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Wer ist er Größte?
Im Evangelium können wir miterleben, wie Jesus sich müht, seine Jünger auf die Zukunft vorzubereiten. Zwei Anliegen möchte er ihnen nahe bringen: Sie sollen an ihm, dem Sohn Gottes, nicht zweifeln, wenn sie als seine Anhänger und Jünger einst miterleben müssen, dass Menschen ihn in ihre Gewalt bringen, quälen und töten.
Das zweite Anliegen Jesu bezieht sich auf das Leben der Jünger und ihre Beziehung zum Nächsten.
Leiden, sterben, auferstehen?
Was die Ankündigung Jesu von seinem kommenden Leiden, Sterben und seiner Auferstehung betrifft, so ist es bereits der zweite Anlauf, den Jesus unternimmt. Dass er bei den Jüngern mit seiner Botschaft nicht ankommt, können wir sicher nachempfinden. Es ist keine penetrante Sturheit, die sie "den Sinn seiner Worte nicht verstehen" lässt.
Markus berichtet uns, dass dem Versuch der Belehrung Jesu zwei überwältigende Ereignisse vorausgegangen sind: Die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor und im direkten Anschluss daran die Befreiung eines besessenen Jungen von seinem Dämon. Die Jünger haben miterlebt, wie Jesus am Tabor regelrecht aus der irdischen Sphäre herausgenommen wird und der Glanz des Himmels ihn umstrahlt. Wieder ganz ins irdische, tägliche Leben eingetaucht gebietet er dem Dämon in einem Kind: Ich "befehle dir", verlass den Knaben und kehre nicht mehr in ihn zurück. Der böse Geist wirft den Jungen noch einmal hin und her, so dass der Junge wie tot am Boden liegt. Und die Leute glauben auch: Jetzt ist das Kind gestorben. Aber Jesus richtet den Jungen auf, so dass er gesund, heil und vom Dämon befreit, lebendig vor ihnen steht.
Mit diesen Bildern vom Glanz und der Macht Jesu vor Augen würde es uns sicher auch schwer fallen, ein offenes Ohr für Leiden und Sterben zu haben. Wie sollte der, den der Himmel umgibt und der die Macht besitzt, den dämonischen Mächten zu gebieten, sich nicht menschlich Händen entziehen können! Andererseits werden wir verstehen, dass Jesus genau in der nach außen sichtbaren Machtfülle seiner Person die Situation nutzen will, die Jünger auf seine Stunden des Leidens und Sterbens vorzubereiten. Die Jünger sollen sich dann daran erinnern, dass Jesus bereits in der Situation des Glanzes von seinem Leiden, Sterben und seiner Auferstehung gesprochen hat. Mit dieser Erinnerung sollen sie begreifen, dass Jesu Leiden und Sterben nicht ein Zeichen der Schwäche ist, sondern eine bewusste Selbsthingabe bedeutet.
Groß sein
Im zweiten Anliegen wendet sich Jesus der Lebensgestaltung und inneren Gesinnung der Jünger zu. Sie haben sich unterwegs über das bei vielen beliebte Thema unterhalten, wer von ihnen der Größte sei. Wohltuend ist, wie Jesus reagiert und vorgeht. Er tadelt sie nicht, macht keine Vorwürfe, stellt seine Frage an sie diskret. Denn er wartet, bis sie "im Hause" sind, also unter sich, geschützt vor eventuell neugierigen und tratschlustigen Zuhörern.
Das Bild mit dem Kind, das Jesus für seine Belehrung verwendet, ist geradezu ideal und sehr einprägsam. Für mein Verstehen sagt Jesus mit seinen Worten "Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf": Wenn wir unsere Mitmenschen mit den Augen betrachten wie wir es bei Kindern tun, dann haben wir Jesu Gesinnung in uns, dann haben wir ihn in uns aufgenommen. Vergegenwärtigen wir uns einmal, was das für den Alltag heißen könnte.
In unserer Sorge um Kinder lassen wir sie nicht aus den Augen. Denn wir wollen sie vor Gefahren schützen. Es soll ihnen nichts Böses zustoßen. Wie wunderbar wäre es, wenn wir Erwachsenen und Jugendlichen uns stets so begegnen würden: Ein Auge aufeinander und füreinander haben, uns gegenseitig vor Gefahren schützen, Schutzengel füreinander sein.
Kindern eröffnen wir die Welt und das Leben. Wir gestatten ihnen, dass sie nicht alles wissen oder alles können. Wir stellen ihnen das Gute vor Augen und bedenken es mit ihnen. Welch wunderbare Haltung nehmen wir hier ein. Welch ein Segen, welche Hilfe würden wir Erwachsenen füreinander sein, wenn wir diesen Stil für uns Erwachsene beibehalten würden. Nicht die Dummheit oder Unerfahrenheit des anderen ausnutzen, sondern ihn informieren, auf das für ihn Bessere und die von ihm noch ungenutzten Chancen hinweisen, mit dem Nächsten ins Gespräch kommen, was ihm dienlich und zum Vorteil sein könnte.
Groß werden
Kindern helfen wir, erwachsen zu werden, Persönlichkeit zu entwickeln, ihre Talente zu entdecken. Wir sagen ihnen, was wir toll an ihnen finden, benennen, wovon wir glauben, dass es in ihnen stecken könnte, ermutigen sie, sich auszuprobieren. Wenn wir Erwachsenen uns so begegnen würden, wie viel Sicherheit, wie viel Freude, wie viel Mut könnten wir uns gegenseitig schenken. Jesus hätte vielleicht einen Luftsprung der Freude gemacht, wenn seine Jünger und Apostel sich in dieser Art übereinander unterhalten hätten. Was ist bewundernswert an dir? Was versetzt mich immer wieder ins Staunen über dich? Was würde ich dir, so wie ich dich erlebe, noch alles zutrauen?
Kindern gestatten wir, dass sie versagen. In ihrer Enttäuschung über sich und den angerichteten Schaden fangen wir sie auf, stehen wir ihnen zur Seite, damit sie schnell wieder ins Lot kommen. Auch diese Haltung zueinander würde uns Erwachsenen sehr gut tun. Es geht nicht darum, ein Versagen klein zu reden oder zu verharmlosen. Versagen bleibt Versagen. Aber wie tröstlich und hilfreich ist es zu erleben, dass der andere sich nicht an unserer Schwäche freut. Endlich kann ich dich klein machen, dir dein Versagen unter die Nase reiben, dir deine schwache Seite vor Augen führen. Ein Lob tut uns sehr gut. Aber im Versagen aufgefangen werden, übertrifft jedes Lob bei weitem!
Schließlich kommen wir bei Kindern oft dem nach, was sie besonders lieben: in die Arme geschlossen zu werden, spüren dürfen, dass sie nicht Belastung sind, dass durch ihr Dasein viel an Freude und Fröhlichkeit in die Welt kommt, sich bei ihrem Anblick Herzen öffnen für Güte und Wohlwollen, die Bereitschaft zur Rücksichtnahme breiten Raum gewinnt. Auch hier kann uns der Blick auf die Kinder helfen, das Verhalten unter uns Erwachsenen neu zu bedenken und uns zu fragen: Was bewegt mich, dem Nächsten gegenüber nicht das herzliche Verhalten an den Tag zu legen wie einem Kind gegenüber?
Nehmen wir diese Frage mit in den Alltag der kommenden Woche. Sie wird uns freundlicher, offener, herzlicher werden lassen und tiefer in das Wesen Jesu führen. Lassen wir uns von ihm in die Arme schließen und uns sagen, wie sehr er uns liebt, wie wertvoll und kostbar wir ihm sind, was er uns zutraut und dass er uns in unseren Schwächen und bei Versagen auffangen will.
Von:
Klemens Nodewald
Im Evangelium können wir miterleben, wie Jesus sich müht, seine Jünger auf die Zukunft vorzubereiten. Zwei Anliegen möchte er ihnen nahe bringen: Sie sollen an ihm, dem Sohn Gottes, nicht zweifeln, wenn sie als seine Anhänger und Jünger einst miterleben müssen, dass Menschen ihn in ihre Gewalt bringen, quälen und töten.
Das zweite Anliegen Jesu bezieht sich auf das Leben der Jünger und ihre Beziehung zum Nächsten.
Leiden, sterben, auferstehen?
Was die Ankündigung Jesu von seinem kommenden Leiden, Sterben und seiner Auferstehung betrifft, so ist es bereits der zweite Anlauf, den Jesus unternimmt. Dass er bei den Jüngern mit seiner Botschaft nicht ankommt, können wir sicher nachempfinden. Es ist keine penetrante Sturheit, die sie "den Sinn seiner Worte nicht verstehen" lässt.
Markus berichtet uns, dass dem Versuch der Belehrung Jesu zwei überwältigende Ereignisse vorausgegangen sind: Die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor und im direkten Anschluss daran die Befreiung eines besessenen Jungen von seinem Dämon. Die Jünger haben miterlebt, wie Jesus am Tabor regelrecht aus der irdischen Sphäre herausgenommen wird und der Glanz des Himmels ihn umstrahlt. Wieder ganz ins irdische, tägliche Leben eingetaucht gebietet er dem Dämon in einem Kind: Ich "befehle dir", verlass den Knaben und kehre nicht mehr in ihn zurück. Der böse Geist wirft den Jungen noch einmal hin und her, so dass der Junge wie tot am Boden liegt. Und die Leute glauben auch: Jetzt ist das Kind gestorben. Aber Jesus richtet den Jungen auf, so dass er gesund, heil und vom Dämon befreit, lebendig vor ihnen steht.
Mit diesen Bildern vom Glanz und der Macht Jesu vor Augen würde es uns sicher auch schwer fallen, ein offenes Ohr für Leiden und Sterben zu haben. Wie sollte der, den der Himmel umgibt und der die Macht besitzt, den dämonischen Mächten zu gebieten, sich nicht menschlich Händen entziehen können! Andererseits werden wir verstehen, dass Jesus genau in der nach außen sichtbaren Machtfülle seiner Person die Situation nutzen will, die Jünger auf seine Stunden des Leidens und Sterbens vorzubereiten. Die Jünger sollen sich dann daran erinnern, dass Jesus bereits in der Situation des Glanzes von seinem Leiden, Sterben und seiner Auferstehung gesprochen hat. Mit dieser Erinnerung sollen sie begreifen, dass Jesu Leiden und Sterben nicht ein Zeichen der Schwäche ist, sondern eine bewusste Selbsthingabe bedeutet.
Groß sein
Im zweiten Anliegen wendet sich Jesus der Lebensgestaltung und inneren Gesinnung der Jünger zu. Sie haben sich unterwegs über das bei vielen beliebte Thema unterhalten, wer von ihnen der Größte sei. Wohltuend ist, wie Jesus reagiert und vorgeht. Er tadelt sie nicht, macht keine Vorwürfe, stellt seine Frage an sie diskret. Denn er wartet, bis sie "im Hause" sind, also unter sich, geschützt vor eventuell neugierigen und tratschlustigen Zuhörern.
Das Bild mit dem Kind, das Jesus für seine Belehrung verwendet, ist geradezu ideal und sehr einprägsam. Für mein Verstehen sagt Jesus mit seinen Worten "Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf": Wenn wir unsere Mitmenschen mit den Augen betrachten wie wir es bei Kindern tun, dann haben wir Jesu Gesinnung in uns, dann haben wir ihn in uns aufgenommen. Vergegenwärtigen wir uns einmal, was das für den Alltag heißen könnte.
In unserer Sorge um Kinder lassen wir sie nicht aus den Augen. Denn wir wollen sie vor Gefahren schützen. Es soll ihnen nichts Böses zustoßen. Wie wunderbar wäre es, wenn wir Erwachsenen und Jugendlichen uns stets so begegnen würden: Ein Auge aufeinander und füreinander haben, uns gegenseitig vor Gefahren schützen, Schutzengel füreinander sein.
Kindern eröffnen wir die Welt und das Leben. Wir gestatten ihnen, dass sie nicht alles wissen oder alles können. Wir stellen ihnen das Gute vor Augen und bedenken es mit ihnen. Welch wunderbare Haltung nehmen wir hier ein. Welch ein Segen, welche Hilfe würden wir Erwachsenen füreinander sein, wenn wir diesen Stil für uns Erwachsene beibehalten würden. Nicht die Dummheit oder Unerfahrenheit des anderen ausnutzen, sondern ihn informieren, auf das für ihn Bessere und die von ihm noch ungenutzten Chancen hinweisen, mit dem Nächsten ins Gespräch kommen, was ihm dienlich und zum Vorteil sein könnte.
Groß werden
Kindern helfen wir, erwachsen zu werden, Persönlichkeit zu entwickeln, ihre Talente zu entdecken. Wir sagen ihnen, was wir toll an ihnen finden, benennen, wovon wir glauben, dass es in ihnen stecken könnte, ermutigen sie, sich auszuprobieren. Wenn wir Erwachsenen uns so begegnen würden, wie viel Sicherheit, wie viel Freude, wie viel Mut könnten wir uns gegenseitig schenken. Jesus hätte vielleicht einen Luftsprung der Freude gemacht, wenn seine Jünger und Apostel sich in dieser Art übereinander unterhalten hätten. Was ist bewundernswert an dir? Was versetzt mich immer wieder ins Staunen über dich? Was würde ich dir, so wie ich dich erlebe, noch alles zutrauen?
Kindern gestatten wir, dass sie versagen. In ihrer Enttäuschung über sich und den angerichteten Schaden fangen wir sie auf, stehen wir ihnen zur Seite, damit sie schnell wieder ins Lot kommen. Auch diese Haltung zueinander würde uns Erwachsenen sehr gut tun. Es geht nicht darum, ein Versagen klein zu reden oder zu verharmlosen. Versagen bleibt Versagen. Aber wie tröstlich und hilfreich ist es zu erleben, dass der andere sich nicht an unserer Schwäche freut. Endlich kann ich dich klein machen, dir dein Versagen unter die Nase reiben, dir deine schwache Seite vor Augen führen. Ein Lob tut uns sehr gut. Aber im Versagen aufgefangen werden, übertrifft jedes Lob bei weitem!
Schließlich kommen wir bei Kindern oft dem nach, was sie besonders lieben: in die Arme geschlossen zu werden, spüren dürfen, dass sie nicht Belastung sind, dass durch ihr Dasein viel an Freude und Fröhlichkeit in die Welt kommt, sich bei ihrem Anblick Herzen öffnen für Güte und Wohlwollen, die Bereitschaft zur Rücksichtnahme breiten Raum gewinnt. Auch hier kann uns der Blick auf die Kinder helfen, das Verhalten unter uns Erwachsenen neu zu bedenken und uns zu fragen: Was bewegt mich, dem Nächsten gegenüber nicht das herzliche Verhalten an den Tag zu legen wie einem Kind gegenüber?
Nehmen wir diese Frage mit in den Alltag der kommenden Woche. Sie wird uns freundlicher, offener, herzlicher werden lassen und tiefer in das Wesen Jesu führen. Lassen wir uns von ihm in die Arme schließen und uns sagen, wie sehr er uns liebt, wie wertvoll und kostbar wir ihm sind, was er uns zutraut und dass er uns in unseren Schwächen und bei Versagen auffangen will.
Von:
Klemens Nodewald