Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 6

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und die Tempelpriester
(Ev.Joh. Kap.5)

- Kapitel 10 -

Die Selbstanklage der Priester

Es dauerte eine geraume Zeit, ehe sich jemand getraute, auch nur ein Wörtlein zu sprechen; denn die Erscheinung der beiden Propheten hatte alle tief ergriffen und die anwesenden Juden besonders tief erschüttert.
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Nur der Wirt, der neben Mir auch ganz durch und durch ergriffen saß, sagte so halblaut zu Mir: ,,Herr, Herr, das zeigt mehr denn alles, daß Du in der höchsten Wahrheit das bist, als was Du Dich im Tempel vor dem ganzen Volke dargestellt hast!
3
Jetzt liegt es klar am Tage, daß die verheißene große Zeit der Zeiten herbeigekommen ist mit allen Gnaden, aber auch mit allen Gerichten aus den Himmeln. Oh, wenn ich doch nur würdig wäre, an den Gnaden einen kleinsten Teil zu nehmen!"
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Sagte Ich: ,,Nicht nur einen kleinsten, sondern einen allergrößten Teil kannst du dir nehmen! Das kommt nur allein auf deinen Willen an, mit Freude und Lust zu wandeln nach Meiner Lehre, mit der du in Kürze vollauf vertraut werden wirst. - Aber nun wollen wir die Juden fragen, wie ihnen diese wahre Erscheinung gefallen hat!"
5
Hierauf wandte Ich Mich an die zwanzig Judenpriester und fragte sie, was sie zu dieser Erscheinung nun sagen.
6
Da erhob sich einer vom Sitze und fing an, also zu reden: ,,Daß die Erscheinung kein irgend hergezaubertes Blendwerk war, davon sind wir alle vollkommen überzeugt; denn eine pure Blenderscheinung, wie ich etliche einmal in Damaskus gesehen habe, hat keine Sprache und weiß nicht um die geheimsten Daten von Begebenheiten, die sich irgend vor kurz oder lang zugetragen haben. Aber weil die Erscheinung eben kein Blendwerk war, so hat sie auf uns alle sicher einen höchst unheilvollen Eindruck machen müssen, und das darum, weil wir daraus nur zu klar ersehen haben, daß wir ob unserer bösen Taten von Gott unmöglich je mehr eine Vergebung unserer zu großen Sünden zu erwarten haben.
7
Es ist wahrlich eine höchst schwere Sache, auf der Welt ein Mensch zu sein! Man ist allen Verlockungen der Welt und der Teufel ausgesetzt, zweier Feinde des menschlichen Lebens, von denen man den minder schädlichen wohl sieht, aber den zweiten, der den Menschen in die Welt hinein verlockt und mit aller Gewalt zieht, sieht niemand, und es kann sich daher auch sehr schwer jemand ihm zur Gegenwehr stellen.
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Daß wir zu großen Sündern geworden sind, das sehen wir nun klar ein; aber wie wir so nach und nach dazu gekommen sind, das ist uns völlig unbegreiflich. Wir können nun nichts anderes sagen als: Herr, wenn es für uns in Dir noch eine Barmherzigkeit gibt, so erbarme Dich unser und richte uns wenigstens nicht zu hart!
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Hätten wir damals das so eingesehen wie jetzt, so wäre Zacharias und nun später Johannes nicht also behandelt worden. Aber wir waren ja alle stockblind, von der Welt und vom Teufel geblendet, und so handelten wir denn auch rein nach unserer wahrlich echt teuflischen Blindheit und nach dessen ärgstem Willen.
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Wie uns aber nun Moses und Elias ganz gerecht vor Dir, o Herr, angeklagt haben, so klagen wir denn nun vor Dir auch den Teufel, diesen ärgsten Feind der Menschen an, und Du wolle auch ihn vor Deinen Richterstuhl ziehen!"
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Sagte Ich: ,,Was an euch des Teufels Anteil ist, das steht schon lange an seiner Rechnungstafel; aber Ich sage euch, daß es nun etliche im Tempel gibt, die schon lange den Teufel übertreffen und also mit der Menschheit handeln, daß sie darin von keinem Teufel übertroffen werden können.
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Noch sage Ich euch, daß eben an den Verlockungen von seiten der Teufel lange nicht so viel liegt, als ihr in eurem törichten Glauben meinet! Der eigentliche Teufel ist der Mensch mit seinen Weltgelüsten selbst! Aus denen geht hervor die Selbstliebe - das ist ein Teufel -, die Sucht zum Wohlleben - ein zweiter Teufel -, die Ehrsucht, der Hochmut, die Herrschsucht, der Zorn, die Rache, der Neid, der Geiz, die Hoffart, die Hurerei und die Geringschätzung seines Nebenmenschen - das sind lauter Teufel, auf eigenem Grunde und Boden erzeugt! Darum sollet eben ihr keine so große Furcht vor dem Teufel haben und ihn auch nicht anklagen; aber euch selbst klaget in eurem Gewissen an, und bereuet es recht, und fasset den festen Entschluß, ganz andere Menschen zu werden, und werdet es dann auch!
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Liebet Gott wahrhaft über alles und den armen Nächsten wie euch selbst, so werden euch auch eure vielen und großen Sünden vergeben werden! Denn so ein Mensch die Sünde nicht völlig verläßt, so kann sie ihm auch nicht erlassen werden. Denn die Sünde ist ja des Menschen eigenstes Werk, weil sie hervorgeht aus seinem Fleische und aus dem Willen seiner Seele.
14
Die guten Werke nach dem Willen und nach dem Worte Gottes sind und bleiben eigentlich, wenn der Mensch sie auch tut aus freier Selbstbestimmung, eine Gnade von oben, ein Verdienst des Geistes Gottes im Menschenherzen, und der Mensch wird dessen teilhaftig eben durch die Gnade Gottes. - Nun wisset ihr, wie die Sachen stehen. Ihr seid frei und könnet tun, was ihr wollet!"

Fußnoten