Die Jugend Jesu
Das Jakobus-Evangelium
Biographisches Evangelium des Herrn von der Zeit an, da Joseph Mariam zu sich nahm
- Kapitel 161 -
Marias und Josephs Sorge wegen der plötzlichen Stummheit des Kindleins. Ihre Zweifel an der Echtheit des Kindes. Marias vergeblicher Versuch, mit dem wunderheilsamen Badewasser des Kindleins einen Blinden zu heilen. ,,Wisset ihr nicht, daß man Gott nicht versuchen solle?" (Jakob). Die Heilung des Blinden auf inneres Geheiß des Jesuskindleins durch Jakob
8. März 1844
Bei dieser Gelegenheit erwachte auch die Maria, rieb sich den Schlaf aus den Augen, stand sogleich auf und wusch sich und wechselte im Nebenkabinett das Schlafkleid mit dem Tageskleide.
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In kurzer Zeit kam sie ganz gereinigt wieder zurück, gleichend einem Engel des Himmels, so schön, so gut, so fromm und so sorglich ergeben in den Willen des Herrn!
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Sie begrüßte den Joseph und küßte ihn, umarmte dann die Eudokia und küßte sie.
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Nach dieser gar freundlichen Begrüßung, die den alten Joseph allzeit einige Tränen der Freude kostete, kniete - sich im Herzen überaus demütigend - die Maria voll Liebe zur Wiege nieder und gab betend dem Kindlein die Brust.
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Nachdem das Kindlein gesogen hatte, ließ die Maria sogleich ein frisches Bad bereiten und badete das Kindlein wie gewöhnlich.
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Und das Kindlein strampelte munter im Badebecken herum und ließ fleißig Seine unartikulierte Stimme hören.
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Als das Kindlein gebadet war und getrocknet und wieder in frische Kleidchen und Fußwindeln gesteckt,
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da fragte die Maria das Kindlein, wie Es Sich befinde, ob Ihm wohltäten die frischen Kleidchen.
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Denn sie wußte ja, daß das Kindlein reden kann, und das göttlich weise; - aber sie wußte , und niemand außer dem Jakob wußte, daß das Kindlein Sich die Zunge wieder gebunden hatte.
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Daher befremdete sie alle, daß das Kindlein auf die Fragen der Maria keine Antwort erteilte.
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Maria bat darauf das Kindlein inständigst, daß Es doch nur ein wenig reden möchte; aber das Kindlein trieb Seine Kinderstimme, und von einem Worte war keine Rede mehr!
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Das beunruhigte die Maria wie den Joseph, und sie gedachten, ob etwa die Engel das Gottkind nicht bei der Nacht in den Himmel brachten und ließen dafür ein ganz gewöhnliches Kind in der Wiege.
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Denn der Glaube an die Auswechslung der Kinder war bei den Juden sehr gang und gäbe.
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Maria wie der Joseph betrachteten das Kindlein gar ängstlich, ob Es wohl noch Dasselbe wäre,
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konnten aber nicht die allerleiseste Unähnlichkeit entdecken, weder am Kopfe noch irgend woanders.
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Da sprach die Maria: ,,Hebet das Badewasser auf, und suchet einen Kranken, und bringet ihn hierher;
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denn bis jetzt hat dies Wasser stets eine wunderheilsame Kraft gehabt!
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Wird der Kranke gesund, so haben wir noch unser Kindlein, und wird er nicht gesund, so hat es Gott dem Herrn wohlgefallen, uns ein anderes Kind an die Stelle des Seinen zu geben!"
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Hier wollte Jakob reden; aber das Kindlein verbot es ihm wohlvernehmlich in seinem Herzen, und er schwieg.
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Joseph aber sandte sogleich den ältesten Sohn in die Stadt, daß er brächte einen Kranken.
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In anderthalb Stunden kam er mit einem Blinden, und Maria wusch ihm die Augen mit dem Badewasser; aber der Blinde bekam nicht das Licht seiner Augen.
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Diese Erscheinung machte die Maria, den Joseph, die vier Söhne und die Eudokia traurig; nur Jakob blieb heiter und nahm das Kindlein und lockte Es.
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Der Blinde aber murrte, weil er meinte, daß er nur gefoppt worden sei.
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Joseph aber vertröstete ihn und versprach ihm die Verpflegung lebenslänglich als Entschädigung für diese vermeintliche Fopperei. - Damit war der Blinde wieder beruhigt.
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Joseph aber bemerkte des Jakobs Heiterkeit und stellte sie ihm als eine Sünde gegen ihn als Vater dar.
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Jakob aber sprach: ,,Ich bin heiter, weil ich weiß, woran ich bin; ihr aber trauert, weil ihr das nicht wisset! - Wisset ihr denn nicht, daß man Gott nicht versuchen solle?"
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Hier hauchte Jakob den Blinden an, und dieser ward sehend im Augenblick; alle aber staunten nun den Jakob an und wußten nicht, wie sie daran waren.