Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)

- Kapitel 24 -

Roklus sucht seinen Atheismus als die wahre Weltanschauung zu begründen

1
(Roklus:) ,,Wenn nun auf diese schwer widerlegbare Weise mehr denn handgreiflich klar dargetan ist, wie sicher alle Götter entstanden sind, und wie ihre Priester nach und nach die eigentlich mächtigsten Gebieter über Leben und Tod ihrer Brüder geworden sind, so wirst du, hoher Herr, Herr, Herr, auch begreifen, wie und warum wir Atheisten geworden sind! Siehe, wir wenigen haben den klaren Weg zur alten, reinen Menschenvernunft gefunden und sind zur großen und heiligen Mutter Natur wieder zurückgekehrt, die uns eine sichtbare und stets gleich in der schönsten Ordnung wunderwirkende Gottheit ist, während alle sonstigen durch irgendeines Menschen Mund sich offenbarenden Gottheiten nichts als eine Phantasie eines gehirnkranken und arbeitsscheuen Faulenzers sind, der von irgend jemandem ein paar magische Künste erlernt oder selbst erfunden hat, um vor den Blinden sich als ein von Gott erwähltes Werkzeug zu offerieren und dessen Willen ihnen kundzutun.
2
Die Natur hat noch nie eines Stellvertreters bedurft, und der Sonne ist es auch noch nie etwa in den Sinn gekommen, sich einen Stellvertreter zu wählen aus der Zahl der elenden Menschen; sie wirkt selbst, leuchtet und erwärmt alles auf eine allerunvergleichbarste Weise! Kurz, es ist in der ganzen, großen Natur bis auf den Menschen alles in der Ordnung. Auch der Mensch, diese größte und vollkommenste Affengattung, was seine Natur anbelangt und was da betrifft seine Form, läßt sicher nichts zu wünschen übrig.
3
Aber der Mensch, besser das wortbefähigte, aufrecht gehende, also vollkommenste Tier, hat denn auch eine Vernunft und einen daraus sich frei entwickelnden Verstand. Durch diesen kann und soll er die Herrschaft über die gesamte, ihm unterstehende Wesenreihe betreiben. Aber es ist solch ein von der Natur dem Menschen erteilter Vorzug ihm nicht genug; er will auch seinesgleichen in seinem Gottähnlichkeitsdünkel mit seinen Füßen treten! Und da ist der kritische Punkt dann, wo der Mensch über seine Schranken hinaustritt und sich zu einem Gotte macht. Da aber weiter doch ein jeder Mensch, wenn er nicht ein Taubstummer oder gar ein gänzlich Irrsinniger ist, sich denn selbst in seinem Fleische als ein gleicher Fleischmensch mit allen andern Fleischmenschen doch nicht unmittelbar zu einem Selbstgotte machen kann - was er sicher auch täte, so er sich nicht fürchtete, vom ganzen Volke darob ausgelacht und gar gezüchtiget zu werden -, so begnügt er sich mit der bloßen Gottesstellvertreterschaft auf dieser Erde; denn ist diese nur schlau genug begonnen und auf festem Grunde erbaut, so steht sie für viele Jahrhunderte fest.
4
Man gebe mit der Errichtung irgendeiner Gottesstellvertreterschaft nur auch einige ersichtlich weise und bürgerlich nützliche Anordnungen hinzu, und man hat es mit dem von Natur aus stets kindlich guten und sanften Menschengeschlechte auf ein Jahrtausend gewonnen! Auf ein weises Gesetz kann man dann den Aberglaubenden schon tausend der absurdesten Lügen und Dummheiten anhängen, und sie werden von der gutwilligen, aber dabei sehr blinden, armen Menschheit mit einer allerehrfurchtsvollsten Bereitwilligkeit angenommen. Vom Verstehen kann da natürlich keine Rede sein, weil solche divinative Mysterien als Hirngespinste eines Schlaukopfes nie zu verstehen sein können. Aber das macht eben nichts; denn die Menschheit betrachtet das ja stets am liebsten, was ihr am unerklärlichsten, unbegreiflichsten und am allerfremdartigsten ist.
5
Wer die Menschheit langweilen will, der trage ihr nur recht gute, bekannte und leicht faßliche Wahrheiten vor, und ich stehe dafür, daß er gar bald allein am Flecke sich befinden wird! Kann er aber so recht aus dem Salze lügen und aus seiner Phantasie erzählen, daß er zum Beispiel im weiten Indien Tiere gesehen habe, die gleich berggroß einhergehen, hundert Köpfe haben, und zwar jeden Kopf einem andern Tiere vollkommen ähnlich, und in der Mitte der hundert verschiedensten Tierkopfgattungen rage auch ein riesigster Menschenkopf auf einem langen und dicken Halse sitzend empor, der alle Sprachen der Welt ganz deutlich, nur aber mit einer donnerähnlichen Stimme spricht und den Menschen sogar Gesetze vorschreibt, wie sie sich gegen das ganze andere große Heer von seinen Tierköpfen zu benehmen haben. - -! Ja, er kann ihnen, den ihn alleraufmerksamst anhörenden Menschen, ganz keck hinzu erzählen, daß auf dem großen Rücken dieser wundersamen, größten Tiere die schönsten Städte und Gärten angelegt seien, in denen Menschen und Tiere wohnen und ein gar angenehmes Leben führen, wenn sie des menschlichen Mittelkopfes Gesetze an diesem riesigsten Tiere genau handhaben; versündigen sie sich aber, so werden sie vom Tigerkopfe dieses Tieres sogleich aufgefressen! Zu dieser sicher allerabsurdesten Lüge kann er noch eine Menge anhängen, und sie werden alle fest geglaubt; und wehe dem, der nun sagen möchte: ,Aber was höret ihr diesen Hauptlügner an?! Ich war doch selbst mehrere Male in Indien und habe nie nur von ferne hin etwas Ähnliches weder gesehen noch davon reden gehört!` Das nützt alles nichts! Er wird als ein Verleumder solch einer wunderbaren Sache zum für ihn heilsamen Schweigen gebracht, und der Hauptlügner, der Indien nie gesehen hat, behauptet das Feld. Das habe ich selbst zu öfteren Malen erfahren, wie die Menschen eine noch so kolossalste Dummheit um vieles eher annehmen und sie auch glauben denn eine noch so erwiesen nützliche Wahrheit.
6
Und ist es bei solch bekannten Eigenschaften der Menschen denn zu verwundern, daß wir nun schon mit lauter Göttern ordentlich eingesalzen und einbalsamieret sind? Und ist es nicht vielmehr hoch zu verwundern, wie unter so vielen dümmsten Menschen noch Menschen von meiner Art bestehen können? Und kannst du, hoher Herr, Herr, Herr, dich wundern, so wir zwölf tieferfahrenen Griechen und Juden notwendig Atheisten sein müssen, und zwar aus dem ganz einfachen Grunde, weil es doch alleroffenbarst keinen nach solcher menschlich dummen Weise gearteten Gott geben kann, der von den Menschen die oft allerlächerlichsten Dinge, sage, zu seiner Ehre verlangen würde, auch den Ankauf des Tempelmistes und - dreckes zur Segnung der Felder, Äcker, Gärten und Wiesen und noch tausend ärgere Absurditäten dazu, was alles der noch immer weisere Eingott der Juden verlangt, - geschweige der gar allerdümmsten und allerabgeschmacktesten, die Menschenwürde entehrendsten Dinge, Opfer, Sitten und Gebräuche, die von unseren griechischen, gut bei zehntausend Göttern verlangt und mitunter sogar strenge geboten werden?
7
O wehe, wehe, wehe dem, der es wagte, auch nur einer der geringsten hölzernen Gottheiten einen Nasenstüber zu versetzen! Der würde als ein SACRILEGUS MALEDICTUS auf das allerübelste bedient werden von den Stellvertretern Gottes! Die Zerstörung oder auch nur eine zugefügte Beleidigung einer in Holz geschnitzten Lüge wird nun noch immer als ein höchstes, unverzeihliches Verbrechen mit dem Schwerte auf das schärfste bestraft. Aber wenn Tausende von den arbeitsscheuen Völkerbetrügern jede noch so reine Wahrheit und die wahre Ehre der Menschheit mit Füßen treten, sie überall verfolgen und jedes irgend emporkeimende Gute mit aller Gewalt und mit den grausamsten Mitteln unterdrücken, so ist das vollkommen recht und, - DICO - den weisen und allmächtigen Göttern im hohen Grade wohlgefällig. Ah, da bedankt sich die wahre Menschheit allergehorsamst für alle die Götter und Gottheiten! Kannst du als ein bekannt wahrhaft weiser Herr und Völkerregent es mir verargen, daß es mir zum Speien eklig wird, wenn irgend von einem Gotte nur etwas noch so leise als möglich angezogen wird?!
8
Als ich als Handelsmann zum dritten Male nach Indien kam, habe ich recht viel Gescheites und Gutes angetroffen, aber danebst auch wieder so gräßliche Dummheiten gefunden, daß man sich darob gerade selbst kreuzigen könnte, um nur nicht mehr mit solch kolossalsten Gottheitsdummheiten jemals in Berührung zu kommen. Nach dem, was ich dort aus ihrer Theosophie vernahm, erweise der höchste Gott Lama, der auch den Beinamen Delaih hat, alljährlich einmal seinem höchsten Stellvertreter, der auch unsterblich sei, die höchste Ehre und zeige sich ihm und auch seinen Oberpriestern, aber nur auf einer hohen Bergesspitze! Da muß der Stellvertreter dann auf des allerhöchsten Gottes Geheiß auf ein reinstes, weißes Tuch hostieren (Kot lassen), den Kot dann trocknen und ihn nachher zu Pulver machen. Dieses ,Pulver Gottes`, wie es die Indier benamsen, wird dann granweise in hölzerne, sehr kleine Schächtelchen getan und wohlverwahrt an die Häupter der Völker gegen ein großes Lösegeld gesandt, welche hohen Häupter dann nach vorgeschriebener gewirkter Buße dieses Dreckpräsent Gottes allerehrerbietigst zu verzehren haben. Das und noch eine große Menge der allerabsurdesten Dummheiten mehr sind Tatsachen, von denen ein jeder dahin Reisende sich selbst überzeugen kann.
9
Was aber soll ein nüchterner Mensch im Besitze einer reinen Vernunft und eines gesunden Verstandes dazu sagen, so er von dem indischen höchsten Gotte solch eine echteste Schweinerei vernimmt, mit der er höchst verehrt sein will? Ja, da möchte man ja gleich wieder aus der Haut fahren vor Ärger über solch eine kolossale Dummheit der Menschen, an der sie vielleicht schon etliche Tausende von Jahren mit Leib und Leben hängen und durch gar keine vernünftige Vorstellung mehr abzubringen sind!
10
Ja, lasse du mich einmal mit einem vernünftigen Gotte zusammenkommen, und ich will aufhören, ein Atheist zu sein, wozu mich diese wunderbare Tatsache, die sich vor meinen Augen zutrug, sehr mächtig reizen könnte und auf den Glauben bringen, daß es trotz allen den von Menschen ausgeheckten allerdümmsten Gottheiten denn doch noch eine wahre und der reinsten Vernunft entsprechende Gottheit geben könne, was ein hoher und schönster Gedanke des Menschen wäre! Wäre aber die Gottheit am Ende auch irgend also geschwollen, wie das bisher mit allen mir bekannten Gottheiten noch immer der Fall war, so mag sie mir noch tausend solche Wunder vor meiner Nase verüben, und ich werde ihr wahrlich keine Ehre antun!
11
Da hast du mich nun ganz, wie ich bin, denke und handle! Und so kannst du mir nun schon etwas anvertrauen, wenn du etwas noch Besseres und Wahreres weißt, und ich werde es gewiß nicht undankbar annehmen! - Wie ist also des alten Markus neue Behausung entstanden? Wer rief sie ins Dasein?"

Fußnoten