Gottes Neue Offenbarungen

Die Geistige Sonne
Band 1

Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits

- Kapitel 98 -

Das Geheimnis des wahren Fortschritts

Sehet, wir sind am Ufer des euch schon wohlbekannten großen Gewässers, wie werden wir diesmal hinüberkommen? Ich sage euch: Bei solch einem Anführer darf uns darum nicht bange werden; denn Er versteht das Wasser so plötzlich in festes Land zu verwandeln, daß ihr etwas Ähnliches noch nie erfahren habt. Daher seht nur hin, wie der Prior, Ihm am nächsten, fragt und sagt: O Du ewige Liebe! Mein geliebter Jesus Christus! Was werden wir bei diesem endlos weiten Meere machen? Der Herr spricht: Lieber Freund und Bruder in Meiner Liebe, wir werden darüberwandeln.
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Der Prior spricht: O Du meine Liebe, wird uns das Wasser wohl auch tragen? - Der Herr spricht: Wie kannst du an Meiner Seite darnach fragen? Weißt du denn nicht, daß Mir alle Dinge möglich sind, und daß Ich auch ein Herr aller Gewässer bin? Siehe, Ich will, daß aus diesem großen Gewässer alsbald festes Land werde, als solches so lange bleibe und uns trage, bis wir alle darüberkommen werden. Sobald wir aber die bestimmte Fläche des jenseitigen Festlandes erreicht haben werden, soll das feste Land wieder auftauen in sein wogend Element. Also geschehe! Siehst du nun noch ein Wasser?
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Der Prior spricht: O Du meine allmächtige, heilige Liebe! Du guter, heiliger Vater! Wie ist denn solches möglich? Wie schnell hat sich doch alles verändert! Die schaurig wogende, endlos weitgedehnte Fläche ist ein trockenes Land geworden, und wir können darüberwandeln ohne Furcht und Zagen! Wie sollen wir Dir danken, darum Du Dich so wunderbar allmächtig liebevoll vor uns gezeigt hast?
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Der Herr spricht: Mein lieber Freund und Bruder, der einzig und allein Mir teure und wertvoll angenehme Dank ist ein Mich allzeit über alles liebendes Herz. Ich sage dir, kein Dankopfer, kein Dankgebet, kein Dankgelübde, keine Dankprozession, kein Te Deum laudamus, kein Jubelfest und keine große Dankzeremonie ist Mir angenehm, sondern Ich habe davor einen Ekel wie vor einem stinkenden Aase oder wie vor dem Moderfleische in den Gräbern welches ist voll Gestank und Pestilenz. Aber ein demütiges, Mich allzeit liebendes Herz ist Mir ein unschätzbar köstlicher Edelstein in der unendlichen Krone Meiner ewigen göttlichen Macht und Herrlichkeit und ist Mir auch wie ein Balsamtropfen in Mein liebeheißes Vaterherz gegossen, der Mich über die Maßen erquickt und die Freude Meiner ganzen unendlichen Gottheit ums für dich und vor dir Unaussprechliche erhöht!
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Daher bleibe du in deiner Liebe zu Mir und suche ewig nichts anderes, so bist du Mir alles, was du sein sollst, und Ich werde dir auch alles sein, was Ich dir nur immer als dein Gott, Schöpfer, und ewig liebevollster Vater sein kann! Liebe ist das einzige Band zwischen Mir und dir; sie ist die allein wunderbar allmächtige Brücke zwischen Mir, dem ewig allmächtigen, unendlichen Schöpfer, und dir, Meinem endlichen Geschöpfe. Auf dieser Brücke kann Ich zu dir und du zu Mir kommen, wie da kommt ein lieber Vater zu seinen Kindern und die Kinder zu ihrem lieben Vater.
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Die Liebe ist auch dein wahres Auge, wie sie in Mir das ewig allein wahre Auge ist. Mit diesem Auge ist es dir allein möglich, Mich, deinen Gott und Schöpfer, so zu schauen, wie da ein Bruder den andern schaut. Für jedes andere Auge bin Ich in dieser Meiner Wesenheit für ewig unschaubar. Die Liebe ist ferner der rechte Arm an deinem Wesen, mit dem du Mich wie einen Bruder umfassen kannst. Also ist die Liebe auch das rechte Ohr, welches allein Meine Vaterstimme gewinnt; kein anderes Ohr wird solches ewig je vermögen.
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Die Liebe ist ein unendlich weitgestecktes Ziel, das nie ein Verstand und eine Weisheit erreichen können. Aber die Liebe fängt an diesem Ziele an, wonach der Verständige und Weise vergebens ihre Segel spannen. Ja, die Liebe ist des Geistes inwendigste und schärfste Schauwaffe, mit dieser du in Meine göttlichen Wundertiefen allein blicken kannst, während der Verstand und die Weisheit nicht einmal den Saum Meines auswendigsten Kleides anzurühren imstande sind. Daher seid ihr auch selig, du und deine Brüder, da ihr die Liebe in euch habt, und diese Liebe hat Mich zu euch geführt, und sie hat nun dieses Gewässer zu einer festen Brücke umgestaltet, über welche Ich euch nun führen will als der allein wahre Führer und als euer allein wahrer Vater und Bruder in eurer Liebe zu Mir wie in Meiner Liebe zu euch. Und so denke du ewig nimmer an eine andere Danksagung; denn deine Liebe ist alles in allem, wie Ich in Meiner Liebe zu dir und euch allen alles in allem bin! Und so denn wollen wir uns nun über diese Brücke bewegen; folget Mir daher!
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Nun sehet, der Zug geht hurtig vorwärts. Und ich kann es euch versichern, obschon es euch vorkommt, als ginge man Schritt zu Schritt, daß wir uns dennoch mit einer für euch unbeschreiblichen Schnelligkeit vorwärtsbewegen. An der Seite des Herrn ist, geistig und materiell genommen, ein Schritt ausgiebiger, als wenn ihr in irdisch entsprechender Form Schritte von Sonne zu Sonne machen würdet.
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Ihr müßt aber die Sache wohl verstehen, was für ein Unterschied ist zwischen weltlichen und solchen rein geistigen Fortschritten. Denn diese Bewegung hier deutet nicht nur auf ein erschauliches Vorwärtskommen hin, sondern die Bedeutung ist vielmehr diese, daß derjenige, der sich durch die Liebe des Herrn leiten läßt, in seiner innern Erkenntnissphäre eben auch in einem Augenblicke, oder entsprechend in einem Schritte, eine unaussprechlich größere Erfahrung und in der Wahrheit in einem solchen Schritte eine endlos größere und weitgedehntere, allerhellste Beschauung macht als ein Verstandes- und Weisheitsforscher in vielen tausend Erdenjahren.
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Noch verständlicher für euch gesprochen: Ein Schritt unter der Leitung des Herrn ist mehr wert denn Milliarden unter der Leitung eines noch so erleuchteten Geistes! Oder: Ein Wort aus dem Munde des Herrn ist mehr wert als alle Worte, die auf allen Weltkörpern eigenmündig von den Wesen sind vom Uranbeginn gesprochen und geschrieben worden und noch gesprochen und geschrieben werden. - Mehr brauche ich euch in dieser Hinsicht doch wohl nicht zu sagen.
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Wir aber sind unterdessen über unser Gewässer gekommen; denn sehet euch nur ein wenig um, so werdet ihr sobald statt des festen Bodens wieder unser unübersehbares Meer erschauen. Und sehet, der Herr macht die Ihm Nachfolgenden eben auch darauf aufmerksam und spricht zum Prior: Da sieh dich einmal um! Siehe, wir haben unser Plätzchen schon erreicht. Wie gefällt es dir hier?
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Der Prior spricht: O Herr und Vater! Du meine ewige Liebe; wo Du bist, da gefällt es mir überall unaussprechlich wohl. Ohne Dich aber wäre es hier, wie sicher überall, ewig zum Verzweifeln!
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Der Herr spricht: Mein lieber Sohn, Freund und Bruder! Du hast wohl gesprochen; also ist es und nicht anders. Mit Mir vermöget ihr alles, ohne Mich aber nichts! Also ist es bei Mir auch allzeit gut sein! Außer Mir aber gibt es nirgends ein Sein, das da wäre von Bestand, denn Ich allein nur bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! Wer in Mir verbleibt durch die Liebe und Ich in ihm, der hat das Licht, die Wahrheit und das Leben. Daher folget Mir weiter, und Ich will euch einen andern Platz zeigen und sehen, wie es euch dort gefallen wird. Werdet ihr dort Behagen finden, so könnet ihr euch dort eine Wohnstätte wählen. Und wird es euch dort nicht gefallen, so wollen wir wieder einen andern suchen. Und so folget Mir!
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Sehet, der Zug bewegt sich zwischen Morgen und Mittag hin, und dort hinter jenem leuchtenden Gebirge werden wir in einer unaussprechlich schönen Gegend wieder eine Station machen. Allda werden unsere Gäste eine ziemlich starke Probe auszuhalten haben, denn es ist noch ein verborgener Knoten in ihnen, nämlich die Weiberliebe, der zufolge sie dem Zölibat entweder selbst feind waren oder es doch wenigstens gezwungenermaßen sein mußten. Sie taten zwar als Zölibater ihre Pflicht und Schuldigkeit, und nicht einer von ihnen hat sich auf der Erde je mit einem Weibe in fleischlich liebender Hinsicht abgegeben.
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Es liegt aber eben darin nicht so viel Verdienstliches; denn der Ort auf der Erde, wo sie ihr Klosterleben hatten, war hinsichtlich der weiblichen Schönheiten in mehrfacher Hinsicht sehr stiefmütterlich bestellt. Zudem haben sich zu diesen Klöstern nur die alten Weiber zur Beichte begeben, denn für das jüngere Weibervolk war dieser Orden bekanntermaßen viel zu strenge. Also konnte bei solchen Aspekten eine antizölibatische Reizung wohl nicht leichtlich stattfinden, und der Sieg über dieselbe von seiten dieser Zölibater war dann auch nicht zu denjenigen zu rechnen, von welchen noch spätere Generationen Sprache führen sollten. Daher müssen sie auch im Angesichte des Herrn noch diese Probe bestehen.
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Ich sage euch, in dieser nächsten Station werden wir daher selige weibliche Geister zu sehen bekommen, bei deren Betrachtung euch selbst zu schwindeln anfangen wird. Dazu aber wird auch der Ort so himmlisch schön sein, wie ihr mit Ausnahme der heiligen Stadt bis jetzt noch keinen gesehen habt, und es wird sich dann gar bald auf die Waage stellen, wie die Liebe zum Herrn in diesen nun Geretteten bestellt ist. Doch solches soll erst das nächstemal der Gegenstand unserer Betrachtung sein.

Fußnoten