Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in zwei weiteren Städten
- Kapitel 149 -
Die zwei Fremden aus Ninive
Als Ich solches zum stets mehr staunenden Wirte gesagt hatte, da wollte er noch etwas reden; aber es kamen soeben zwei Fremde an die Tür der Herberge, pochten an dieselbe und verlangten Einlaß.
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Der Wirt fragte Mich alsogleich, was er da tun solle.
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Sagte Ich: ,,Frage dein Herz nach dem Grundsatze der wahren Nächstenliebe, und es wird dir alsbald sagen, was du zu tun hast!"
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Der Wirt aber gedachte gleich dessen, was Ich ihm in einer längeren Rede gesagt hatte, und was sein alter Fehler war, stand sogleich vom Tische auf und ließ die beiden Fremden in die Herberge.
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Als die beiden zu uns ins Zimmer traten, da befragte sie der Wirt, woher sie gekommen seien, und was sie wünschten.
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Der eine der beiden, der zur Not etwas Hebräisch reden konnte, sagte: ,,O Freund, wir kommen von gar weit her! So es dir bekannt ist, wo dereinst das übergroße und mächtige Ninive stand, und noch zwei gute Tagereisen hinter der benannten Stadt sind wir elend über elend zu Hause.
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Wir waren unserem Tyrannen von einem Könige einige Silberstücke an der uns frechstermaßen aufgebürdeten Steuer schuldig, und in der uns gewährten Frist von nur sieben Tagen konnten wir diese Summe nirgends aufbringen. Wir baten um Gnade und Geduld; aber alles vergebens. Man gab uns zur Antwort: Wird nur einem eine Gnade erteilt, so wird zur Steuerzahlungszeit bald alles Volk, um Gnade flehend, vor den Thron des Königs kommen. Daher keine Gnade! Und man griff gleich nach allem, was wir besaßen, und schonte unsere Weiber und Kinder nicht, sondern ergriff sie und führte sie in die Gefangenschaft. Auf unser vieles Flehen gab man uns endlich eine Bettelfrist von drei Monden, in welcher Zeit wir uns die verlangten Silberstücke zu erwerben und sie an die Kasse des Königs zu überbringen hätten; könnten wir das nicht, so würden unsere Weiber und Kinder an indische Sklavenhändler verkauft, und wir blieben des Landes verwiesen.
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Siehe, du glücklicher Untertan der weisen Herrscher Roms, so geht es uns nun unter unserem Tyrannen, der außer sich und seinen vielen Hofleuten niemand für einen Menschen betrachtet; und wir haben darum diese weite Wanderung unternommen, um bei euch sicher besseren Mitmenschen uns unsere Silberstücke zu erbitten, damit in unser Land getrost wieder heimzukehren und unsere Weiber und Kinder aus der harten Gefangenschaft zu befreien. Mit dem weißt du, glücklicher Wirt, nun aber auch schon alles, woher wir sind, und was wir wünschen und suchen."
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Sagte der Wirt: ,,Wenn ihr sonst kein Anliegen habt, so kann euch da bald aus eurer Not geholfen werden! Aber nun fragt es sich noch weiter, und das besteht darin, ob ihr hungrig und durstig seid!"
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Sagte der eine: ,,Beides zugleich; denn wir kommen heute schon aus der Gegend des Euphrat her und haben auf dem Wege weder etwas zu essen, noch etwas zu trinken bekommen. Unsere Wasserflaschen, die wir am frühesten Morgen mit Euphratwasser gefüllt haben, haben wir bis gen Mittag hin geleert und bisher kein Wasser mehr irgend erspähen können."
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Der Wirt bedauerte die beiden Fremden sehr, erhob sich schnell und brachte ihnen Salz, Brot und Wein, hieß die Fremden sich sogleich an einen Tisch setzen und sich stärken mit Brot und Wein.
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Mit den dankbarsten Blicken nach oben gerichtet, griffen die beiden sogleich nach dem Brote und also auch nach dem Weine und labten und stärkten sich.
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Der Wirt aber fragte Mich, zu was für einer Gotteslehre sich etwa die beiden bekennten.
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Und Ich sagte zu ihm: ,,Freund, für diese beiden ist für diesen Moment die Zeit noch nicht da, daß Ich mit ihnen zu verhandeln anfinge! Daher verhandle nun nur noch du allein; Ich werde dann schon auch hinzukommen!"