Gottes Neue Offenbarungen

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 10 -

Hiob: Ich möchte Gott um Vergebung bitten

1
Mein Leben widert mich an! - Darum lasse ich strömen meine Klage, will ich reden in meiner Seele Bitternis.
2
Ich spreche zu Gott: Verdamme mich nicht! Warum du mir grollst, laß mich wissen.
3
Oder schafft es dir Nutzen, Gewalt zu tun, zu verwerfen das Werk deiner Hände, doch zu begünstigen der Gottlosen Anschlag?
4
Hast du des Sterblichen Augen? Siehst du, wie Menschen sehen?
5
Sind deine Tage gleich Menschentagen, sind deine Jahre wie der Sterblichen Zeit,
6
daß du bei mir suchst nach Schuld, bei mir forschst nach Sünde,
7
wo du doch weißt, daß schuldlos ich bin, und aus deiner Hand mich niemand errettet?
8
Haben mich deine Hände geformt und gebildet, damit du dann umkehrst, um mich zu vernichten?
9
Gedenke, daß du wie aus Lehm mich geformt, warum willst du mich wieder zerstoßen zu Staub?
10
Hast du mich nicht hingegossen wie Milch, mich gerinnen lassen wie Käse,
11
mich dann bekleidet mit Fleisch und mit Haut und durchzogen mit Knochen und Sehnen?
12
Da hast du voll Huld mir geschenkt ein Leben, meinen Geist hat beschützt deine Sorge.
13
Doch schon damals bargst du dies in deinem Herzen; im Sinn lag es dir schon - ich weiß das! -:
14
Auflauern wolltest du mir, so Sünde ich tat, und dann mir nie erlassen meine Schuld!
15
Fiel ich in Sünde, dann weh mir! Aber selbst wäre ich gerecht, dürfte mein Haupt ich nicht erheben, gesättigt mit Schmach, mit Elend getränkt.
16
Und höbe ich es doch: Wie ein Löwe wolltest du mich jagen, Furchtbares mir wieder antun.
17
Neue Zeugen lüdest du gegen mich vor, noch mehr ließest du aus an mir deinen Unmut, stets neue Scharen rückten wider mich an zum Kampf.
18
Was ließest du aus dem Mutterschoß mich kommen? Wäre ich doch gestorben, ehe ein Auge mich erblickt!
19
Dann wäre ich, als wäre ich nie gewesen: Vom Schoß der Mutter gebettet ins Grab!
20
Wie karg ist bemessen die Zeit meines Lebens: Laß ab von mir! Nur ein wenig noch möchte ich mich freuen,
21
bevor ohne Wiederkehr zum Land der dunklen Todesschatten ich scheide,
22
zum Land so finster wie Mitternacht, des Todesschattens, der Wirrsal voll, wo tiefstem Dunkel gleicht das Licht."

Hiob: Ich möchte Gott um Vergebung bitten

1
Meine Seele ist meines Lebens überdrüssig, ich will meiner Rede wider mich freien Lauf lassen, will reden in der Bitterkeit meiner Seele.
2
Ich will zu Gott sprechen: Verdamme mich nicht! tue mir kund, warum du so mit mir ins Gericht gehst?
3
Scheint es dir etwa gut, wenn du mich quälst und das Werk deiner Hände bedrückst und dem Anschlage der Gottlosen hilfst?
4
Hast du denn fleischliche Augen oder siehst auch du, wie der Mensch sieht?
5
Sind deine Tage wie die Tage eines Menschen und deine Jahre wie eines Menschen Lebenszeit,
6
dass du nach meiner Missetat suchest und meiner Sünde nachforschest,
7
und dass du erfahren musst, dass ich nichts Böses getan, obwohl niemand ist, der deiner Hand entreißen kann?
8
Deine Hände haben mich gemacht und mich ganz um und um gebildet, und so jählings stürzest du mich?
9
Gedenke doch, dass du mich wie Ton formtest und mich wieder zu Staub wandeln wirst!
10
Hast du mich nicht wie Milch hingegossen und wie Käse gerinnen lassen?
11
Mit Haut und Fleisch hast du mich bekleidet, mit Knochen und Sehnen mich zusammengefügt,
12
Leben und Barmherzigkeit teiltest du mir zu und deine Fürsorge bewahrte meinen Odem.
13
Zwar verbirgst du dies in deinem Herzen, doch weiß ich, dass du aller Dinge gedenkst.
14
Habe ich gesündigt und schontest du meiner eine Zeitlang, warum lässest du mich nicht von meiner Missetat rein werden?
15
Bin ich gottlos, dann wehe mir; bin ich gerecht, so darf ich doch mein Haupt nicht erheben, gesättigt mit Trübsal und Elend,
16
und um des Hochmuts willen wirst du mich fangen wie eine Löwin und aufs neue mich mit wunderbaren Qualen peinigen.
17
Neue Zeugen stellst du wider mich auf und mehrest deinen Zorn wider mich und Plagen kämpfen wider mich.
18
Warum hast du mich aus dem Mutterleibe hervorgehen lassen? Ach! Wäre ich umgekommen und hätte mich nie ein Auge gesehen!
19
So würde ich sein, als wäre ich nie gewesen, vom Mutterleibe weg zum Grabe getragen!
20
Wird meiner Tage geringe Zahl bald zu Ende sein? So lass denn ab von mir, dass ich meinen Schmerz ein wenig beklage,
21
bevor ich hingehe, ohne wiederzukehren, in das finstere, mit Todesschatten bedeckte Land,
22
das Land des Jammers und der Finsternis, wo Todesschatten und keine Ordnung ist, sondern ewiger Schrecken wohnt.