Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)

- Kapitel 78 -

Die Ausbildung des freien Willens. Die Nachteile des übertriebenen Eifers

1
(Der Herr:) ,,Daß aber des Lebens allerhöchste Seligkeit eben im Besitze der allerungebundensten Willensfreiheit und ihrer stets erfolgvollsten, tatsächlichen Wirksamkeit besteht, davon geben alle die Selbstsüchtler und herrschgierigen Menschen schon auf dieser Erde den allerstärksten Beweis!
2
Um nur ein bißchen so etwas Machthabendes zu sein, gibt ja so mancher gerne sein Hab und Gut her! Wer haßt etwa Krone, Thron und Zepter, besonders wenn er sich selbst hinaufschwingen kann!?
3
Aber warum denn haben diese drei effektiven Herrscher in sich einen so unaussprechlichen Wert in den Augen der Menschen? Die Antwort liegt ganz nahe und ganz in der Natur der Sache. Weil der, welcher auf dem Throne sitzt, von seinem Willen unter Millionen von Menschen den allerfreiesten und in der Welt wirksamsten Gebrauch machen darf und kann!
4
Nach dem aber, der auf dem Throne sitzt, wird dann schon ein jeder gar überaus glücklich, wenn er von dem Herrscher nur mit irgendeinem Amte betraut wird, in welchem er dann auch, wenngleich nur im Namen des Herrschers, einen kleineren Herrscher spielen und etwas mehr seinem freiheitsdurstigen Willen Luft lassen kann. Er unterdrückt zwar auf das kräftigste seinen grundfreien Willen und macht dafür vollends des Herrschers Willen zu dem seinigen, wenn er bei sich mit demselben auch oft gar nicht einverstanden ist; aber das alles tut er, um nur so ein bißchen auch mitherrschen zu können und zu irgendeiner effektiven Geltung zu bringen seinen Willen. Denn bei besonders Hochstandsstaatsbeamten gibt es ja doch immer hie und da Gelegenheiten, vom ganz eigenen, freien Willen Gebrauch zu machen, und das ist dem Menschen schon auf dieser Erde eine allerhöchste Seligkeit.
5
Was kann sie aber im Vergleiche zu jener Seligkeit sein, die aus der Einigung des hier immer höchst beschränkten Menschenwillens mit dem Willen Gottes für die ganze Unendlichkeit und Ewigkeit hervorgehen wird und hervorgehen muß?!
6
Aber bevor solches erfolgen kann, wirst du selbst einsehen, daß dazu eine ganz allerernstlichste Hauptbildung eben des menschlichen Willens durch alle Lebensstadien allerweisest geführt werden muß, ansonst es sicher höchst gefährlich wäre, des Menschen freien Willen mit einer effektiven Machtvollkommenheit auszustatten!
7
Um aber den Willen der Menschen dafür fähig zu machen, muß man dahin wirken, daß der Mensch völlig freiwillig sich auf die Wege des Lichtes begebe und auf denselben so lange mit aller Liebe und weltlicher Selbstverleugnung sich fortbewege, bis er das rechte Ziel durch seine eigene Tätigkeit und vollkommene Selbstbestimmung erreicht hat.
8
Dazu aber dient weder ein äußerer noch ein innerer Zwang, von denen ein jeder ein Gericht ist, durch das nie ein Menschengeist in seinem Willen frei werden kann. Solange er aber das nicht kann, da kann auch von der Vereinigung seines Willens mit dem allerfreiesten Willen in Gott ewig keine Rede sein!
9
Es sind daher die Menschen nur durch einen allerweisesten Unterricht vorerst zur wahren Erkenntnis ihrer selbst und des einig wahren Gottwesens zu führen, und das mit aller möglichen Güte, Geduld und größten Sanftmut; nur hartnäckig widerspenstige Charaktere, bei denen im Hintergrunde ein in sich nahe ganz zweckloser böser Mutwille und eine wahrhaft teuflische Schadenfreude steckt, sind durch ein weltliches äußeres Strafgericht zu Paaren zu treiben, aber ja nicht so bald durch einen sie strafenden Wunderakt.
10
Denn es muß dabei stets darauf die nie aus den Augen und Herzen zu lassende Rücksicht genommen werden, daß der zu Bestrafende auch ein Mensch ist, der ebenfalls zum rechten Gebrauche seines freien Willens geführt werden soll, und daß leichtlich ein arglistiger und rachgieriger Dämon sein Fleisch so und so beherrsche und also aus dem sonst vielleicht ganz harmlosen Menschen ein wahres Scheusal zeihe!
11
Daher muß ein jeder übertriebene Eifer selbst in der besten Sache so lange hintangehalten werden, bis er jene bescheidene Reife erlangt hat, die alles mit einer ruhigen und liebevollen Überlegung und klugen Berechnung unaufhaltsam und beharrlich ins Werk zu setzen trachtet mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln, und zwar mit steter Berücksichtigung jenes lebendigen Gegenstandes in allen seinen Stadien und Verhältnissen, den sie zu behandeln hat.
12
Daß Mir euer Institut, wie es nun noch ist, sicher nicht gefallen kann, das wirst du nun wohl aus allen Lebenswurzeln heraus einsehen! Aber stünde es noch auf hundert schlechteren Prinzipien, als es nun steht, so wäre es ebenso unklug, es plötzlich zu verdächtigen und zu vernichten, als so man nun Jerusalem oder das vielfach arge heidnische Rom in einem Nu von der Erde schaffete.
13
Trachte du demnach von nun an nur dahin, daß so nach und nach, wie sich die Sache gewisserart von selbst gibt, alles Falsche aus eurem Institute entfernt werde, so wird nach und nach das Institut und das ihm anhängende Volk gebessert sein der vollen Wahrheit nach! Würdest aber du nun mit deinen Gefährten gleich das Oberste zuunterst und das Unterste zuoberst kehren wollen, so würden dich die gar vielen Institutsgenossen für wahnsinnig und aberwitzig erklären und dich auf jede mögliche Weise dem Institute, das sie für höchst zweckmäßig eingerichtet betrachten, unschädlich zu machen trachten, und dir würde dadurch alle Gelegenheit benommen, nur so ganz sachte und unbemerkt alles Falsche aus dem Institute zu entfernen und an seine Stelle die vollste Wahrheit zu stellen."

Fußnoten