was Er tun solle! Oh, wir nun überelenden Toren! Wo ist denn der elendste Satan, der uns also berückt hat? Die elendste Bestie der Bestien trete vor uns, und sie soll erfahren, was das heißt, sich an den Freunden des Herrn zu vergreifen!"
20
Da erschien ihnen plötzlich eine Lichtgestalt und sagte in einem ganz ernsten Tone zu ihnen: ,,Eure Beschuldigung trifft den verlorenen Sohn ungerecht; denn euer eigener Übermut hat euch das angetan. Darum klaget euch selbst an, ihr Höchstbegnadeten, und lasset den in Ruhe, der diesmal keinen Teil an eurer Dummheit hat!"
21
Darauf verschwand die Gestalt, und die Jünger sagten: ,,Herr, sei uns armen Sündern gnädig und barmherzig!"
22
Darauf machten sie sich still und ruhig auf den Weg und kamen, schon ziemlich spät am Abend, zu dem schon bekannten Wirt im Tale bei Jerusalem. Als er sie ersah und erkannte, hatte er eine große Freude; aber als er Mich nicht unter den Brüdern fand, ward er sehr bekümmert und fragte die Brüder, warum Ich diesmal nicht mit ihnen gekommen sei.
23
Da sagte Petrus: ,,Siehe, Freund, wir wollten herauf zu diesem Feste, auf daß uns kein Jude etwas vorhalten könnte also, als wären wir Samariter. Aber der Herr wollte diesmal noch nicht herauf, ließ uns allein ziehen, da unsere Zeit allewege, für Ihn aber die rechte Zeit noch nicht da wäre; und so sind wir nun da. Der Herr Selbst aber blieb in Galiläa zurück, und zwar nicht ferne von Kapernaum, allwo Er uns auch sicher erwarten wird."
24
Sagte der Wirt: ,,Das glaube ich kaum; denn Er ist wahrhaft ewig unerforschlich in Seinen geheimen Ratschlüssen! Übermorgen ist der große Sabbat; wer weiß es, ob Er nicht noch eher in den Tempel kommt, als wir seine Vorhöfe betreten werden!"
25
Sagte Petrus: ,,Bei Gott sind wohl alle Dinge möglich, aber das glaube wieder ich kaum! Aber nun vor allem, lieber Freund, - können wir heute eine Herberge bei dir haben?"
26
Sagte der Wirt: ,,O allerdings; denn bei mir gibt es noch Raum zur Genüge! Aus der größten Liebe und Achtung zu eurem und auch meinem Meister und Herrn gebe ich euch alles unentgeltlich, solange ihr immer bei mir bleiben wollet!"
27
Darauf ward sogleich für ein gutes Abendmahl gesorgt; aber es hatte keiner der Brüder besondere Lust zum Essen und Trinken; denn ihnen ging noch immer ihr Benehmen vor Mir zu Kapernaum wie glühende Gewissensbisse in ihrem Herzen herum.
28
Nach dem Mahle erzählten sie dem Wirte viel von Meinen Reisen und blieben also beinahe die ganze Nacht wach; und es wurde ihnen auch leichter, so sie von Mir redeten. Erst gegen Morgen schliefen sie ein und wurden bald wach. Diesen Tag brachten sie zur Hälfte noch bei dem Wirte zu, die andere Hälfte aber in Bethania bei Lazarus, dem Ich auch gar sehr abging; aber die vielen Erzählungen über Meine Taten und Lehren bei Meinen Reisen in Großgaliläa ersetzten in etwas Meine Gegenwart.
29
Als aber, wie nun gezeigt ward, Meine Brüder hinauf zum Feste gezogen waren, da machte auch Ich Mich um einen Tag später auf den Weg nach Jerusalem, sagte aber niemandem, wohin Ich gehe, obwohl Mich der Wirt und der Hauptmann sehr darum fragten; denn Ich Selbst wollte es nicht ruchbar werden lassen, daß auch Ich ganz heimlich nach Jerusalem zum Feste zöge. (Joh.7,10) Ich ging aber denn auch ganz allein abseitigen Weges dahin und benötigte - wie leicht begreiflich - nur eine ganz kurze Zeit zu dieser Reise.
30
Am Tage des Festes aber, als alle Meine Jünger und Brüder sich schon sehr früh morgens auf dem Platze des Tempels eingefunden hatten und von den Mich wohl kennenden Juden bemerkt wurden, da dachten eben die Juden: ,Aha, das sind ja die Jünger des Nazaräers! Da wird Er Selbst wohl auch dahier sein!`
31
Und sie suchten Mich darum kreuz und quer und fragten auch einen und den andern Jünger, wo denn Ich wäre. (Joh.7,11)
32
Und die Jünger sagten: ,,Diesmal wissen wir nicht, wo Er ist; denn wir gingen allein auf dieses Fest, und Er blieb irgendwo in Galiläa."
33
Da aber entstand ein großes Gemurmel unter den Juden, und es kamen da sehr verschiedene Meinungen und Anforderungen auf Meine Person zum Vorschein.
34
Viele sagten: ,,Dieser Mensch ist höchst fromm, und Gott hat ihm alle Gaben der Propheten verliehen wie einst Moses, und dieser allein ist geeignet, uns vom Joche der Heiden zu erlösen!"
35
Andere wieder sagten: ,,Wenn er das wäre, so brauchte er sich nicht vor den Pharisäern und Schriftgelehrten zu fürchten und wäre zu diesem Feste gekommen und hätte uns einmal klar gezeigt, was er eigentlich will! Aber er ist bekanntlich mehr ein Freund der Römer und Griechen und kann daher bei uns Juden keinen besonderen Anhang finden."
36
Und noch andere traten hinzu und sagten - aber freilich nicht gar zu laut -: ,,Ei was, er ist nichts als ein verkappter Essäer, ist mit allen Zauberkünsten ausgerüstet und verführt fein und sauber das Volk!"
37
Doch niemand getraute sich, gar zu offen eine Äußerung wider Mich laut werden zu lassen, und das aus Furcht vor jenen vielen Juden, die da fest an Mich glaubten und auf Mich hofften. (Joh.7,13)
38
Aber mitten durch das tolle Gewühl des Festes und durch das berauschte und unsinnige Volk ging Ich, von niemandem erkannt und bemerkt, hinauf in den Tempel.

Fußnoten