Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1
- Kapitel 38 -
Roberts Rückschau auf seine Erdenschicksale. ,,Züchtige mich - aber verlasse mich nicht!"
Spricht Robert: ,,Freund, deine Worte sind wohl voll Ernstes. Du scheinst es mit mir ganz ernstlich nehmen zu wollen, wofür ich dir nur aus allen Lebenskräften dankbar sein muß. Aber wie du mich als noch viel zu wenig gedemütigt ansehen kannst, ist mir völlig unbegreiflich! Bin ich denn, schon von meiner elenden Geburt an, nicht durch alle möglichen widrigsten Erfahrungen ohnehin bis aufs letzte gedemütigt worden?
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Als ich mich trotz aller Hemmnisse mit der Zeit aus meinem angeborenen Staub ein wenig zusammenraffte, da brachen Unruhen in meinem Staat aus. Sieh, ich dämpfte sie durch meinen redlichen Willen und Verstand, ohne mich dann dafür vom Staat erhöhen zu lassen. Als darauf ganz Europa rebellisch ward, da wurde ich als ein Deputierter meines Staates nach Frankfurt gesandt und vertrat dort meinen Staat nach meiner möglichst besten Kenntnis, geleitet von einem mir bewußten guten Willen. Wahrlich, es war nie im entferntesten Sinne meine Absicht, jemandem zu schaden, sondern allein nur zu nützen, freilich nur in der Art, wie ich es für die Völker nach meiner damaligen Überzeugung für nützlich erachtete. Ob es ihnen wirklich zum Nutzen geworden wäre, wenn meine Projekte sich verwirklicht hätten - das ist eine andere Frage. Aber damals konnte ich unmöglich anders handeln, als ich es mit meinem Wissen und Gewissen für gut und recht fand. Und ich meine, daß eine jede Rede und Handlung aus redlichem Gemüt vor Gott und aller Welt als recht anerkannt wird. Denn ich glaube, daß auch Gott nur auf den Willen und nicht auf den Erfolg sieht, der ohnehin allzeit in der Hand der göttlichen Macht liegt.
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Als in Österreich die wütendsten Unruhen ausbrachen, da dachte ich daran, wie es mir in meinem Staate gelungen war, einen Volksaufstand gegenüber dem König zu dämpfen. Und dachte darnach, daß mir so etwas auch in Österreich gelingen dürfte! So faßte ich den Entschluß dahin zu eilen.
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Dort aber fand ich die Sachen bei weitem anders stehen. Das Volk war bedrückt und klagte laut über die Wortbrüchigkeit seines Regenten. Die schwärzeste und geldsüchtigste Reaktion war allen Dynasten und Aristokraten, Kaufleuten und Gold- und Silberjuden von der Nase abzulesen. Das arme Volk wurde nur Luder und Canaille gescholten. Und jeder, der dem armen, geistig und körperlich bedrückten Volk mit Gut und Blut, Rat und Tat helfen wollte, wurde als ein Volksaufwiegler und Meuterer aufgegriffen und ohne Pardon ums irdische Leben gebracht, - ,welche Ehre` auch mir allerschnödest widerfuhr. Wenn man als ein sonst achtbarer und angesehener Mann wie ein gemeinster Verbrecher auf den Richtplatz hinausgeschleppt und dort wie eine gemeine Bestie erschossen wird, so glaube ich doch, damit für jede Ehre, die einem je irgendwo zuteil wurde, zur Genüge gedemütigt worden zu sein?
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Oder ist dir das auch noch zu wenig Demut? Soll ich wohl noch mehr gedemütigt werden? Ich finde besonders in dieser meiner Lage, daß so etwas völlig unmöglich ist. Denn elender zu sein, als ich es nun bin, wird wohl kaum irgendwo einem Wesen beschieden sein!
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Nichts habe ich als dich, meinen allergeliebtesten Freund, ganz allein. Du bist mir alles: mein Trost, mein größter Reichtum, meine einzige Entschädigung für alle meine irdischen Leiden und Demütigungen! Aber du, statt mich zu trösten, erweckst durch deine weisheitsvollen Reden in mir auch noch eine Menge neuer, qualvoller Bedenklichkeiten, die mein großes Elend nur vermehren, nie aber verringern können. O sieh, geliebter Freund, das ist etwas hart von dir!
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Es mag wohl sein, daß du mit mir die besten Absichten hast. Und so es mir möglich ist, das zu tun, was du mir rätst, so kann das auch leicht mein größtes Glück sein. Aber nur das einzige bedenke dabei: daß ich ein elendestes und über alles unglückliches Wesen bin, das von allem, was das Gemüt aufrichten könnte, völlig blank und leer ist - so wirst du deine sonst weisesten Lehren wenigstens so stellen, daß sie mich nicht zu sehr beängstigen vermögen!
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Ich will mich fürderhin nicht mehr auch nur mit dem schwächsten Gedanken loben. Alle meine Handlungen sollen für ewig mit dem Stempel der Schlechtheit und Verächtlichkeit gebrandmarkt bleiben. Gerne will ich vor dir, so du es verlangst, das letzte und wertloseste Wesen der ganzen Unendlichkeit sein.
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Aber nur verlasse du mich nicht! Und mache mich dadurch nicht gar zu elend. Drohe mir nicht mehr mit deiner Entfernung, sondern stärke mich mit der Versicherung, daß du mich ewig nie verlassen werdest, dann gebe ich dir die getreueste Versicherung, daß ich alles tun werde, was du nur immer von mir verlangst!
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Habe ich auf der Welt wie immer gesündigt, so züchtige mich dafür und demütige mich, so tief es nur immer möglich ist. Ich werde trotzdem nie aufhören, dich zu lieben. Aber nur vom Verlassen rede nichts mehr! Denn das wäre das Schrecklichste, was du mir nur immer antun könntest!"