Die Haushaltung Gottes
Band 3
Die ersten Hochkulturen. Entartung und Untergang in der Sintflut
- Kapitel 325 -
Die Traurigkeit König Gurats über Mahals Weggang und seine ahnungsvolle Rede an Fungar-Hellan. Des Generals kluge Erwiderung und der Bau des Aufstiegturmes
18.7.1844
Als aber in der Tiefe Fungar-Hellan das neue große Heer geordnet hatte und eine große Menge Bauleute ausgesandt hatte, die da an der skarpierten Gebirgswand hohe Türme, versehen mit breiten Aufgangsstufen, erbauen sollten, da ging er abermals zum Könige Gurat und fand ihn sehr traurig und fragte ihn nun nach dem Grund solcher seiner Traurigkeit.
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Und der König antwortete und sprach: ,,O lieber Freund, wenn ich bedenke, daß wir den Mann Gottes nicht mehr den Unsrigen nennen können, da überfällt mich eine große Traurigkeit, und dein erster Ausruf ,Wir sind verloren!` - den du tatest, als du nach deinem unglücklichen Feldzuge zu mir kamst - taucht immer lebendiger auf in meiner Seele!
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Denn siehe, was hätte alle unsere Vorsicht uns genützt, als sich Hanoch an der Spitze der Unterpriester gegen uns verschworen hatte, so Mahals Weisheit uns nicht geführt hätte?!
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Nun aber, da du sicher irgendwann und -wo wider seinen Rat grausam wirst gehandelt haben, hat er dich verlassen und ging zu den Hochlandsfürsten über und wird ihr Leiter sein!
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Wo du nur immer gegen diese Fürsten etwas unternehmen wirst, da wird seine große Weisheit dich von großer Ferne durchschauen und wird jeden deiner Pläne zu vereiteln wissen und uns schlagen und verderben, wie du es an seiner Seite mit all den Tempeln gemacht hast, - wozu dir auch alle deine Macht nichts genützt hätte, wenn du die Macht des Mannes Gottes nicht um dich gehabt hättest!
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Darum bin ich nun auch der sicheren, überzeugenden Meinung, daß uns dein Hundertturmbau wenig nützen wird und ebensowenig die neue ungeheure Armee, die uns täglich fünfundzwanzigtausend Pfunde Goldes kostet, uns aber dennoch nie um einen schwachen Silberling Nutzen bringen wird! - -
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Oh, wäre es möglich, daß Mahal je wieder der Unsrige würde und unser seine lieben Kinder, dann würden wir sicher wandeln in unseren Mauern; aber ohne ihn wird es sicher bald ungeheuer werden, zu ziehen durch unserer Stadt Gassen und Straßen, indem wir alle blind sind und nicht sehen, wo ein Abgrund unser harrt!"
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Als der Fungar-Hellan solches vom Gurat vernommen hatte, da ward er sehr nachdenkend und wußte nicht, was er dem Könige erwidern solle.
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Nach einer Weile erst sprach er: ,,Mein König und mein Freund, du hast wohl recht, und es läßt sich da nichts einwenden; aber so wir einmal bloßgestellt sind, da ist es ja doch besser, etwas zu tun zu unserer Sicherheit, als gänzlich zu feiern für nichts und wieder nichts! -
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Ich habe wohl den Fürsten die höchste Rache geschworen, also auch dem Mahal, - aber da sich mein Zorn etwas gelegt hat, so will ich es auch mit dem Schwur nicht gar so genau nehmen; aber armiert müssen wir dennoch allzeit sein, indem wir vor einem mächtigen Überfalle von Seite der Hochlandsvölker keine Stunde sicher sind!
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Mahals Weisheit hin oder her! Wir müssen uns dennoch soviel als möglich sicherstellen, wollen wir nicht in einem jeden Augenblicke unsern Untergang erwarten!
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Übrigens, dürfte Mahal jetzt hierher kommen, so würde ich ihn eben wieder so freundlich aufnehmen, als wie er früher in dieser Burg aufgenommen ward; und ich meine, mehr wird - glaube ich - wohl niemand für ihn tun können!
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Wie aber wird er hierher wieder kommen können? Über das Schlachtfeld wird er nicht ziehen; daher soll eben mein Turmbau so geschwinde als möglich vor sich gehen, auf daß wir an den Mahal einen Boten absenden können, der ihn wieder in unsere Mauern bringen soll, so er noch am Leben ist!"
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Mit dieser Äußerung war der Gurat zufrieden und empfahl darum dem General die Herstellung wenigstens eines Turmes an der skarpierten Gebirgswand.
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Und der Fungar-Hellan tat solches mit allem Fleiße; und in dreißig Tagen stand ein Turm vollfertig an der Wand da.