Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Im galiläisichen Hungerdörfchen
- Kapitel 132 -
Das Dörflein des Jammers, ein Werk des Tyrannen Herodes. Des Herrn bedeutsame Rede über diese Zulassung
20.12.1851
Es war aber ein großes Elend der unter allerlei Druck verschmachteten Menschen besonders in den Märkten und Dörfern anzusehen. Physisch und psychisch waren sie zerstreut und verschmachtet gleich Schafen unter den Wölfen ohne auch nur einen Hirten. () Da Mich solch zerrütteter Zustand der armen Völker überaus dauerte, so sprach Ich wie zu Sichar am Brunnen: ,,Die Ernte ist groß; aber der Arbeiter sind wenige! () Bittet darum den Herrn, daß Er Arbeiter in Seine Ernte sende! Denn diese Armen sind reif zum Reiche Gottes, und der Acker, auf dem sie stehen, ist groß. Sie schmachten und lechzen nach Licht, Wahrheit und Erlösung! Aber Arbeiter, Arbeiter! Wo sind diese?!" ().
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Sagen die Jünger: ,,Herr, so Du uns für tüchtig hieltest, könnten wir uns denn nicht verteilen und nehmen ein jeglicher eine Stadt und einen Markt?" Sage Ich: ,,Wir sind nun auf dem Wege nach einem ärmsten Dorfe. So wir das Dorf werden erreicht haben, werde Ich die Fähigsten und Kräftigsten aus euch erwählen und hinaussenden in die vielen Gegenden und Ortschaften, und ihr werdet sodann das alles tun, was Ich tue und getan habe vor euch. Aber nun eilen wir dem Dorfe zu!"
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In einer kleinen halben Stunde hatten wir das Dörfchen erreicht und fanden allda ein wahrhaft beispielloses Elend. Eltern und Kinder gingen buchstäblich nackt herum und behängten mit Laubwerk zur Not ihre Scham. Als das Völkchen uns ankommen sah, eilte alles, groß und klein und jung und alt, uns entgegen und bat uns um ein Almosen; denn es war eine große Not unter ihnen. Kinder weinten und hielten ihre Hände über ihre Bäuchlein; denn sie waren sehr hungrig, da sie schon zwei volle Tage hindurch nichts gegessen hatten, und die Eltern verzweifelten, teils aus eigenem Hungerschmerz und mehr aber noch ihrer um Brot und Milch bittenden Kindlein wegen.
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Petrus, den dieser Anblick durch und durch ergriff, fragte einen gar bieder aussehenden alten Mann, sagend: ,,Freund, wer hat euch denn gar so elend gemacht? Wie seid ihr in diesen Zustand gekommen? War ein Feind bei euch und hat euch alles geraubt und, wie ich's merke, sogar eure Häuser schmählichst verwüstet? Denn ich sehe nur Wände, über denen keine Dächer und Söller sich befinden, und eure mir bekannten Kornkammern liegen im Schutte. Wie, wie ging denn das zu?"
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Sagte der gefragte Mann mit weinender Stimme: ,,O ihr lieben und sicher guten Menschen! Das hat die unbegrenzte Härte und Habsucht des Pachtkönigs Herodes getan! Sein Vater war des Satans linker - und er ist dessen rechter Arm. Wir konnten die verlangten Steuern nicht aufbringen, die er vor zehn Tagen von uns verlangt hatte; seine Häscher gaben uns einen Termin von sechs Tagen. Was waren aber die sechs Tage? In dieser Zeit verzehrten die Häscher nahe allen unsern bessern Vorrat und nahmen am siebenten Tage, da wir die verlangte unerschwingliche Steuer unmöglich zahlen und entrichten konnten, alles, was wir hatten, und ließen uns mit der genauesten Not kaum noch dies nackte elende Leben! O Freunde, das ist hart, unendlich hart! Wenn uns Gott nicht hilft, so verhungern wir samt unsern Kindern heute noch! Helft uns doch, was ihr vermöget! Wenn uns die bösen Knechte Herodis nur nicht bis auf die Haut ausgezogen hätten, so könnten wir doch betteln gehen; aber wohin sollen wir in diesem Zustand gehen? Für unsere Kinder ist es nach allen Seiten hin zu weit; und wir sind, wie ihr es sehet, so nackt wie im Mutterleibe! O Gott, o Gott, warum mußten denn gerade wir gar so entsetzlich elend gemacht werden? Welche aller unserer Sünden hat uns denn vor Dir, o Jehova, solch eine Strafe zugezogen?"
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Da trete Ich zum alten Manne und sage: ,,Freund! Dies hat an euch nicht eure Sünde, die vor Gott als die kleinste in ganz Israel befunden ist, sondern die Liebe Gottes getan!
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Ihr waret zwar am meisten rein in ganz Israel; aber es klebte dennoch manch weltlich Gelüste an eurer Seele. Gott aber, der euch liebhat, sah das und wollte euch auf einmal frei machen von aller Welt, auf daß ihr nun vollends fähig sein sollet, aufzunehmen die Gnade eures Vaters im Himmel. Das ist nun geschehen, und ihr seid nun für alle Zeiten sicher vor Herodes. Bei denen nämlich seine Habsucht die volle Beraubung zuläßt, von denen hebt er dann auch nimmer Steuern ein; denn die zu Bettlern gemachten Untertanen werden aus dem Steuerbuche gelöscht.
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Und sehet, also seid ihr denn nun mit einem Hiebe von aller Welt frei gemacht! Das ist die größte Wohltat Gottes an euch, und ihr könnt nun einmal vollernstlich pur für eure Seelen zu sorgen anfangen.
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Ich sage euch aber: Bauet in der Zukunft keine reich aussehenden Häuser, sondern errichtet euch notdürftige Hütten, und es wird von euch niemand mehr Steuern verlangen, außer der alleinberechtigte König Roms; und der verlangt nur zwei bis drei vom Hundert. Habt ihr etwas, so könnt ihr's geben, und habt ihr nichts, so seid ihr frei. Wir wollen aber davon später mehreres reden.
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Nun aber geht in eure dachlosen Häuser; dort werdet ihr Speise und Kleidung finden! Stärket euch und bekleidet euch und kommet dann wieder, und Ich werde dann Weiteres mit euch verabreden!"