Gottes Neue Offenbarungen

Das erste Buch Mose: Genesis

Menge-Bibel :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 24 -

Eine Braut für Isaak

1
Als nun Abraham alt und hochbetagt geworden war und der HERR ihn in allem gesegnet hatte,
2
sagte Abraham zu dem ältesten Knechte seines Hauses, der seinen gesamten Besitz zu verwalten hatte: »Lege deine Hand unter meine Hüfte:
3
ich will dir beim HERRN, dem Gott des Himmels und dem Gott der Erde, einen Eid abnehmen, daß du für meinen Sohn keine Frau aus den Töchtern der Kanaanäer nehmen willst, unter denen ich hier wohne;
4
nein, du sollst in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft gehen und dort um eine Frau für meinen Sohn Isaak werben!«
5
Da antwortete ihm der Knecht: »Vielleicht wird das Weib mir in dieses Land nicht folgen wollen; soll ich alsdann deinen Sohn wieder in das Land zurückführen, aus dem du ausgewandert bist?«
6
Abraham antwortete ihm: »Hüte dich wohl, meinen Sohn dorthin zurückzuführen!
7
Der HERR, der Gott des Himmels, der mich aus meines Vaters Hause und aus meinem Heimatlande weggeführt und der mir zugesagt und mir zugeschworen hat: ›Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben‹ – der wird seinen Engel vor dir her senden, so daß du von dort eine Frau für meinen Sohn gewinnst.
8
Wenn das Weib dir aber nicht folgen will, so sollst du von diesem mir geleisteten Eide entbunden sein; nur darfst du meinen Sohn nicht dorthin zurückführen!«
9
Da legte der Knecht seine Hand seinem Herrn Abraham unter die Hüfte und leistete ihm in dieser Sache den verlangten Eid.
10
Hierauf nahm der Knecht zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und allerlei Kostbarkeiten seines Herrn zu sich, machte sich auf den Weg und zog nach Mesopotamien nach der Stadt Nahors (Haran).
11
Dort ließ er die Kamele draußen vor der Stadt bei dem Wasserbrunnen sich lagern zur Abendzeit, zu der Zeit, wo die Frauen herauszukommen pflegen, um Wasser zu holen.
12
Dann betete er: »O HERR, du Gott meines Herrn Abraham! Laß es mir doch heute glücken und erweise meinem Herrn Abraham Gnade!
13
Siehe, ich stehe jetzt hier bei der Quelle, und die Töchter der Stadtbewohner werden herauskommen, um Wasser zu holen.
14
Wenn ich nun zu einem Mädchen sage: ›Neige, bitte, deinen Krug, damit ich trinke!‹ und sie mir dann antwortet: ›Trinke! Und auch deinen Kamelen will ich zu trinken geben!‹, so möge diese es sein, die du für deinen Knecht Isaak bestimmt hast; und daran will ich erkennen, daß du meinem Herrn Gnade erwiesen hast.«
15
Er hatte noch nicht zu Ende geredet, da kam schon Rebekka(a) heraus, die Tochter Bethuels, der ein Sohn der Milka, der Frau Nahors, des Bruders Abrahams, war; sie trug ihren Krug auf der Schulter.
16
Das Mädchen war von großer Schönheit und noch unverheiratet, eine Jungfrau; sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam wieder herauf.
17
Da eilte der Knecht auf sie zu und sagte: »Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken!«
18
Sie antwortete: »Trinke, Herr!« und ließ sogleich ihren Krug (von der Schulter) auf ihre Hand herab und ließ ihn trinken.
19
Als sie aber seinen Durst gestillt hatte, sagte sie: »Auch für deine Kamele will ich Wasser schöpfen, bis sie sich satt getrunken haben.«
20
Mit diesen Worten goß sie ihren Krug eilends in die Tränkrinne aus, lief dann nochmals zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen, und schöpfte so für alle seine Kamele,
21
während jener ihr verwundert zusah, ohne jedoch ein Wort zu sagen, um zu erkennen, ob der HERR Glück zu seiner Reise gegeben habe oder nicht.
22
Als nun die Kamele sich satt getrunken hatten, nahm der Mann einen goldenen Nasenring, einen halben Schekel schwer, und zwei Spangen für ihre Arme, zehn Schekel Goldes schwer,
23
und fragte sie: »Wessen Tochter bist du? Teile es mir doch mit! Ist wohl im Hause deines Vaters Platz für uns zum Übernachten?«
24
Sie antwortete ihm: »Ich bin die Tochter Bethuels, des Sohnes der Milka, den sie dem Nahor geboren hat.«(b)
25
Dann fuhr sie fort: »Sowohl Stroh als auch Futter haben wir in Menge und auch Platz zum Übernachten.«
26
Da verneigte sich der Mann, warf sich vor dem HERRN nieder
27
und rief aus: »Gepriesen sei der HERR, der Gott meines Herrn Abraham, der seine Güte und Treue meinem Herrn nicht entzogen hat! Gerades Weges zum Hause des Verwandten(c) meines Herrn hat mich der Ewige geführt!«
28
Das Mädchen aber war unterdessen hingelaufen und hatte im Hause ihrer Mutter alles erzählt, was sich zugetragen hatte.
29
Nun hatte Rebekka einen Bruder namens Laban; dieser eilte zu dem Manne hinaus an die Quelle.
30
Sobald er nämlich den Nasenring und die Spangen an den Armen seiner Schwester erblickt und seine Schwester Rebekka hatte erzählen hören, was der Mann zu ihr gesagt habe, ging er zu dem Manne hinaus, der immer noch bei den Kamelen an der Quelle stand.
31
Er sagte nun zu ihm: »Komm in mein Haus, du Gesegneter des HERRN! Warum stehst du hier draußen? Ich habe das Haus schon aufräumen lassen und Platz für die Kamele geschafft!«
32
So kam denn der Mann in das Haus; dort zäumte Laban die Kamele ab, gab ihnen Stroh und Futter und brachte ihm sowie den Leuten, die bei ihm waren, Wasser zum Waschen der Füße.
33
Als man ihm aber zu essen vorsetzte, sagte er: »Ich werde nicht eher essen, als bis ich meine Sache(d) vorgetragen habe.« Jener erwiderte: »So rede!«
34
Da berichtete er: »Ich bin ein Knecht Abrahams.
35
Gott der HERR hat meinen Herrn außerordentlich gesegnet, so daß er reich geworden ist; denn er hat ihm Kleinvieh und Rinder, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel gegeben.
36
Dazu hat Sara, die Frau meines Herrn, ihm noch in ihrem Alter einen Sohn geboren; dem hat er alles übergeben, was er besitzt.
37
Nun hat mein Herr mir folgenden Eid abgenommen: ›Du darfst meinem Sohne keine Frau aus den Töchtern der Kanaanäer nehmen, in deren Lande ich wohne,
38
sondern sollst zu meines Vaters Hause und zu meiner Verwandtschaft ziehen, um für meinen Sohn dort eine Frau zu nehmen.‹
39
Ich entgegnete meinem Herrn: ›Vielleicht wird das Weib mir nicht folgen wollen.‹
40
Da erwiderte er mir: ›Gott der HERR, vor dessen Angesicht ich gewandelt bin, wird seinen Engel mit dir senden und dir Glück zu deiner Reise geben, damit du für meinen Sohn eine Frau aus meiner Verwandtschaft, und zwar aus dem Hause meines Vaters, gewinnst.
41
Dann sollst du von dem mir geleisteten Eid entbunden sein, wenn du zu meiner Verwandtschaft kommst und man sie dir dort nicht geben will – dann bist du von dem mir geleisteten Eid entbunden.‹
42
Nun bin ich heute zu der Quelle gekommen und habe gebetet: ›O HERR, du Gott meines Herrn Abraham! wenn du doch Glück zu der Reise geben möchtest, auf der ich mich jetzt befinde!
43
Siehe, ich stehe jetzt hier an der Quelle. Laß es doch geschehen, daß das Mädchen, das herauskommt, um Wasser zu holen, und zu der ich sage: Gib mir, bitte, ein wenig Wasser aus deinem Kruge zu trinken!,
44
daß die mir dann antwortet: Trinke du selbst, und auch für deine Kamele will ich Wasser schöpfen! – so möge diese es sein, die Gott der HERR dem Sohne meines Herrn zur Frau bestimmt hat!‹
45
Ich hatte dieses bei mir noch nicht zu Ende geredet, da kam auch schon Rebekka aus dem Orte heraus mit ihrem Kruge auf ihrer Schulter; sie stieg zur Quelle hinab und schöpfte Wasser. Da bat ich sie: ›Gib mir, bitte, zu trinken!‹
46
Sogleich ließ sie ihren Krug (von der Schulter) herab und sagte: ›Trinke, und auch deinen Kamelen will ich zu trinken geben!‹ Da trank ich, und sie tränkte dann auch die Kamele.
47
Hierauf fragte ich sie, wessen Tochter sie sei, und sie antwortete: ›Die Tochter Bethuels, des Sohnes Nahors, den Milka ihm geboren hat.‹ Da legte ich ihr den Ring an die Nase und die Spangen an ihre Arme;
48
dann verneigte ich mich vor Gott dem HERRN, warf mich vor ihm nieder und pries den HERRN, den Gott meines Herrn Abraham, der mich den rechten Weg geführt hatte, um die Tochter des Verwandten(e) meines Herrn für seinen Sohn zu gewinnen.
49
Und nun, wenn ihr meinem Herrn Liebe und Treue erweisen wollt, so sagt es mir! Wo nicht, so sagt es mir auch, damit ich mich zur Rechten oder zur Linken wende!«
50
Da antworteten Laban und Bethuel: »Von Gott dem HERRN ist dies ausgegangen(f): wir können dir nichts dazu sagen, weder ja noch nein.
51
Rebekka steht dir zur Verfügung: nimm sie und ziehe hin, damit sie die Frau des Sohnes deines Herrn wird, wie Gott der HERR es bestimmt hat!«
52
Sobald der Knecht Abrahams diese ihre Worte gehört hatte, verbeugte er sich vor Gott dem HERRN bis auf die Erde;
53
dann holte er silberne und goldene Geräte(g) und Gewänder hervor und schenkte sie der Rebekka; auch ihrem Bruder und ihrer Mutter schenkte er Kostbarkeiten.
54
Dann aßen und tranken sie, er und die Leute, die bei ihm waren, und blieben über Nacht da. Am andern Morgen aber, als sie aufgestanden waren, sagte er: »Laßt mich nun zu meinem Herrn ziehen!«
55
Da erwiderten ihm ihr Bruder und ihre Mutter: »Laß doch das Mädchen noch einige Zeit oder (wenigstens) zehn Tage bei uns bleiben, dann magst du aufbrechen.«
56
Doch er entgegnete ihnen: »Haltet mich nicht auf! Da Gott der HERR Glück zu meiner Reise gegeben hat, so laßt mich nun ziehen, damit ich zu meinem Herrn zurückkehre.«
57
Da sagten sie: »Wir wollen das Mädchen rufen und sie selbst entscheiden lassen.«
58
So riefen sie denn Rebekka und fragten sie: »Willst du mit diesem Manne ziehen?« Sie antwortete: »Ja, ich will mit ihm ziehen.«
59
Da ließen sie ihre Schwester Rebekka samt ihrer Amme und ebenso den Knecht Abrahams samt seinen Leuten ziehen
60
und segneten Rebekka mit den Worten: »Du, unsere Schwester, werde die Mutter von tausendmal Tausenden, und deine Nachkommen mögen die Tore ihrer Feinde besetzen(h)
61
So machte sich denn Rebekka mit ihren Dienerinnen auf den Weg; sie setzten sich auf die Kamele und zogen hinter dem Manne her: der Knecht hatte Rebekka übernommen und zog von dannen.
62
Isaak aber war gerade auf der Heimkehr von einem Gang nach dem ›Brunnen des Lebendigen, der mich sieht‹(i); er wohnte nämlich im Südgau
63
und war gegen Abend aufs Feld hinausgegangen, um mit seinen Gedanken allein zu sein. Als er nun aufblickte, sah er auf einmal Kamele daherkommen.
64
Als nun auch Rebekka ihre Augen aufschlug und den Isaak erblickte, ließ(j) sie sich rasch vom Kamele herab
65
und fragte den Knecht: »Wer ist der Mann dort, der uns auf dem Felde entgegenkommt?« Der Knecht antwortete: »Das ist mein Herr!« Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich.
66
Der Knecht erzählte dann dem Isaak alles, wie es ihm ergangen war.
67
Isaak aber führte Rebekka in das Zelt seiner (verstorbenen) Mutter Sara und nahm sie auf; sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb. So tröstete sich Isaak nach dem Hingang(k) seiner Mutter.

Fußnoten

(a)24:15 d.h. die Fesselnde, Anziehende
(b)24:24 vgl. 1. Mose 22:23
(c)24:27 = des Bruders
(d)24:33 oder: mein Anliegen
(e)24:48 = Bruders
(f)24:50 = so gefügt
(g)24:53 oder: Geschmeide
(h)24:60 oder: in Besitz nehmen
(i)24:62 16,14
(j)24:64 oder: beugte
(k)24:67 oder: über den Verlust

Eine Braut für Isaak

1
Abraham aber war alt und hoch betagt, und der Herr hatte ihn in allem gesegnet.
2
Da sprach er zu dem ältesten Knechte seines Hauses, der über alles gesetzt war, was er hatte: Lege deine Hand unter meine Hüfte,
3
damit ich dich bei dem Herrn, dem Gott Himmels und der Erde, schwören lasse, dass du meinem Sohne kein Weib freien willst von den Töchtern der Chananiter, unter welchen ich wohne;
4
sondern dass du in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft ziehen, und von dort meinem Sohne Isaak ein Weib nehmen willst.
5
Da antwortete der Knecht: Wenn nun das Weib nicht mit mir in dieses Land kommen will, soll ich dann deinen Sohn wieder in das Land zurückführen, von dem du weggezogen bist?
6
Abraham sprach: Hüte dich, meinen Sohn je dorthin zurückzuführen.
7
Der Herr, der Gott des Himmels, der mich aus dem Hause meines Vaters und aus dem Lande, in dem ich geboren bin, hinweggeführt hat, der zu mir gesprochen und mir zugeschworen hat: Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben; er wird seinen Engel vor dir hersenden, dass du meinem Sohne von dorther ein Weib erhaltest.
8
Wenn aber das Weib dir nicht folgen will, so bist du deines Eides ledig; nur führe meinen Sohn nicht dorthin zurück.
9
Da legte der Knecht seine Hand unter die Hüfte Abrahams, seines Herrn, und schwor ihm, diesen Auftrag zu erfüllen.
10
Dann nahm er zehn Kamele von der Herde seines Herrn, sowie von allen dessen Kostbarkeiten etwas mit sich, und brach auf, und zog nach Mesopotamien, zur Stadt Nachors.
11
Dort ließ er die Kamele sich außerhalb der Stadt bei einem Wasserbrunnen lagern, Abends, zur Zeit wo die Weiber herauszukommen pflegen, um Wasser zu schöpfen, und er sprach:
12
Herr! du Gott meines Herrn Abraham, komme mir doch heut entgegen und tue Barmherzigkeit an meinem Gebieter Abraham.
13
Siehe, ich stehe an dem Wasserbrunnen, und die Töchter der Einwohner dieser Stadt werden herauskommen, um Wasser zu schöpfen.
14
Wenn also das Mädchen, zu dem ich sagen werde: Neige deinen Krug, dass ich trinke, mir antwortet: Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken, so ist diese es, die du deinem Knechte Isaak bestimmt hast; und hieran will ich erkennen, dass du an meinem Herrn Erbarmen geübt hast.
15
Noch hatte er die Worte bei sich nicht vollendet, da siehe, kam Rebekka heraus, die Tochter Bathuels, des Sohnes der Melcha, des Weibes Nachors, des Bruders Abrahams, den Krug auf ihrer Achsel tragend.
16
Das Mädchen aber war überaus wohlgestaltet, eine sehr schöne Jungfrau, und von keinem Manne erkannt. Und sie stieg hinab zu dem Brunnen, und füllte ihren Krug, und kam wieder herauf.
17
Da ging ihr der Knecht entgegen und sprach: Gib mir ein wenig Wasser aus deinem Kruge zu trinken!
18
Sie antwortete: Trinke, mein Herr; und eilends ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand und gab ihm zu trinken.
19
Und als er getrunken hatte, fügte sie bei: Auch deinen Kamelen will ich Wasser schöpfen, bis sie alle getrunken haben.
20
Dann goss sie den Krug in die Tränkrinne aus, lief wieder zum Brunnen zurück, um Wasser zu schöpfen, und schöpfte, und gab allen Kamelen.
21
Er aber schaute ihr schweigend zu, begierig zu erfahren, ob der Herr seine Reise habe glücken lassen oder nicht.
22
Nachdem nun die Kamele getrunken hatten, zog der Mann goldene Ohrgehänge hervor, zwei Sekel schwer, und ebensoviele Armbänder, zehn Sekel schwer,
23
und sprach zu ihr: Wessen Tochter bist du? Sage mir, ist im Hause deines Vaters Raum, um dort zu bleiben?
24
Sie antwortete: Ich bin die Tochter Bathuels, des Sohnes der Melcha, den sie dem Nachor geboren.
25
Und, fuhr sie fort, auch Stroh und Heu ist sehr viel bei uns, und geräumiger Platz, um dort zu bleiben.
26
Da warf sich der Mann nieder, und betete den Herrn an,
27
und sprach: Gepriesen sei der Herr, der Gott meines Herrn Abraham, der seine Barmherzigkeit und Treue meinem Herrn nicht entzogen und mich geraden Weges in das Haus des Bruders meines Herrn geführt hat!
28
Da lief das Mädchen hin und berichtete im Hause ihrer Mutter alles, was sie gehört hatte.
29
Nun aber hatte Rebekka einen Bruder mit Namen Laban. Dieser ging eilends hinaus zu dem Manne an den Brunnen.
30
Und als er die Ohrgehänge und Armbänder in den Händen seiner Schwester erblickte und alles vernommen hatte, was sie erzählte: Dies hat der Mann zu mir geredet; kam er zu dem Manne, der noch bei den Kamelen nahe dem Wasserbrunnen stand,
31
und sprach zu ihm: Komm herein, du Gesegneter des Herrn; warum stehest du draußen? Ich habe im Hause alles vorbereitet und Platz für die Kamele geschafft.
32
Und er führte ihn in das Haus, und entlastete die Kamele, und gab ihnen Stroh und Heu, und brachte Wasser, damit er und die Männer, die mit ihm gekommen waren, sich die Füße wuschen.
33
Auch ward ihm Speise vorgesetzt. Er aber sprach: Ich werde nicht eher essen, als bis ich meinen Auftrag vorgebracht habe. Laban antwortete ihm: So rede!
34
Da sprach er: Ich bin der Knecht Abrahams,
35
und der Herr hat meinen Gebieter reich gesegnet, so dass er groß geworden ist, und hat ihm Schafe und Rinder, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel geschenkt.
36
Sara aber, das Weib meines Herrn, hat meinem Herrn einen Sohn geboren, als sie schon hochbetagt war, und ihm hat er alles, was sein war, übergeben.
37
Und mein Herr beschwor mich und sagte: Nimm meinem Sohne kein Weib von den Töchtern der Chananiter, in deren Lande ich wohne;
38
sondern ziehe hin zu meines Vaters Hause, und aus meiner Verwandtschaft nimm meinem Sohne ein Weib.
39
Da antwortete ich meinem Herrn: Wenn nun aber das Weib nicht mit mir kommen will?
40
Da sprach er: Der Herr, vor dem ich wandle, wir seinen Engel mit dir senden und dich auf deinem Wege leiten, dass du meinem Sohne ein Weib von meiner Verwandtschaft und aus dem Hause meines Vaters erhaltest.
41
Dann sollst du von meinem Fluche frei sein, wenn du zu meinen Verwandten kommst und sie dir das Weib nicht geben.
42
Als ich nun heute zum Wasserbrunnen kam, sprach ich: Herr! du Gott meines Gebieters Abraham, wenn du mir Glück auf den Weg gegeben hast, auf dem ich mich jetzt befinde,
43
siehe, ich stehe jetzt hier bei dem Wasserbrunnen; die Jungfrau nun, die herauskommt, um Wasser zu schöpfen, und zu der ich sagen werde: Gib mir ein wenig Wasser aus deinem Kruge zu trinken!
44
und die mir dann sagt: Trinke, und auch deinen Kamelen will ich schöpfen; diese ist das Weib, welches der Herr dem Sohne meines Gebieters bestimmt hat.
45
Während ich dies noch bei mir selbst schweigend erwog, erschien Rebekka, mit einem Kruge auf der Achsel daherkommend, und stieg hinab zum Brunnen, und schöpfte Wasser. Und ich sprach zu ihr: Gib mir ein wenig zu trinken!
46
Sie aber hob eilends den Krug von ihrer Schulter und sagte zu mir: Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken. Und ich trank, und sie tränkte die Kamele.
47
Hierauf fragte ich sie und sprach: Wessen Tochter bist du? Sie antwortete: Ich bin die Tochter Bathuels, des Sohnes Nachors, welchen ihm Melcha gebar. Da legte ich ihr die Ohrgehänge an, ihr Gesicht zu schmücken, und tat die Armbänder an ihre Hände.
48
Dann warf ich mich nieder, und betete den Herrn an, und pries den Herrn, den Gott meines Herrn Abraham, dass er mich den rechten Weg geführt hat, damit ich die Tochter des Bruders meines Herrn für seinen Sohn freite.
49
Und nun, wenn ihr meinem Herrn also Liebe und Treue erweisen wollt, so tut es mir kund; beliebt es euch aber anders, so saget mir auch dies, damit ich mich zur Rechten oder zur Linken wende.
50
Da antworteten Laban und Bathuel: Die Sache ist von dem Herrn ausgegangen; wir können mit dir nichts anderes reden, als was ihm gefällt.
51
Siehe, hier steht Rebekka, nimm sie, und ziehe hin, und sie werde das Weib des Sohnes deines Gebieters, wie der Herr geredet hat.
52
Als nun der Knecht Abrahams dies gehört hatte, warf er sich zur Erde nieder und betete den Herrn an.
53
Dann zog er silberne und goldene Geräte und Gewänder hervor und gab sie Rebekka zum Geschenke, und auch ihren Brüdern und ihrer Mutter gab er Geschenke.
54
Und man richtete ein Mahl an, und sie aßen und tranken zusammen und blieben daselbst. Des Morgens aber stand der Knecht auf, und sprach: Entlasset mich, dass ich zu meinem Herrn ziehe!
55
Da antworteten ihre Brüder und ihre Mutter: Lass das Mädchen wenigstens noch zehn Tage bei uns bleiben, und dann mag sie reisen!
56
Er aber sprach: Haltet mich nicht zurück, da der Herr meinen Weg glücklich geleitet hat; entlasset mich, damit ich zu meinem Herrn ziehe!
57
Sie sprachen: Wir wollen das Mädchen rufen und sie nach ihrem Willen fragen.
58
Da ward sie gerufen und kam, und sie fragten: Willst du mit diesem Manne ziehen? Sie erwiderte: Ja, ich will gehen!
59
Also ließen sie Rebekka ziehen, und ihre Amme, und den Knecht Abrahams, und seine Leute,
60
und sie wünschten ihrer Schwester Glück und sprachen: O unsere Schwester, werde Mutter von tausendmaltausend, und deine Nachkommen mögen die Tore ihrer Feinde in Besitz nehmen!
61
Hierauf bestiegen Rebekka und ihre Mägde die Kamele und folgten dem Manne, der eilends zu seinem Herrn zurückzog.
62
Zur selben Zeit aber wandelte Isaak auf dem Wege, der zu dem Brunnen führt, dessen Namen Brunnen des Lebenden und Schauenden ist; denn er wohnte in dem Südlande.
63
Und er war ausgegangen, auf dem Felde nachzusinnen, als der Tag sich schon geneigt hatte, und als er die Augen erhob, sah er Kamele von ferne daherkommen.
64
Auch Rebekka erblickte den Isaak, und stieg von dem Kamele herab,
65
und sprach zu dem Knechte: Wer ist der Mann, der über das Feld her uns entgegenkommt? Er sprach zu ihr: Es ist mein Herr. Da nahm sie eilends ihren Schleier und verhüllte sich.
66
Der Knecht aber erzählte Isaak alles, was er ausgerichtet hatte.
67
Da führte dieser sie in das Zelt Saras, seiner Mutter, und nahm sie zum Weibe, und gewann sie so lieb, dass der Schmerz sich minderte, der ihn durch den Tod seiner Mutter betroffen hatte.