Gottes Neue Offenbarungen

Das Buch Jesus Sirach

Lutherbibel von 1912 mit Apokryphen

- Kapitel 37 -

Über die Wahl von Freunden und Ratgebern

1
Ein jeglicher Freund spricht wohl: »Ich bin auch Freund;« aber etliche sind allein mit dem Namen Freunde.
2
Wenn Freunde einander feind werden, so bleibt der Gram bis in den Tod.
3
Ach, wo kommt doch das böse Ding her, daß alle Welt so voll Falschheit ist?
4
Wenn's dem Freund wohl geht, so freuen sie sich mit ihm; wenn's ihm aber übel geht, werden sie seine Feinde.
5
Sie mühen sich mit ihm um des Bauches willen, aber wenn die Not hergeht, so halten sie sich hinter dem Schilde.
6
Vergiß deines Freundes nicht, wenn du fröhlich bist,
7
und gedenke an ihn, wenn du reich wirst.
8
Ein jeglicher Ratgeber will raten; aber etliche raten zu ihrem eigenen Nutzen.
9
Darum hüte dich vor dem Ratgeber; bedenke zuvor, was sein Vorteil sei. Denn er gedenkt vielleicht, sich selbst zu raten, und will dich's wagen lassen,
10
und spricht, du seist auf der rechten Bahn, und er steht gleichwohl wider dich, und merkt, wie es dir geraten will.
11
Halte keinen Rat mit dem, der einen Argwohn zu dir hat, und nimm nicht zu Rat, die dich neiden, -
12
gleich als wenn du ein Weib um Rat fragst, wie man ihrer Feindin freundlich sein soll, oder einen Verzagten, wie man kriegen soll, oder einen Kaufmann, wie hoch er deine Ware gegen seine achten wolle, oder einen Käufer, wie teuer du geben sollst,
13
oder einen Neidischen, wie man wohltun, oder einen Unbarmherzigen, wie man Gnade erzeigen soll, oder einen Faulen, wie man viel arbeiten könne,
14
oder einen Taglöhner, der nirgend ansässig ist, wie man die Arbeit zu Ende bringen soll, oder einen trägen Hausknecht, wie man viel vor sich bringen könne. Solche Leute nimm nicht zu Rat,
15
sondern halte dich stets zu gottesfürchtigen Leuten, da du weißt, daß sie Gottes Gebote halten,
16
die gesinnt sind, wie du bist, die Mitleiden mit dir haben, wo du strauchelst.
17
Und bleibe bei derselben Rat; denn du wirst keinen treuern Rat finden.
18
Und solcher einer kann oft etwas besser ersehen denn sieben Wächter, die oben auf der Warte sitzen.
19
Doch in dem allem rufe auch den Allerhöchsten an, daß er dein Tun gelingen und nicht fehlen lasse.
20
Ehe du was anfängst, so frage zuvor; und ehe du was tust, so nimm Rat dazu.
21
Denn wo man was Neues vorhat, da muß der vier eines kommen: daß es gut oder böse werde, daß Leben oder Tod daraus folge; und dies alles regiert allezeit die Zunge.
22
Mancher ist wohl geschickt, andern zu raten, und ist sich selber nichts nütze.
23
Mancher will klug raten, und man hört ihn doch nicht gern, und er bleibt ein Bettler;
24
denn er hat nicht vom Herrn die Gnade dazu, und ist keine Weisheit in ihm.
25
Mancher ist weise durch eigene Erfahrung; der schafft mit seinem Rat Nutzen und trifft's.
26
Ein weiser Mann kann sein Volk lehren, und schafft mit seinem Rat Nutzen und trifft's.
27
Ein weiser Mann wird hoch gelobt und alle, die ihn sehen, preisen ihn.
28
Ein jeglicher hat eine bestimmte Zeit zu leben; aber Israels Zeit hat keine Zahl.
29
Ein Weiser hat bei seinen Leuten ein großes Ansehen, und sein Name bleibt ewiglich.
30
Mein Kind, prüfe, was deinem Leibe gesund ist; und siehe, was ihm ungesund ist, das gib ihm nicht.
31
Denn allerlei dient nicht jedermann; so mag auch nicht jedermann allerlei.
32
Überfülle dich nicht mit allerlei leckerer Speise und friß nicht zu gierig.
33
Denn viel Fressen macht krank, und ein unersättlicher Fraß kriegt das Grimmen.
34
Viele haben sich zu Tode gefressen; wer aber mäßig ist, der lebt desto länger.