Bischof Martin
Die Entwicklung einer Seele im Jenseits
- Kapitel 86 -
Der ewig eine große Held. Die herrliche Löse. Gleichnis vom Säen, Wachsen und Ernten. Die große Ernte
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(Bischof Martin:) ,,Aber was nun die zwölf Geister vor diesem Einen für einen unbegrenzten Respekt haben, das ist mehr als außerordentlich; denn sie knien alle vor Ihm nieder und beten Ihn ja förmlich an! Das wird am Ende doch nicht etwa gar der Herr Selbst sein?! Ich bekomme nur Sein Gesicht nicht zu sehen, das ich wohl kenne. Sähe ich das Gesicht, so wüßte ich bald, ob Er Selbst oder jemand anderer es ist!
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Nun stehen die zwölf wieder auf und verneigen sich tiefst vor dem Einen. Dieser aber reicht nun allen die Hand und spricht zu ihnen, wenn auch mit etwas leiserer Stimme, aber doch wohl vernehmbar:
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,Brüder, sehet, das ist nun ein schöner Weideplatz! Ich übergebe euch diese Lämmer. Weidet sie und mästet sie wohl für Meinen Stall, auf daß sie Mir eine gute Speise werden und Ich Freude habe über sie in Meinem Herzen! Hebt sie nun behutsam heraus aus dem Gefäße Meiner Sorge und lasset sie dann frei weiden auf dieser weiten Trift Meiner Liebe, Gnade und Erbarmung! Also sei es!`
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Schau, schau, das ist doch der Herr! Niemand kann ja doch im ganzen ewig unendlichen Himmel sonst so reden, wie dieser Bote nun geredet hat. Wie aber dieser Bote nun geredet hat, so redet nur der Herr! Und so glaube ich es nun fest, daß dieser Bote der Herr Selbst ist! Was meinst du, Bruder, in diesem Punkte?"
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Spricht Borem: ,,Ja, freilich wohl ist das der Herr, was du schon lange hättest merken können. Aber der Herr hielt deine Augen gefangen, damit dein Geist dadurch desto geschäftiger war! Da es nun aber an der Zeit ist, daß dir die Augen einmal geöffnet werden sollten, sind sie dir nun auch geöffnet worden. Du erkennst nun den Herrn, und das ist recht und völlig g u t!
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Siehe aber nur noch eine kleine Weile auf die vorliegende Szene, auf daß du die Vollöse dieses äußerst verwirrt gewesenen Knäuels gewärtig wirst und erkennen kannst die endlose Liebe und Gnade des Herrn. Denn da ist niemand gleich, weder in allen Himmeln noch auf den Weltkörpern und unter diesen in der ganzen Unendlichkeit!"
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Spricht Bischof Martin: ,,O Gott, o Herr, Du über alles liebevollster, heiligster Vater! Wer kann Deine endlose Weisheit und Güte je ermessen? Du, o Heiligster aller Heiligkeit, bist allein ein Meister in aller Wesen Tiefe! Deine Weisheit erpreist kein Cherub ganz, ja nie ganz weder Himmel noch Erden! Heilig, heilig, heilig ist Dein Name, und die ewige Ordnung aller Dinge ist Dein heiligster Wille!
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Du brauchst von niemandem einen Rat, denn Du bist Dir ewig allein genug. Aber Dein heiligstes Vaterherz will nicht allein sein, nicht allein genießen die endlose Fülle der eigenen heiligsten Vollkommenheit: es ruft aus Seinen tiefsten Gedanken Wesen hervor und gestaltet sie im Feuer Seiner endlosen Liebe und im Lichte Seiner ewigen Weisheit zu Gotteskindern, auf daß sie wie freie Gottwesen selbst an der endlosesten Vollkommenheit dieses heiligsten Vaterherzens den vollsten Teil nehmen sollen ewig!
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O höret es, ihr alle Himmel, höret es, ihr Seraphim und Cherubim, o höret es, ihr Engel alle! Gott, Gott - Gott der ewige Geist in aller Seiner Fülle der göttlichen Vollkommenheit, deren Größe keines Himmels Gedanke ewig je in der Vollfülle wird denken können, ist unser Vater, wandelnd unter uns, als wäre Er nicht mehr denn wir! Oh, erhöhen wir Ihn darum in unseren Herzen, da Er Sich so endlos tief zu uns Sündern herab erniedrigt!
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O Herr, o Vater, nun hat neben Dir in meinem Herzen nichts mehr Platz; denn Du allein bist mir nun alles in allem geworden! Du warst wohl einmal sehr klein in mir, da war ich ein Sünder. Nun aber bist Du endlos groß geworden in meinem Herzen, darum bin ich nun ein Seligster! Aber das alles, Vater, ist allein Dein Werk; ich aber war, bin's noch und werde ewig verbleiben ein allernutzlosester Knecht!
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O Bruder Borem, da sieh hin, die zwölfe heben nun die Gäste des heiligen Kelches aus dem Wasser des Lebens. Sie sind nun so schön und hehr, daß ich sie nur mit dem Namen ,Engel` benennen kann! Oh, wie herrlich sind sie nun anzusehen; welche Freude strahlt aus ihren himmlischen Augen, die nun bestimmt sind, Gott zu schauen!
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O Bruder, freue dich mit mir und fühle es, wie gut der Herr ist! Ach, ach, ich möchte ja gerade vergehen vor Liebe zum Herrn!"
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Spricht Borem: ,,Bruder, nun ist dies beendet bis dahin, wo wir nichts zu tun imstande gewesen waren; denn derlei verrichtet der Herr allemal unmittelbar allein. Nun aber kommt es wieder auf uns als Kinder Gottes an, dieses Werk in Seiner Liebe und Ordnung in uns fortzusetzen. Daher auch müssen wir nun auf alles gefaßt sein, was da nur immer kommen mag!
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Es tut aber der Herr hier entsprechend das gleiche wie auf der Welt. Siehe, auf der Welt nehmen die Menschen das Weizenkorn und streuen es ins Erdreich. Diese Vorarbeit geschah auch hier, als du dieser gesamten Gesellschaft weise Lehren und Verhaltungsregeln gabst, bei welcher Arbeit ich dich selbst unterstützte. Wir beide streuten sonach den Weizen Gottes in die Furchen ihrer trüben Herzen.
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Wenn der Same aber einmal in der Erde ruht, da kann kein Mensch etwas tun, daß dieser wachse und eine reife Frucht brächte. Das tut lediglich der Herr durch Sein unmittelbares Einfließen in diejenigen Naturgeister, die da in vollste Tätigkeit zu treten haben und das Wachstum der Pflanzen, wie auch das der Tiere ausmachend bezwecken. Bei dieser Arbeit sind nur wenige jener Geister mitbeschäftigt, die des Herrn allzeit innigste und erste Freunde und Brüder sind.
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Ist diese Arbeit zu Ende, und hat die Saat die Reife erlangt, dann wird sie wieder den Menschen übergeben, daß sie diese dann einsammeln und in ihre Scheunen bringen. Und siehe, diese Arbeit harrt nun hier auch unser!
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Wir haben hier den Samen des Wortes Gottes zuerst in ihre Herzen gestreut, worauf sie dann ruhten wie ein Acker, der da besät ward. In dieser Ruhe aber fing des Herrn Arbeit an, weil wir da nichts hätten tun können außer zusehen, was da allein der Herr tut. Gleichwie auch auf der Welt ein Sämann bloß nur zusehen kann, wie das von ihm ausgesäte Korn wächst und für die Ernte heranreift.
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Dieses Weizenkorn, diese unsere Brüder und Schwestern aber sind nun durch die allzeit alleinige Mühe des Herrn gereift. Nun ist die Zeit da für uns, sie einzuernten. Und so wollen wir auch von dem großen Segen im Namen des Herrn den rechten Besitz nehmen, und wollen zu dem Behufe die Hände unseres Herzens abermals in vollste Tätigkeit setzen!
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Du weißt aber, daß die Ernte allzeit um vieles reicher ist denn die Aussaat; also wird es auch hier sein. Da wir ehedem nur mit einem zu tun hatten, da werden wir nun dafür 30-100 bekommen. Darum freue dich nun, lieber Bruder; denn unser harrt eine reiche Ernte!"