Gottes Neue Offenbarungen

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 6 -

Hiob: Meine Klage ist gerecht

1
Darauf erwiderte Ijob:
2
"Ach, wollte man nur meinen Unmut wiegen, auf die Waage legen meine Leiden!
3
Schwerer sind sie als der Sand am Meer, meine Worte sind darum verworren!
4
Des Allmächtigen Pfeile stecken in mir, schon hat ihr Gift getrunken mein Geist. Es befehden mich Schrecknisse Gottes.
5
Schreit denn der Wildesel, wenn er weidet? Brüllt bei seinem Futter der Stier?
6
Kann ohne Salz man wohl Fades genießen? Hat Wohlgeschmack denn das Eiweiß?
7
Es widert mich an, nur daran zu rühren! Ekeln macht mich ein unreines Brot.
8
Oh, daß sich erfüllte, wonach ich verlange! Daß Gott mir verliehe, wonach ich mich sehne!
9
Gefiele es doch Gott, mich zu vernichten! Streckte er doch seine Hand aus und raffte mich hinweg.
10
Trost wäre es mir! Aufhüpfen wollte ich trotz unbarmherziger Schmerzen! Nicht hielt ich mit Worten an den Heiligen zurück.
11
Wo finde ich die Kraft, noch länger zu harren? Wann kommt das Ende, das ich erwarte?
12
Ist meine Kraft wie die Kraft der Steine, ist denn von Erz mein Fleisch?
13
Bin ich nicht jeder Hilfe entblößt, ist nicht jeglicher Halt mir genommen?
14
Des Freundes Mitleid gebührt dem Verzagten, und warf er die Furcht vor dem Höchsten auch ab!
15
Treulos wie Winterbäche sind meine Brüder, wie Wasserläufe, die über die Ufer getreten:
16
Trübe sickern sie heraus aus dem Eis, Schnee verbirgt sich in ihnen.
17
Zur Zeit der Hitze versiegen sie, verschwinden aus ihrem Bett, wenn es heiß wird.
18
Ihres Laufes Spuren verlieren sich, als Dunst steigen sie auf und bleiben verschwunden.
19
Karawanen aus Tema spähten nach ihnen, Handelszüge von Saba verließen sich auf sie.
20
In ihrem Vertrauen wurden sie betrogen, sie kamen hin und sahen sich getäuscht.
21
So seid auch ihr jetzt für mich: Ihr schaut das Schrecknis und fürchtet euch! -
22
Habe ich gesagt:>Gebt mir etwas! Schenkt mir von eurem Vermögen!
23
Rettet mich aus den Fängen des Feindes! Kauft mich los aus der Hand der Tyrannen!<?
24
Belehrt mich, so will ich verstummen! Laßt mich wissen, worin mein Irrtum besteht.
25
Warum werden offene Worte verhöhnt? Was beweist denn euer Tadel?
26
Bloßes Geschwätz gilt euch als Beweis, als Wind des Verzweifelten Rede.
27
Über eine Waise stürzt ihr her und grabt eurem Freund eine Grube.
28
So habt nun die Güte und hört mich an, ich werde euch gewiß nicht ins Angesicht lügen.
29
Besinnt euch! Es geschehe kein Unrecht! Besinnt euch! Noch bin ich im Recht.
30
Liegt denn ein Unrecht auf meiner Zunge? Ist mir kein Sinn mehr, den Frevel zu sehen?

Hiob: Meine Klage ist gerecht

1
Job antwortete und sprach:
2
O! würden doch meine Sünden, mit denen ich den Zorn verdient habe, und das Elend, das ich dulde, auf der Waage gewogen.
3
Gleich dem Sande des Meeres würde es schwerer erscheinen, darum sind auch meine Worte voll des Schmerzes.
4
Denn die Pfeile des Herrn haften in mir, ihr Grimm zehrt meinen Geist auf und die Schrecknisse des Herrn kämpfen wider mich.
5
Schreit wohl der wilde Esel, wenn er grüne Weide hat? Oder brüllt der Ochse, wenn er vor voller Krippe steht?
6
Oder kann man Fades essen, wenn es nicht mit Salz gewürzt ist? Oder mag jemand kosten, was durch deinen Genuss den Tod bringt?
7
Was meine Seele vordem nicht anrühren mochte, das ist nun vor Trübsal meine Speise.
8
Wer möchte mir geben, dass meine Bitte erfüllt werde und dass mir Gott gewährt, was ich erwarte?
9
Wie er begonnen, so möge er mich zermalmen, er strecke seine Hand aus und haue mich um!
10
Und das sei mein Trost, dass, obschon er mich mit Schrecken ohne Verschonen peinigt, ich dennoch nicht den Worten des Heiligen widerspreche.
11
Aber was ist meine Kraft, dass ich aushalten, oder was mein Ende, dass ich geduldig bleiben soll?
12
meine Kraft ist nicht Felsenkraft, mein Fleisch nicht von Erz.
13
Siehe, ich habe keine Hilfe in mir selbst und auch meine Freunde haben sich von mir zurückgezogen.
14
Wer seinem Freunde das Erbarmen entzieht, verlässt die Furcht des Herrn.
15
Meine Brüder sind an mir vorübergegangen wie ein Bergstrom, der reißend durch die Täler dahinschießt.
16
Sie starren von Reif und Schnee wird auf sie fallen.
17
Wenn sie sich weiter ausbreiten, werden sie versiegen und, wenn es heiß geworden, verschwinden von ihrer Stätte.
18
Ihres Laufes Pfade sind verschlungen, sie verrinnen in das Leere und gehen zugrunde.
19
Schauet hin auf die Pfade Themas, auf die Wanderungen Sabas und wartet ein wenig!
20
Sie wurden zuschanden, weil ich gehofft; sie kamen auch bis zu mir und sind mit Scham bedeckt worden.
21
Jetzt seid ihr gekommen, und da ihr nun meine Plage sehet, scheut ihr zurück.
22
Habe ich etwa gesagt: Bringet mir her und beschenket mich von eurem Vermögen?
23
Oder: Befreiet mich aus der Hand des Feindes und aus der Gewalt der Starken rettet mich?
24
Belehret mich, so will ich schweigen; und ist etwas, worin ich gefehlt habe, so unterweiset mich!
25
Warum verkümmert ihr die Worte der Wahrheit, da doch keiner unter euch ist, der mich überweisen kann?
26
Ihr sinnet nur auf Worte, um Verweise zu geben, und redet Worte in den Wind.
27
Ihr fallet über einen Verwaisten her und suchet euern Freund zu stürzen.
28
Doch endet, was ihr begonnen; schenket mir Gehör und sehet, ob ich lüge!
29
Antwortet, ich bitte, ohne Zank, redet und urteilet, was Recht ist;
30
so werdet ihr auf meiner Zunge kein Unrecht finden, noch wird aus meinem Munde Torheit tönen.