Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Beim Zöllner Matthäus
- Kapitel 123 -
Johannes des Täufers Zeugnis vom Herrn. Gleichnis vom Bräutigam, den Brautleuten und der Braut
29.11.1851
Nach dem Gespräch essen die Jünger Johannis wieder fort, und wir essen auch. Nur etliche der hier mit anwesenden Pharisäer fasteten ganz und wollten nicht essen, als nach dem Untergange der Sonne; denn ein ungesäuertes Brot, das man hier bei den Griechen nicht hatte, bekamen sie nicht, und so fasteten sie, während ihre mehreren Kollegen und Schriftgelehrten sich's recht wohl schmecken ließen.
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Nach einer Weile, als der Wein die Jünger Johannis etwas gesprächiger und mutiger gemacht hatte, erhob sich einer aus ihrer Mitte und wollte von Mir Selbst den Grund erfahren, warum sie als Jünger Johannis so viel und strenge fasten müßten, und warum Ich und Meine Jünger nicht, und fragte Mich also: ,,Herr und Meister! Warum fasten denn wir wie auch die Pharisäer so viel, und Deine Jünger fasten nicht?"
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Und Ich sagte zu ihm: ,,Freund, du warst bei Johannes, als man ihm von Mir die Nachricht hinterbrachte, daß Ich die Menschen taufte, und daß Mir viele nachfolgten! Sage es laut vor allen hier: was antwortete Johannes?" Sagt der Jünger Johannis: ,,Da sprach und antwortete Johannes: ,Ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel. Ihr seid meine Zeugen, daß ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern nur vor Ihm hergesandt. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber steht und hört ihm zu und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme! Solche meine Freude ist nun erfüllt! Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen! Der von oben herabkommt, ist über alle; wer aber von dieser Erde ist, der ist nur von dieser Erde und redet von nichts denn von dieser Erde. Nur Der vom Himmel kommt, ist über alle!`
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Und Johannes hielt da inne und zählte auf, was er alles gesehen hatte, und wie er von Ihm gezeugt habe, bedauerte aber am Ende tief seufzend, wie sein Zeugnis, das doch so wahr sei, doch niemand annehmen wolle! Wer es aber dennoch annehme, der versiegle in sich die große Wahrhaftigkeit Gottes aus Furcht vor der Welt.
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So er es auch wisse, daß Der, Den ohne allen Zweifel nur Gott allein gesandt hatte, auch nur das reine Wort Gottes redet, so getraue er sich das doch nicht vor der Welt zu bekennen, weil er die Feindin Gottes, die arge Welt, mehr fürchte denn Gott, seines elenden Leibes wegen, der auch Welt ist und der Welt huldigt! Was nütze es aber, zu kennen in sich das rechte Maß Gottes, so man am Maße der Welt klebt?! Gott aber gebe niemandem Seinen Geist nach dem Maße der Welt, und so seien die verworfen, die den Geist Gottes wohl erkannt haben, aber dennoch am Maße der Welt kleben und haben das ewige Leben nicht in sich!
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,Nur`, sagt Johannes weiter, ,wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben in sich; denn der Sohn Selbst ist das Leben des Vaters! Wer aber an den Sohn nicht glaubt, der hat auch das ewige Leben nicht, und der alte Zorn Gottes bleibt über ihm!`
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Sieh, das hat Johannes damals geredet; aber bis zur Stunde hatte von uns keiner den Sinn solcher seiner Rede fassen können in der Fülle! Soviel faßten wir wohl, daß er Dich gemeint hat; aber wie solches alles zusammenhängt, wie hätten wir das fassen und in aller Fülle verstehen sollen?!"
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Sage Ich: ,,Nun, so ihr solches von Johannes vernommen habt über Mich, da müsset ihr doch wissen, daß Ich der Bräutigam bin, den Johannes gemeint hat! Bin Ich aber derselbige Bräutigam, so werden diese hier doch Meine Hochzeitsgäste sein!?"
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Sagt der Jünger Johannis: ,,Wo ist denn hernach die schöne himmlische Braut? Wie bist Du denn ein Bräutigam ohne Braut?!"
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Sage Ich: ,,Diese Meine Hochzeitsgäste sind in einem auch Meine Braut. Denn die Mein Wort hören, dasselbe in ihrem Herzen bewahren und danach tun, sind wahrhaft Meine Braut, wie sie auch Meine Hochzeitsgäste sind! Wie können und sollen aber die Hochzeitsgäste ein Leid tragen unter sich, solange der Bräutigam bei ihnen Ist?! Wann aber die Zeit kommen wird, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird, alsdann werden sie auch fasten!" ()
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Darob verwundern sich die Jünger Johannis sehr und sind darob etwas ärgerlich; denn sie meinten, weil Ich diese Worte mit einer etwas lächelnden Miene zu ihnen geredet habe, daß Ich sie gestichelt hätte. Und der eine Jünger Johannis sagte dann auch, etwas stichlich sein wollend: ,,Merkwürdig! Aus Johannes redete Gottes Geist, und aus Dir sollte auch derselbe Geist um so mehr reden, weil Dir das Zeugnis Johannis gälte! Aber es ist sonderbar, daß derselbe göttliche Geist durch Moses, all die Propheten und endlich durch Johannes stets gleich ein strenges Büßerleben den armseligen Menschen dieser Erde verkündete und dessen strengste Haltung und Beachtung forderte; Du aber scheinst wenigstens tatsächlich ganz das Gegenteil von all dem zu sein und zu lehren! Wer nach Moses nur das Haus eines Sünders betrat, ward unrein und mußte sich reinigen; wer am Sabbat eine Magd berührte oder an einem andern Tage ein Weib, das ihre Zeit hatte, mußte sich reinigen lassen und dergleichen noch viel Strengeres mehr! Du aber scheinst samt Deinen Jüngern den Sabbat wie das Reinhalten der Person gar nicht mehr zu berücksichtigen! Wie ist dann Deine Lehre eine göttliche, wie sie war aus dem Munde der Propheten?!"