Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Zweiter Tag in Sichar
- Kapitel 86 -
Der Herr in Kana. Über den Schaden der Unzucht im Diesseits und Jenseits
Auf diese Worte beginnt die Weiterreise, und wir erreichen ohne allen Anstand das Städtchen Kana. Allda angelangt, begeben wir uns schnell in das Haus, allwo Ich das erste öffentliche Wunder gewirkt habe. Es vergeht aber keine Stunde, so weiß es schon nahe der ganze Ort, daß Ich und alle, die mit Mir gezogen sind, nun ganz glücklich und wohlbehalten angekommen sind; und alles eilt hin, um die Angekommenen zu sehen, zu begrüßen und zu bewillkommnen. Und als sie Mich ersehen, finden sie nicht genug Worte des Lobes und des Rühmens darob, daß Ich zu Jerusalem den Tempel auf eine so entschiedene Weise gereinigt habe! Denn es waren von Kana aus auch viele auf das Fest gekommen und haben da gesehen, was Ich zu Jerusalem gewirkt habe, und haben es auch erfahren, wie Ich daselbst viele Kranke gesund gemacht habe, und lobten Mich ungemein.
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Ich fragte sie, ob es hier keine Kranken gäbe. Sie sagten aber, daß merkwürdigerweise in dieser Zeit im ganzen Orte nicht ein Mensch krank sei.
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Ich aber sagte: dem Leibe nach seien sie wohl gesund, aber nicht so der Seele nach. ,,Denn wer da treibt Unzucht und Hurerei, der ist sehr krank in seiner Seele! Denn durch diese Sünde wird das Herz des Menschen von Tag zu Tag härter, gefühlloser und unbarmherziger gegen die Nebenmenschen und liebt am Ende nichts als sich selbst und den Gegenstand, mit dem es geilen kann, - aber nicht des Gegenstandes selbst willen, sondern des Geilens willen. Ein solches Herz fliehet dann das Gotteswort, das ihn abmahnt von seiner bösen Begierde, und wird am Ende sogar ein Feind derer, die das Wort Gottes im Herzen bewahren und darnach leben. Viele von euch leiden an dieser Krankheit, und Ich bin darum wieder zu euch gekommen, um euch von dieser sehr bösen und tödlichen Krankheit zu heilen. Wer aus euch sich von dieser bösesten Krankheit befallen weiß, der vertraue sich Mir an, und Ich werde ihn heilen!"
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Als Ich solches ankündige, da verlassen sogleich eine Menge das Haus; denn es überfällt die Schuldigen eine Furcht, daß Ich sie öffentlich verraten werde, und so machen sie sich davon. Darunter aber waren auch einige Ehebrecher und Blutschänder und viele beiderlei Geschlechts, die sich selbst beflecken, und waren am Ende froh, sich weit von Meinen Augen zu befinden.
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Es war aber vielen nicht so sehr darum, daß sie etwa nicht möchten von solcher Leidenschaft geheilt werden, sondern es war ihnen vielmehr nur der Schande wegen! Denn sie galten sonst für ehrenhafte, angesehene Menschen, und es wäre ihnen sehr unangenehm gewesen, daß es also ihre Nachbarn erfahren hätten, daß sie ein schwaches Fleisch haben. Aber sie bedachten nicht, daß sie sich dadurch selbst verrieten, als sie auf Mein bestes Begehren sich aus dem Staube machten.
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Viele, die geblieben sind, sagten: ,,Nein, von dem und diesem hätte ich das nie geglaubt!" Andere wieder konnten sich des Lachens nicht erwehren und sagten: ,,Aber wie pfiffig hast Du es doch angestellt! Diese hätte jemand zehn Jahre lang fragen dürfen, so hätten sie ihm in dieser Hinsicht sicher keine Antwort gegeben; Du aber hast sie bloß in aller Liebfreundlichkeit aufgefordert, daß sie sich in dieser Hinsicht von Dir sollen heilen lassen, - und siehe, sie nahmen alle den Läufersold! Sie waren sicher der Meinung: Dir, Dem es möglich war, das Wasser in Wein zu verwandeln, könnte es am Ende auch möglich sein, sie beim Namen zu rufen und zu sagen: ,Du hast also gesündigt und soundso oft Male, - und du aber also und soundso oft Male!`, - und das hätten sie natürlich nicht ertragen und nahmen darum den Läufersold! Aber das haben sie im Augenblick doch nicht bedacht, daß sie sich durch solches Davonrennen am meisten verraten haben! Wir wollen sie darob zwar nicht richten - denn uns sind unsere eigenen Schwächen nicht unbekannt, und wir wissen auch, daß es allzeit am klügsten ist, so man vor der eigenen Haustür fegt und kehrt -, aber lächerlich bleibt die Sache immer, indem diese glaubten, daß sie durch ihr Sich-aus-dem-Staube-Machen etwa als solche Sünder, wie Du sie ehedem anführtest, nicht erkannt werden möchten! Nein, die sind etwa doch dümmer als ein Rhinozeros aus Persien!"
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Sage Ich: ,,Lassen wir sie gehen, die blinden Narren! Vor den Menschen schämen sie sich; aber vor Gott, Der das Herz und die Nieren der Menschen allzeit durchschaut und prüft, schämen sie sich nicht! - Ich sage euch allen: Dieses weltliche Schamgefühl ist eitel! Wie lange wird's denn noch dauern auf dieser Welt?! Bald wird ihnen der Leib genommen werden, dessen Fleisch ihnen so viele süße Stunden bereitet hatte! Dann werden sie in der andern Welt nackt anlangen, in der man ihnen haarklein alles von den Dächern herab verkünden wird, was sie auf dieser Welt noch so geheim verübt haben! Da erst wird eine rechte und bleibende Schande ihr Anteil werden, die sie dort nicht so leicht wie hier loswerden!
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Wahrlich, sage Ich euch allen: Geiler, Unzüchtler und Huren werden ins Reich Gottes nicht eingehen; es müßte denn geschehen, daß sie sich gewaltig bekehrten von ihrem schlechtesten Lebenswandel! Denn sehet, alle anderen Sünden begeht der Mensch außer dem Leibe und kann sie daher auch leichter ablegen - denn was da äußerlich geschieht, verdirbt den Menschen nicht so sehr, als was da in ihm geschieht! -; die Hurerei aber geschieht im Menschen, verdirbt die Seele und den Geist und ist daher auch das gefährlichste aller Übel! Darum meidet es vor allem und fliehet es wie die Pestilenz; denn der Wollustkitzel ist des Satans Kunstgriff! Wehe, wer sich vom Satan also hat ergreifen lassen! Jeder wird am Ende die große Not finden, sich aus den Krallen des Satans loszumachen! Unsägliche Leiden und Schmerzen werden sein Anteil sein! Beachtet dieses alles wohl; denn sonst kommt die Zeit und die Tage, die euch nimmer gefallen werden! Lasset uns aber nun zur Ruhe gehen!"
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Mehrere, die mit Mir gezogen sind, begaben sich in ihre Wohnhäuser; Meine Jünger aber und die Mutter Maria und Meine Brüder, das heißt die fünf Söhne Josephs, blieben bei Mir.