Gottes Neue Offenbarungen

Die Klagelieder Jeremias

Schlachter Bibel :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 2 -

Gottes Zorn über Jerusalem

1
In was für eine Dunkelheit hat doch der Herr in seinem Zorn die Tochter Zion versetzt! Er hat die Zierde Israels vom Himmel zur Erde geschleudert und des Schemels seiner Füße nicht gedacht am Tage seines Zorns.
2
Der Herr hat alle Wohnungen Jakobs vertilgt und ihrer nicht geschont; er hat in seinem Grimm die Festungen der Tochter Juda niedergerissen und zu Boden geworfen; er hat ihr Königreich samt ihren Fürsten entweiht.
3
In seinem grimmigen Zorn hieb er jedes Horn von Israel ab, zog vor dem Feinde seine Hand zurück und zündete Jakob wie mit einer Feuerflamme an, welche ringsum alles verzehrt.
4
Er spannte seinen Bogen wie ein Feind, stellte sich mit seiner Rechten wie ein Widersacher und machte alles nieder, was im Zelte der Tochter Zion lieblich anzusehen war; er goß seinen Grimm wie Feuer aus.
5
Der Herr ist geworden wie ein Feind; er hat Israel vertilgt, alle seine Paläste vernichtet; er hat seine Festungen zerstört und hat der Tochter Juda viel Klage und Wehklage verursacht.
6
Er hat sein Gehege verwüstet wie einen Garten, sein Versammlungshaus zerstört; der HERR hat die Festtage und Sabbate zu Zion in Vergessenheit gebracht und in seinem grimmigen Zorn König und Priester verworfen.
7
Der Herr hat seinen Altar verabscheut, sein Heiligtum verflucht; er hat die Mauern ihrer Paläste der Hand des Feindes preisgegeben; sie haben im Hause des HERRN ihre Stimme erschallen lassen wie an einem Festtag.
8
Der HERR hatte sich vorgenommen, die Mauern der Tochter Zion zu zerstören; er spannte die Meßschnur aus, zog seine Hand nicht zurück, bis daß er sie vertilgte; Wall und Mauer versetzte er in Trauer; sie stehen allzumal kläglich da.
9
Ihre Tore sind in den Erdboden versunken, ihre Riegel hat er verderbt und zerbrochen; ihr König und ihre Fürsten sind unter den Heiden; es ist kein Gesetz mehr da, auch bekommen ihre Propheten keine Offenbarung mehr vom HERRN.
10
Die Ältesten der Tochter Zion sitzen schweigend auf der Erde; sie haben Staub auf ihr Haupt gestreut und sich mit dem Sack umgürtet; die Jungfrauen von Jerusalem senken ihr Haupt zur Erde.
11
Meine Augen sind ausgeweint, mein Inneres kocht; mein Herz schmilzt in mir wegen des Zusammenbruches der Tochter meines Volkes, weil die jungen Kinder und Säuglinge auf den Gassen verschmachtet sind!
12
Sie sprachen zu ihren Müttern: »Wo ist Brot und Wein?« als sie wie Todwunde auf den Straßen der Stadt verschmachteten, als sie in dem Schoß ihrer Mütter den Geist aufgaben.
13
Wie soll ich dir zusprechen, du Tochter Jerusalem? Wem soll ich dich vergleichen? Womit soll ich dich beruhigen und trösten, du Jungfrau, Tochter Zion? Denn dein Schaden ist so groß wie das Meer! Wer kann dich heilen?
14
Deine Propheten haben dir erlogenes und fades Zeug gepredigt und haben deine Missetat nicht aufgedeckt, um dadurch deine Gefangenschaft abzuwenden, sondern sie haben dir betrügerische und verführerische Orakel gegeben.
15
Alle, die des Weges vorübergehen, schlagen die Hände über dir zusammen, zischen und schütteln den Kopf über die Tochter Jerusalem: »Ist das die Stadt, von der man sagte, sie sei die allerschönste, die Wonne der ganzen Erde
16
Alle deine Feinde sperren ihr Maul gegen dich auf, zischen und knirschen mit den Zähnen und sagen: »Jetzt haben wir sie vertilgt! Das ist der Tag, auf den wir hofften, wir haben ihn erlebt und gesehen
17
Der HERR hat vollbracht, was er sich vorgenommen; er hat seine Drohung ausgeführt, die er von alters her hat verkündigen lassen; er hat schonungslos zerstört; er hat den Feind über dich frohlocken lassen und das Horn deiner Widersacher erhöht.
18
Ihr Herz schreie zum Herrn! Du Mauer der Tochter Zion, laß Tag und Nacht Tränenströme fließen, gönne dir keine Ruhe, dein Augapfel raste nicht!
19
Stehe auf und klage des Nachts, beim Beginn der Wachen! Schütte dein Herz wie Wasser aus vor dem Angesicht des Herrn! Hebe deine Hände zu ihm empor für die Seele deiner Kindlein, die an allen Straßenecken vor Hunger verschmachten!
20
HERR, schaue her und siehe: Wem hast du also getan? Sollten denn Frauen ihre eigene Leibesfrucht essen, die Kindlein ihrer Pflege? Sollten wirklich Priester und Propheten im Heiligtum des Herrn erschlagen werden?
21
Junge und Alte liegen draußen auf der Erde; meine Jungfrauen und meine Jünglinge sind durch das Schwert gefallen; du hast sie am Tage deines grimmigen Zornes erwürgt, du hast sie schonungslos niedergemacht!
22
Wie zu einem Festtage hast du alles, was ich fürchtete, von allen Seiten zusammengerufen, und es ist am Tage des Zornes des HERRN niemand entronnen noch übriggeblieben; was ich gepflegt und großgezogen hatte, das vertilgte mein Feind!

Gottes Zorn über Jerusalem

1
[Aleph.] Wie hat der Herr in seinem Grimme die Tochter Sion mit Finsternis umhüllt! Vom Himmel warf er zur Erde nieder die Zier Israels und gedachte des Schemels seiner Füße nicht am Tage seines Zornes.
2
[Beth.] Ohne Schonung hat der Herr Verderben bereitet aller Anmut Jakobs; er brach in seinem Grimme die Festen der Jungfrau Juda und warf sie zu Boden, entweihte das Reih und dessen Fürsten.
3
[Ghimel.] Zerschlagen hat er in seinem grimmigen Zorne jedes Horn Israels, zurückgezogen seine Rechte vor dem Angesichte des Feindes und ein Feuer in Jakob entzündet, dessen Flamme ringsum frißt.
4
[Daleth.] Er spannte seinen Bogen wie ein Feind und machte seine Rechte stark wie ein Gegner, tötete alles, was der Augen Weide war in dem Gezelte der Tochter Sion, goss gleich Feuer seinen Grimm aus.
5
[He.] Der Herr ist dem Feinde gleich geworden, hat Israel gestürzt, gestürzt alle seine Mauern, zerstört seine Burgen und die Tochter Juda, Mann und Weib, mit Erniedrigung erfüllt.
6
[Vau.] Und wie einen Garten hat er sein Gezelt wüste gemacht, seine Wohnung verheert, der Vergessenheit hat der Herr in Sion Fest und Sabbat anheimgegeben, der Schmach und seinem grimmigen Zorne hat er König und Priester preisgegeben.
7
[Zain.] Verworfen hat der Herr seinen Altar, verflucht sein Heiligtum, in Feindes Hand die Mauern seiner Türme überliefert; lautes Geschrei erscholl im Hause des Herrn, als wäre es ein Festtag.
8
[Heth.] Der Herr hat beschlossen, die Mauer der Tochter Sion zu zerstören; er spannte seine Meßschnur und zog seine Hand nicht ab vom Vertilgen, in Trauer ist das Vorwerk versetzt und die Mauer ist zumal eingestürzt.
9
[Teth.] In den Boden gesunken sind ihre Tore, verdorben und zerbrochen hat er ihre Riegel, ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern, nicht ist das Gesetz mehr da und ihre Propheten erlangen kein Gesicht mehr von dem Herrn.
10
[Jod.] Es sitzen am Boden schweigend die Ältesten der Tochter Sion, sie haben Asche auf ihre Häupter gestreut, sich mit Trauergewändern umgürtet, zur Erde senken ihr Haupt die Jungfrauen Jerusalems.
11
[Kaph.] Dahin schwinden meine Augen vor Tränen, mein Inneres ist erschüttert, meine Leber ergießt sich auf die Erde über die Vernichtung der Tochter meines Volkes, da Kind und Säugling verschmachtet in den Straßen der Stadt.
12
[Lamed.] Zu ihren Müttern sprachen sie: Wo ist Brot und Wein? Da sie verschmachteten, tödlich Verwundeten gleich, in den Straßen der Stadt, ihr Leben aushauchend in ihrer Mütter Schoß.
13
[Mem.] Womit soll ich dich vergleichen? Oder was soll ich dir ähnlich finden, Tochter Jerusalem? Was soll ich dir gleichstellen, dass ich dich tröste, Jungfrau, Tochter Sion? Denn groß wie das Meer ist dein Elend, wer kann dich heilen?
14
[Nun.] Deine Propheten erschauten dir Trug und Torheit und deckten deine Verschuldung nicht auf, um dich zur Buße zu bewegen, sondern erschauten dir Sprüche des Truges und der Verstoßung.
15
[Samech.] Es schlagen über dir die Hände zusammen alle, die des Weges vorüberziehen, sie zischen und schütteln ihr Haupt über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, sprechen sie, der Schönheit Vollkommenheit, die Wonne der ganzen Erde?
16
[Phe.] Es reißen über dich ihren Mund auf alle deine Feinde, sie zischen und knirschen mit den Zähnen und sprechen: Lasset uns verschlingen! sehet, dies ist der Tag, auf den wir gewartet, wir haben ihn erlebt, wir haben ihn geschaut.
17
[Ain.] So hat der Herr ausgeführt, was er beschlossen, er hat sein Wort erfüllt, das er von den Tagen der Vorzeit her entboten; er hat zerstört ohne Schonung, hat den Feind über dich frohlocken lassen und das Horn deiner Bedränger erhöht.
18
[Sade.] Ihr Herz ruft zum Herrn ob der Mauern der Tochter Sion: Lass einem Strome gleich Tränen fließen Tag und Nacht, gönne dir nicht Ruhe und dein Augapfel raste nicht!
19
[Koph.] Auf, rufe laut durch die Nacht beim Anfange der Nachtwachen, schütte wie Wasser dein Herz vor dem Antlitze des Herrn aus, hebe zu ihm deine Hände empor für das Leben deiner Kindlein, die vor Hunger verschmachten an den Ecken der Straßen!
20
[Resch.] Siehe, o Herr! und schaue, an wem du also Weinlese gehalten! Sollen denn die Weiber ihre Leibesfrucht essen, Kindlein eine Spanne lang? Soll im Heiligtume des Herrn gemordet werden Priester und Prophet?
21
[Sin.] Es liegen zu Boden in den Straßen Knabe und Greis, meine Jungfrauen und meine Jünglinge sind durch das Schwert gefallen, du hast gewürgt am Tage deines Grimmes, hast erschlagen ohne Erbarmen!
22
[Thau.] Du beriefst, wie zu einem Festtage, die, welche mich schrecken sollten ringsum und niemand war am Tage des Grimmes des Herrn, der entrann und übrigblieb; die ich gepflegt und großgezogen, mein Feind hat sie vernichtet.