Gottes Neue Offenbarungen
Das Buch der Wahrheit
Die Vorbereitung
Die Neue Bibel
Neue Offenbarungen
Die Bibel
Gottes Schreiber
Suche
Forum
E-Book
Bücher
Links
Worte Miteinander Teilen
Komplimente und Kritik. Freude und Schmerz.
Das Forum ist offen für deine Meinung.
Zurück zu den Beiträgen
Beitrag bearbeiten
Bild einfügen
Url eingeben
Bild hochladen
Betreff:
Jakob Lorber
: '
Das gr. Evangelium Johannes
', Bd. 6, jl.ev06.185. Kapitel
01] Es begab sich aber bald darauf, etwa nach einer Viertelstunde, daß die Führerin der Römer, die sonst eine freie Maid für unzüchtige Männer war, ob des zu vielen Weingenusses von gewaltigen Krämpfen befallen wurde und gar jämmerlich schrie, ihr Gesicht verzerrte und ihre Glieder und Muskeln gar furchtbar verzog.
02] Die Römer entsetzten sich darob sehr, weil sie eine solche Erscheinung für ein außerordentliches malum omen (schlechtes Vorzeichen) hielten. Sie sagten: »Wehe uns, die Götter sind auf uns voll Zorns geworden, weil wir einen fremden Gott aufsuchen gegangen sind! Was tun wir nun?«
03] Sagte Lazarus: »Gar nichts als dableiben! Denn diese Person kenne ich ja schon eine geraume Zeit; sie ist mit dieser Krankheit schon mehrere Jahre lang behaftet, und es ist ihr das schon oftmals begegnet, besonders wenn sie etwas zuviel Wein genossen hatte. Wir Juden nennen das Besessenheit von einem oder oft auch mehreren argen Geistern. In den früheren Zeiten, als es unter den Juden noch viele fromme Menschen gab, konnten solche argen Geister durch das Gebet eines Frommen aus dem Menschen hinausgeschafft werden; aber in dieser Zeit gibt es so etwas kaum mehr. Natürlich könnte so etwas unser großer Mann wohl augenblicklich bewirken, so Er es wollte!
04] Seht, das liegt an dieser Erscheinung und sonst gar nichts! Wie könnten eure Götter über euch erzürnt werden, da sie doch nirgends anderswo bestehen können als allein in der Phantasie der Menschen, die von einem wahren Gott nichts wissen, weil sie von Ihm nie etwas vernommen haben? Warum nicht? Das liegt im ewig großen Weisheitsplane Dessen, der die Menschen erschaffen hat.«
05] Das beruhigte die Römer, und sie konnten die Führerin, die sich in einem elenden Zustande befand, doch wieder anschauen und einiges Mitleid in sich wachrufen.
06] Der erste Römer aber trat an unseren Tisch, an dem wir ganz ruhig saßen, suchte sich gerade Mich aus und sagte: »Aber lieber Freund, ist denn gar niemand unter euch, der dieser unglücklichen Maid irgendeine Hilfe zu leisten imstande wäre? Ihr sitzet wahrlich so teilnahmslos da, während diese Arme mit dem Tode ringt! Ich möchte ihr gewiß gerne helfen, so ich ein Mittel für ein solches Übel kennen würde; aber wir Römer sind eben in der Heilkunde besonders solcher Übel noch überaus schlecht bestellt.«
07] Sagte Ich: »Du hast dich an Mich gewandt, ohne zu wissen, wer Ich bin; aber dein halbes Vertrauen, daß an unserem Tische jemand der Besessenen helfen könnte, hat dich zu Mir geführt. Und Ich sage es dir, daß dich dein Geist schon an den rechten Mann gewiesen hat, der ihr auch helfen wird zu ihrem leiblichen Wohle und zum Wohle ihrer Seele. Gebet denn wohl acht, mit welchen Mitteln Ich dieser Maid für immerdar helfen werde!«
08] Hierauf erhob Ich Mich von Meinem Stuhle, ging hin zur schon ganz erstarrt daliegenden Maid, streckte Meine Hände über sie aus und bedrohte die sieben argen Geister in ihr.
09] Die Geister aber schrien laut aus ihrem Bauche: »O Jesus, Du Sohn Davids, laß uns nur noch eine kurze Zeit in dieser unserer Wohnung!«
10] Ich aber bedrohte sie noch einmal, und sie verließen die Maid im selben Augenblick.
11] Und die Maid erhob sich und war so heiter, frisch und gesund, als ob ihr nie etwas gefehlt hätte. Als sie aber Mich an ihrer Seite ersah und man ihr gesagt hatte, daß Ich ihr geholfen habe, da sah sie Mich fest an und sagte: »Ach, das ist doch sicher jener herrliche Mann, für den mein Herz schon seit einem Jahre stets lebendiger schlug! Und gerade der, den ich gar unendlich liebte und noch liebe, seit ich ihn nur einmal im Vorübergehen gesehen habe, kam mir nun zu Hilfe! O Freund, hättest du mich nur lieber sterben lassen, als daß ich dich zur größten Qual meines Herzens wiedersehen muß, ohne je eine Hoffnung zu haben, auch von dir geliebt zu werden! Denn du bist ein reiner Mensch, und ich bin eine verworfene Hure!«
12] Hierauf fiel sie zu Meinen Füßen nieder, umklammerte sie kniend und benetzte sie mit Tränen der Liebe und Reue.
13] Da traten einige Jünger hinzu und wollten sie von Meinen Füßen hinwegziehen, und bemerkten ihr, daß sich so etwas hier nicht schicke.
14] Ich aber sagte zu den Jüngern: »Was geht euch denn das an?! Bin denn nicht Ich der Herr über Mich und nun auch über sie? Wenn es Mir zuviel sein wird, da werde schon Ich ihr sagen, was sich da schickt oder auch nicht schickt! Ich sage euch: Diese Maid hat viel gesündigt, - aber sie liebt Mich auch mehr denn ihr alle zusammen; darum wird ihr auch vieles vergeben werden. Und noch sage Ich euch, daß allenthalben, wo Mein Evangelium gepredigt wird, auch dieses Vorfalles und dieser Maid Erwähnung gemacht wird.«
15] Da zogen sich die Jünger zurück und gaben sich zufrieden.
16] Ich aber sagte darauf zur Maid: »Stehe nun auf; denn es ist dir geholfen, und deine Sünden alle sind dir vergeben! Aber gehe nun hin und sündige nicht mehr, auf daß dir darob nicht noch etwas Ärgeres widerfahre! Denn wenn der böse Geist einen Menschen verläßt, so durchzieht er dürre Steppen und Wüsten und sucht, ob er eine Wohnung fände, und so er nichts findet, da kehrt er wieder zurück. Da findet er seine alte Wohnung sauber gefegt und gereinigt, daß er darob eine große Lust faßt, wieder einzuziehen. Wenn er aber sieht, daß er allein zu schwach ist, da nimmt er noch sieben andere Geister, die noch ärger sind denn er, und diese alle ziehen dann mit Gewalt in die gereinigte Wohnung ein, und dieser zweite Zustand des Menschen ist dann ein um vieles ärgerer, als da war der erste. Darum habe wohl acht, daß dir nicht ein Gleiches widerfahre! Stehe darum auf, gehe hin und sündige ja nicht mehr!«
17] Hier erhob sich die Maid und wußte sich vor lauter Liebe und Dank gegen Mich kaum zu helfen. Nach einer Weile bat sie Mich, ob sie doch diese Nacht hier in der Herberge verbleiben dürfte, da es schon spät in der Nacht geworden sei.
18] Und Ich sagte zu ihr: »Ich redete nicht mit deinem Leibe, sondern mit deiner Seele und mit ihren mannigfachen weltlichen Begierden; mit deinem Leibe kannst du bleiben, wo du willst!«
19] Damit war die Maid zufrieden und setzte sich wieder zu Tische, - aber ihre Augen wandte sie keinen Augenblick von Mir ab.
jl.ev06.186. Kapitel 01] Aber jetzt fing auch der Römer an, Mich genauer zu betrachten, und sagte zu Mir: »Freund, vergib es mir, daß ich dich nach meinem Herzensdrange auch mit einer bedeutenden Frage belästige! Meine früheren Erkundigungen über den großen Mann dieses Landes werden dir nicht entgangen sein. Du hast nun an dieser Maid eine Wunderheilung vollbracht, wie ich etwas Ähnliches noch nie erlebt habe. Du heiltest sie bloß durch die Macht deines Willens. Wie, wenn am Ende gar du der große Mann, der wahrste Gottmensch wärest, von dem die Kunde gar nach Rom gekommen ist?! Und solltest du es dennoch nicht sein, so wirst du sicher um ihn wissen. Ist daß der Fall, dann führe uns zu ihm hin, und was ich an Schätzen mit mir habe, soll dein sein!«
02] Darauf sagte Ich: »Weil du darum gar von Rom die weite Reise mit diesen deinen Gefährten hierher gemacht hast, so sage Ich es dir, daß du schon am rechten Orte und an rechter Stelle dich befindest; denn Ich bin eben Der, den du gesucht hast. Was ist nun dein Anliegen? Warum suchtest du Mich mit so großen Opfern?«
03] Sagte der Römer, ganz entzückt über dieses Mein Bekenntnis: »O Freund, wenn du das bist, dann habe ich mit allen diesen meinen Gefährten mein Heil gefunden; denn ich will für mich selbst erfahren Deine Lehren und sehen Deine große Macht und Herrlichkeit. Aber erst morgen werden wir Dich weiter belästigen; diese Nacht aber wollen wir wie alte, gute Freunde zubringen.
04] Vor allem aber nun meinen Dank für die Heilung dieser wahrlich lieben Maid. Und ihr beiden Wirte aber bringet nun noch mehr Wein; denn wir haben nun unser höchstes Heil gefunden, und morgen sollen alle Armen dieser Stadt auf unsere Kosten gesättigt werden! Fiat!«
05] Lazarus und der Wirt gingen und brachten noch Wein in gerechter Menge, und er ward in die Trinkbecher eingeschenkt.
06] Darauf ergriff der Römer den vollen Becher und sagte: »Heil uns, und Ehre, Liebe und Dank Dir, großer Meister! Erkennen Dich auch die finsterdummen Juden nicht, so werden Dich schon die Römer um so besser und tiefer erkennen!«
07] Hier trank er den Becher ganz aus und lobte darauf den Wein. Darauf taten die andern alle desgleichen. Nur die Maid trank nicht, da sie sich fürchtete, wieder ihren Zustand zu bekommen.
08] Aber der Römer sagte zu ihr: »Höre, du holde Maid! Wir Römer haben einen alten Spruch, und der heißt: "In Gegenwart des Arztes schadet nichts!" Wir aber haben hier einen Arzt aller Ärzte, und so kannst du schon auch Ihm zur Ehre einen Becher leeren!«
09] Da sagte die Maid: »So ich wüßte, daß ich Ihm dadurch eine rechte Ehre erweisen könnte, wenn ich den Wein austrinke, so möchte ich alle Schläuche von ganz Palästina austrinken und dann sterben für Ihn; aber ich weiß es, daß ich durch das Trinken des Weines Seine Ehre nicht im geringsten erhöhe. Da Er von allen Mächten der Himmel und der Natur dieser Erde im höchsten Grade geehrt wird, so ist neben solcher höchsten Ehre meine Ehre soviel wie nichts, und so trinke ich nun darum auch den Wein nicht; aber aus Liebe zu Ihm und auch zu euch, ihr lieben Männer aus Rom, trinke ich dennoch den Wein! Und so gelte denn dieser Becher voll Wein soviel als: Mein Herz Ihm allein, und meine Achtung euch allen!«
10] Auf diesen guten Spruch trank sie den Becher aus, stand auf von ihrem Sitze, begab sich zu Mir hin und sagte: »O großer Meister, lasse einer unwürdigsten Maid, anzurühren und zu küssen Deines Kleides Saum, auf daß das meinem Herzen eine Linderung verschaffe!«
11] Hierauf kniete sie nieder, erfaßte den Saum Meines Gewandes und küßte ihn viele Male, benetzte ihn mit ihren Tränen und konnte sich gar nicht trennen von dem Saume des Kleides.
12] Da murrten einige Jünger und sagten: »Aber Herr, schaffe sie doch von Dir; denn sie beschmutzt Dir ja Dein gutes Kleid!«
13] Sagte Ich: »Was kümmert euch denn das! Wenn es Mir also recht ist, warum denn euch nicht?! Sie war eine Sünderin, ist nun eine rechte Büßerin und ist Mir nun eben darum lieber denn viele Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.
14] Sehet, da war einmal ein Mensch, der hundert Schafe hatte! Und es ereignete sich, daß sich auf der großen Weide ein Schaf im Gebüsch verlief. Als er aber am Abend seine Schafe zählte, da merkte er wohl, daß ihm ein Schaf in Verlust geraten war. Er besann sich gar nicht lange, ließ die neunundneunzig Schafe stehen und ging eilig hin, zu suchen das verlorene. Und als er es nach längerem, eifrigem Suchen fand, da legte er es aus großer Freude auf seine Achsel und trug es heim. Als es wieder unter den andern neunundneunzig war, da hatte er mehr Freude über das glücklich wiedergefundene denn über die neunundneunzig, die niemals verloren waren.
15] Und sehet, also wird auch im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der wahrhaft Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nie bedurft haben!
16] Also war denn auch ein Weib, das von ihrem Gelde einen Groschen verloren hatte. Es trug ein großes Leid um den verlorenen Groschen, zündete alsobald ein Licht an und suchte den Groschen so lange, bis es ihn wiedergefunden hatte. Als es aber den Groschen wiedergefunden hatte, da lud es seine Nachbarn zu sich und gab ein Mahl, auf daß auch diese seine große Freude teilen mußten.
17] Sehet, so wird es auch im Himmel der Fall sein über einen Sünder, der sich durch eine rechte Buße hat wiederfinden lassen! Denn die Engel Gottes schauen allzeit Sein Angesicht, beobachten wohl der Menschen Tun und Treiben und haben eine übergroße Freude an einem Menschen, der frei von der Sünde absteht und sich mit allem seinem Tun und Lassen zu Gott wendet.
18] Und so habe denn nun auch Ich eine rechte Freude an dieser Sünderin, die sich nun für immer von ihren Sünden entfernt hat; und sie hat auch eine Freude, daß sie ihr rechtes und wahres Heil gefunden hat. Darum lasset ihr ihre Freude!«
19] Darauf sagten die etwas eifersüchtigen Jünger nichts mehr, tranken dann ihre Becher aus und ließen sich dieselben auch gleich wieder anfüllen.
l.ev06.187. Kapitel 01] Ich aber sagte zu ihnen: »Meine lieben Freunde und Brüder, es ist der Wein, im rechten Maße genossen, eine rechte Stärkung und macht des Leibes Glieder kräftig und gesund; aber so er zu übermäßig getrunken wird, dann erweckt er die bösen Geister des Fleisches und betäubt die Sinne. Die bösen Geister aber erwecken dann des Fleisches Lust, die da heißt Unkeuschheit und Unzucht, durch die dann die ganze Seele auf langehin unrein, darauf auch unmutig, zänkisch, träge und oft nahe wie völlig tot wird. Darum beachtet auch im Trinken des Weines ein gerechtes Maß, und ihr werdet Ruhe haben in eurem Fleische!«
02] Sagte Petrus: »Herr, sind denn auch wir besessen, da Du von den bösen Geistern in unserem Fleische nun geredet hast?«
03] Sagte Ich: »Allerdings; denn das Fleisch und das Blut eines jeden Menschen sind voll natürlicher böser Geister, die darum böse genannt werden können, weil sie im Gerichte stehen; und stünden sie nicht im Gerichte, so wären sie nicht euer Fleisch und Blut. Wenn aber der Leib von euch genommen wird, so wird er auch alsbald darauf aufgelöst werden, und seine Geister werden dann schon einer freieren Bestimmung zugeführt werden.
04] Aber nicht nur in eurem Fleische, sondern auch in allen Elementen sind solche Geister, die man noch lange nicht gut wird nennen können. Allein für den, der schon durch Mich rein geworden ist, ist dann alles rein und gut durch die Bestimmung, die es von Gott aus in sich birgt.
05] Sehet, ein Stein, der ganz tot da am Boden liegt, ist eigentlich nur scheintot! Beleidiget ihn nur durch ein gewaltiges Schlagen und Reiben, und er wird euch durch Funkensprühen schon kundtun, daß er pur aus gerichteten Geistern besteht! Und leget ihr ihn in eine große Glut, so wird er weich werden und zu fließen anfangen. Und wäre das nicht, wovon würden die Menschen sonst wohl ihr teures Glas bereiten?
06] Also, der bösen und ungegorenen Naturgeister gibt es allenthalben, wie es Körper, Wasser und Luft gibt, und das irdische Feuer ist nichts anderes als eine Erlösung der schon reifer gewordenen Geister, die darauf schon wieder einer höheren Bestimmung zugeführt werden.
07] Aber es ist dennoch ein großer Unterschied zwischen jenen bösen Geistern, von denen oft Menschen besessen werden, und den ungegorenen Naturgeistern, aus denen die ganze Erde in allen ihren Teilen und Elementen besteht; aber diese Verwandtschaft und gegenseitige Beziehung haben sie doch, daß ein Mensch, der seines Leibes Naturgeister nicht irgend zu sehr erweckt, auch nicht leichtlich dem Leibe nach von den wirklichen bösen Menschenseelengeistern besessen wird.
08] Eben darum aber warne Ich euch denn auch vor aller Leidenschaftlichkeit, denn sie ist in sich eine Folge der Wachrufung der verschiedenartigen Fleisch- und Blutgeister. Sind diese einmal zu wach, so gesellen sich dann auch bald die sich sehr häufig noch in dieser unteren Erdregion aufhaltenden noch unreinen Seelen verstorbener Menschen zu ihnen; und geschieht das, dann ist ein solcher Mensch im vollsten Ernste besessen. - Verstehet ihr das?«
09] Sagten die Jünger: »Ja, Herr; denn solche Dinge hast Du uns ja schon zu öfteren Malen erklärt, aber doch niemals so unverhohlen klar wie eben jetzt, und wir müssen Dir darum sehr danken und werden in dieser Nacht auch keinen Wein mehr trinken.«
10] Sagte Ich: »Tuet das, so wird es euch wohltun am Morgen; denn ein nüchterner Leib bewahrt eine gesunde Seele, und eine gesunde Seele ist der beste Arzt für einen kranken Leib!«
jl.ev06.188. Kapitel 01] Sagte der Römer: »Höre, Du großer Meister, so ich auch kein Wunderwerk sähe, sondern allein anhörete Deine Rede, da wüßte ich dennoch, daß in Dir sehr viel von irgendeinem wahrhaft göttlichen Geiste wohnen muß! Ohne seinen Einfluß kann kein Mensch so weise reden, und es hat bei Dir unser alter Wahlspruch: Sine afflatu divino non existit vir magnus! (Ohne göttlichen Anhauch gibt es keinen großen Mann!) seine volle Geltung; denn Du bist von dem höchsten Gott sicher am meisten angehaucht worden! Bei solch einer außerordentlichen Weisheit ist es wohl begreiflich, daß auch der Wille ungewöhnlich mächtig sein muß, da er nur zu klar weiß, was er will, und welches Mittel zur Effektuierung tauglich und notwendig ist. Ein dummer Mensch wird in seinem ganzen Leben nichts irgend Großes und Wundersames effektuieren, wohl aber der, welcher sich sowohl des zu effektuierenden Werkes wie der dazu erforderlichen Mittel völligst klar bewußt ist.
02] Wer im Worte weise ist, der wird es auch in seinen Werken sein; wer aber im Worte verlegen und sogar dumm ist, dessen Werke werden die Menschen sicher niemals bewundern. Wenn es manchmal aber auch einer blinden Henne gelingt, ein Gerstenkorn mit ihrem Schnabel zu treffen, so ist sie aber darum niemals ein Sinnbild der Weisheit gleich der Nachteule, die auch zur Nachtzeit wohl sieht, wo sich ihre zu machende Beute befindet.
03] Jene Menschen, die die bekannten Bauweltwunder erbaut haben, haben zuvor sicher einen Bauplan entworfen, in dem alles schon zum voraus genau bestimmt war, wie das große Baukunstwerk aussehen, und wie es beschaffen sein solle. Der Baumeister eines solchen Wunderbaues, der nun schon - wie die Pyramiden Ägyptens - etlichen Jahrtausenden getrotzt hat und wahrscheinlich auch hinfort noch Jahrtausenden trotzen wird, war sicher keine blinde Henne, sondern eine auch zur Nachtzeit klarsehende Nachteule, ansonst es ihm wohl unmöglich gewesen wäre, ein solches Bauwunder zu effektuieren. Und so bin ich der Meinung, daß nur die überwiegend große Weisheit eines von einem mächtigen Gott angehauchten Menschen allein imstande ist, Wunderbares vor den Augen der anderen schwachen Menschen darum zu bewerkstelligen, weil sie zuerst die Meisterin und Kräftigerin ihres Willens und die alleinige Auffinderin der tauglichsten Mittel ist, durch die sie das, was sie will, auch allzeit ins Werk setzt und mit dem Werke auch unabweisbar und ungehindert den vorgesteckten Zweck erreicht.
04] Du, großer und weisester Meister, hast für mich darum gar nicht mehr nötig, durch irgendwelche Wunderzeichen den Beweis zu liefern, daß Dir alles werden muß, was Du in Deiner großen Weisheit nur immer willst; denn mir ist Deine unbegreiflich große Weisheit und die große Entschiedenheit Deines Wortes der sicherste und ungezweifeltste Bürge dafür. - Habe ich als ein Römer recht oder nicht?«
05] Sagte Ich: »Da sehet Mir diesen Heiden an gegenüber den Juden, die da sagen, daß Gott ihr Vater sei! Diesen genügen all die großen Zeichen nicht, die Ich vor ihren Augen und Ohren schon so oft und so vielfach gewirkt habe, und dieser Heide erkennt Mich aus dem Worte! Darum sage Ich es euch Juden da unten in der großen Stadt: Es wird das Licht der Himmel euch genommen und den Heiden gegeben werden!
06] Dir aber, Mein lieber Agrikola, werde Ich dennoch ein Zeichen eben darum wirken und geben, weil du Mir auch ohne Zeichen glaubst; denn die Heilung dieser Mir Selbst nun recht lieb gewordenen Maid ist für Denker deiner Art zu gering, da einige aus deiner Gesellschaft sich denn doch heimlich also gedacht haben: "Siehe, der Mensch ist klug! Er wartete mit der Heilung gerade so lange, bis er wohl gewahrte, daß es der Maid von selbst besser würde! Als der einem Arzte sicher wohl erkennbare Selbstbesserungsmoment eintrat, da erst rief er sie, und sie erwachte, wie sie auch ohne den Ruf sicher erwacht wäre!" Siehe, so dachten geheim deine auch recht tief denkenden Gefährten und teilweise auch du selbst!
07] Allein Ich mache damit niemandem einen Vorwurf, da Mir ein freier Denker stets lieber ist als tausend leichtgläubige Seelen, denen es einerlei ist, ob man ihnen ein Alpha oder ein Omega vormacht. Denn wer nicht denkt, der lernt und begreift auch nichts, und ihm ist Gold und Blei am Ende ein und dasselbe; aber der Denker kauft niemals eine Katze im Sack. Darum sagtest du auch nach der Heilung dieser lieben Maid bei dir selbst: "Das Zeichen wäre ihm vor unseren Augen wohl gelungen, - aber ich muß ihn erst reden hören, dann erst wird sich's zeigen, ob er im Ernste aus seiner Weisheit die Fähigkeit besitzt, solche Zeichen bloß durch seinen Willen zu effektuieren!" Als du Mich aber reden hörtest, da wich bei dir der Zweifel; denn Meine Worte wurden dir und auch deinen Gefährten ein Bürge für die volle Wahrheit des Zeichens und für den eigentlichen Zweck Meines Daseins.
08] Weil ihr, du samt deinen Gefährten, aber nur dem Worte und nicht dem Zeichen geglaubt habt, so will Ich denn nun vor euren Augen auch ein großes Zeichen wirken.
09] Sehet, wo Ich bin, da bin Ich wahrlich nicht allein, sondern da dienen Mir zahllose Scharen der mächtigen, lichten Engelsgeister aller Himmel! So ein Kaiser oder ein König eines großen Regierungsgeschäftes wegen irgendwohin reist, so reist er wahrlich nicht allein, sondern es reist nach seinem Willen noch ein gar starkes und zahlreiches Gefolge mit ihm. Und sehet, also ist es denn auch um so mehr bei Mir der Fall, da auch Ich eines gar großen und neuen Welten- und Geisterregierungsgeschäftes halber als der alleinige Herr der ganzen Unendlichkeit von ewig her nun in der Weltenzeit eben auf diese Erde im Fleische dieser Menschen eine gar endlos wichtige Reise unternommen habe, ohne welche Reise kein Mensch dieser Erde ein wahres, ewiges Leben je erreichen könnte!
10] Und weil Ich denn sonach auch als ein größter Monarch (diese Reise) auf die Erde aus gar sehr wichtigen Lebensgründen unternommen habe, so könnet ihr es euch wohl selbst vorstellen, daß nun auch gar viele Legionen Meiner dienstbaren Engel die Reise mit Mir machten und auch stets um Mich sind, auf Meine Winke horchen und Meine Befehle auf allen Sternen ausrichten.
11] Mit den fleischlichen Augen allein könnet ihr sie zwar jetzt noch nicht sehen und wahrnehmen; so Ich euch aber nun auf eine Zeit hin eure innere Sehe auftun werde, dann werdet ihr sie wohl sehen und hören und werdet sogar mit ihnen reden und von ihnen dies und jenes begehren können. Aber vorerst muß Ich an euren freien Willen die gar gewichtige Frage richten, ob ihr solche Meine Begleiter auch im Ernste zu sehen und auch zu sprechen wünschet; denn Zwang findet bei Mir niemals statt!«
12] Da stutzten die Römer einige Augenblicke; denn diese Meine Erklärung war ihnen denn doch ein wenig zu bunt.
13] Aber Agrikola sagte zu den andern: »Wisset ihr was? Wir lassen uns diese Geschichte denn doch zeigen und wollen sehen, was daran ist! Mir sind von Ihm nun wieder einige Dinge sehr aufgefallen! Wer sagte es Ihm, wie ich heiße?! Denn ich habe aus einer gewissen Vorsicht hier noch keinem Menschen meinen Namen anvertraut. Wie kann Er darum wissen?! Aber noch mehr! Wer wohl konnte Ihm unsere Gedanken verraten?! Und seht, doch wußte Er um jede Kleinigkeit! Ah, wisset, das ist wahrlich keine Kleinigkeit mehr! Nun sagte Er uns das, daß Er nicht allein hier ist, sondern zahllose Scharen der Machtgeister mit Ihm! Freunde, wenn das, so ist Er offenbarst ein ganz vollkommener Gott optima forma (in bester Form), und wir alle haben das noch nie dagewesene Glück, den wahren Jupiter leibhaftig zu sehen! Wir stimmen also alle ein, das zu schauen und zu hören, was Er uns vorhin angetragen hat, daß Er es uns zeigen werde, so wir das sehen und hören wollen. Nun, wir wollen aber das, und so ersuchen wir Ihn, daß Er uns Seine mächtigen Reisegefährten zeigen möchte, wenn Ihm solches möglich ist!«
14] Alle, selbst Meine früheren Jünger, waren damit vollkommen einverstanden, daß sie solches sehen möchten.
15] Und Agrikola kam zu Mir und sagte: »Großer Meister, so Dir das möglich ist, dann zeige uns Deine zahllosen und allermächtigsten geheimen und unsichtbaren Begleiter, und wir wollen sehen, was das denn doch für Wesen sind. Wir alle bitten Dich darum, daß Du uns das zeigen wollest, was zu zeigen Du uns ehedem verheißen hast!«
16] Sagte Ich: »Das soll auch sogleich geschehen! Aber fasset euch zuvor ordentlich; denn was ihr nun schauen werdet, das wird, wenn auch durch Meinen Willen gemildert, euch sehr ergreifen, obwohl ihr tapfere Römer seid!«
17] Sagte der Römer: »Meister, unser Wahlspruch ist: Si totus illabatur orbis, impavidum ferient ruinae! (Wenn auch der ganze Erdkreis in Trümmern ginge, so werden den Unerschrockenen die Trümmer tragen!) Meister, wer keine Furcht vor dem Tode hat, der fürchtet auch die guten Geister nicht und noch weniger die bösen, deren Macht eben nicht gar zu groß sein dürfte! Wir sind schon auf alles noch so Außerordentliche völlig gefaßt, und Du kannst Dein Zeichen schon zu wirken anfangen. Wir sind alle sehr begierig darauf!«
18] Sagte Ich: »So erhebet euch von euren Sitzen und gehet mit Mir hinaus ins Freie! Alldort sollet ihr auf eine Stunde schauen die Herrlichkeit Gottes des Vaters, der Mich, das heißt in diesem Leibe, in diese Welt gesandt hat des Heiles der Menschen wegen.«
19] Als Ich solches ausgeredet hatte, da erhoben sich alle von ihren Sitzen und gingen mit Mir hinaus ins Freie.
Passwort:
Sicherheitsprüfnummer:
Trage die Sicherheitsprüfnummer bitte ein: