Gottes Neue Offenbarungen

Die Weisheit Salomos

Lutherbibel von 1912 mit Apokryphen

- Kapitel 6 -

Eine Ansprache an die Fürsten, nach der Weisheit zu suchen: Sie wird leicht von denen gefunden, die sie suchen

1
Ungerechtigkeit verwüstet alle Lande, und böses Leben stürzt die Stühle der Gewaltigen.
2
So höret nun, ihr Könige, und merket; lernet ihr Richter auf Erden;
3
nehmet zu Ohren, die ihr über viele herrschet, die ihr euch erhebet über den Völkern!
4
Denn euch ist die Obrigkeit gegeben vom Herrn, und die Gewalt vom Höchsten, welcher wird fragen, wie ihr handelt, und forschen, was ihr ordnet.
5
Denn ihr seid seines Reichs Amtleute; aber ihr führet euer Amt nicht fein, und haltet kein Recht, und tut nicht nach dem, was der Herr geordnet hat.
6
Er wird gar greulich und bald über euch kommen und es wird ein gar scharfes Gericht gehen über die Oberherren.
7
Denn den Geringen widerfährt Gnade, aber die Gewaltigen werden gewaltig gestraft werden.
8
Denn der, so aller Herr ist, wird keines Person fürchten, noch die Macht scheuen; er hat beide, die Kleinen und Großen, gemacht, und sorgt für alle gleich.
9
Über die Mächtigen aber wird ein starkes Gericht gehalten werden.
10
Mit euch, Tyrannen, rede ich, auf daß ihr Weisheit lernet und daß ihr nicht in Sünde fallet.
11
Denn wer heilige Lehre heilig behält, der wird heilig gehalten, und wer sie wohl lernt, der wird wohl bestehen.
12
So laßt euch nun meine Rede gefallen; begehrt sie, und laßt euch lehren!
13
Denn die Weisheit ist schön und unvergänglich, und läßt sich gern sehen von denen, die sie liebhaben, und läßt sich finden von denen, die sie suchen.
14
Ja, sie begegnet und gibt sich selbst zu erkennen denen, die sie gerne haben.
15
Wer sie gern bald hätte, bedarf nicht viel Mühe; er findet sie vor seiner Tür auf ihn warten.
16
Denn nach ihr trachten, das ist die rechte Klugheit; und wer ihretwegen wacht, darf nicht lange sorgen.
17
Denn sie geht umher und sucht, wer ihrer wert sei, und erscheint ihm gern unterwegs, und hat acht auf ihn, daß sie ihm begegne.
18
Denn wer sich gern läßt weisen, da ist gewiß der Weisheit Anfang; wer sie aber achtet, der hat sie lieb.
19
Wer sie liebhat, der hält ihre Gebote; wo man aber die Gebote hält, da ist unvergängliches Wesen gewiß.
20
Wo aber unvergängliches Wesen ist, da ist man Gott nahe.
21
Wer nun Lust hat zur Weisheit, den macht sie zum Herrn.
22
Habt ihr nun Gefallen an Thron und Zepter, ihr Herrscher der Völker,
23
so haltet die Weisheit in Ehren, auf daß ihr ewiglich herrschet.
24
Was aber Weisheit ist und woher sie komme, will ich euch verkündigen und will euch die Geheimnisse nicht verbergen, sondern forschen von Anfang der Kreatur, und will sie öffentlich zu erkennen geben und will die Wahrheit nicht sparen.
25
Denn ich will mit dem giftigen Neid nicht zu tun haben; denn der hat nichts an der Weisheit.
26
Wenn aber der Weisen viel sind, das ist der Welt Heil; und ein kluger König ist des Volkes Glück.
27
Darum laßt euch weisen durch meine Worte; das wird euch frommen.