Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)

- Kapitel 100 -

Der Segen der römischen Herrschaft für das jüdische Volk

Sagt Stahar: ,,Du glaubst also, wie es mir scheint, fest an seine Gottheit?!"
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Antwortet Floran: ,,Was soll mich daran beirren?! Hat Gott zu Mosis Zeiten etwa große Zeichen getan?! So aber ein Mensch hier, ausgerüstet mit der höchsten Weisheit, solche nie erhörten Zeichen tut, die zu tun nur der göttlichen Allmacht allein möglich sind, - was soll mich dann abhalten, solch einen Menschen als vom wahrsten Geiste Gottes vollst erfüllt anzusehen und ihn unmittelbar für den allein wahren Gott zu halten?! Meine Ansicht, meine Annahme und mein darauf gegründeter Glaube stehen da fester als die undenkbar alten Pyramiden Ägyptens!
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Ich glaube aber nun nicht nur, daß es also und nicht anders ist, sondern ich bin davon bis in meine innerste Lebensfiber überzeugt, und mich kann in solcher meiner lebendigsten Überzeugung nichts mehr wanken machen, und du, wetterwendischer Stahar, schon am allerwenigsten!
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In dieser Hinsicht kann ich auch mit dem besten Gewissen von der Welt mit den Römerhelden ausrufen: SI TOTUS ILLABATUR ORBIS, IMPAVIDUM FERIENT RUINÆ! Denn ich weiß, was ich sehe und was ich glaube, und ich bin da keine Windfahne und kein Schilfrohr in einem Teiche voll Schlammes und Morastes. Wohl aber bin ich zu einem Marmorfels im Meere geworden, an dessen harter Stirne sich Orkane und Wogenbrandungen weidlichst zerschellen müssen!"
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Sagt Stahar: ,,Auch die Gottesgerichte des Tempels zu Jerusalem?"
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Sagt Floran: ,,Wer diesen Herrn und Meister und die Gebieter Roms zum Schilde hat, der hat keine Furcht vor den sogenannten Gottesgerichten, die Gott nie eingesetzt hat. Wahrlich, keine noch so geringe Furcht könnte mich vor Jerusalems höchsten Androhungen anwandeln, - auch alle Donnerflüche des Hohenpriesters gingen an meinen Ohren spurlos vorüber! Denn wer am Tage wandelt, hat meiner Ansicht nach die Schrecknisse der Nacht nicht zu fürchten, und so habe auch ich keine Furcht vor dem Tempel zu Jerusalem!
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Wenn man diese sonnenhelle Lehre vergleicht mit den mir nur zu wohlbekannten Satzungen des Tempels, so erkennt man ja doch auf den ersten Augenblick, daß in dieser Lehre des Geistes höchster Tag und im Tempel des Geistes tiefste Nacht waltet. Ja, die der Nacht noch angehören, die werden noch vieles zu befürchten haben, und namentlich den Tod ihrer Seelen; mich aber erwartet höchstens der Tod des Leibes, der eigentlich gar kein Tod is t!
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Das ewige Leben meiner Seele aber kann mir niemand mehr rauben; denn ich sehe und fühle es schon lebendigst in mir und empfinde auch solches Lebens ewig unberechenbare Vorteile. So ich aber demnach auch nicht die geringste Furcht vor dem Abfalle des Leibes in mir fühle, wie sollte ich da irgendeine Furcht vor den sogenannten Gottesgerichten des Tempels in mir empfinden?! Darum sage ich und bleibe lebendigst fest dabei: Wer am Tage wandelt, hat die Schrecknisse der Nacht nicht zu scheuen!"
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Sagt Stahar mit einer bedeutend, so recht templerisch finsterernsten Miene: ,,Warum und wie kannst du den Ort Nacht nennen, wo die Schrift und das Wort Gottes dem Volke gelehrt wird?!"
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Sagt Floran: ,,Die Schrift, die wir beide als - sage - Schriftgelehrte ebensowenig verstehen wie einer, der sie noch nie zu Gesichte bekam, und das aus lauter niedrigen Menscheninteressen zusammengestellte sein sollende Wort Gottes kenne ich nur zu gut. Daher erwähne mir davon nur keine Silbe mehr! Welche Wunder haben denn wir je mittels des allmächtig sein sollenden Wortes Gottes geleistet? Was anderes etwa wohl haben wir mit gutem Gewissen aufzuweisen als das nur, daß wir mit den freiwilligen, taxierten und mit Gewalt erzwungenen Opfern unsere Säckel und Kassen voll gemacht haben und haben mit allen Mitteln, darunter auch das schlechteste nicht zu schlecht befunden ward, jedes Fünklein bessern Lichtes zu erdrücken uns auf das allereifrigste bestrebt?
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Ist es nicht eine himmelschreiende Schande, daß wir als das alte Volk Gottes uns von den Heiden weise Gesetze und Staatshaltsnormen haben vorschreiben lassen müssen? Und wären diese nicht gekommen, bei uns doch irgendeine menschlichere und bessere Rechtspflege einzuführen, so befände sich unser Volk nun in einer solchen Unordnung, daß es unter den wildesten Tieren keine elendere mehr geben könnte.
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Was war denn unser Recht vor den Römern? Nichts als die blindeste Willkür eines jeden, der irgendeine Gewalt auf was immer für eine Weise sich zu eigen gemacht hatte!
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Solch ein Reicher hatte so wie gestern etwas geboten; heute aber gereute es ihn, weil er seiner Meinung nach kein für ihn recht vorteilhaftes Gebot gegeben hatte. Er ward darob zornig, bestrafte zuerst seinen Ratgeber, dann alle jene, die das gestrige Gesetz beachtet hatten; denn sie hätten hingehen, sich vor dem Gesetzgeber in den Staub werfen und ihn aufmerksam machen sollen, daß das gegebene Gesetz mehr zu ihren als zu seinen Gunsten gestellt war! Wer zum Mächtigen aber gesagt hatte: ,Höre, du mächtiger und weisester Gebieter, das gegebene Gesetz ist nicht zu befolgen! Und wird es befolgt, so gehest dadurch du und alle deine Untertanen zugrunde; denn dieses Gesetz rührt von einem verräterischen und arglistigen Ratgeber her, der sicher von einem deiner neidigen Nachbarn dazu bestochen worden ist!` -, was geschah nun? Der, der den Gesetzgeber auf solchen Gesetzesmangel oder -fehler aufmerksam gemacht hatte, ward wegen unverschämter Dreistigkeit zur scharfen Strafe gezogen; der böse Ratgeber wurde auch gestraft, und die, die bekanntlich das schlechte Gesetz beachtet hatten, wurden auch zur Verantwortung gezogen, und das oft schon zuvor, ehe noch ein neues Gesetz verkündet worden war. - Wie gefällt euch ein solches Rechtssystem?
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Es hatte aber vor den Römern das große Land der Juden eine Menge solcher Kleinherren, von denen ein jeder ein ausgemachter Tyrann seiner wenigen, in der größten physischen und geistigen Not schmachtenden Völkerchen war und sie von Tag zu Tag hetzte nach seinen Launen und nach seiner vor gar niemandem verantwortlichen Willkür. Waren da die Römer als Heiden nicht wahre Himmelsboten, als sie kamen mit großer Macht und zum Plunder trieben alle die Hunderte der gewissenlosesten Kleintyrannen?! Sie gaben dann vernünftige und bleibende Gesetze, unter denen ein jeder Mensch ganz gut Herr seines Gutes war; er bezahlte seine mäßige Steuer und konnte dann ungehindert Handel und Wandel treiben, wie es ihm nur immer beliebte, - es versteht sich von selbst - auf dem Wege des gesetzlichen Rechtes.
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Daß der Tempel kein Freund der Römer war und ist, das wissen wir, und der Grund ist uns auch nicht unbekannt; denn die mächtigen Römer verlangten auch vom Tempel den Tribut, während ehedem die kleinen Tyrannen an den Tempel den Tribut zahlten, damit seine Priester das Volk in der Finsternis erhielten und demselben stets den allerunbedingtesten Gehorsam predigten.
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Oh, wann hat man noch den Juden von einem unbedingten Gehorsam gegen die Herrschaft Roms predigen hören? Man sagt dem Volke wohl, daß die Römer eine Rute in der Hand Gottes seien, die man sich müsse gefallen lassen; aber die hundert scheußlichsten Tyrannen, die das arme Volk ärger denn die Teufel in einem fort quälten, waren keine Gottesrute, sondern lauter von Gott bestellte Prüfungsengel. Wer sich ihnen widersetzte, ward alsbald als ein Widersacher Jehovas erklärt und verdammt.
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Oh, das waren für den Tempel freilich glückliche Zeiten, vor denen der Herr die arme Menschheit in der Folge wohl für immer bewahren möge! Des Tempels Gottesgerichte sind noch so ein kleines, aber noch ein hinreichend böses Überbleibsel, vor dem ich aber nun - dem Herrn allein alles Lob! - gar keine Furcht habe; denn ich bin nun des Herrn und Roms, und das genügt, um vor den Drohungen des Tempels nimmer erbeben zu dürfen! - Bist du mit dieser Erklärung zufrieden?"

Fußnoten