Das Grosse Evangelium Johannes: Band 6
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und die Tempelpriester
(Ev.Joh. Kap.5)
- Kapitel 54 -
Die Auferstehung des Fleisches
Sagte der Wirt: ,,Ja, ich verstehe es nun wohl so ziemlich, obwohl ich es hier offen gestehen muß, daß mir diese Sache nun etwas ganz Neues und gewisserart Unerhörtes ist. Da ist es dann mit der endlichen Auferstehung des Fleisches nichts, an die doch alle Juden fest glauben und darum die Leichname auf den bestimmten Friedhöfen begraben und des Glaubens sind, daß sie am Jüngsten Tage von den Engeln wieder erweckt und mit ihren Seelen werden vereinigt werden. Das von Dir nun werden die Juden schwer glauben! Ich glaube es wohl, weil Du, o Herr, es uns nun also gesagt und ganz gründlich erklärt hast, - aber wenn mir das jemand anders erklärt hätte, so würde ich ihm schwerlich geglaubt haben; denn das weicht zu gewaltig von dem bestehenden Glauben ab. Und dennoch muß ich nun offen bekennen, daß alles das sich nach den gemachten Erfahrungen nicht anders als nur also verhalten kann. - Was saget denn ihr alten und neuen Jünger dazu?"
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Sagte einer der Judgriechen: ,,Was da uns betrifft, so sind wir ganz deiner Meinung! Wir sehen wohl auch die Wahrheit des Gesagten ein, aber auch die Schwierigkeit, diese ganz neue Lehre den Menschen in dieser Zeit als begreiflich wahr darzustellen."
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Sagte Ich: ,,Darum habe Ich diese Lehre aber auch nicht gegeben, daß ihr sie den Juden wiedergeben sollet! So ihr jemand anders damit belehren wollet, da könnet ihr das immerhin tun; ob er es aber glaubt oder nicht, so ist das vorderhand ganz einerlei. Nach der Zeit aber werden Meine wahren Bekenner schon ohnehin von Meinem über sie ausgegossenen Geiste in alle Wahrheit und Weisheit geleitet werden.
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Es ist aber das ja von selbst leicht verständlich, daß der irdische Leib, so er einmal entseelt worden ist, nimmerdar auferstehen und in allen seinen Teilen wieder belebt werden wird; denn wenn solches der Fall wäre, so müßten an dem gewissen Jüngsten Tage auch alle durch das ganze, manchmal recht lange zeitliche Leben von dem Leibe abgelegten Teile, als die Haare, die Nägel, die verlorenen Zähne und alle durch das Waschen weggeschafften groben Hautteile, wie auch die in manchen bitteren Fällen vergossenen Blutstropfen, Schweißtropfen und noch so mancherlei, was der Leib mit der Zeit ablegte, mit erweckt und belebt werden. Nun stellet euch daneben so eine am Jüngsten Tage wiederbelebte Menschengestalt vor, - welch ein lächerlichstes Aussehen müßte sie haben.
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Der Mensch aber hat zu verschiedenen Zeiten auch einen verschiedenen Leib; so ist zum Beispiel der Leib eines Kindes ein anderer als der eines herangewachsenen Knaben, ein anderer der eines Jünglings, ein anderer der eines Mannes und ein ganz anderer der eines Greises. Nun, bei vollkommener Wiederbelebung der verstorbenen Menschenleiber an einem Jüngsten Tage müßte da ja notwendig gefragt werden, ob alle die von der Kindheit bis ins hohe Greisenalter innegehabten Leibesformen zugleich oder eine nach der andern oder gar nur eine allein wiederbelebt werden soll.
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Dann erhebt sich da noch eine gar gewichtige Frage, und die besteht darin: Bei den Römern und Griechen, Ägyptern und bei noch vielen anderen Völkern dieser Erde werden die Leichen verbrannt bis zur Asche. Anderorts werden sie ins Meer geworfen und von den Meeresungeheuern verzehrt und dadurch zu Leibesteilen der Meeresungeheuer, und verendet einmal solch ein Ungeheuer, so wird es wieder von andern Tieren des Meeres verzehrt. Was soll am Jüngsten Tage von diesen Leibern erweckt werden? Bei dem Verbrennen ist der größte Leibesteil in Rauch und Dampf aufgelöst worden und hat sich mit der Luft vereint, und bei den ins Meer geworfenen Leibern ist das Fleisch und alles zum Mitbestandteil der Meerestiere geworden und also in eine ganz andere Wesenheit übergegangen. Wer sollte da dann die früher menschlichen Leibesbestandteile von zahllos vielen Tierleibern, vom Wasser, von der Luft, von den Mineralien und den Pflanzen und Würmern heraussuchen und dann wieder zusammenfügen?!
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Und so sogar das bei Gott nichts Unmögliches wäre, so fragt es sich aber, zu welch einem Nutzen und Frommen so etwas einer freien Seele dienen könnte. Wahrlich, da würde sich jede vom schweren Leibe einmal erlöste Seele sicher im höchsten Grade unglücklich fühlen, wenn sie wieder in einen schweren Leib - und das gleich für ewig - treten müßte!
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Dazu wäre das auch noch eine Sache, die sich mit der ewigen Ordnung Gottes nie vertragen könnte, indem Gott Selbst ein reinster Geist ist und am Ende die Menschen auch ausschließlich nur die Bestimmung haben, zu gottähnlichen reinen Geistern für ewig zu werden. Wozu sollen ihnen dann die Leiber dienen?!
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Ja, sie werden auch dort mit Leibern angetan sein, aber nicht mit diesen irdischen, grobmateriellen, sondern mit ganz neuen, geistigen, die da hervorgehen werden aus ihren diesirdischen guten Werken nach Meiner euch nun gegebenen Lehre.
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Wenn sich diese Sachen also verhalten, wie kann da jemand meinen, daß unter der Auferstehung des Fleisches die einstige Wiederbelebung dieser irdischen Leiber verstanden werde?! Die Auferstehung des Fleisches sind nur die der Seele allein das wahre, ewige Leben gebenden guten Werke, welche die Seele in diesem Fleische den Nebenmenschen hat angedeihen lassen.
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Wer demnach Meine Lehre hört, an Mich glaubt und danach tut, den werde Ich Selbst auferwecken an seinem jüngsten Tage, der alsogleich nach dem Austritt der Seele aus diesem Leibe erfolgen wird, und zwar also, daß da die Kürze der Umwandlungszeit niemand merken wird; denn in einem schnellsten Augenblick wird die Umwandlung geschehen.
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Und nun meine Ich, daß ihr alle auch in diesem Stücke ganz im klaren seid. Hat aber jemand noch irgendeinen Anstand oder einen Zweifel, so lasse er ihn vernehmen!"