Himmelsgaben
Band 3
Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung
- Kapitel 125 -
Über das Wesen des Phosphors
10. April 1864, nachmittags.
Auf eine Anfrage des Apothekers Leopold Cantily. Schreibender: Leopold C.
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Wo kommt denn der Phosphor am allermeisten vor? Sicher nur in jenen Erdstrichen, wo die positive oder sideralische Elektrizität am meisten daheim ist, von welcher dann in einem geringen Teil sogar die Mineralien und noch mehr die Pflanzen und am meisten die Tierarten, der Mensch dem Fleische nach nicht ausgenommen, durchdrungen werden und sich in diesen Körpern durch die Anwesenheit des Kalkes und des aus dem Kalke hervorgehenden Salzes in eine Verbindung setzen und gewisserart körperlich werden.
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Auf der südlicheren Erdhälfte, beinahe tausend unter dem Äquator, werdet ihr Phosphor weder in den Mineralien noch in den Pflanzen und Tieren antreffen, aber desto häufiger und intensiver auf der nördlichen Erdhälfte, und zwar am intensivsten in der halben nördlichen heißen und gemäßigten Zone. In der mehr und mehr kalten Nordzone findet er sich zwar wohl auch noch vor, aber weniger mit den Körpern als mit der Polarluft im Vereine, wo er sich dort mit dem Sauerstoff leicht und gerne verbindet, aber auch nur bis zu einem gewissen Grade. Denn ist die Nordluft und ihr großer Sauerstoffgehalt einmal zu übersättigt, so ist er entzündbar und ist das eigentliche leuchtende Element beim Erscheinen des sogenannten Nordlichtes. Es wird zwar von ihm eine große Portion vom Nordpol selbst verzehrt, weil er die eigentliche Hauptnahrung der Erde ausmacht; aber dessenungeachtet bleibt noch eine übergroße Dosis mit der den Sauerstoff reichhaltig enthaltenden atmosphärischen Luft übrig und entzündet sich durch die schwere Masse und durch den ausübenden Druck der Luft, welche Erscheinung den Bewohnern der Nordländer in der langen Winternacht sehr gut zustatten kommt.
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Die Erscheinung des Nordpolarlichtes wird darum in den Südpolarländern und namentlich gegen den Südpol zu nie statthaben. Es kommt zwar dort auch bläuliches Leuchten hie und da vor, aber nicht in der Weise wie in den Polarländern, sondern in Gestalt von bläulich-violett oder grünlich leuchtenden Kugeln, die gleich den Leuchtmeteoren - die sich hier aus den Sümpfen erheben und wieder in diese niedersinken - sich dort auch aus der Tiefe erheben, eine Zeitlang auf der Oberfläche dahinfahren und bald wieder in die Tiefe hinabsinken, ähnlich auch so manchen Sternschnuppen, die ihr auf dieser nördlichen Erdhälfte schon zu öfteren Malen in der Luft habt dahinschweben sehen und bis auf die Färbung beobachtet haben werdet. Die weißere Färbung rührt auch hier von dem vorhandenen Phosphor in der Luft her.
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Daß die Luft das erste Aufnahmeorgan für diesen ursideralischen Stoff ist, könnet ihr an vielen Erscheinungen beobachten. Ihr dürft die Luft nur irgendeinem übermäßig starken Drucke preisgeben, so wird sich die positive Elektrizität oder der ureigentliche Phosphor in ihr entzünden und seine sideral-geistige Kraft zu erkennen geben. Die Elektrisiermaschinen geben dem schon seit lange her ein Zeugnis. Denn durch das Herumdrehen einer Glasscheibe oder eines Glaszylinders oder auch eines Harzkuchens mit einer dazu eigens bereiteten Platte, welche die Verbindung mit dem Glase oder Harzkuchen herstellt, wird die dazwischenkommende Luft gedrückt, und der in ihr leicht entzündbare Phosphor wird besonders von metallenen Spitzen angezogen und kann durch eine weitere Leitung in den gewissen Flaschen angesammelt werden, d.h., wenn sie innen ebenso wie auch außen mit Metall belegt sind. Auf die gleiche Weise entzündet sich der in der Luft überschwenglich vorhandene sideral-elektromagnetische Stoff ebenfalls nur durch die Reibung der gegeneinander strömenden Luft, und ihr habt diesem Stoffe die gefürchteten Blitze und den Donner zu verdanken.
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In der heißen Zone nimmt dieser Stoff einen oft sehr gefährlichen und verheerenden Charakter an, besonders in jenen Gegenden, die wenig oder gar keine Gebirge, kein Wasser und auch keine Pflanzenvegetation besitzen. Denn er ist dann der eigentliche zerstörende und verheerende heiße Flammenwind, den die Reisenden solcher Gegenden nicht selten zu verkosten bekommen haben und man nachher wie noch bis heute ganze Karawanen mit dem heißen Wüstensande bedeckt wie verkohlt angetroffen hat.
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Dieser Stoff gibt sich auch zu erkennen, wenn man zwei harte Körper aneinander reibt oder stößt. Wieder gibt sich dieser Stoff auch nicht selten auf der Oberfläche des Meeres in einer weiten, unabsehbaren Fläche durch das euch bekannte Meeresleuchten kund, bei welcher Gelegenheit sogar Stricke und andere Gegenstände, die mit dem Wasser in Berührung kommen, zu leuchten anfangen. Desgleichen gibt sich dieser Stoff besonders an langen und heißen Tagen auch kund an einer Menge Art von Insekten und Würmern, die vermöge ihrer körperlichen Beschaffenheit und Einrichtung die Eigenschaft haben, solch einen Stoff gleich einer kleinen elektrischen Leidener Flasche an sich zu ziehen.
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In Asien, Afrika und in der arabischen Wüste kommt ein größeres Insekt vor, wie auch im nördlichen Teil Amerikas, das man den Laternenträger nennt. Wenn es zur Nachtzeit auffliegt, beleuchtet es wie ein Kerzenlicht die Umgebung, und die Araber fangen solches Insekt nicht selten und gebrauchen es zur Beleuchtung ihrer finsteren Hütten, die gewöhnlich aus einem Filz und Kamelhaaren angefertigt sind. In den mehr tropischen Gegenden dienten daher auch ein paar trockene aneinandergeriebene Holzstücke zum Feueranmachen, und man könnte sich mit diesem Mittel auch am Ende hier im Notfall ein Feuer anmachen, aber freilich nicht mit so geringer Mühe wie in den tropischen Ländern.
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Nun wißt ihr, was im Grunde des Grundes der Phosphor, der zumeist in den Knochen der Tiere und auch der Menschen vorhanden ist, für ein eigentlicher Stoff ist. Es wäre jetzt nur noch eine Frage ganz kurz zu stellen und zu beantworten: nämlich warum dieser Urstoff in den tierischen und menschlichen Knochenteilen in der Jetztzeit als besonders vorherrschend angetroffen und durch die Wissenschaft der Chemie fast rein in körperlicher Form gewonnen wird und der Zusatz, wie schon bemerkt, bloß in etwas Sauerstoff in Verbindung mit Urkalk, der eigentlich die Hauptgrundlage für das menschliche Knochensystem ausmacht, besteht.
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Diese Frage zu beantworten ist ganz leicht. Sehet, jene Vorwelttiere, die präadamitischen Menschen mit eingerechnet, hatten sehr wenig Phosphorgehaltes in sich, dafür aber desto mehr Kohlensauerstoff in Verbindung mit dem Urkalk. Daher verwesten sie in der Erde auch ganz schwer und langsam, und ihre Knochen aber gar nicht, sondern gingen in eine Art Versteinerung über. So auch die präadamitischen Menschen, wenn man sie so nennen will.
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Nun aber die Erde nach allen Richtungen hin dem Einflusse und dem Zuströmen der Sideralgeister allenthalben und zum größten Teile freigestellt ist, so hat sich dieser Urstoff auch in einem außerordentlich reichen Maße mit der atmosphärischen Luft der Erde in eine ununterbrochene Verbindung gesetzt. Und dieser Stoff ist dann der kräftige Mithelfer, daß tierische und menschliche Leichname um so leichter und um so schneller verwesen, wodurch dann die Seele, besonders des Menschen, um so eher mit dem sich vereinen kann, was ihr Leib aus der Sphäre des Sideralgeistigen und darum der Seele Angehörigen in sich hatte. Und ihr werdet jetzt nicht mehr so leicht versteinerte Tierknochen aus der jüngeren Zeit irgendwo antreffen.
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Das Hauptvaterland des Phosphors sind und bleiben demnach von der Urzentralsonne angefangen auch alle anderen Sonnen in einer und derselben Hülsenglobe, und mehr braucht ihr über den Stoff nicht zu wissen. Darum diene euch das zur mannigfachen Belehrung als genügend. Amen.