Gottes Neue Offenbarungen

Der Psalter (Psalmen)

Menge-Bibel :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 102 -

2
HERR, höre mein Gebet und laß mein Schreien zu dir dringen!
3
Verbirg dein Angesicht nicht vor mir am Tage, wo mir angst ist! Neige dein Ohr mir zu am Tage, wo ich rufe; erhöre mich eilends!
4
Ach, meine Tage sind wie Rauch entschwunden und meine Gebeine wie von Brand durchglüht;
5
mein Herz ist versengt und verdorrt wie Gras, so daß ich sogar vergesse, Speise zu genießen;
6
infolge meines Ächzens und Stöhnens klebt mein Gebein mir am Fleisch(a).
7
Ich gleiche dem Wasservogel in der Wüste, bin geworden wie ein Käuzlein in Trümmerstätten;
8
ich finde keinen Schlaf und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.
9
Tagtäglich schmähen mich meine Feinde; und die gegen mich toben, wünschen mir Unheil an.
10
Ach, Asche eß ich als Brot und mische meinen Trank mit Tränen
11
ob deinem Zorn und deinem Grimm; denn du hast mich hochgehoben und niedergeschleudert.
12
Meine Tage sind wie ein langgestreckter Schatten, und ich selbst verdorre wie Gras!
13
Du aber, HERR, thronst ewiglich, und dein Gedächtnis bleibt von Geschlecht zu Geschlecht.
14
Du wirst dich erheben, dich Zions erbarmen, denn Zeit ist’s, Gnade an ihm zu üben: die Stunde ist da
15
- denn deine Knechte lieben Zions Steine, und Weh erfaßt sie um seinen Schutt –,
16
damit die Heiden fürchten lernen den Namen des HERRN und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
17
Denn der HERR hat Zion wieder aufgebaut, ist in seiner Herrlichkeit dort erschienen,
18
hat dem Gebet der Verlass’nen sich zugewandt und ihr Flehen nicht verachtet.
19
Dies werde aufgeschrieben fürs kommende Geschlecht, damit das neugeschaffne Volk den HERRN lobpreise,
20
daß von seiner heiligen Höhe er herabgeschaut, daß der HERR geblickt hat vom Himmel zur Erde,
21
um das Seufzen der Gefangnen zu hören und die dem Tode Geweihten frei zu machen,
22
damit man verkünde in Zion den Namen des HERRN und seinen Ruhm in Jerusalem,
23
wenn die Völker sich allzumal versammeln und die Königreiche, um (Gott) dem HERRN zu dienen.
24
Gelähmt hat er mir auf dem Wege die Kraft, hat verkürzt meine Lebenstage.
25
Nun fleh’ ich: »Mein Gott, raffe mich nicht hinweg in der Mitte meiner Tage, du, dessen Jahre währen für und für!«
26
Vorzeiten hast du die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk:
27
sie werden vergehen, du aber bleibst; sie werden alle zerfallen wie ein Gewand, wie ein Kleid wirst du sie verwandeln(b), und so werden sie sich wandeln(c).
28
Du aber bleibst derselbe, und deine Jahre nehmen kein Ende.
29
Die Kinder deiner Knechte werden (sicher) wohnen, und ihr Geschlecht wird fest bestehen vor dir.

Fußnoten

(a)102:6 oder: Leibe
(b)102:27 oder: wechseln
(c)102:27 = verschwinden

Das Gebet der Betrübten

1
Gebet eines Armen, wenn er in Ängsten ist und vor dem Angesichte des Herrn seine Klage ausschüttet.
2
O Herr! erhöre mein Gebet und lass mein Rufen zu dir kommen!
3
Wende dein Angesicht nicht von mir ab; wann immer ich in Trübsal bin, neige dein Ohr zu mir; wann immer ich dich anrufe, erhöre mich alsbald!
4
Denn meine Tage sind hingeschwunden wie Rauch und mein Gebein ist verdorrt wie dürres Reis.
5
Ich bin versengt wie Gras und mein Herz ist verdorrt, denn ich vergesse, mein Brot zu essen.
6
Ob meines lauten Seufzens klebt mein Gebein an meinem Fleische.
7
Ich gleiche dem Pelikan in der Wüste, ich bin wie eine Eule in öder Behausung.
8
Ich bin schlaflos und wie ein einsamer Sperling auf dem Dache.
9
Beständig höhnen mich meine Feinde, und die mich zuvor lobten, verschwören sich nun wider mich.
10
Denn ich esse Asche wie Brot und mische meinen Trank mit Tränen
11
wegen deines Zornes und deines Grimmes, denn du hobst mich empor und schleudertest mich nieder.
12
Meine Tage schwinden dahin wie ein Schatten und ich verdorre wie Gras.
13
Du aber, o Herr! bleibst in Ewigkeit, und dein Andenken währt von Geschlecht zu Geschlecht.
14
Du wirst dich erheben, dich Sions zu erbarmen; denn es ist Zeit dich seiner zu erbarmen, ja, die Zeit ist gekommen.
15
Denn seine Diener haben seine Steine lieb und sie tragen Leid über seinen Schutt.
16
Und die Völker werden deinen Namen fürchten, Herr! und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
17
Denn der Herr wird Sion aufbauen und wird in seiner Herrlichkeit erscheinen.
18
Er wird sich dem Gebet der Demütigen zuwenden und ihr Flehen nicht verschmähen.
19
Aufgeschrieben werde dies dem kommenden Geschlechte und das Volk, das geschaffen werden soll, preise den Herrn,
20
dass er von seiner heiligen Höhe herabgeschaut, der Herr vom Himmel auf die Erde herabgeblickt hat,
21
um das Seufzen der Gefangenen zu hören, um die Kinder der Erschlagenen zu befreien;
22
auf dass sie in Sion den Namen des Herrn verkünden und sein Lob in Jerusalem,
23
wenn die Völker dort allzumal zusammenkommen und die Könige, um den Herrn zu dienen.
24
Er antwortete ihm inmitten seiner Kraft: Tue mir die geringe Zahl meiner Tage kund!
25
Rufe mich nicht ab in der Hälfte meiner Tage, von Geschlecht zu Geschlecht währen deine Jahre.
26
Im Anbeginn hast du, o Herr! die Erde gegründet und das Werk deiner Hände sind die Himmel.
27
Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle werden wie ein Kleid veralten und wie ein Gewand wirst du sie wechseln und sie werden verändert.
28
Du aber bist stets derselbe und deine Jahre nehmen kein Ende.
29
Die Kinder deiner Diener werden wohnen und ihre Nachkommen werden beständig bleiben.