Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Neue Geschehnisse in Kis

- Kapitel 238 -

Fortsetzung der Gerichtsszene. Offenes Bekenntnis der dreißig Helfershelfer. Milderung des Urteilsspruchs durch Faustus

Sagt Faustus: ,,Nun denn, so redet! Bei aller meiner Ehre, es soll euch kein Haar gekrümmt werden!"
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Sagt ein Pharisäer, ungeheuer bebend vor Todesangst: ,,Herr, schenkst du auch mir das Leben, so ich rede?"
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Sagt Faustus: ,,Auch dir; denn du bist einer der Geringsten unter ihnen."
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Schreien die andern elf Pharisäer: ,,Weißt du denn nicht, daß man eher sterben soll - denn an Gott einen Verräter machen?!"
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Sagt der eine Pharisäer: ,,Das weiß ich wohl; aber da ist von Gott wohl keine Rede, sondern lediglich von eurem allerschändlichsten Betruge an den Römern. Ihr wußtet durch einen schmachvollsten Listzug den Römern die große Beute so geschmackvoll abzutreiben, daß sich darüber wirklich die ganze Welt erstaunen muß.
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Du erster Hauptspitzbube warst in der Tracht des Ober-Länderpflegers, der nun zu Sidon, manchmal auch zu Tyrus residiert, hattest des Kaisers großen Machtring und hattest ein goldenes Schwert, den Herrscherstab von ganz Palästina, Coelesyrien, Kleinasien und über den ganzen P o n tu s .
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Zudem bist du auch wenigstens dem Anscheine nach so alt wie der höchst ehrwürdige Greis Cyrenius, nahmst seinen Namen an und hattest dir ein Gefolge und einen Hofstaat geschaffen gleich dem des Cyrenius, saßest auf einem stattlichen Pferde, und als dich der Überbringer als den Oberstatthalter begrüßte und dir in einer Entfernung von einer halben Tagereise vor Tyrus als dem vermeinten Statthalter die von ihm gezeichneten Befehlsrollen übergab und nebst diesen dann auch die Gelder und die Schätze, die deine maskierten römischen Soldaten in den Empfang nahmen, so gabst du ihm Befehle, sich so schnell als möglich nach dem Pontus zurückzuziehen, indem du definitiv vernommen habest, daß dort wegen der Steuererpressungen Unruhen ausgebrochen seien und die Bewohner des Hinterpontus sich mit mächtigen Skythenhorden gegen die Herrschaft Roms verbündet hätten. Da sei Gefahr im Verzuge; darum sei er als der (falsche) Oberstatthalter im gemessenen Auftrage Roms ihm als dem tapfersten Obersten vom Pontus und Kleinasien so weit entgegengezogen, um ihm in diesem dringenden Falle den schleunigsten Rückweg in etwas abzukürzen!
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Es versteht sich nun von selbst, daß der Oberste vom Pontus und Kleinasien mit seinen dreitausend Reitern eiligst umgekehrt ist und in etlichen Stunden schon so weit von uns entfernt war, daß wir von ihm unmöglich mehr was zu befürchten hatten. Uns allen war das Stillschweigen auf Leben und Tod aufgetragen und jedem 200 Pfunde Silbers versprochen, die wir aber bis jetzt noch nicht erhielten, sondern sie erst in Jerusalem erhalten sollten. Das Schicksal aber wollte es anders, und es wird nun um die 200 Pfunde etwas schlecht aussehen.
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Das Geld und die Schätze wurden dann zur Nachtzeit nach Kapernaum geschafft, ruhten nun schon bei zwei Monden daselbst, und der geheime Weg ist bloß des großen Schatzes wegen gemacht worden und führt meines Erachtens nicht nach Jerusalem, sondern in eine große verborgene Höhle in diesen Bergen, in der - und nicht im Tempel - schon gar viele tausend Pfunde Goldes und Silbers auf die Erlösung warten.
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In dieses Geheimnis aber waren nur wir zwölfe eingeweiht, und es weiß davon außer uns kein Pharisäer etwas, außer unsere dreißig Helfershelfer. Nur wissen diese nicht, zu welch einem Zwecke. Ihnen ist gesagt, daß solches verwahrt werde für den künftigen Messias, der die Juden vom Joche der Römer befreien werde in jüngster Zeit. Aber natürlich, ich weiß einen andern Grund, und dieser heißt fürs erste: Wohlleben über Wohlleben, - und fürs zweite: mächtige Bestechungsfähigkeit in wichtigen Fällen, wo man die mächtigen Römer will nach der eigenen Pfeife tanzen machen, oder um sich im Tempel eine Oberstenstelle zu erkaufen, die natürlich allzeit ungeheuer viel Goldes kostet. Jetzt weißt du alles; magst auch alle die dreißig verhören, und sie werden dir dasselbe sagen.
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Nur die Pfänder allein waren für Jerusalem bestimmt, um sich den Tempel günstig zu machen; die Gelder und Schätze aber wären zu ihresgleichen in die Höhle gewandert, wenn sie hier nicht einen so gewaltigen Schiffbruch erlitten hätten. Nun weißt du alles, wie die Sachen stehen, und tue nun, was dir Rechtens dünkt; nur sei gegen mich und die dreißig Verblendeten nicht zu hart und zu unerbittlich gerecht!"
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Sagt Faustus: ,,Gegen dich und die dreißig werde ich nicht als Richter, sondern als Beschützer handeln; was aber mit den elfen zu geschehen hat, darüber soll Cyrenius urteilen! Nur das einzige sage mir, ob von den Geldern und Schätzen nichts entwendet worden ist, ob hier alles beisammen ist, was von Kleinasien gebracht wurde, und ob du um die berühmte Höhle weißt."
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Sagt der Pharisäer: ,,Wie alles, was da ist, samt den Karren in den Empfang genommen worden ist, also ist es noch unversehrt und unverkümmert da. Was aber die berühmte Höhle betrifft, so weiß ich als ein Mitgeschworener natürlich um alles, was sie enthält, und es kann ohne einen aus uns zwölfen kein Mensch den Zu- und Eingang finden."
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Hier belobt Faustus den ärmeren Pharisäer, der Pilah hieß, und sagte zum Kisjonah: ,,Na, Freund und nun mein wertester Tochtervater, die Höhle in offenbar deinem Gebirge wird das, was dir nach dem ersten Urteile gebührt, geben; die Gelder und Schätze des Kaisers aber nimm vorderhand in deine Verwahrung; denn bei dir sind sie bis zur Beendigung dieses großartigsten Prozesses am besten aufbewahrt.
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Den Pilah versorge auf meine Rechnung, den dreißig aber gib für diese Nacht ein wohl zu verwahrendes Nachtlager; solange die Höhle nicht geräumt ist, kann ich ihnen die Freiheit nicht geben; nach der Räumung aber können sie dann gehen, wohin sie wollen. Ich will sie auch nicht stäupen lassen, da ihre Bereitwilligkeit uns zu großen Entdeckungen geführt hat."

Fußnoten