Bischof Martin
Die Entwicklung einer Seele im Jenseits
- Kapitel 16 -
Bischof Martins Schuldbekenntnis. Martins Entschluß, bei dem Lotsen, seinem Retter, zu bleiben. Der Engel Petrus als Dritter im Bunde
Spricht nun unser Mann: ,,O lieber Freund, ich muß es dir leider offen gestehen, daß es mit mir gerade so steht, wie du es mir nun ohne Vorenthalt meiner Sünden kundgetan hast. Und ich sehe es ein, daß ich dagegen auch nicht die geringste Entschuldigung vorbringen kann; denn alles trifft mich rein ganz allein! Aber nur das möchte ich noch von dir erfahren, wohin du mich nun bringen wirst, und was wird mein ewiges Los sein?"
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Spricht der Schiffsmann: ,,Frage dein Herz, deine Liebe! Was sagt diese? Was ist ihre Sehnsucht? Hat dir diese aus deinem Leben heraus ganz bestimmt geantwortet, so hast du dann schon in dir selbst dein Los entschieden: denn jeder wird von seiner eigenen Liebe gerichtet!"
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Spricht der Bischof: ,,O Freund, so ich nach meiner Liebe gerichtet würde, da käme ich Gott weiß wohin! Denn in mir geht es noch gerade so zu wie im Gemüte eines modesüchtigen Weibes, das da in einem irdischen Modeverkaufsgewölbe vor sich hundert Modestoffe hin und her mustert und am Ende nicht weiß, was es nehmen soll!
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Meinem innersten Gefühle nach möchte ich bei Gott, meinem Schöpfer sein. Aber da treten mir meine vielen und großen Sünden in den Weg, und ich sehe dann die Realisierung solches meines Wunsches für rein unmöglich an!
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Darauf denke ich wieder an jene schon diesweltlichen abenteuerlichen Schafe und Lämmer; mit einem solchen Schafe wäre es gerade auch nicht unangenehm in Ewigkeit zu leben! Aber da sagt mir wieder ein innerer Mensch: ,So etwas wird dich Gott ewig nie näherbringen, sondern dich stets mehr nur von Ihm entfernen!`, - und damit sinkt auch dieser mein Lieblingsgedanke ins Grundlose dieses Meeres!
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Wieder kommt mir der Gedanke, irgendwo in einem Winkel dieser ewigen Geisterwelt als ein schlichtester Landmann zu leben und nur wenigstens einmal die Gnade zu besitzen, Jesus zu sehen, wenn auch nur auf einige wenige Augenblicke! Aber da ermahnt mich wieder mein loses Gewissen und spricht: ,Dessen bist du ewig nicht wert!`, - und ich sinke wieder zurück in mein mit allen Sünden behaftetes Nichts vor Ihm, dem Allerheiligsten!
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Nur ein Gedanke kommt mir am wenigsten schwer und unmöglich zu realisieren vor, und ich muß gestehen, daß das nun meine Lieblingsidee ist: nämlich bei dir, wo du auch sein magst, die ganze Ewigkeit zu sein und zuzubringen! Obschon ich auf der Welt diejenigen am wenigsten leiden konnte, die es wagten, mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, so habe ich aber dich eben dadurch nun über alles liebgewonnen, weil du mir die Wahrheit wie ein allerweisester, aber auch wie ein allersanftester Richter offen ins Gesicht gesagt hast. Bei dieser Lieblingsidee aber werde ich auch verbleiben in Ewigkeit!"
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Spreche Ich: ,,Nun gut, wenn das deine Hauptliebe ist, von der du dich in der Folge aber noch tiefer überzeugen mußt, so kann sie sogleich ausgeführt werden! Siehe, wir sind nun nicht mehr fern von einem Ufer und ebensowenig ferne von Meiner Wohnhütte. Mein Geschäft kennst du nun schon, daß ich ein Lotse bin im vollsten Sinne des Worts?! Du wirst nun dies Geschäft mit Mir teilen; den Lohn für unsere Bemühungen wird uns unser Grundstückchen bringen, das wir in geschäftsfreien Augenblicken nach Möglichkeit emsig bearbeiten wollen. Und sieh dich um, neben dir wirst du noch jemanden finden, der da getreu mit uns halten wird!"
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Der Bischof sieht sich auf dieser Seefahrt zum erstenmal um und erkennt sogleich den Engel Petrus; er fällt ihm um den Hals und bittet ihn um Vergebung ob der angetanen Schmähungen.
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Petrus erwidert die gleiche Liebe und preist den Bischof glücklich, daß sein Herz diese Wahl getroffen hat aus seinem innersten Herzengrunde.
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Das Schiffchen stößt nun ans Ufer, wo es an einem Stock befestigt wird, und wir alle drei gehen in die Hütte.