Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr im Hause des Simon Petrus
Ev. Matth. Kap. 18
- Kapitel 245 -
Die Erklärung der Bilder von den Ärgernissen
Mit diesen Worten des Petrus waren bis auf Johannes auch alle die andern Apostel einverstanden. Dieser aber nahm das Wort und sagte: ,,Aber, liebe Brüder, wie möget ihr euch nun darüber gar so entsetzen, als hätte der Herr uns damit eine ganz neue Lehre aufgestellt! Erinnert ihr euch denn nicht an des Herrn Worte auf dem Berge zu Samaria! Da redete der Herr über die Ärgernisse nahe ebenalso und hat uns dazu auch das rechte Licht gegeben. Damals habt ihr das alles im rechten Sinne verstanden; wie denn jetzt nicht?"
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Sagte Petrus: ,,Es kommt mir nun wohl vor, als sei davon schon einmal eine Erwähnung geschehen; aber von dem, wie das zu nehmen und zu verstehen ist, weiß ich so wie sicher auch die andern Brüder keine Silbe mehr, und es wäre sehr zu wünschen, daß uns das noch einmal erklärt würde."
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Sagte Ich: ,,Es sind solche Worte sogar aufgezeichnet worden, so wie nun eben diese Worte, die Ich über den Nachteil der Ärgernisse nun gesprochen habe, aufzuzeichnen sind, auf daß ihr sie nicht so leicht wieder vergesset.
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Was aber entspricht der Hand des Menschen? Die Tätigkeit, - ob gut oder schlecht, so ist es eine Tätigkeit, was in der rechten Entsprechung durch das Wort und Bild ,Hand` dargestellt wird; der feste Wille aber ist das Beil, mit dem allein du deine schlechte Tätigkeit auf immer von dir trennen kannst. Wie aber kannst du nun noch so blöde sein und meinen, daß Ich damit die leibliche Verstümmelung befohlen habe?
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Ich habe desgleichen auch von einem dich ärgernden Fuße befehlend geredet. Wer wohl wird es je vermögen, sich einen Fuß wirklich abzuhauen? Und wie dumm müßte Ich Selbst sein, um solch eine grausame Verstümmelung am selbstischen Leibe zu gebieten, auf daß sich dadurch rettete die Seele aus der Hölle!
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Gleichwie aber der Leib Füße haben muß, um weiterzukommen und am rechten Orte tätig werden zu können, so muß die Seele eine Liebe und Begierde haben zu irgend etwas, damit sie danach und zum Zwecke ihres wie immer gearteten Wohlbehagens tätig werde.
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Ist nun die Liebe und Begierde der Seele nicht nach Meiner Lehre, was etwa wohl zu erkennen ist, so ist sie schlecht und dein ganzes Wesen ärgernd, und da nimm du abermals das scharfe Willensbeil und haue dir ab solche Liebe und Begierde und wandle und handle dann allein mit der guten Liebe und Begierde, und du wirst dann auf diesem neuen Wandelfuße der Seele ganz leicht ins Himmelreich eingehen!
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Es ist also das im Grunde also zu verstehen: Ein jeder Mensch auf dieser Welt hat notwendig eine zweifache Liebe und daraus hervorgehende Begierde. Die eine ist materiell und muß es sein, da ohne sie niemand die Erde bearbeiten und sich auch nicht nehmen würde ein Weib. Damit der Mensch auf dieser Erde aber auch das tue, so muß er auch eine materielle Liebe und Begierde nach außenhin haben, die ihn zu solch einer Tätigkeit bewegt und trägt. Wird solche Liebe und Begierde zur Außenwelt zu mächtig, so ärgert sie ja den ganzen Menschen und macht verkümmern die Seele, weil diese zu sehr in die Materie hinausgedrängt wird. Da ist es dann an der Zeit, sich sehr zu ermannen und mit dem festesten Willen sich von solcher Liebe und Begierde ganz loszumachen und allein pur dem, was rein des Geistes ist, mit allen Kräften nachzustreben. Ist das der Fall, so genügt das allein auch zur Gewinnung des Reiches Gottes, obwohl man sonst nach der rechten Ordnung der Dinge beides tun soll der Liebe des Nächsten wegen.
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Es gibt nun schon und wird fürder solcher noch mehr geben, die sich gänzlich von der Welt und ihrer Arbeit abwenden werden und allein dem nachstreben, was da ist des Geistes. Aber Ich sage nicht, daß sie dadurch dereinst als ganz gerechtfertigt dastehen werden; nur sind sie, wie gesagt, dennoch um vieles besser daran, als so sie als verärgert materielle Menschen in den euch bekannten Lebensgegenpol, von dem Ich bei dem Fischer Aziona gesprochen habe, geraten würden, was soviel heißt, als so ganz eigentlich in die Hölle kommen oder geworfen werden.
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Unter dem Ausreißen und Von-sich-Werfen des Auges aber ist der Weltverstand des Menschen zu verstehen. Er ist ein Auge der Seele, zu besehen und zu beurteilen die Dinge der Welt und sie zu vergleichen mit den Dingen des Geistes. Wenn dieses zu sehr die Richtung nach der Welt nimmt und von dem aber, was des Geistes ist, sich ganz abwendet und kaum eines Gottes gedenkt, so ärgert das die Seele sehr, darum, da sie dadurch auch ganz in die Materie übergeht, und es ist dann sehr an der Zeit, der puren Weltweisheit ganz zu entsagen und allein in dem zu denken anzufangen, was da ist Gottes, des Geistes und der Seele, des Himmels willen.
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Wer das tut, der wird auch als gerechtfertigt dastehen und anschauen das Angesicht Gottes; aber es werden derlei selige Geister denjenigen, die ihre Weltweisheit auch durch Worte und Taten zu einer göttlichen erhoben haben, um ein sehr Bedeutendes nachstehen.
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Ich meine nun, daß ihr das jetzt doch werdet begriffen haben, und so Ich fürderhin wieder einmal auf dieses Thema geraten sollte, da fraget Mich nicht mehr um den Sinn solcher Lehrbilder, die Ich eben darum also verhüllt gebe, weil sie pur für die Seele gestellt sind, die nun bei jedem Menschen auf dieser Erde auch durch das Fleisch verhüllt ist vor dem Leibesauge! Denn es ist ein anderes um eine Lehre, die den ganzen Menschen betrifft, und ein anderes um die Lehre, die allein die Seele angeht. - Verstehet ihr nun dieses alles?"