Der Befehl, den Sinai zu verlassen
(5. Mose 1,1-8)
1
Der Herr gebot dem Mose: "Geh, ziehe von hier weg, du und das Volk, das du aus Ägypten geführt hast, in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe mit den Worten: Deinen Nachkommen will ich es geben!
2
Ich werde einen Engel vor dir hersenden und die Kanaaniter, Amoriter, Hetiter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter vertreiben.
3
Er wird dich in ein Land bringen, das von Milch und Honig überfließt. Denn ich selbst will nicht in deiner Mitte hinaufziehen, weil du ein halsstarriges Volk bist. Ich müßte dich sonst unterwegs vernichten."
4
Als nun das Volk diese schlimme Nachricht hörte, wurde es traurig, und niemand wollte seinen Schmuck anlegen.
5
Denn der Herr sagte zu Mose: "Sage den Israeliten: Ihr seid ein halsstarriges Volk. Wenn ich auch nur einen Augenblick in deiner Mitte mit hinaufzöge, müßte ich dich vernichten. Lege darum deinen Schmuck von dir ab, dann will ich sehen, was ich mit dir tun kann."
6
So legten denn die Israeliten am Berg Horeb ihren Schmuck ab und trugen ihn nicht mehr.
Mose trifft sich mit dem HERRN
7
Mose nahm das Zelt und schlug es für den Herrn außerhalb des Lagers in einiger Entfernung vom Lager auf. Er nannte es "Zelt der Offenbarung". Wenn nun jemand den Herrn befragen wollte, ging er hinaus zum Offenbarungszelt, das außerhalb des Lagers stand.
8
Sooft Mose zum Zelt hinausging, erhob sich das ganze Volk. Jeder stellte sich unter den Eingang seines Zelten und schaute Mose nach, bis er ins Zelt trat.
9
Sobald Mose ins Zelt getreten war, senkte sich die Wolkensäule herab und blieb am Eingang des Zeltes stehen, während der Herr mit Mose redete.
10
Wenn nun das ganze Volk die Wolkensäule am Eingang des Zeltes stehen sah, standen alle auf, und jeder warf sich am Eingang seines Zeltes nieder.
11
Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, so wie jemand mit seinem Freund spricht. Alsdann kehrte Mose zum Lager zurück, während sein Diener, der junge Josua, der Sohn Nuns, nicht vom Zelt wich.
Die Verheißung der Anwesenheit Gottes
12
Mose sagte zum Herrn: "Siehe, du befiehlst mir: Führe dieses Volk! Du hast mir aber nicht kundgetan, wen du mit mir senden willst. Und doch hast du versichert: Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade in meinen Augen gefunden.
13
Wenn ich nun wirklich Gnade in deinen Augen gefunden haben, so tue mir deine Absichten kund, damit ich an dir erkenne, daß ich Gnade in deinen Augen gefunden habe! Bedenke doch, daß dieses Volk dein Volk ist!"
14
Er antwortete: "Soll mein Angesicht mitziehen, bis ich dir Ruhe verschafft habe?"
15
Er erwiderte ihm: "Wenn dein Angesicht nicht mitzieht, so führe uns lieber nicht von hier weg!
16
Woran soll man denn erkennen, daß ich und dein Volk Gnade gefunden haben in deinen Augen, wenn nicht daran, daß du mit uns ziehst und wir, ich und dein Volk, dadurch vor allen Völkern, die auf Erden wohnen, ausgezeichnet werden?"
17
Der Herr entgegnete dem Mose: "Auch diese Bitte, die du ausgesprochen, will ich erfüllen. Denn du hast Gnade gefunden in meinen Augen, und ich kenne dich mit Namen."
18
Da bat er: "Laß mich deine Herrlichkeit schauen!"
19
Er antwortete: "Ich will meine ganze Herrlichkeit vor deinen Augen vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen. Ich werde gnädig sein, wem ich gnädig sein will, und ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen will."
20
Er fuhr fort: "Du kannst mein Angesicht nicht schauen. Kein Mensch sieht mich und bleibt am Leben."
21
Weiter sagte der Herr: "Siehe, bei mir ist Platz! Da magst du dich auf den Felsen stellen.
22
Wenn dann meine Herrlichkeit vorüberzieht, werde ich dich in die Höhlung des Felsens stellen und meine Hand über dich decken, bis ich vorüber bin.
23
Wenn ich dann meine Hand zurückziehe, wirst du mich von hinten schauen. Aber mein Angesicht darf niemand schauen!"