Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr im Hause des Simon Petrus
Ev. Matth. Kap. 18
- Kapitel 247 -
Das Geheimnis von Golgatha. Ev. Matth. 18, 11-14
Sagt Simon Juda: ,,Ja, Herr und Meister, da wäre noch so manches zu besprechen, was von Deinem Munde kommt, aber selbst der gesündesten Menschenvernunft nicht so rechtswichtig und lichtkräftig einleuchten will. Und da steht eben im Hintergrund wie ein Ungeheuer grinsend, die strikte und unabweisbare Notwendigkeit der dem Menschensohne bevorstehenden Leiden, und ich getraue es mir, fest zu behaupten, daß solch eine Notwendigkeit nie eines noch so gesunden und guten Menschen Vernunft ganz klar einsehen wird!
2
Es solle solch ein Akt noch so nötig sein zur Erreichung eines von Dir schon von Ewigkeiten her gestellten Hauptzweckes; aber es nützt das alles wenig oder nichts zur beruhigenden Aufhellung der menschlichen Vernunft, und sie wird zu allen Zeiten die Frage stellen und sagen: ,Warum mußte denn der Allmächtige also von Seinen Geschöpfen zugerichtet werden, um ihnen die Seligkeit und das ewige Leben geben zu können? Genügte die pure reinste Lehre und Sein rein nur Gott mögliches Wundertun nicht? Bessert das die Menschen nicht, wie wird sie dann Sein Leiden und Sterben bessern?`
3
Ich als einer Deiner getreuesten Anhänger sage es da ganz offen: Dein Leiden wird vielen guten Menschen zum Steine des Anstoßes werden, und sie werden wankend werden in ihrem Glauben. Darum frage ich Dich auch jetzt schon um ein rechtes Licht darüber, auf daß wir dann zur rechten Zeit den fragenden Menschen auch eine rechte Aufklärung zu geben imstande sind zu ihrer Beruhigung."
4
Sagte Ich: ,,Du fragst hier nun um eine ganz gute und gerechte Sache, die du, so Ich sie dir auch ganz recht erkläre, dennoch immerhin nie als pur Mensch ganz recht und richtig begreifen wirst; erst nach Meiner Auferstehung, wenn du wiedergeboren wirst im Geiste, wirst du auch ganz rein und klar einsehen das große Warum.
5
Ich als der alleinige Träger alles Seins und Lebens muß nun auch das, was von Ewigkeiten her durch die Festigkeit Meines Willens dem Gerichte und dem Tode verfallen war, erlösen und eben durch das Gericht und durch den Tod dieses Meines Fleisches und Blutes in das alte Gericht und in den alten Tod eindringen, um so Meinem eigenen Gottwillen jene Bande insoweit zu lockern und zu lösen, wegen der in sich reif gewordenen Materie der Dinge, auf daß darauf alle Kreatur aus dem ewigen Tode zum freien und selbständigen Leben übergehen kann.
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Und es ist darum des Menschen Sohn in diese Welt gekommen, um das, was gewisserart von Ewigkeit her verloren war, aufzusuchen, es zu erlösen und also für die Seligkeit fähig zu machen. ()
7
Was dünket euch: Wenn irgendein Mensch hundert Schafe hätte und eines derselben sich verirrte irgendwo im Walde, läßt er nicht die neunundneunzig stehen auf dem Berge und geht hin und sucht das verlorene? () Und so es sich dann begibt, daß er es findet, wahrlich sage Ich euch: Wird er da nicht mehr Freude haben über das wiedergefundene denn über die neunundneunzig, die nie verloren waren? ()
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Und sehet, es ist denn auch also bei Gott, obwohl Er durch Seinen allmächtigen Willen alles, was da fasset der unendliche Raum, erschaffen hat aus der ewigen Fülle Seiner ewig zahllosen Gedanken, Ideen und Begriffe und wie außer Sich gestellt hat durch die Festigkeit Seines Willens! Wenn das alles für ewig also bleiben müßte, wie es nun ist im starren Gerichte und Tode, so wäre das alles gleich dem verlorenen Schafe, das aber nimmer irgendwo mehr zu finden wäre. Und welches Vergnügen und welche Freude böte Gott wohl eine ewig tote, materielle Kreatur?
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Ich aber kam ja hauptsächlich eben darum als nun Selbst materiell in diese Welt, um dies verlorene Schaf zu suchen und es der seligen Bestimmung zuzuführen.
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Gottes Geist und Wille wird nun in diesem Meinem Leibe, also in der Materie, gesänftet und gleichsam beugsam und lösbar gemacht. Ist das geschehen, dann muß diese Meine Materie in der möglich größten Erniedrigung und Demütigung gebrochen und zuerst gelöset werden, und der Geist Gottes, der in aller Seiner Fülle in Mir wohnt und eins ist mit Meiner Seele, muß diese gebrochene Materie, als durch Sein Liebefeuer geläutert, erwecken und beleben, und sie wird dann auferstehen als ein Sieger über alles Gericht und über allen Tod.
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Daß ihr es nun noch nicht ganz klar einsehen werdet, wie und warum dieses also geschehen muß und auch wird, das habe Ich euch zum voraus gesagt; aber das könnet ihr nun schon daraus schließen, daß solch ein Akt, so abschreckend er auch für ein pures Menschenauge aussehen mag, doch notwendig ist, um alle Kreatur mit der gerechten Länge der Zeiten zum freien, unabhängigen und reinen Gottleben zurückzuführen.
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Und so Ich da euch nun solches für euer Verständnis genügend enthüllt habe, so werdet ihr daraus innerlich - so ihr nun sehet, wer da so ganz eigentlich die Kleinen sind - auch einsehen, wie es nun des Vaters Wille also ist, daß auch nicht selbst der Allerkleinste und Geringste von ihnen je verlorengehe. ()
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Und Ich habe euch darum auch diese Kinder vorgestellt und zeigte euch in einer wohlgeordneten Entsprechung den Willen Dessen, der in Mir wohnt und ein Herr ist für ewig über alle Kreatur in der ganzen Unendlichkeit. Und da Ich solches nun zu euch geredet habe und wir Zeit und Muße zur Genüge haben, so möget ihr nun abermals reden und zeigen, wo es euch noch irgend fehlt. - Petrus, hast du noch etwas?"
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Sagte der Jünger: ,,O Herr und Meister, da gäbe es wohl noch so manches! Aber ich muß dieses nun so um etwas mehr noch verdauen; denn wie ich nun gleich mit etwas Neuem käme, so entginge mir das nun Vernommene gleich wieder, und Du hättest uns das große Licht umsonst gegeben."
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Hierauf entstand ein kurzer Stillstand im Reden, und die Jünger dachten sehr über das vor ihnen von Mir Gesagte nach.