Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher

- Kapitel 85 -

Der Herr und die neubekehrten Pharisäer

30.1.1861
Als nun auch über diesen Gegenstand, den der Schriftgelehrte hervorgehoben hatte, alles Nötige erörtert worden war und der Abend schon sehr nahe war, da entsandten die schon vor einigen Stunden nach Bethanien gekommenen Pharisäer einen Diener an den Lazarus, daß er zu einer guten Besprechung zu ihnen kommen möchte; denn sie möchten nun von ihm erfahren, ob sie vergeblich nach Bethanien gekommen seien.
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Hierauf fragte Mich Lazarus, was er nun tun solle.
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Sagte Ich: ,,Die Anwesenden haben nun viel für und wider Mich verhandelt, haben sich nun aber dahin geeint, daß sie Mir nicht mehr feindlich entgegentreten wollen, und so gehen nun Ich und du und unsere römischen Freunde zu ihnen. Alle andern aber verbleiben hier, bis wir wiederkommen. Mein Raphael aber wird euch schon das angeben, was wir bei den Pharisäern verhandeln werden. Und so begeben wir uns zu den auf uns Harrenden!"
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Ich ging voran, und Lazarus und die Römer folgten Mir.
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Im Vorhofe begegnete uns Judas Ischariot und fragte, wohin Ich ginge.
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Und Ich sagte: ,,Dahin du nicht gehest! Das Weitere kannst du im Hause vernehmen!"
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Da sagte er nichts Weiteres darauf, zog sich ins Haus, und wir gingen zu den Pharisäern. Lazarus machte hier den Vortritt, der den Templern schon bekannte Raphael begleitete ihn. Ich und die Römer aber harrten noch ein wenig im Vorhofe.
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Als unser Lazarus mit dem Raphael in das sehr geräumige Gemach der Templer eintrat, begrüßten sie ihn mit der ihnen eigenen Höflichkeitssitte, die unser Lazarus auch ganz wohl zu erwidern verstand, womit die Templer auch ganz zufrieden waren. Nach dieser gegenseitigen Begrüßung ging es sogleich auf die Hauptsache über, die natürlich in nichts anderem bestand als nur in dem, was da selbstverständlich Mich betreffen mochte.
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Ein sehr auf seine Weisheit eingebildeter Schriftgelehrter, den wir schon vom Ölberge aus kennen, sagte zu Lazarus: ,,Freund, du weißt es sicher noch, was wir gestern abend besprochen und auch so gut wie völlig abgemacht haben! Wir sind darum heute so früh, als es uns nur immer möglich war, zu dir heraus gewandert. Aber wir sind hier, Freund, wahrlich nicht in einer solchen Art empfangen worden, an der wir eine gerechte Freude hätten haben können. Denn von deinen Hunden wären wir beinahe ganz böse zugerichtet worden, so uns nicht deine Diener zu Hilfe gekommen wären! Das war schon einmal der Empfang nicht, wie man uns Templer zu empfangen pflegt!
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Allein, auch aus dem würden wir uns wenig oder am Ende auch gar nichts gemacht haben; aber du selbst verhießest uns, daß wir heute mit dem Messias persönlich zusammenkommen würden. Nun sind wir schon einige Stunden hier, und wir haben nicht nur nichts von der allfälligen Anwesenheit des Messias zu Gesichte bekommen, sondern du hast uns sogar nicht mit deiner sonst allbekannten Gastfreundlichkeit empfangen, wie oft zu andern Malen, und wir durften sogar nicht in dein Haupthaus einkehren, sondern wurden in diese deine Fremdenherberge gewiesen, - und das war, siehe, sicher nicht ganz recht von dir, und das um so weniger, weil du unseres Wissens zu Hause warst und auch keine dringenden Geschäfte hattest! Aber lassen wir das alles nun beiseite, weil du mit dem wunderbaren Jungen nur jetzt gekommen bist und wir mit euch beiden über die Hauptsache reden können!
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Sage uns denn nun, ob der Nazaräer, der der verheißene Messias sei, was wir selbst unter uns als eine ziemlich ausgemachte Sache betrachten, irgend schon hier in Bethanien sich befindet, oder ist Er - dir bekannt - irgendwo andernorts? Denn nun läge es uns um unser selbst willen sehr daran, mit Ihm eine nähere Bekanntschaft zu machen. Wir hatten heute vormittag eine große und schwere Probe Seinetwegen im Hohen Rate zu bestehen. Doch wir haben uns am Ende dennoch ganz erträglich durchgefochten, obschon wir selbst - abgesehen von all dem, was wir gestern bei dir erfahren und gehört haben - in unserer Annahme etwas schwankend geworden sind; aber nun haben wir alle die uns bekannten Umstände näher erwogen und sind aus unserem Schwanken herausgekommen. Darum möchten wir nun eben mit Ihm Selbst sprechen. Verschaffe uns dazu die Gelegenheit, und wir sind und bleiben wieder die alten guten Freunde!"
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Sagte Lazarus: ,,Wäret ihr bei eurer Hierherkunft so einig gewesen, wie ihr es nun so ziemlich seid, so hättet ihr auch alsbald die Gelegenheit haben können, mit dem wahrhaftigsten Messias zu reden; aber ihr waret sehr uneinig, und es waren einige unter euch vorherrschend der Ansicht, daß das die beste Probe wäre - um zu erforschen, ob Er der Messias sei oder nicht -, daß man Seiner mit Gewalt habhaft würde und Ihn den Gerichten zum Tode überantwortete. Sei Er der Messias, so werde Ihn wohl niemand zu töten imstande sein; sei Er aber nur so ein außerordentlicher Mensch, wie es deren schon so manche auf der Welt gegeben habe, so werde Er im Tode erliegen, und es werde dann niemandem mehr in den Sinn kommen, Ihn je für den Messias zu halten. Sehet, diese eure vorherrschende Annahme war denn auch der Grund, warum ihr erstens nicht in mein Haupthaus habt eingelassen und zweitens darin auch nicht dem Messias habt vorgestellt werden können!
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Da ihr aber nun einverständlich von dieser argen Annahme abgegangen seid und einen andern Beschluß gefaßt habt, so könnet ihr nun auch das Glück haben, den Messias zu sehen und auch zu sprechen. Kommet Ihm aber ja nicht mit forschenden Herzen und Blicken entgegen, sondern mit Glauben und mit der Liebe, so wird auch Er euch mit Seiner Liebe entgegenkommen, - sonst aber mit Seiner alles durchdringenden Weisheit, und da werdet ihr auf tausend nicht eins zu erwidern imstande sein! Denn so Er es wohl wußte, mit welchen Gesinnungen ihr hierher gekommen seid, wie ich sie euch nun offen kundtat, da weiß Er auch um jeden Gedanken, der irgend etwa noch so still und geheim in eurem Gemüte aufsteigt. Dies sei somit ein freundlicher Rat an euch, den ihr befolgen möget zu eurem zeitlichen und ewigen Wohle!"
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Sagte der Schriftgelehrte: ,,Du hast nun wohl geredet und hast uns abermals Erstaunliches gesagt, und wir werden uns nach deinem Rate verhalten; aber nun bringe uns vor den Weisesten aller Weisen!"
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Hier öffnete Raphael die Tür und sagte: ,,O Herr, komme herein zu denen, die nun nach Dir dürsten!"
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Und Ich trat mit den zehn Römern in das große Zimmer und sagte zu den Pharisäern und Schriftgelehrten: ,,Der Friede sei mit allen, die eines guten Willens sind, und somit nun auch mit euch, da ihr in eurem Gemüte auch eines besseren Willens geworden seid! Warum suchet ihr Mich, und was wollet ihr von Mir?"
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Sagte der Schriftgelehrte: ,,Herr und Meister, warum wir Dich nun suchen, weißt Du sicher ebensogut, wie Du es zuvor wußtest, mit welchen Gesinnungen wir hierher nach Bethanien gekommen sind! Wir zweifeln nun auch für uns und in uns gar nicht mehr, daß Du der verheißene Messias bist, aber wir möchten nun aus Deinem Munde vernehmen, was wir tun sollen, um in unserer sicher höchst fatalen Stellung Deiner Gnade und Erbarmung doch nur einigermaßen würdig zu erscheinen."
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Sagte Ich: ,,Sitzet doch ein Nikodemus und auch ein Joseph von Arimathia auch oft in eurem Rate! Was diese tun, das könnet ja auch ihr tun, so ihr es wollet! Ich aber habe schon zu öfteren Malen im Tempel offen gelehrt und habe euch durch Worte und Zeichen klar gezeigt, wer Ich bin. So ihr das im Herzen glaubet und auch danach handelt, so werdet ihr leben und selig werden; glaubet ihr aber nicht und tut auch nicht danach, so werdet ihr euer Leben und eure Seligkeit verwirken.
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Der Tempel aber, wie er nun ist und besteht, ist schon lange kein Gotteshaus mehr, sondern er ist zu einer Räuberhöhle und Mördergrube geworden. Ihr Pharisäer, Hohenpriester und Schriftgelehrten habt ihn dazu umgestaltet; darum aber kann auch für keinen Menschen aus dem Tempel mehr ein Heil zum ewigen Leben seiner Seele erwachsen. Nun bin Ich die lebendige Arche des Bundes, bin auch der Tempel und das Heil und die Wahrheit und das ewige Leben! Wer an Mich glaubt und nach Meiner Lehre lebt, der wird auch das ewige Leben in sich haben und selig werden in Meinem Reiche.
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Mein Reich aber wird nicht sein ein Reich von dieser Welt, sondern ein Reich einer andern Welt, die ihr noch nie erkannt habt; denn hättet ihr je jene Welt erkannt, so hättet ihr auch Mich erkannt, als Ich zu euch in den Tempel kam, und hättet ihr Mich erkannt, so hättet ihr auch Den erkannt, der Mich gesandt hat, von dem ihr saget, daß Er euer Gott sei. Aber der Vater, der Mich gesandt hat, hat Mich nicht also gesandt, wie man in der Welt einen Menschen aussendet, sondern also, daß hier der Sender und der Gesandte Eines s in d !
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Wer da glaubt, daß der Vater in Mir ist und Ich im Vater bin, der kann sagen, daß er den Vater und den Sohn gesehen und gesprochen hat; vom Erkennen aber kann erst dann die Rede sein, so Ich Mich jüngst vollends wieder in Meinem Reiche befinden werde und Ich über die, so an Mich glauben und Meine Worte behalten und nach ihnen leben und handeln, Meinen Geist ausgießen werde."
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Sagte nun der Schriftgelehrte: ,,Herr und Meister, Deine Worte sind entschieden und bestimmt ausgesprochen! Von einem Menschen also ausgesprochen, würden sie als eine höchste Gotteslästerung angesehen werden, auf die Moses die Todesstrafe gesetzt hat; es ist daher aber unter den Juden auch noch nie erhört worden, daß sich je jemand selbst die höchste Würde und Ehre Gottes anmaßte und beilegte außer der Heidenkönig Nebuchkadnezar, der aber darum auch von Gott gezüchtigt worden ist.
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Du aber hast keine Furcht vor dem Gesetz und noch weniger vor den Menschen, und Deine Taten, von denen wir vieles schon vernommen und manches selbst erfahren haben, bezeugen, daß Deinem Willen alle Mächte und Kräfte dieser Welt und auch der Himmel untertan sind; so müssen wir bei uns und für uns wohl glauben, daß Du eben Der bist, als den Du Dich nach allem, was die Propheten von dem kommenden Messias aussagten, uns schon im Tempel und nun hier wieder dargestellt hast.
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Wir glauben nun an Dich, und so glauben wir auch, daß Du uns auch nun, wie in der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft, ehest aus der noch härteren Gefangenschaft der Römer befreien und uns wieder zu einem freien, selbständigen und für immer mächtigen Volke machen wirst. Tust Du das, so werden alle Juden an Dich glauben, sonst aber sicher nur wenige!"
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Sagte Ich: ,,Selig werden nur diejenigen werden, die sich an Mir nicht ärgern werden und glauben, daß Ich der verheißene Messias bin! Ich aber bin nicht gekommen, um den Juden abermals ein irdisches und vergängliches Reich zu gründen, sondern ein geistiges in der Liebe zu Gott und zum Nächsten und somit ein Reich des Lichtes und aller Wahrheit aus Gott, ohne Lüge und ohne Trug.
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Wer aber da meint, daß Ich nun ein irdisches Reich gründen werde, der irrt sich groß. Die Römer sind nun eure irdischen Herren und werden als solche auch in der Zukunft so lange bleiben, wie es Gott gefallen wird. Wenn ihr euch aber wider sie auflehnen werdet, dann werden sie euch auch zerbrechen und zermalmen.
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Wer sich aber in Meinem Reiche, das nun auch den Römern gegeben wird, befinden wird, der wird sich vor keiner Macht der Welt zu fürchten haben, gleichwie auch Ich Mich vor keiner Weltmacht fürchte. Hier aber an Meiner Seite stehen bereits zehn der irdisch höchst beamteten Römer aus Rom; diese mögen euch auch Zeugenschaft über Mich geben, ob Ich je nach einer Weltherrschaft getrachtet habe, und sie sollen euch auch sagen, was sie als Heiden von Mir halten!"
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Als die Pharisäer solche Worte von Mir vernommen hatten, da wurden sie der anwesenden hohen Römer wegen sehr verlegen und wußten nicht, was sie nun tun sollten.

Fußnoten