Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr im Hause des Simon Petrus
Ev. Matth. Kap. 18

- Kapitel 249 -

Das Gleichnis vom Schalksknecht. Ev. Matth. 18, 23-35

1
(Der Herr:) ,,Um euch aber das Himmelreich in seinem richtigsten Verhältnisse noch anschaulicher darzustellen, will Ich es euch in einem entsprechenden Bilde darstellen. Und es ist demnach das Himmelreich gleich einem Könige, der einmal mit seinen Dienern Rechnung halten wollte. (Matth.18,23) Und als er anfing zu rechnen, da kam einer, der ihm zehntausend Pfunde schuldete. (Matth.18,24) Da dieser Knecht und Diener des Königs nun nicht hatte, damit er demselben die große Schuld hätte abtragen können, so befahl der König, den faulen Diener selbst, sein Weib, seine schönen Kinder und alle andern Besitztümer zu verkaufen, um sich selbst aus dem Erlös alles das bezahlen zu können, was ihm der Knecht und Diener schuldete. (Matth.18,25)
2
Da das der Diener sah, daß er nun samt all den Seinen als ein Sklave verkauft sei, da fiel er vor dem noch anwesenden Könige nieder und betete ihn vollends an dadurch, daß er weinend sagte: ,O du großer, mächtigster König und Herr, habe doch noch eine kurze Geduld mit mir! Hebe auf den Verkauf, laß mich nur noch einige Zeit frei, und ich werde nach aller Möglichkeit trachten, dir die ganze Schuld zu bezahlen!` (Matth.18,26) Als das der König vernommen hatte, da ward auch erweicht sein Herz. Es jammerte ihn desselben Dieners, und er hob den ganzen Verkauf auf, erließ dem Diener die ganze Schuld und ließ ihn frei. (Matth.18,27)
3
Bald darauf aber ging dieser Knecht hinaus in die Stadt des Königs, da er allda und alldort so manches zu tun und zu bestellen hatte. Und siehe, da traf es sich, daß er einen seiner Mitdiener traf, der ihm seit kurzem gelegenheitlich hundert Groschen schuldete! Als der Mitdiener aber ihn ersah, bat er ihn um nur noch eine kurze Nachsicht, und er werde ihm die Schuld abtragen. Aber unser vom König so hoch begnadigter Diener hörte ihn nicht an, sondern ergriff ihn mit aller Wut, würgte ihn und schrie: ,Bezahle mir nun sogleich, was du mir schuldest; denn ich habe dir schon lange zugewartet, und meine Geduld ist nun völlig zu Ende!` (Matth.18,28)
4
Da fiel der Mitdiener abermals nieder und bat mit Tränen: ,Habe doch nur noch eine kleine Geduld mit mir, und ich werde dir alles bezahlen!` (Matth.18,29) Aber des Königs Diener und Knecht wollte von keiner Geduld irgend mehr etwas wissen, sondern ließ den armen Mitknecht von den Schergen ergreifen und ihn ins Gefängnis werfen auf so lange, bis aus seinen in Beschlag genommenen Einkünften bezahlt war die ganze Schuld. (Matth.18,30)
5
Da aber die andern Mitknechte solches erfuhren und ersahen, wurden sie sehr betrübt und voll Ärgers über den gar so sehr unbarmherzigen Diener des Königs, gingen hin und brachten alles, was sich da begeben hatte, vor seine Ohren. (Matth.18,31)
6
Als der König aber solches erfuhr, da forderte er sogleich den unbarmherzigen Diener vor sich und sprach zu ihm mit zornigem Angesichte: ,Höre, du Schalksknecht! Habe ich dir nicht alle Schuld erlassen, dieweil du mich darum gebeten hast? (Matth.18,32) Warum hast denn du dich über deinen Mitknecht nicht auch also erbarmt, wie ich mich deiner erbarmt habe?` (Matth.18,33)
7
Da ward der Knecht stumm vor Schreck und Angst, da er ersah, wie gut und gerecht der König ist, und daß er den Frevler an seiner Gnade und Liebe streng zu züchtigen pflegt. Darauf ward der König erst recht zornig und übergab den Unbarmherzigen den ebenso unbarmherzigen Peinigern auf so lange, bis nun auch aus seinen mit Beschlag belegten Einkünften bezahlt ward die ganze, große Schuld. (Matth.18,34)
8
Und sehet, ebenalso wird euch Mein himmlischer Vater auch tun, so ihr den Menschen nicht vergeben werdet von ganzem Herzen die Sünden und Fehler, die sie an euch begangen haben! (Matth.18,35) Und eben darin besteht auch das eigentliche Himmelreich im Größten wie im Kleinsten, daß da unter den Seligen nirgends besteht irgend eine Feindschaft oder ein Neid oder gar Haß, sondern es muß da sein die größte Harmonie, die größte Eintracht und die größte gegenseitige Liebe.
9
Es ist eben darum nicht nötig, daß auf dieser Welt irgend ein Schutzgericht besteht, das da das Recht zu bestimmen hat zwischen den Beleidigern und Beleidigten, sondern euer vor Mir allein gültiges Schutzgericht sei euer gutes und versöhnliches Herz, und ihr werdet bei diesem Gerichte ganz gut und mit den wenigsten Unkosten und richterlichen Rechtsspruchtaxen darauskommen, und der Sünder an euch wird um vieles eher euer Freund der Wahrheit nach werden, als so er durch einen richterlichen Spruch wäre dazu genötigt worden. - Und nun saget es Mir, ob ihr das alles so recht aus dem Grunde verstanden habt!"

Fußnoten