Gottes Neue Offenbarungen

Das erste Buch Mose: Genesis

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 27 -

Isaak segnet Jakob

(Hebräer 11,20)
1
Isaak aber ward alt, seine Augen wurden dunkel, und er vermochte nicht mehr zu sehen. Da rief er Esau, seinen älteren Sohn, und sprach zu ihm: Mein Sohn! Er antwortete: Hier bin ich!
2
Und der Vater sprach: Du siehst, ich bin alt geworden und weiß nicht, wann ich sterben werde.
3
So nimm dein Jagdgerät, Köcher und Bogen, und gehe hinaus; und wenn du etwas erjagt hast,
4
so bereite mir davon ein Gericht, wie du weißt, dass ich es gern habe, und bringe es, dass ich es esse; so soll meine Seele dich segnen, bevor ich sterbe.
5
Als Rebekka dies gehört hatte und Esau auf das Feld gegangen war, den Befehl des Vaters zu erfüllen,
6
sprach sie zu Jakob, ihrem Sohne: Ich habe gehört, wie dein Vater mit Esau, deinem Bruder, redete und ihm sagte:
7
Bringe mir von deiner Jagdbeute und bereite mir Speisen, dass ich esse, so will ich dir meinen Segen geben vor dem Herrn, bevor ich sterbe.
8
Nun also, mein Sohn, folge meinem Rate.
9
Gehe zur Herde und hole mir zwei von den besten Ziegenböcken, dass ich deinem Vater davon ein Essen mache, wie er es gerne isst.
10
Wenn du ihm dies hineinträgst und er isst, soll er dir seinen Segen geben, bevor er stirbt.
11
Er aber antwortete ihr: Du weißt, Esau, mein Bruder, ist stark behaart, und ich bin glatt.
12
Wenn mich nun mein Vater betastete und es merkte, so fürchte ich, wird er meinen, ich habe mit ihm Spott treiben wollen, und ich werde über mich Fluch bringen statt des Segens.
13
Da sprach seine Mutter zu ihm: Auf mich komme dieser Fluch, mein Sohn! Höre nur auf meine Stimme; gehe und hole, was ich gesagt habe.
14
Und er ging und holte, und gab es seiner Mutter; sie aber bereitete ein Essen, wie sie wusste, dass sein Vater es gern hatte.
15
Hierauf zog sie ihm Esaus beste Kleider an, die sie im Hause bei sich hatte,
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und legte die Felle der Ziegenböcke um seine Hände, und bedeckte die Blöße des Halses.
17
Alsdann übergab sie ihm das Gericht und die Brote, die sie gebacken hatte.
18
Da trug er dies alles hinein und sprach: Mein Vater! Dieser aber antwortete: ich höre. Wer bist du, mein Sohn?
19
Jakob sprach: Ich bin Esau, dein Erstgeborener; ich habe getan, wie du mir befohlen hast. So setze dich nun auf und iss von meinem Wildbret, damit mich deine Seele segne.
20
Da sprach Isaak wiederum zu seinem Sohne: Wie hast du sobald etwas finden können, mein Sohn? Er antwortete: Es war Gottes Wille, dass mir bald begegnete, was ich wollte.
21
Und Isaak sprach: Tritt näher zu mir her, mein Sohn, dass ich dich betasten kann, und mich überzeuge, ob du wirklich mein Sohn Esau bist, oder nicht.
22
Da trat er zu seinem Vater hinzu, und Isaak betastete ihn und sprach: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände.
23
Und er erkannte ihn nicht, denn die haarigen Hände machten ihn dem älteren ähnlich. So segnete er ihn denn
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und sprach: Du bist mein Sohn Esau? Er antwortete: Ich bin es.
25
Da sprach Isaak: So bringe mir das Essen von deiner Jagd her, mein Sohn! dass meine Seele dich segne. Da brachte er es ihm, und er aß; dann brachte er ihm auch Wein, und er trank.
26
Hierauf sprach er zu ihm: Tritt her zu mir und küsse mich, mein Sohn!
27
Da trat er hinzu und küsste ihn. Als nun Isaak den Wohlgeruch seiner Kleider roch, segnete er ihn alsbald und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch eines vollen Feldes, das der Herr gesegnet hat.
28
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von dem Fette der Erde, Getreide und Wein im Überfluss.
29
Und es sollen dir Völker dienstbar sein und Stämme sich vor dir niederwerfen; du sollst Herr sein über deine Brüder, und die Söhne deiner Mutter sollen sich vor dir beugen. Wer dir flucht, sei verflucht, und wer dich segnet, erhalte die Fülle des Segens!

Esaus verlorene Hoffnung

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Kaum hatte Isaak den Segen vollendet und Jakob war hinausgegangen, da kam Esau.
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und brachte seinem Vater die Speise, welche er von seinem Wildbret bereitet hatte, und sprach: Stehe auf, mein Vater! Und iss von dem Wildbret deines Sohnes, auf dass deine Seele mich segne.
32
Isaak sprach zu ihm: Wer bist du denn? Er antwortete: Ich bin dein erstgeborener Sohn Esau.
33
Da erschrak Isaak über die Maßen, und unbeschreiblich verwundert sprach er: Wer ist denn also der, der vordem ein Wild erjagt und mir gebracht hat, und ich aß von allem, ehe du kamst? Ich habe ihm meinen Segen gegeben, und er wird gesegnet bleiben!
34
Als Esau diese Worte seines Vaters hörte, schrie er überlaut auf und rief tiefbetrübt: Segne auch mich, mein Vater!
35
Er aber sprach: Dein Bruder ist listigerweise gekommen und hat deinen Segen hinweggenommen.
36
Da antwortete jener: Wie Recht ist sein Name Jakob genannt worden, denn nun hat er mich zum zweiten Male überlistet; meine Erstgeburt hat er vorher genommen, und nun hat er auch meinen Segen erschlichen. Und wiederum sprach er zu seinem Vater: Hast du denn nicht auch einen Segen für mich behalten?
37
Isaak antwortete: Ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt, und alle seine Brüder habe ich seiner Dienstbarkeit unterworfen; mit Korn und Wein habe ich ihn reich ausgestattet, was also könnte ich nun noch für dich tun, mein Sohn?
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Da sprach Esau zu ihm: Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Ich bitte dich, segne auch mich! Und da er seine Stimme erhob und weinte,
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ward Isaak bewegt und sprach zu ihm: Im Fette der Erde und im Taue vom Himmel von oben her
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wird dein Segen sein. Vom Schwerte wirst du leben, aber deinem Bruder sollst du dienstbar sein. Jedoch wird die Zeit kommen, da du sein Joch abschütteln und lösen wirst von deinem Halse.

Jakob flieht vor Esau

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Darum hasste Esau immerdar den Jakob um des Segens willen, den ihm sein Vater gegeben hat, und sprach in seinem Herzen: Es werden Tage der Trauer über meinen Vater kommen; denn ich werde meinen Bruder Jakob töten.
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Als dies Rebekka berichtet ward, ließ sie Jakob, ihren Sohn, rufen und sprach zu ihm: Siehe, Esau, dein Bruder, droht, dich zu töten.
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Darum höre nun auf meine Stimme, mein Sohn, mache dich auf, und fliehe zu meinem Bruder Laban in Haran.
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Bleibe bei ihm einige wenige Tage, bis sich der Grimm deines Bruders legt,
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und sein Zorn nachlässt, und er vergisst, was du ihm angetan hast; alsdann will ich hinsenden, und dich von dort wieder hierher holen lassen. Warum sollte ich beider Söhne an einem Tage beraubt werden?
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Da sprach Rebekka zu Isaak: Ich bin des Lebens überdrüssig wegen der Töchter Heths. Wenn Jakob ein Weib nähme aus dem Volke dieses Landes, möchte ich nimmer leben.