Gottes Neue Offenbarungen

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Betreff:

Der lange Atem der L i e b e Gottes

Das 13. Kapitel des ersten Korintherbriefes hat man "Das Hohe Lied der Liebe" genannt. In ihm wird uns gesagt, was für uns der Beweggrund, der alleinige Beweggrund unseres Handelns als Christen sein müsste. Ohne Liebe ist alles nichts. Paulus will uns einen Weg zeigen, der, wie er sagt, alles übersteigt. Er weist ihn den Christen der Gemeinde von Korinth. Aus konkretem Anlass. Es gab nämlich dort Christen, die sich etwas einbildeten auf besondere Charismen. Es wird ihnen gesagt: Mögen sie auch in der Sprache der Engel reden, ohne Liebe würde das zum dröhnenden Erz, zur lärmenden Pauke. Prophetisch reden, alle Geheimnisse wissen, alle Erkenntnis, alle Glaubenskraft haben und Berge damit versetzen, seine ganze Habe verschenken, seinen Leib dem Feuer übergeben. Dies alles wäre unnütz ohne Liebe. Paulus will damit sagen, dass unser Handeln einzig und allein aus dem Beweggrund der Liebe zu geschehen hätte. Und nicht, um sich damit zu brüsten und bewundert zu werden. "Ohne Liebe ist alles nichts!" Mit diesem Wort der hl. Teresa von Avila könnte man das Paulinische Hohe Lied der Liebe überschreiben.

Wenn wir auf die Menschen schauen, die wir Heilige nennen, so wüsste ich keinen, der auf seine guten Taten gepocht hat. Sie alle hatten das Herz eines Armen, von Jesu s selig gepriesen. Bei all dem, was sie an Gutem zustande brachten, wussten sie sich allein Gott verdankt. Therese von Lisieux führte nicht wie ihre Mitschwestern im Karmel am Abend Buch über das, was sie an frommen Übungen tagsüber verrichtet hatte. Sie hat einmal gebetet: "Am Abend meines Lebens werde ich mit leeren Händen vor Dir erscheinen; denn ich bitte: Zähle meine guten Werke nicht, Herr! Alle unsere Gerechtigkeit ist voller Fehler in Deinen Augen. Ich will mich also mit Deiner Gerechtigkeit bekleiden und mit Deiner Liebe Dich selbst empfangen."

Paulus selbst musste erkennen, dass er alles Gott verdankt. Er hatte, wie er im Galaterbrief schreibt, die meisten seiner Altersgenossen in der Treue zum jüdischen Gesetz übertroffen (Gal 1, 13). Ihm ging auf: Alles, was ich bisher getan habe, war eitles Rühmen aufgrund perfekter Gesetzeserfüllung. "Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin" (1 Kor 15,10). "Gott ist es", lesen wir im Brief an die Gemeinde von Philippi, "der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, noch über euren guten Willen hinaus" (Phil 2, 13). Und was wir dann selber zu tun vermögen, verdanken wir allein der schenkenden, freigebigen Güte Gottes. Wie wir lie ben sollen. Paulus zeigt den Christen in Korinth, zeigt uns, wie unsere Liebe auszusehen hätte. Hören wir das in einer zeitgenössischen Übersetzung:

"Die Liebe hat einen langen Atem.
Sie ist gütig.
Sie eifert nicht.
Die Liebe ist kein Prahlhans.
Sie bläht sich nicht auf.
Sie gebärdet sich nicht elitär.
Sie s ucht nicht das Ihre.
Sie lässt sich nicht aufreizen.
Sie rechnet das Böse nicht vor.
Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit.
Doch sie erfreut sich an der Wahrhaftigkeit.
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles.
Alles hält sie aus" (1 Kor 13, 4-7).


Dies ist ein Lied auf das Zusammenleben der Menschen mit dem langen Atem der Liebe. Grenzüberschreitungen In Grenzüberschreitungen auf unsere Mitmenschen hin wird etwas vom Bleibenden der Liebe spürbar. Während für Paulus prophetisches Reden ein Ende hat, Zungenreden ein Ende, Erkenntnis vergeht, so hört doch die Liebe niemals auf. Für ihn ist prophetisches Reden, ist unsere Erkenntnis Stückwerk. Und es vergeht, wenn das Vollendete kommt (Verse 8-10). Paulus kennt noch eine andere Grenzüberschreitung. Die auf Gott hin. Er schreibt: "Noch blicken wir nur durch einen Spiegel - im Rätselbild - dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich durch und durch erkennen, wie auch ich selbst durch und durch erkannt bin" (Vers 12).

Das "Erkennen" ist im biblischen Sprachgebrauch, besonders im Alten Testament, kein verstandesmäßiger Vorgang. "Erkennen" ist auch das Wort für das leibliche Miteinander von Frau und Mann. So sagt Maria, sie wäre noch von keinem Mann erkannt worden. Nur in der Liebe erkenne ich den andern, nehme ihn durch und durch wahr, kann mich ganz und gar auf ihn einlassen. Aus der Sicht des Glaubens ist diese letzte Grenzüberschreitung, ins Bleibende, ins Unzerstörbare der Liebe hinein, nur in jener Liebe zu leben, in der ich von Gott erkannt bin, in der ich mich von ihm geliebt weiß. Bei Paulus mündet das Hohe Lied der Liebe ein in die Worte: "Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe" (Vers 13). Wer liebt, der stammt aus Gott. Beim Evangelisten Johannes entdecken wir eine ähnliche Spur. Er sieht in seinem ersten Brief in der Liebe zwischen Gott und uns so etwas wie eine Verwandtschaft. "Wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, der stammt von Gott und erkennt Gott" (1 Joh, 4,7). Und weiter heißt es: "Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm." (1 Joh, 4,16b). Johannes verbindet diese Aussagen mit dem Bekenntnis zu Jesus, dem Sohn Gottes. "Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott" (1 Joh, 4,14 f.). In Jesus wird Gott in uns gegenwärtig als "der Gott mit uns". In Jesus hat Gott seine abgrundtiefe Liebe zu uns wahr gemacht. Wir spüren in ihm den langen Atem der Liebe Gottes. Wenn wir uns von Gott lieben lassen, dann wird das Hohe Lied der Liebe uns einen Weg weisen, der nach den Worten des Paulus alles übersteigt.

Es ist der Weg einer vorbehaltlosen, zweckfreien Liebe.

Dank an: Felix Schlösser

Liebe Grüße zum Sonntag, Josef
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