Gottes Neue Offenbarungen

Die Klagelieder Jeremias

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 4 -

Die Erniedrigung Zions

1
Ach, wie verblaßt ist das Gold, wie verderbt das edle Metall. An allen Straßenecken sind hingestreut die heiligen Steine.
2
Die Söhne von Zion, die edlen, einst aufgewogen mit Gold, wie sind sie wie irden Geschirr geachtet, wie Gebilde von der Hand des Töpfers!
3
Selbst Schakale reichen die Brust dar, säugen die Jungen. Meines Volkes Töchter aber sind grausam wie die Strauße der Wüste.
4
Vor Durst klebt dem Säugling die Zunge am Gaumen. Kinder verlangen nach Brot, doch bricht es ihnen keiner.
5
Die einst Leckerbissen verzehrt, vergehen auf der Straße. Die man auf Purpur einhertrug, umklammern den Kot.
6
Denn die Schuld der Töchter meines Volkes war größer als die Sünde Sodoms, das im Augenblick zerstört ward, ohne daß Hände sich mühten.
7
Ihre Fürsten strahlten heller als Schnee, weißer als Milch. Roter war ihr Leib als Korallen, ihre Gestalt war wie Saphir.
8
Doch ihr Aussehen ward dunkler als Ruß, auf den Straßen unkenntlich. Am Gebein schrumpfte ein ihre Haut, ward trocken wie Holz.
9
Glücklicher ist, wer durchs Schwert fiel, als wer umkam durch Hunger: Langsam schwinden sie hin durch Mangel an Nahrung.
10
Mit eigener Hand kochten zarte Frauen ihre Kinder. Sie dienten ihnen zur Speise beim Fall der Tochter, meines Volkes.
11
Erschöpft hat der Herr seinen Grimm, die Glut seines Zornes ergossen, ein Feuer in Zion entfacht, das verzehrt seine Festen.
12
Nimmer wähnten die Könige der Erde, noch alle Erdenbewohner, daß Bedränger und Feind einzögen durch Jerusalems Tore.
13
Es geschah ob der Sünden ihrer Propheten, der Frevel ihrer Priester, die vergossen in ihrer Mitte das Blut der Gerechten.
14
Sie schwankten wie blind auf den Straßen, besudelt mit Blut, daß nimmer man berühren möchte ihre Kleider.
15
Man rief ihnen zu: "Zurück! Unrein! Zurück! Zurück! Berühret nicht!" Wenn sie flohen und wankten, hieß es bei den Heiden: "Sie dürfen nicht länger verweilen."
16
Des Herrn Antlitz hat sie zerstreut; er mag sie nicht mehr. Man hat der Priester Würde mißachtet, gab den Greisen nicht Schonung.
17
Noch immer schmachten unsere Augen vergeblich nach Hilfe. Auf unserer Warte warteten wir auf ein Volk, das nicht hilft.
18
Unsere Schritte belauernd, hinderten sie uns am Betreten unserer Plätze. Unser Ende war da, unsere Tage voll; ja, es kam unser Ende.
19
Noch schneller als die Adler des Himmels waren unsere Verfolger. Sie hetzten uns auf den Bergen, in der Wüste lauerten sie uns auf.
20
Unser Lebensodem, der Gesalbte des Herrn, ward in ihren Gruben gefangen; von ihm wähnten wir: "In seinem Schatten werden wir unter den Völkern leben."
21
Juble, freue dich, Tochter Edom, die du wohnst im Lande Uz! - Doch auch zu dir wird der Becher kommen; du wirst im Rausch dich entblößen.
22
Deine Schuld ist getilgt, Tochter Zion; er verbannt dich nicht wieder. Ahnden wird er deine Schuld, Tochter Edom, aufdecken deine Sünden.

Die Erniedrigung Zions

1
[Aleph.] O wie ist das Gold verdunkelt, verändert der schönste Glanz! Zerstreut liegen die Steine des Heiligtums an der Ecke aller Straßen.
2
[Beth.] Sions Söhne, die gefeierten, die mit dem feinsten Golde bekleidet waren, wie sind sie irdenen Gefäßen gleichgeachtet, dem Gebilde von des Töpfers Hand!
3
[Ghimel.] Selbst die Ungeheuer reichen ihre Brüste und säugen ihre Jungen; die Tochter meines Volkes ist grausam wie der Strauß in der Wüste.
4
[Daleth.] es klebt des Säuglings Zunge vor Durst am Gaumen, die Kindlein heischen Brot und niemand ist, der es ihnen breche.
5
[He.] Die sonst Leckerbissen aßen, verschmachten auf den Gassen; die man in Scharlach hegte, umklammern den Schmutz.
6
[Vau.] Höher ist die Schuld der Tochter meines Volkes gewachsen als Sodomas Sünde, das in einem Augenblick umgekehrt ward, ohne dass eine Hand darüber kam.
7
[Zain.] Heller als Schnee strahlten ihre Nazaräer, weißer als Milch, rötlicher schimmernd als altes Elfenbein, schöner als Saphir.
8
[Heth.] Nun ist ihr Aussehen schwärzer geworden als Kohlen und man erkennt sie nicht auf den Straßen, ihre Haut klebt an ihrem Gebein, sie ist ausgedörrt und wie Holz geworden.
9
[Teth.] Besser erging es denen, welche durch das Schwert fielen, als denen, welche der Hunger tötete; denn diese starben langsam dahin, dahinschmachtend ob der Unfruchtbarkeit des Feldes.
10
[Jod.] Sonst weichherzige Frauen kochten mit eigenen Händen ihre Kinder, sie wurden ihre Nahrung bei der Zerstörung der Tochter meines Volkes!
11
[Kaph.] Vollendet hat der Herr seinen Grimm, ausgeschüttet die Glut seines Zornes und hat ein feuer in Sion entzündet, das dessen Grundfesten verzehrte.
12
[Lamed.] Nicht hätten die Könige der Erde und alle Bewohner des Erdkreises geglaubt, dass Widersacher und Feind in die Tore Jerusalems eindringen werde:
13
[Mem.] Um der Sünden ihrer Propheten willen, ob der Missetaten ihrer Priester, die das Blut der Gerechten in seiner Mitte vergossen.
14
[Nun.] Blind irrten sie auf den Straßen umher, mit Blut befleckt; und da sie es nicht vermochten, hielten sie ihre Säume fest.
15
[Samech.] Zurück, Befleckte! Rief man ihnen zu; zurück, hinweg, streifet nicht an! So bedrohte und verstieß man sie und sprach unter den Völkern: Nicht ferner mehr soll jemand unter ihnen weilen!
16
[Phe.] Des Herrn Blick hat sie zerteilt, nicht schaut er ferner auf sie; denn sie haben das Angesicht der Priester nicht geachtet und kein Erbarmen gehabt mit Greisen.
17
[Ain.] So lange wir noch bestanden, schauten unsere Augen nach eitler Hilfe für uns aus; wir blickten sehnsüchtig aus nach einem Volke, das nicht helfen konnte.
18
[Sade.] Unsere Schritte glitten aus, da wir in unsern Straßen wandelten, nahe ist unser Ende; unsere Tage sind um, denn unser Ende ist gekommen!
19
[Koph.] Schneller waren unsere Verfolger als die Adler unter dem Himmel, über die Berge hin setzten sie uns nach, in der Wüste lauerten sie uns auf.
20
[Resch.] Der Odem unseres Mundes, der gesalbte, der Herr, ist ob unserer Sünden Gefangener, er, zu dem wir sprachen: In deinem Schatten werden wir leben unter den Völkern.
21
[Sin.] Freue dich und frohlocke, Tochter Edom, die du im Lande Hus wohnst! Auch an dich wird der Kelch kommen, du wirst trunken werden und entblößt.
22
[Thau.] Zu Ende ist deine Verschuldung, Tochter Sion! Nicht wird er dich ferner wegführen lassen; deine Verschuldung, Tochter Edom! Wird er heimsuchen, deine Sünden aufdecken.