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Wie soll man das Vaterunser beten? (Aus: Himmelsgaben 1)
8] Was aber das "Vaterunser" betrifft, so steht es mit diesem Gebete geradeso, wie mit der Frage, wie man dasselbe beten soll, daß es Frucht bringe. Denn wer dasselbe nicht betet im Geiste und in der Weisheit, dem nützt es geradesoviel, wie dem bekannten Blinden die Erklärung der Farben.
9] Wie kann der Geistesblinde sagen: "Unser Vater", da er sich noch nie die Mühe gegeben hat, den Vater in seinem Herzen durch die Liebe und durch den lebendigen Glauben zu erkennen und sich Ihm im Geiste und in der Wahrheit zu nähern?
10] Wie kann der sagen: "Der du bist in dem Himmel", der weder den Vater und noch weniger den Himmel kennt!? - Wie kann der sagen: "Geheiligt werde dein Name!", der da nicht kennt Meine Liebe, noch weniger Mein lebendiges Wort und daher auch unmöglich das Leben des Lebens und die Heiligkeit alles Heils und aller Neuwerdung aus Mir, was allein Mein unaussprechlicher Name ist!?
11] Wie kann der sagen: "Dein Reich komme!", der mit allen Sinnen wie eine Schmarotzerpflanze an dem Früchte tragen sollenden Baume, d.h. an dieser Welt hängt!? - Wie kann der sagen: "Dein Wille geschehe", der sich noch nie die Mühe gegeben hat, Meinen Willen zu erkennen und gegen jedes noch so leichte Gebot in seinem Herzen entweder eine große Lauigkeit oder oft schon in seiner Jugend den barsten Ungehorsam hegt und in allen das ewige Leben betreffenden Dingen den allergrößten Leichtsinn in sich trägt!?
12] Wie kann der sagen: "Gib uns das Brot des Lebens", der von dem erbetenen Brote gar keine Ahnung in seinem Herzen hat, wohl aber eine desto größere Freßbegierde in seinem Magen, welcher das eigentliche Hauptherz solcher fruchtlos Betenden ausmacht!?
13] Wie kann der um "Vergebung seiner Sünden" bitten, dessen Herz noch voll Unlauterkeit ist, da nichts innewohnt denn Zorn, Neid, Hoffart, Mißgunst, Frechheit und noch viele andere Laster der Art!? - Höret, zur fruchtreichen Erreichung der Vergebung der Sünden wird mehr erfordert als durch günstige Verhältnisse feindlos zu sein. Denn wer keinen Feind hat, wie soll der bitten: "Vergib mir meine Sünden, wie ich meinen Feinden vergebe". - Ich will damit nicht sagen, daß ihr euch Feinde machen sollet, um dann etwas zu vergeben zu haben; aber das will Ich damit sagen, daß euer Herz über jede Beleidigung, wie geartet sie auch immer sein möge, erhaben sein solle. Sonst erbittet ihr euch, statt der Vergebung, das Gericht und die Verdammnis auf den Hals.
14] Wie kann ferner der sagen: "Führe uns nicht in die Versuchung", der fürs erste Mich gar nicht kennt und solcherart in die Luft betet, und der, so Ich ihn auch, ihm unwissentlicherweise, mit jeglicher Versuchung verschone, selbst aber, einem Besessenen gleich, von Gefahr zu Gefahr, von Abgrund zu Abgrund, von Tod zu Tod rennt!?
15] Sehet, wie ist hernach eine solche Bitte! Gleicht sie nicht einem Tollen, der einen großen Wohltäter um eine Unterstützung bittet, so er aber dieselbe erhalten hat, wirft er sie zum Teil ins Feuer, zum Teil in schmutziges Wasser, zum Teil in stinkende Kloackpfützen und zum Teil in Unrat und in Gräber voll Totenmoder. Denket, was solchem Narren die Gabe nützt!
16] Wie kann endlich der sagen: "Erlöse uns von dem Übel", der mit allem Fleiße sich selbst in alle Übel stürzt!?
17] So ihr dieses Gebet fruchtbringend beten wollet, dann müßt ihr es beten im Geiste und in der Wahrheit und wohl überdenken, was dazu erfordert wird, um die wahre Frucht dieses Gebetes zu ernten. Sonst wird aus diesem Gebete das Gegenteil des großen Segens für euch wie für jeden andern erwachsen.
--> Unter 17 wird die wahre Nachfolge bezeichnet.
Nun geht einmal in euch und bemerkt, dass ihr hingegen NICHT Jesu Christi nachfolgt, aber umso mehr OBERFLÄCHE einnehmt mit euren Postings. Und damit das Gegenteil des großen Segens für euch wie für jeden andern erwächst!