Gottes Neue Offenbarungen

Bischof Martin

Die Entwicklung einer Seele im Jenseits

- Kapitel 148 -

Fortsetzung der kritischen Weisheitsrede der drei Sonnentöchter

1
(Die drei Sonnentöchter:) ,,Wir nahmen wohl wahr, daß besonders dieser Bruder, den ihr ,Martin` nennet, einige sehr beachtenswerte Fünklein mystischer Weisheit besitzt, ähnlich der unserer Hochgebirgsweisen, die uns auch manchmal mit Dingen kommen, die, so wie ihre Wohnungen, über unserem Gesichts- und Erkenntniskreise liegen. Was aber nützt ihm und euch solch eine hohe Mystik, wenn euch die ersten Prinzipien der praktischen Lebensweisheit gänzlich ermangeln?
2
Diese aber bestehen in der gerechten Nachgiebigkeit gegen Schwache. Denn wo der Starke gegen den Schwachen stark sein will und ein Sieger über ihn, da ist alle Ordnung der Weisheit verloren. Denn jede Kraft muß den Sieg in ihrem klaren Bewußtsein finden und nie in der schmählichen Unterjochung dessen, der schon von weitem als der Schwächere erscheint.
3
Und so handelten auch wir, als wir euch als die bei weitem Schwächeren auf unserem Boden erschauten: wir taten, was ihr wolltet, um euch desto tiefer erforschen zu können. Wir haben nun genau erkannt, daß ihr sehr bedauerliche Wesen seid. Daher laden wir euch, trotzdem ihr Geister seid, auch ein, bei uns hier die rechte Weisheit zu erlernen, die euch vor allem nottut, wollt ihr mit der Zeit bessere Gedanken und Begriffe von dem allerhöchsten Geiste bekommen!
4
Wohl haben uns unsere reinen Geister aus den schwebenden Lichtgewässern verkündet, daß wir uns euch nicht widersetzen sollen, da in eurer Mitte sich der Erschrecklichste befinde; aber wir begriffen diesen Zuruf damals nicht ganz! Nun aber ist es uns klar, daß sie darunter niemanden als dich verstanden. Dieses Erschrecklichste besteht sicher darin, daß du in einer törichten Einbildung es wohl am weitesten gebracht hast, da du dich, wie wir sehen, im Ernste für den allerersten Sohn des Allerhöchsten hältst und auch deine Brüder in solch einem Wahne zu erhalten suchst. Und das eben ist das Schrecklichste bei uns, so sich jemand beifallen läßt, seine schwächeren Brüder zu täuschen!
5
Wer stark ist, der verberge seine Stärke nicht, aber mache sie auch nicht geltend an den Schwachen! Wer aber schwach ist, der scheine nicht, als wäre er stark, sondern schwach! So wird die Kraft des Starken und die Schwäche des Schwachen zu einer Stärke im Starken!
6
Beherziget diese Worte wohl! Sie kommen nur aus dem Munde nahezu unmündiger Kinder dieser herrlichen Welt. Kommt aber in die gastfreien Wohnungen unserer Alten, dort soll euch ein viel kräftigeres Licht angezündet werden. Es hindere euch nicht, daß ihr euch schon als vollkommen wähnt und meint, es würde uns schaden, so wir eure Brüste anrührten! Oh, des seid ganz unbesorgt!
7
Denn seht, wir sind ja eben durch die rechte Weisheit schon jetzt als Kinder in diesirdischen Leibern um sehr vieles reingeistiger, als ihr es je werdet. Das Geistige liegt doch sicher nicht im Leibe, sondern im eigentlichen Geiste, der doch stets derselbe ist und bleibt, ob in einem gröberen oder feineren ätherischen Leibe.
8
Auch müßt ihr unsere Leiber nicht nach denen bemessen, die ihr auf eurem sogenannten Heiligen Planeten getragen habt, die gröber, schwerer, finsterer und plumper waren als die gröbsten Steine dieser Welt. Ihr seht ja doch selbst, daß da unsere Leiber schon bei weitem ätherischer und dem Lichte verwandter sind als eure Geister, wie sie hier zu sehen sind. Sie vereinen bei weitem größere Reinheit und rechte Ordnung in sich, weil sie von dem ihnen innewohnenden Geiste allzeit durchwirkt werden.
9
Daher ziehet nur ganz voll guter Dinge mit uns! In unseren Wohnungen sollt ihr sicher lauterer werden, als ihr nun seid. Aber dessenungeachtet geschehe eurer Schwäche nicht der leiseste Zwang durch die überwiegende Stärke, die wir nicht also prunkend ausstecken wie du, Freund Martin: ehedem, als du lächerlicherweise von einer Kraft - trotzdem du der Schwächste wärest - an dir sprachst, mit der du unsere große Welt etwa wie die zarte Knospe einer ätherischen Lichtstaubblume zwischen Daumen und Zeigefinger leicht zerreiben könntest!
10
Findest du nun nicht selbst, daß du deine Kraft denn doch ein wenig zu hoch angeschlagen hast? Aber es werde dir darum kein Vorwurf, denn du sprachst in deinem blinden Eifer und kanntest uns nicht. Nun du uns aber hoffentlich besser kennst, wirst du auch so etwas nimmer von uns denken, geschweige laut aussprechen.
11
Wir aber gehen nun voraus, und so ihr wollet, da folget uns! Seid versichert, daß ihr bei uns über alle Maßen freundlich aufgenommen werdet in unseren festen Häusern, die nicht wie dein himmlisches in einer fixierten Einbildung, sondern in festester Wirklichkeit bestehen, gebaut mit unserem Willen und mit unseren Händen! -
12
Auf daß du, Martin, aber siehst, daß unsere Weisheit denn doch ein wenig weiter reicht und wir dich besser kennen und euch alle, als du es meinst, so sollst du in der Wohnung unserer Alten ein Schauspiel finden, in dem du dich vom Uranfang bis zu diesem deinem Augenblicke ganz wiederfinden wirst!
13
Du wähnst nun wohl, schon recht weit außer deinem hochhimmlischen Hause zu sein? Siehe, wir sind in diesem Augenblicke in selbem und sehen alles genau, wie es in ihm zugeht. So waren wir auch Zeugen, als du dem verkappten Drachen einen feurigsten Kuß verabreichen wolltest! Aber denke nun nicht über unsere Gesichtsstärke nach, denn zur rechten Zeit wirst du in der wahren Weisheit den Grund von alledem finden! Dein und euer aller freier Wille geleite euch! Wir gehen nun voraus!"
14
Auf diese längere Rede entfernen sich die drei.

Fußnoten