Die Geistige Sonne
Band 1
Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits
- Kapitel 79 -
Blick auf den wahren Weg zum eigentlichen Himmel
Wenn ihr nur ein wenig nachdenket, so kann es euch unmöglich entgehen, daß das eigentliche Himmelreich des Herrn als das Grundleben des Geistes in sich unmöglich anders erreicht werden kann als so nur, wenn der Mensch in sich, das heißt in seinem Geiste, die vom Herrn vorgezeichneten Bedingungen zur Erlangung eben dieses Lebens werktätig erfüllt. Das heißt, er muß dieses Leben zuvor in sich finden, und hat er es gefunden, dann erst muß er es stärken und kräftigen nach der vorgeschriebenen Ordnung des Herrn, der allein nur es wissen kann, was zur Erreichung des reell bestimmten geistigen Lebens vonnöten ist.
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Wenn nun aber jemand durch törichte, weltlich eigennützige, dazu noch allerschmutzigste und vollkommen tote Mittel sich das Himmelreich erkaufen will, welches, wie schon bemerkt, das eigentliche, vollkommen ausgebildete bestimmte Leben des Geistes ist, so ist solch eine Handlung ja doch bei weitem törichter und unsinniger, als so da jemand einen Acker, der überaus steinig ist, mit Weizenkorn besät hätte; da aber das Weizenkorn nicht aufgehen möchte, er dann noch mehr Steine auf den Acker führen würde, um dadurch das Weizenkorn aufgehen zu machen. Muß aber nicht der vernünftige Ackersmann seinen Acker vorher in ein gutes Erdreich verwandeln, dann dasselbe düngen und sodann erst das edle Weizenkorn in die Furchen legen, auf daß es dann bald erkeime und aufgehe und bringe viel Frucht? Solches muß doch ein jeder nur einigermaßen in der Landwirtschaft bewanderte Landmann zugestehen.
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Wenn aber schon das Weizenkorn nur unter dieser allein wahren Bedingung fruchtbringend wird und auf keine andere Weise demselben der Segen abgewonnen werden kann, wie soll demnach der viel edlere Lebenssame des Geistes auf einem allerwidersinnigsten Acker zur lebendigen Frucht des ewigen Lebens erwachsen?
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Ich will euch ein noch anschaulicheres Beispiel geben, aus welchem ihr diesen überaus wichtigen Punkt noch heller erschauen sollet. Um aber dieses Beispiel in der Fülle der Klarheit zu verstehen, wollen wir einige Punkte demselben vorsetzen, durch welche die Richtigkeit des bevorstehenden Beispiels wahrhaft mathematisch richtig dargestellt werden soll; und so höret denn!
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Ihr wisset, daß sich ungleichartige und ungleichnamige Größen nicht zusammenzählen und vermehren lassen. Wer da einen Säckel Geld hat von etwa tausend Groschen, wird der dadurch das Geld wohl vermehren, wenn er zu diesem Gelde tausend Steine hinzulegt? So jemand ein Haus besitzt, wird er dadurch zum Besitze eines zweiten und größeren Hauses gelangen, so er in der Absicht sich eine Menge Möbel bei einem Schreiner anschafft? So jemand zehn Schafe in einem Stalle hat, wird er dadurch mehr Schafe bekommen, so er sich noch einen leeren Stall hinzubaut? Also ist es doch erschaulich, daß zur Vermehrung eines und desselben Dinges oder Gegenstandes mehrere gleichartige Dinge und Gegenstände vonnöten sind.
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Da wir nun dieses wissen, so stelle ich euch nun das Beispiel auf: Es sei irgendein törichter Mann, der aber den sehnlichen Wunsch hat, Kinder seiner Zeugung zu haben, um sich dadurch in seinen Kindern fortleben zu sehen; da er aber dabei ein törichter Mann ist, der nicht weiß, woher und wie die Kinder gezeugt werden, so wendet er sich an einen falschen Freund und fragt ihn um Rat, wie solches anzustellen sei. Da aber der habsüchtige, falsche Freund die Torheit unseres Mannes, der ein vermöglicher Kauz ist, merkt, da gedenkt der falsche Freund und spricht zu sich selbst: Im Trüben ist gut fischen, die Torheit dieses Mannes will ich mir auf die lustigste Weise zu Nutzen machen. Und da er solches beschließt, spricht er zum törichten Manne: Höre, guter Freund, was du erreichen willst, ist sehr schwierig und mit vielem Kostenaufwande verbunden. Jedoch, wenn es dir vollkommen ernst ist, so will ich dir eine solche Gelegenheit wohl verschaffen und dich dann unterweisen, wie du es anzustellen hast. Aber das setze ich zur Hauptbedingung, daß du mir in allem ungezweifelt folgst. Wirst du mir folgen, so wird dir dein beabsichtigtes Werk wohl gelingen; wo aber nicht, so bist du für Zeiten der Zeiten verloren!
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Nach solcher Voräußerung des falschen Freundes beteuert ihm der törichte Mann und spricht: Da ich weiß, daß du allein ein so kenntnisreicher Mann bist, so will ich mich dir auch ganz anvertrauen; gebe mir nur das Mittel an die Hand und mir soll es nicht zu teuer werden. Was tut aber nun unser falscher Freund? Höret! Anstatt dem törichten Manne ein lebendiges Weib zu geben, verkauft er ihm um teures Geld eine tote, hölzerne Bildsäule und spricht zu ihm: Lege diese in ein Bett und hauche sie fleißig an; so du dich ebenfalls zu ihr in das Bett legst, da wirst du mit der Zeit unfehlbar zu einer reichen Nachkommenschaft kommen. Unser Mann nimmt nun solche Bildsäule und trägt sie nach Hause, legt sie sogleich in sein Bett und legt auch sich sobald zu der Bildsäule und fängt an, diese anzuhauchen. Solches tut er ein Jahr lang, aber noch will sich kein Nachkomme zeigen: Darum geht er zum falschen Freunde und fragt ihn um die Ursache. Dieser aber spricht: Was fällt dir Törichtes ein? Wer wird in einem Jahre schon lebendige Früchte haben wollen, nachdem doch ein Baum, in die Erde gesetzt, selbst erst nach mehreren Jahren anfängt, Früchte zu tragen? Er aber preiset ihm zur Erreichung solches Zweckes noch allerlei andere Mittel an, welche bei ihm, dem falschen Freunde, käuflich zu haben sind. -
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Der törichte Mann kauft sie ihm auch nach den bestimmten Preisen ab und gebraucht sie nach der falschen Vorschrift. Aber es kommt dessen ungeachtet keine lebendige Frucht zum Vorschein, und wieder erkundigt sich der törichte Betrogene beim falschen Freunde um die Ursache des Nichtgelingens. Der falsche Freund schiebt die Ursache des Nichtgelingens gar pfiffig, geheimnisvoll weise tuend, auf allerlei arglistig ersonnene Umstände und beschwichtigt ihn so lange, bis den törichten Mann sogar zufolge des herangerückten Alters alle wirkliche Zeugungskraft verlassen hat. Unser falscher Freund vertröstet den törichten Mann nun damit, daß eine lebendige Nachkommenschaft ihm sicher dann folgen werde, wenn er das zeitliche Leben verlassen wird und gibt ihm dazu noch Schutzmittel an, was er mit der Bildsäule am Ende seines Lebens tun solle, damit ihm aus dieser ganz sicher eine lebendige Nachkommenschaft werde. Und sehet, der Tor stellt sich am Ende sogar mit dieser Verheißung zufrieden! Also hätten wir nun das Beispiel.
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Es fragt sich aber, wie haben wir es zu betrachten, damit uns aus ihm das bedungene Licht wird? Ich sage euch: Solches wird nun überaus leicht folgen. Nr. 1 ist es doch ersichtlich, daß sich das Leben nur wieder im Leben und nicht in einer toten Materie zeugen läßt; also muß der Mann ein lebendiges Weib haben, aber nicht eine tote Bildsäule aus Holz.
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Jetzt aber kommt Nr. 2. Betrachtet ihr euch nun als Menschen, in denen das wahre Himmelreich sollte gezeugt werden, und zwar mit der heiligen Braut des Lebens, welche da ist das Wort Gottes, lebendig und heißet die Kirche des Herrn.
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So aber die Kirche eine hölzerne und tote Bildsäule ist, in der kein Leben ist, aber von den habsüchtigen, falschen Freunden, welche sich Priester Gottes nennen, dennoch ums Geld trüglicherweise als lebendig und zur Zeugung des Lebens einzig und allein tauglich verkauft wird, während das Leben doch nur durch das Leben kann gezeugt werden, da ist ja doch solch eine Kirche ein allerschnödester Betrug, daß man sich keinen größeren denken kann. Und daß die Anhänger solch einer Kirche doch sicher nicht minder allerblödsinnigste Toren sind als unser Mann im Beispiele, muß doch einem jeden nur einigermaßen helleren Denker auf den ersten Blick sonnenklar in die Augen springen.
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Hat nicht Paulus mit großer Erregtheit seines Gemütes gepredigt, daß ein jeder verflucht sein soll, der da ein anderes Evangelium predigen möchte als allein das nur, was der Herr gepredigt hat, nämlich den Herrn Selbst, der da gekreuzigt worden ist, also Jesum Christum im Geiste und in der Wahrheit werktätig, der da spricht: ,,Wer nicht wiedergeboren wird, der wird nicht in das Reich der Himmel eingehen!?"
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Nun betrachtet aber eine Kirche, die aus Steinen erbaut ist, eine Kirche, deren Hauptmotto Gold und Silber ist, eine Kirche, die einen Himmel verspricht, den sie selbst nicht im geringsten kennt, eine Kirche, die ihre törichten Gläubigen zur Erlangung eines noch törichteren Himmels mit allerlei geheimnisvollen Mitteln, ums Geld noch dazu, plagt, treibt, richtet und noch obendrauf fleißig verdammt, und ihr müsset bei der Betrachtung solch einer Kirche die hölzerne Bildsäule im Bette unseres törichten Mannes ja ebenfalls auf den ersten Blick unwiderlegbar erkennen, da dem Manne am Ende nichts übrig bleibt als der lebendige Wunsch, lebendige Nachkommen zu haben, ohne jedoch sich solcher je erfreuen zu können.
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Sehet, also stehen die Aktien des Lebens auf der Welt, nicht nur allein in eurer katholischen, sondern auch in jeder anderen sich ebenfalls für katholisch haltenden Sektenkirche.
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Wenn ihr nun nach diesem Beispiele unseren vorliegenden Himmel betrachtet, so werdet ihr ihn ebenfalls sicher auf den ersten Augenblick als vollkommen entsprechend erschauen. Denn da er eine Frucht ist aus einer Kirche, die da einer toten Bildsäule gleich ist, so ist auch dasjenige, was das eigentliche Leben in sich selbst sein soll, ebenfalls nur eine plumpe, tote Plastik und nichts als eine Ausgeburt eines törichten, betrüglichen und somit auch unmöglich lebendig erfüllten Wunsches. Daß aber ein solcher Himmel von keinem Bestande sein kann, das kann ja daraus sehr leicht ersehen werden, so ihr bedenket, daß er nichts anderes ist als eine Trugplastik des Geistes, der wohl das Leben hätte zeugen mögen, aber dasselbe nicht zeugen konnte, weil ihm dazu das lebendige Mittel mangelte. Da wir aber nun solches wissen und diesen Himmel entsprechend kennen, so können wir uns nun auch schon über die nähere Entwicklung und Enthüllung desselben hermachen, bei welcher Enthüllung euch noch so manches Trugrätsel klar werden wird.